NGC 6934 im Delfin

Der Kugelsternhaufen NGC 6934, im Sternbild Delfin (Delphinus), wurde am 24. September 1785 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Er beschrieb den Sternhaufen als sehr hell, groß und in der Mitte allmählich heller werdend. In seinem 18,7 Zoll großen Spiegelteleskop konnte Herschel NGC 6934 bereits sehr leicht in einzelne Sterne auflösen. Das Objekt ist auch in Patrick Moores Caldwell-Katalog als Caldwell 47 verzeichnet.

Das kleine und unscheinbare Sternbild Delfin beherbergt nur wenige Deep-Sky-Objekte. Eines davon ist der Kugelsternhaufen NGC 6934, der sich in einer Entfernung von 52.000 Lichtjahre von der Erde befindet. Damit ist der Sternhaufen bereits in den Außenbereichen des galaktischen Halos lokalisiert. Mit einer Helligkeit von 8,9 Größenklassen und einer scheinbaren Winkelausdehnung von 7,1 Bogenminuten kann das Objekt bereits in kleinen Teleskopen aufgesucht werden. Der Haufen ist in seinem Zentrum deutlich lockerer konzentriert, als zum Beispiel der Kugelsternhaufen Messier 15 im Pegasus, der sich in ungefähr derselben Himmelsregion befindet. Seine Gesamtmasse wird auf 295.000 Sonnenmassen und sein Durchmesser auf 120 Lichtjahren geschätzt. In NGC 6934 wurden 85 veränderliche Sterne gefunden, von denen 79 der Klasse der RR-Lyrae-Sterne angehören. Hierbei handelt es sich um so genannte Haufenveränderliche, die als wichtige Standardkerzen zur Entfernungsbestimmung dienen. Des Weiteren wurde auch ein seltener SX-Phoenicis Veränderlicher gefunden. Der Haufen bewegt sich auf einer stark exzentrischen und zu 73 Grad gegen die Ebene der Milchstraße geneigten Bahn um unsere Heimatgalaxie. Möglicherweise hat der Kugelhaufen einen gemeinsamen dynamischen Ursprung mit dem Kugelsternhaufen NGC 5466 im Sternbild Bootes. Ferner gibt es Hinweise auf einen Gezeitenschweif. Das Alter des Kugelhaufens wird auf 10 Milliarden Jahren geschätzt. Nur 10 Grad nordöstlich von NGC 6934 befindet sich ein weiterer entfernter Kugelsternhaufen: NGC 7006. Dieser liegt mit einer Entfernung von 135.000 Lichtjahre rund drei Mal so weit im Hintergrund.

NGC 6934 ist selbst unter sehr guten Beobachtungsbedingungen mit einem 10x50 Feldstechers nur schwer zu erfassen und erscheint nur als unscharfer Stern der 9. Größenklasse. Mit kleinen Instrumentarium ist der Kugelhaufen schwer in Einzelsterne aufzulösen. Mit einem 3 bis 4 Zoll großen Refraktor und mittleren Vergrößerungen ist nur ein runder, diffuser Lichtball zu erkennen, der zum Zentrum hin etwas heller wird. Direkt westlich des Haufens befindet sich ein auffälliger Stern der 9. Größenklasse. Auch mit 6 bis 8 Zoll großen Teleskopen ist der Sternhaufen noch nicht auflösbar. Indirekt erscheinen aber die Ränder des Haufens leicht granuliert und bei gutem Seeing in Teilen aufgelöst. Die Helligkeit nimmt nur mäßig zur Mitte hin zu. Das Zentrum erscheint kompakt. Erst mit Teleskopen von 10 bis 12 Zoll Öffnung und hohen Vergrößerungen gelingt es, NGC 6934 teilweise in Einzelsterne aufzulösen. Bei 200-fach sind ungefähr drei Dutzend Sterne an seinen Rändern zu erkennen, die von unregelmäßigen dunklen Stellen umgeben sind. Drei Feldsterne der 9,5ten Größenklasse sind westlich des Haufens zu sehen. Der Sternhaufen erscheint bei losem Blick komprimiert und körnig. Erst mit Teleskopen von 16 Zoll und mehr gelingt es auch, die Kernregion teilweise in Einzelsterne aufzulösen. Das Zentrum erscheint immer noch sehr kompakt. Die Randbereiche erscheinen gemottelt und mit einigen Dutzend Sternen übersät.

NGC 6934 befindet sich 3 ¾ Grad südlich von Epsilon Delphini (4,0 mag) und ungefähr 1 Grad nordwestlich eines Sternenpaares der 6. und 7. Größenklasse. Wir stellen Epsilon Del in die Suchermitte ein und schwenken knapp 2 Grad in Richtung Südosten, zu Kappa Del (5,0 mag). Ein weiterer Schwenk von einem Grad nach Süden führt uns zu einem Dreieck aus Sternen der 7,5ten Größenklasse. Ein weiterer Schwenk von 2 Grad in dieser Richtung führt uns zu NGC 6934, der bereits im Sucher als kreisrunder Nebelfleck erscheinen sollte.

Die beste Zeit, den Kugelsternhaufen zu beobachten, sind die späten und dunklen Sommer- und Herbstnächte, wenn das Sternbild Pegasus hoch im Süden steht. Weiter westlich der Nasenspitze des geflügelten Pferdes befindet sich auch das Sternbild Delphin. Mitte September steht NGC 6934 um 22 Uhr Sommerzeit mittelhoch im Süden, in einer Höhe von 45 Grad über dem Südhorizont.