Der Große Orionnebel oder Messier 42 ist neben der Andromedagalaxie wahrscheinlich das bekannteste Objekt des Himmels. Er wurde schon im
Altertum von arabischen Astronomen beobachtet, von Johann Bayer 1603 in seiner "Uranometria" als Theta Orionis bezeichnet und dann um 1610 von
Nicholas Peiresc sowie unabhängig 1611 von Johann Baptist Cysatus als Nebel teleskopisch wiederentdeckt. Galileo Galilei beschrieb 1617 an der
selben Stelle einen Dreifachstern, ohne den Nebel selber wahrzunehmen. Schließlich zeichnete Giovanni Batista Hodierna 1654 das Objekt zum
ersten Mal. Die erste detaillierte Beschreibung stammt aber 1656 von Christian Huygens. Der andere, schwächere und leicht rundliche Nebelteil
wurde 1733 von de Mairan zum ersten Mal beschrieben. Charles Messier trug dann beide Nebel 1769 als Nummer 42 und 43 in seinen berühmten
Nebelkatalog ein. Auch Edmund Halley nahm ihn 1717 in seine Liste der "sechs Nebel" auf. M 42 war auch das erste Objekt, welches Henry Draper
am 30. September 1880 zum ersten mal erfolgreich auf eine Fotoplatte bannen konnte.
Der Orionnebel ist das hellste Sternentstehungsgebiet und der hellste galaktische Nebel in der unmittelbaren Nachbarschaft der Sonne.
Gleichzeitig ist er sicherlich das Glanzlicht der beeindruckenden Himmelsregion um das Sternbild Orion. Er ist ein Emissionsnebel, der durch
die jungen Sterne in seinem inneren zum Leuchten angeregt wird. Unmittelbar nördlich des Nebels findet man mit NGC 1973, NGC 1975 und NGC 1977
auch einige schwächere Reflektionsnebel. Seine Entfernung wird mit 1.350 Lichtjahren angegeben. Mit einem scheinbaren Durchmesser von mehr als
1 Grad am Himmel, beträgt sein wahrer Durchmesser ungefähr 30 Lichtjahre. Der Orionnebel ist aber nur ein Teil einer riesigen Gas- und
Staubwolke, die sich noch über das halbe Sternbild Orion erstreckt. Die wahre Größe beträgt wahrscheinlich mehrere hundert Lichtjahre. Zu
ihr gehören beispielsweise auch Barnards Loop, der Pferdekopfnebel und Messier 78, die alle Teil der großen Orion Molekülwolke (OMC 1)
sind.
In den letzten Jahren war der Orionnebel Ziel auch modernerer Teleskope. Besonders das Hubble Space Telescope (HST) entdeckte hier in seinem
inneren zahlreiche protoplanetare Staubscheiben, so genannte Proplyds, die sich in Zukunft wahrscheinlich zu einem Planetensystem, ähnlich dem
unseren, entwickeln werden.
Eindrucksvoll erscheint der Orionnebel schon in einem kleinen Feldstecher, besonders unter einem dunklen, mondlosen Himmel. Auch die markante
Form, die besonders auf Fotos hervortritt, ist als nach Süden hin erstreckender hauchzarter Nebelschleier deutlich zu erkennen. Mit größeren
Feldstechern erscheint im nordöstlichen Teil auch eine Dunkelwolke. Und selbst mit einem kleinen Teleskop von 2 bis 3 Zoll Öffnung, ist schon
das grünliche Leuchten in der OIII-Linie auffällig. Bei sehr großen Teleskopöffnungen und guter Durchsicht, ist mitunter schon ein leicht
oranger Ton wahrzunehmen.
Durch die große Flächenhelligkeit verträgt der Nebel sehr gut hohe Vergrößerungen. Hier sollte mit der Vergrößerung und dem wahren
Gesichtsfeld des Okulars ein wenig experimentieren. Mitunter steigert das stark die Detailwahrnehmbarkeit im Nebel.
Der zentrale Bereich des Orionnebel, mit dem berühmten Trapez, wird auch als Huygensregion bezeichnet. Das eigentliche Trapez ist der
Mehrfachstern Theta Orionis, der in Wahrheit aber ein sehr junger offener Sternhaufen ist. Mit 50facher Vergrößerung sind die eng beieinander
stehenden Trapezsterne A bis D gut aufgelöst. Ab 4 Zoll Öffnung, hoher Vergrößerung und gutem Seeing, erscheinen auch die schwächeren
Komponenten E und F. Am nordöstlichen Rand des Nebels erkennt man dann auch schon die weiter oben angesprochene Dunkelwolke recht deutlich,
die durch ihre markante Form auch als Fischmaul oder Sinus Magnus bezeichnet wird. Hier kann man ruhig hoch vergrößern. Ab 4 bis 6 Zoll
Öffnung sollte in der Dunkelwolke auch eine schwache Nebelbrücke auftauchen.
Nordöstlich dieser Region ist der andere Nebelteil, mit der Bezeichnung Messier 43, schon sehr deutlich in einem Fernglas zu erkennen.
Nämlich als nahezu kreisförmiges Anhängsel des Großen Orionnebels, der einen schwachen Übergang zu diesem besitzt. Dieser Nebel umgibt den
7 mag hellen unregelmäßig veränderlichen Stern NU Orionis.
Mit jedem Zoll an Teleskopöffnung, erscheint auch der Orionnebel sehr viel eindrucksvoller im Gesichtsfeld. Die Detailfülle ist dann nahezu unerschöpflich. Hier und da tauchen plötzlich zahlreiche Hell- und Dunkelgebiete sowie Nebelfilamente auf, die mit anderen Öffnungen nicht zu erkennen sind. Auch ein schmalbandiger Nebelfilter bringt Vorteile, weil dann selbst in kleineren Teleskopen und bei niedriger Vergrößerung, sich die beiden hellsten Ausläufer nach Süden hin vereinigen und eine Art Nebelring bilden.
Das Auffinden des Orionnebels inmitten des Schwertgehänges des Himmelsjäger Orion ist denkbar einfach. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 4
Magnituden und Dank seiner großen Ausdehnung am Himmel, kann Messier 42 - unter moderaten Bedingungen - schon mit bloßem Auge als unscharfes
Nebelchen um den Stern Theta Ori erkannt werden.
Die beste Zeit zur Beobachtung sind die Wintermonate, wenn das Sternbild Orion im Süden kulminiert. So durschreitet das Schwertgehänge des
Orion am 15. Januar gegen 22 Uhr den Merdian und steht dabei in einer Höhe von rund 30° über dem Horizont.