
Der Planetarische Nebel NGC 6572 im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) wurde am 18. Juli 1825 von dem deutschen Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve mithilfe des 9,6-Zoll Fraunhofer-Refraktors der Sternwarte Dorpat entdeckt. Struve, der aus einer Familie bedeutender Astronomen stammte, beschrieb ihn als einen Stern, der von einer hellen, grünen Ellipse aus unscharfem Licht umgeben ist. Der Nebel ist auch unter den weniger bekannten Namen "Blue Racquetball", "Emerald Eye Nebula", "Green Nebula" und "Turquoise Orb" bekannt.
Mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,1 mag und einer Winkelausdehnung von 0,6 x 0,4 Bogenminuten ist NGC 6572 bereits in kleinen Amateurteleskopen zu beobachten. Er ist sogar etwa 1,5 mag heller als der bekannte Ringnebel M 57 im Sternbild Leier. Die Entfernung dieses Planetarischen Nebels ist unsicher und liegt je nach Quelle zwischen 1.400 und 6.400 Lichtjahren. Bei einer mittleren Entfernung beträgt sein Durchmesser somit etwas mehr als ein Drittel eines Lichtjahres. Der Nebel ist noch recht jung, denn sein Zentralstern hat erst vor etwa 2.600 Jahren seine Gashüllen abgestoßen. Daher ist das Material noch sehr konzentriert, was seine große Helligkeit erklärt. Diese Gaswolke dehnt sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Sekunde ins All aus. Seine Struktur besteht aus zwei leicht gegeneinander verschobenen bipolaren Schalen und einer toroidalen Taille. Der extrem heiße Zentralstern vom Spektraltyp Of-WR(H) leuchtet mit einer scheinbaren Helligkeit von 13,6 mag und besitzt 0,57 Sonnenmassen. Zu Beginn seines Lebens muss der Stern eine ähnliche Masse wie unsere Sonne gehabt haben. Seine Oberflächentemperatur beträgt 68.000 Kelvin, seine Leuchtkraft entspricht der von 5.700 Sonnen. Mit seiner starken UV-Strahlung regt der Zentralstern das Gas in seiner Umgebung zum Leuchten an. Die dominierenden Spektrallinien sind die von einfach ionisiertem Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Sie verleihen dem Nebel seine typische türkise Farbe.
Aufgrund seiner großen Flächenhelligkeit ist der Planetarische Nebel ein vergleichsweise einfaches Objekt für kleine Teleskope mit 2,5 bis 3-Zoll Öffnung. Er ist sogar in einem handelsüblichen 7x50 Feldstecher als „Stern” erkennbar. Allerdings erscheint er dem Beobachter bei geringer Vergrößerung als blaugrüner Stern in dem sternarmen Gebiet im Schlangenträger. Bei einer Öffnung von 4 bis 6-Zoll und geringer Vergrößerung fällt seine türkise Farbe sofort auf. Er erscheint wie ein leicht aufgeblähter Stern. Bei 150-facher Vergrößerung ist eine Art heller Zentralstern erkennbar, der von einem elliptischen Halo umgeben ist. Bei einer Öffnung von 8 bis 10-Zoll und einer sehr hohen Vergrößerung von 240-fach zeigt sich NGC 6572 als ovaler, nach Nord-Süd ausgerichteter Nebel ohne Struktur. Die Nebelhülle erscheint im südlichen Teil und im Zentrum etwas heller. Einige Beobachter berichten, dass NGC 6572 blau erscheint, während andere sagen, er erscheine eher grün. Der heiße Zentralstern ist nur mit größeren Teleskopen sichtbar.
NGC 6572 befindet sich im äußersten Nordosten des Sternbilds Schlangenträger und ist relativ einfach zu finden: Man sucht etwa 5 Grad nordnordöstlich der V-förmigen Sterngruppe des Ophiuchus, die auch als Poniatowski-Stier bekannt ist. Wir orientieren uns an den beiden hellen Sternen Rasalhague (Alpha Oph, 7,1 mag) und Cebalral (Beta Oph, 2,8 mag). Etwa sieben Grad weiter östlich befindet sich ein Sternenpaar der vierten Größenklasse, 71 und 72 Ophiuchi. Der Nebel befindet sich ziemlich genau 3 Grad südsüdöstlich des 3,7 mag hellen Sterns 72 Ophiuchi. Etwa 1 ¼ Grad südöstlich der beiden Sterne finden wir ein Paar von Sternen der 7. Größenklasse, die in Nordost-Südwest-Richtung ausgerichtet sind. NGC 6572 steht etwa 50 Bogenminuten südöstlich des südlichen Sterns.
Der Planetarische Nebel ist am besten in den Sommermonaten zu beobachten, wenn das Sternbild Ophiuchus im Süden kulminiert. Anfang August befindet sich NGC 6572 gegen 22:30 Uhr Sommerzeit im Süden und kulminiert in einer Höhe von 45 Grad über dem Horizont.
