NGC 7380 - Der ZaubernebeL

NGC 7380 ist ein offener Sternhaufen, mit eingebetteten Emissionsnebel, im nördlichen Sternbild Kepheus (Cepheus). Das Objekt wurde am 7. August 1787 von Friedrich Wilhelm Herschels Schwester Caroline Lucretia Herschel mit ihrem 4,2 Zoll Spiegelteleskop entdeckt. Ihr Bruder beobachtete NGC 7380 am 1. Januar 1788 mit seinem großen 18,7 Zoll Spiegel und nahm das Objekt als H VIII.77 in seinen Katalog auf. Er beschrieb es als Haufen grob verstreuter Sterne. Caroline war die Assistentin ihres Bruders und selbst eine begeisterte astronomische Beobachterin. Sie fand alleine 8 Kometen und viele Deep Sky Objekte. Als Würdigung ihrer Verdienste für die Wissenschaft ist ein 13 km großer Krater auf dem Mond, sowie der Asteroid 281 nach Caroline Lucretia Herschel benannt. NGC 7380 trägt auch den Eigennamen „Zaubernebel“ bzw. „Zauberernebel“ (Wizard Nebula) und ist im 1959 erschienenen Sharpless-Katalog als Sh2-142 gelistet.

NGC 7380 ist eine 150 Lichtjahre große HII-Region, im benachbarten Perseus-Spiralarm unserer Milchstraße. Sie befindet sich ca. 7.200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Sternentstehungsgebiet, das als „Zaubernebel“ bekannt ist, enthält einen jungen offenen Sternhaufen, der nur wenige Millionen Jahre alt ist und eine Ausdehnung von gut 20 Lichtjahren besitzt. Schätzungen gehen von einem Alter des Sternhaufens zwischen 3,8 und 11,9 Millionen Jahren aus. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,2 mag ist der Sternhaufen, mitsamt dem Nebel, bereits in mittleren Teleskopen beobachtbar. Der ihn umgebende Nebel, der aus rot leuchtendem, ionisiertem Wasserstoff und dunklen Molekülwolken besteht, besitzt eine Winkelausdehnung von 20 x 25 Bogenminuten. Damit besitzt er ungefähr 2/3 der Ausdehnung des Vollmondes am Himmel. NGC 7380 ist in der gigantischen Cepheus OB1 Assoziation eingebettet, die am Himmel eine Ausdehnung von 11 x 4 Grad bzw. 2.200 x 800 Lichtjahre einnimmt. NGC 7380 befindet sich ca. 4 Grad vom Zentrum der Cepheus OB1 Assoziation entfernt.

Der 8,6 mag helle veränderliche Stern DH Cephei (HD 215835) regt das interstellare Gas, aus dem der Sternhaufen entstanden ist, mit seiner intensiven UV-Strahlung zum Leuchten an. Der Stern besitzt die Spektralklasse O5 und befindet sich direkt im Zentrum des Haufens. Er ist ein enger spektroskopischer Doppelstern, dessen Sekundärkomponente ebenfalls die Spektralklasse O5 besitzt. Beide Sterne besitzen eine Oberflächentemperatur von 30.000 Kelvin und umkreisen sich in nur 2,111 Tagen. O-Sterne sind übrigens die größten und heißesten uns bekannten Sterntypen. Ihre Leuchtkraft kann die unserer Sonne um den Faktor 1 Million übertreffen! Das DH Cephei Binärsystem verdrängt das ihn umliegende Gas und Staub und verdichtet es in der Umgebung, sodass in den benachbarten Regionen Sternentstehung ausgelöst wird. Zurzeit ist die Sternentstehungsrate in NGC 7380 sehr gering. Viele neu entstandenen Sterne sind noch in ihrem Geburtskokon eingeschlossen. Von den veränderlichen Sternen, die in der Nebelregion identifiziert wurden, wurden 14 als Vor-Hauptreihensterne nachgewiesen. 17 von ihnen haben bereits die Hauptreihe des Herzsprung-Russell-Diagramms erreicht. Ein großer Teil von ihnen besitzt die Spektralklasse B. Der Nebel selber ist visuell allerdings nur sehr schwer zu beobachten.

Der Sternhaufen ist unter einem dunklen Landhimmel bereits mithilfe eines 10x50 Fernglases als kleiner schwacher Nebelfleck zu erkennen. Mit einem 16x70 Fujinon Feldstecher sieht man einen diffusen Nebelfleck, mit einer helleren Kondensation und schwächeren asymmetrischen Ausläufern vor dem diffusen Licht der Milchstraße. Mit 3 bis 4-Zoll Öffnung und mittleren Vergrößerungen ist der Sternhaufen in einem reichen Milchstraßenfeld eingebettet. Er ist bereits in seine Einzelsterne aufgelöst und erscheint bei mittleren Vergrößerungen um 70-fach dreiecksförmig. Der hellste Stern befindet sich an der Ostspitze dieses Dreiecks. Das Innere des Haufens enthält weniger Sterne. Auffällig ist ein Bogen aus 3 hellen Sternen, wobei der mittlere einen hübschen Doppelstern bildet. Insgesamt sind rund 50 bis 60 Sterne der 9. und 10. Größenklasse wahrnehmbar. Mit einem 6 bis 8-Zoll großen Teleskopen und geringer Vergrößerung ist der Sternhaufen, der nun knapp 100 Sterne enthält, in einer klaren und dunklen Herbstnacht in einem schwachen nebelhaften Glühen eingebettet. Ein schmalbandiger UHC oder OIII-Filter kann den Kontrast zum Hintergrund noch deutlich steigern. Nun ist der dem Sternhaufen umgebene Nebel bereits direkt erkennbar. Ein feines Glühen umgibt einen dreieckigen Keil aus Sternenlicht. Auffällig ist eine 30 Bogenminuten lange Spur, die von Ostnordost bis Südsüdwest verläuft und sich unmittelbar südlich des Hauptbogens von drei hellen Sternen anschließt. Im Gebiet sind weitere Nebelflecken erkennbar, wo man nicht weiß, ob diese reale Nebelgebiete oder Gebiet mit unaufgelöste Sternenhintergrund sind. Am auffälligsten ist ein Nebelknoten etwa 5 Bogenminuten südöstlich des Doppelsterns im weiter oben erwähnten Bogen.

NGC 7380 steht im südöstlichen Teil des Sternbilds Cepheus und ist vom deutschsprachigen Raum aus zirkumpolar. Man findet ihn, wenn man die Verbindungslinie von Zeta Cephei (3,4 mag) und Delta Cephei (3,5 mag) nach Osten hin verlängert. Der Sternhaufen steht ungefähr 2 Grad östlich von Delta und ist mit einem Teleskopschwenk recht einfach zu erreichen. Zunächst schwenkt man 1 Grad in Richtung Osten zum unregelmäßig veränderlichen Stern der 8. Größenklasse, W Cephei. Anschließend schwenkt man etwas mehr als 1 Grad nach Südosten, bis ein Stern der 6,5ten Größenklasse ins Gesichtsfeld kommt. NGC 7380 befindet sich etwa 15 Bogenminuten östlich und ein wenig südlich dieses Sterns.

Der Zauberernebel mitsamt dem Sternhaufen ist am besten in den Monaten Mai bis Dezember beobachtbar, wenn das Sternbild Kepheus hoch am Himmel steht. Mitte Oktober steht NGC 7380 um 22 Uhr Sommerzeit zenitnah in seiner höchsten Stellung im Süden.