Die linsenförmige Galaxie NGC 2655, im nördlichen Sternbild Giraffe (Camelopardalis), wurde am 26. September 1802 von dem deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel entdeckt, der die Galaxie als sehr hell, wenig ausgedehnt und mit einer heller werdenden Mitte beschrieb. In Halton Arps Katalog der ungewöhnlichen Galaxien trägt NGC 2655 auch die Bezeichnung Arp 225. Arp klassifizierte die Galaxie als Objekt mit amorpher Spiralstruktur.
Die Galaxie gehört zum Hubble-Typ SB0-a und befindet sich 69 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einer Helligkeit von 10,1 mag und einem scheinbaren Durchmesser von 4,9 x 4,1 Bogenminuten, ist das Objekt bereits in kleineren bis mittleren Teleskopen beobachtbar. Gleichzeitig gehört sie zur Klasse der Seyfert-2-Galaxien, mit einem hellen, aktiven Kern und einem supermassereichen Schwarzen Loch in ihrem Zentrum. NGC 2655 ist eine linsenförmige Galaxie, die morphologisch zwischen den elliptischen und den spiralförmigen Galaxien anzusiedeln ist. Linsenförmige Galaxien sind scheibenförmig wie normale Spiralgalaxien, produzieren aber nicht mehr viele neue Sterne. Aus diesem Grund enthalten sie nur eine alternde Sternpopulationen, ähnlich wie bei den elliptischen Galaxien. NGC 2655 ist die Hauptgalaxie einer kleinen Galaxiengruppe mit der Bezeichnung LGG 165. Diese ist ähnlich unserer Lokalen Gruppe, zu der auch die Andromedagalaxie (Messier 31) und die Dreiecksgalaxie (Messier 33) gehören. Zur NGC 2655-Gruppe gehören noch NGC 2591, NGC 2715 und NGC 2748. Die Galaxie weist auf lang belichteten Fotos eine ungewöhnliche Spiralstruktur, asymmetrische Staubspuren in ihrem Zentrum, Gezeitenarme und ausgedehnte Gebiete neutralen Wasserstoffgases in ihrer Scheibe auf. Im Infraroten Licht des neutralen Wasserstoffs wurde in ihrem Zentrum auch ein Balken entdeckt. Möglicherweise hat NGC 2655 vor kurzem eine Verschmelzung mit einer anderen Galaxie erlebt, die auch Ursache für ihr ungewöhnliches Aussehen ist. Aufgrund der komplexen Dynamik der HI-Gebiete in der Galaxienscheibe und Gezeitenarme im Halo wird vermutet, dass die Galaxie gleich mehrere Verschmelzungen mit anderen Galaxien in der Vergangenheit durchlebt hat. Mit einem Durchmesser von 135.000 Lichtjahren und einer Leuchtkraft von 40 Milliarden Sonnen, ist NGC 2655 aber etwas kleiner als unsere Milchstraße (Durchmesser 170.000 Lj). Zu Beginn des Jahres 2011 wurde in der Galaxie auch eine Supernova vom Typ Ia beobachtet. Hierbei handelt es sich um Weiße Zwerge in einem engen Doppelsternsystem, die Materie von einem nahen Begleiter aufsammeln, bis der Weiße Zwerg von seinem Begleiter genügend Masse aufgenommen hat, um als Supernova zu explodieren. Es sind so genannte Standardkerzen für die Entfernungsbestimmung im Universum. Die Supernova trägt die Bezeichnung SN 2011B und erreichte Ende Januar 2011 eine maximale Helligkeit von 12,9 Größenklassen.
NGC 2655 ist bereits in kleineren Teleskopen beobachtbar und erscheint im 3 Zoll Refraktor als nahezu runder blasser Lichtfleck, mit hellerem Zentralbereich. Die Galaxie bildet mit einem 7,5 mag Stern und einem weiteren Stern der 9. Größenklasse ein gleichseitiges Dreieck. Mit Teleskopen von 4 bis 6 Zoll Öffnung und höherer Vergrößerung ist ein heller Kern erkennbar, der von einem schwächeren diffusen und ovalen Halo umgeben ist. Der stellare Kern ist umgeben von einer Art breitem Balken, der vor allem bei hoher Vergrößerung sichtbar wird. Im 8 bis 10 Zöller erscheint das Zentralgebiet deutlich heller und auffälliger. Der Halo geht diffus in den Hintergrund über. Das hellere Zentrum ist deutlich in O-W-Richtung elongiert. Mit hoher Vergrößerungen und ab 12 Zoll Öffnung, zerfällt die Galaxie in ein sternförmiges Zentrum, der von einem hellen Lichtkragen umgeben ist und einem planetarischen Nebel ähnelt. Mit indirektem Sehen erscheint die Galaxienscheibe leicht gemottelt. Nur 3 Bogenminuten östlich von NGC 2655 befindet sich die 11,1 mag helle Balkenspirale NGC 2715. Diese Galaxie ist bereits in mittleren Teleskopen auffindbar und ebenfalls ein Mitglied der NGC2655-Gruppe.
Um die Galaxie aufzusuchen, können wir uns an dem Asterismus des Großen Wagens orientieren. Wir bilden eine Linie zwischen Dubhe (Alpha UMa, 1,8 mag) und Polaris (Alpha UMi, 1,9 mag). Etwa auf zwei Drittel des Weges zum Polarstern und etwas westlich dieser Linie befindet sich ein Stern der 4. Größenklasse. Wir stellen jetzt diesen Stern in die Suchermitte ein. Nur 1 Grad in südwestlicher Richtung befindet sich ein Stern der 6. Größenklasse. Knapp 4 Grad in Richtung Süden gibt es zwei Sterne der 7. Größenklasse, die mit der Galaxie eine Art rechtwinkliges Dreieck bildet. NGC 2655 befindet sich nur wenige Bogenminuten nordwestlich des östlichen Sterns und sollte bereits im 10x50 Sucher schwach erkennbar sein.
NGC 2655 befindet sich nur 10° von Polaris entfernt und ist demzufolge das ganze Jahr zirkumpolar. Anfang März befindet steht die Galaxie gegen 22:30 Uhr, mit 62 Grad, an ihrem höchsten Punkt über dem Horizont.