Die Galaxie NGC 4450 im Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices) wurde vom deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel am 14. und 21. März 1784 zweimal beobachtet. Der amerikanische Astronom J.L.E. Dreyer warf die Möglichkeit auf, dass Herschel am 21. März neben der Galaxie auch einen schwachen Kometen beobachtet haben könnte. Herschel beschrieb das Objekt als "ziemlich groß, unregelmäßig rund, hell in der Mitte".
NGC 4450 ist eine helle Spiralgalaxie mit aktivem Kern im Virgo-Galaxienhaufen. Die Galaxie vom Hubble-Typ SA(s)ab ist 85 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und mit einer Helligkeit von 10,1 mag und einer scheinbaren Ausdehnung von 5,4 x 4,1 Bogenminuten bereits in kleineren Teleskopen sichtbar. Damit hat sie die gleiche Helligkeit wie die bekanntere Balkenspirale Messier 91 im gleichen Sternbild, aber eine etwas größere Flächenhelligkeit. Ihr wahrer Durchmesser wird auf 83.000 Lichtjahre und ihre Masse auf 70 Milliarden Sonnenmassen geschätzt. Damit ist sie etwas kleiner und leichter als unser eigenes Milchstraßensystem. Ihre Entfernung weicht etwas von den rotverschiebungsunabhängigen Entfernungsschätzungen ab. Man geht davon aus, dass die Galaxie in der gleichen Entfernung wie der Virgo-Galaxienhaufen liegt, nämlich bei 55 ± 5 Millionen Lichtjahren. NGC 4450 besitzt einen großen, hellen und etwas länglichen Kern vom LINER-Typ. Ihre Spiralarme sind glatt und nahezu strukturlos, mit nur wenigen Sternentstehungsgebieten und wenig neutralem Wasserstoffgas im Vergleich zu anderen Spiralgalaxien dieses Typs. Daher wird sie auch als „anämische“ Galaxie bezeichnet. Einzelne Staubspuren lassen sich vor allem in der Nähe ihres Kerns an der Ostflanke nachweisen. Messungen mit dem Weltraumteleskop Hubble zeigen, dass sich im Zentrum der Galaxie ein supermassereiches Schwarzes Loch befindet, das von einer rotierenden Gasscheibe umkreist wird, die um 27 Grad gegen die Sichtlinie geneigt ist.
Unter einem dunklen Landhimmel ist die Galaxie bereits mit einem 3 bis 4-Zoll Refraktor als blasser Nebelfleck zu erkennen. Bei 5 bis 6-Zoll Öffnung und geringer Vergrößerung erscheint die Galaxie relativ groß und hell als 3 Bogenminuten großer Nebel. Zur Mitte hin wird der Nebel plötzlich heller. Die Galaxie wirkt wie ein kleiner Komet. Bei 60-facher Vergrößerung ist die Galaxie sehr auffällig. Im Zentralbereich befindet sich ein heller, kreisförmiger Kern, der im Zentrum stellar erscheint. Bei 8 bis 10-Zoll Reflektoren fällt bei mittleren bis hohen Vergrößerungen vor allem der nun etwas länglich wirkende, große und sehr helle Kern auf, der in einen hellen inneren Halo eingebettet erscheint. Der Halo erstreckt sich von Norden nach Süden. Mit indirektem Sehen erkennt man an der Ostflanke eine dünne Staubspur. Der schwächere äußere Halo geht allmählich in den Hintergrund über. Knapp 4 Bogenminuten südwestlich der Galaxie befindet sich ein heller Feldstern. Bei noch größerer Öffnung ist die Spiralstruktur der Galaxie zu erkennen.
NGC 4450 befindet sich etwa 1 ½ Grad südöstlich von Messier 85. Wir stellen den 4,5 mag hellen Stern 11 Comae Berenices, der sich 8 Grad nordöstlich von Denebola (Beta Leo, 2,1 mag) befindet, in die Suchermitte ein. Wir schwenken das Teleskop um ein Grad nach Ostnordost, bis wir auf M 85 stoßen. Wir stellen diese Galaxie in die Suchermitte und schwenken etwa eine Vollmondbreite oder 35 Bogenminuten nach Südosten, bis wir auf einen Stern der 7,5 Größenklasse stoßen. Nun schwenken wir weitere 40 Bogenminuten nach Süden, bis wir auf einen ähnlich hellen Stern treffen. NGC 4450 befindet sich nur 20 Bogenminuten südwestlich dieses Sterns und sollte bereits in einem Okular mit geringer Vergrößerung im Gesichtsfeld erscheinen.
Die Galaxie lässt sich am besten im Frühling beobachten, wenn das Sternbild Coma Berenices hoch am Himmel steht. Anfang Mai befindet sich die NGC 4450 gegen 23 Uhr auf dem Meridian in einer Höhe von 55 Grad über dem Südhorizont.