Objekt des Monats - Mai 2023

Messier 90 IN DER jUNGFRAU



M90

Die Galaxie Messier 90 im Sternbild Jungfrau
© STScI Digitized Sky Survey (DSS)


Die Galaxie Messier 90 (NGC 4569), im Sternbild Jungfrau (Virgo), wurde am 18. März 1781 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt. In jener Nacht entdeckte er 7 weitere Galaxien in der selben Himmelsregion sowie den Kugelsternhaufen Messier 92 im Sternbild Herkules. Er beschrieb die Galaxie als Nebel ohne Stern, mit sehr schwachem Licht und schwierig wahrzunehmen. M 90 ist in Halton Arps Katalog der wechselwirkenden Galaxien als Arp 76 ebenfalls verzeichnet.

Messier 90 ist eine große Balken-Spiralgalaxie vom Hubble-Typ SAB(rs)ab und befindet sich 58,7 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie ist ein Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens und gehört zu den größten und hellsten Spiralgalaxien dieser Gruppe. Die Galaxie besitzt eine scheinbare Helligkeit von 9,4 mag und eine Ausdehnung von 9,5 x 4,4 Bogenminuten. Somit ist M 90 unter einem dunklen Landhimmel bereits in einem 10x50 Fernglas erkennbar. Die Galaxie besitzt einen Durchmesser von 165.000 Lichtjahre und enthält rund 1 Billion Sterne. Damit ist sie von der Größe und Masse her vergleichbar mit der Milchstraße. Allerdings besitzt sie mit 1.000 kugelförmigen Sternhaufen, die 4-fache Menge an Kugelhaufen wie in unserer Galaxis. Mit -22 mag absoluter Helligkeit ist M 90 auch deutlich heller als die Andromedagalaxie (Messier 31).

M 90 scheint mit der 13 mag hellen irregulären Galaxie IC 3583 gravitativ verbunden zu sein. Trotz dieser Nähe scheint es in Messier 90 keine Sternentstehung mehr stattzufinden. Denn in ihren eng gewundenen Spiralarmen sind kaum Sternentstehungsgebiete und junge Sternhaufen vorhanden. Nur in der inneren Scheibenregion, nahe des Zentrums, existieren dunkle Staubspuren und junge Sternhaufen. Dort entstanden vor 5 bis 6 Millionen Jahren rund 50.000 massereiche Sterne vom Spektraltyp O und B. Aus diesem Grund geht man heute davon aus, dass die beiden Galaxien zu weit voneinander entfernt stehen und nur räumlich-perspektivische Nachbarn sind. M 90 wird ferner als Seyfert-2 Galaxie eingestuft. Man geht davon aus, dass sich die Galaxie in naher Zukunft in eine linsenförmige Galaxie vom Typ S0 ohne Spiralarme entwickeln wird. Aufgrund der Wechselwirkungen mit anderen Galaxien in der Vergangenheit und vor allem mit dem intergalaktischen Medium im Virgohaufen, ist in der Scheibe von M 90 fast das komplette Gas und der Staub abhanden gekommen. In in der Fachliteratur wird das als "ram-pressure stripping" bezeichnet wird. Einige ihrer H-II Regionen befinden sich sogar außerhalb ihrer Scheibe. Aus diesem Grund wird M 90 als anämische Galaxie eingestuft und dient als Prototyp für diese Klasse von Galaxien. Nur ¾ Grad südlich von M 90 befindet sich die elliptische Galaxie Messier 89. Im Gegensatz zu ihr, bewegt sich M 90 mit 383 km/s auf die Milchstraße zu. Demzufolge muss sie eine hohe Eigenbewegung innerhalb des Virgo-Galaxienhaufens aufweisen.

Die Galaxie ist unter einem dunklen Landhimmel im 7x50 bzw. 10x50 Feldstecher als sehr schwacher Lichtfleck erkennbar. Deutlich besser ist die Galaxie in meinem 16x70 Fujinon zu sehen. Im 3 bis 4 Zoll Refraktor ist die Galaxie ein einfaches Objekt und befindet sich ein einem reizvollen sternenreichen Umfeld. Sie erscheint als recht heller und 2:1 elongierter ovaler Lichtfleck mit hellerer Zentralregion. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erkennt man ein helles Kerngebiet, das von einem diffusen aber gut definiertem Halo umgeben ist, der vom Zentrum ausgehend nach außen hin verblasst. In dunklen und klaren Nächten lässt sich bereits mit 10 bis 12 Zoll Öffnung und mittleren Vergrößerungen einzelne Details in der Galaxienscheibe wahrnehmen. Vor allem der westliche Bereich der Scheibe erscheint gemottelt. Der südliche Bereich wird von einer Art Dunkelstreifen schwach durchtrennt. Der Kern erscheint nun fast stellar.

Messier 90 ist eine typische Galaxie des Frühlingshimmel und befindet sich direkt an der Grenze der Sternbilder Virgo und Coma Berenices. Sie steht oberhalb und etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Sternen Vindemiatrix (Epsilon Virginis) und Denebola (Beta Leonis). Im selben Himmelsbereich befinden sich noch die Galaxien M 84, M 86 und M 87. M 90 steht ca. 1,5 Grad nordöstlich von M 87.

Die Galaxie steht Mitte Mai um 22 Uhr Sommerzeit am höchsten und erreicht eine Höhe von 51 Grad über dem Südhorizont.



Map

Aufsuchkarte für Messier 90 in der Jungfrau (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (104 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 90 / NGC 4569 / UGC 7786 / PGC 42089 / MCG 2-32-155 / ARP 76
Objekttyp: Galaxie (Galaxy)
Sternbild: Jungfrau (Virgo, Vir)
RA (J2000.0): 12h 36m 50.0s
Dec (J2000.0): +13° 09' 50"
B Helligkeit: 10.2
V Helligkeit: 9.4
Flächenhelligkeit: 13.4
Größe: 9.5' x 4.4'
Positionswinkel: 23°
Klassifikation: SBab
Entfernung: 59 Millionen Lj

Beschreibung: pL,bMN
Notizen: IC 3583 @ 6.0';vseBN in B diff bar w much dark matter

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