Die Spiralgalaxie Messier 74 (NGC 628) im Sternbild Fische wurde im September 1780 von Pierre Méchain entdeckt und am 18. Oktober 1780 von
Charles Messier als ziemliche großen Nebel ohne Sterne, der sehr schwer zu beobachten ist, beschrieben. Aufgrund ihrer geringen
Flächenhelligkeit von 14,4 mag pro Quadratbogenminuten gehört M 74 zu den schwierigsten Objekten des Messier-Katalogs. Lord Rosse war einer
der ersten Beobachter, der die Spiralstruktur von M 74 erkannte und beschrieb.
Messier 74 ist mit 93.000 Lichtjahren Durchmesser ähnlich groß wie unser eigenes Milchstraßensystem, enthält mehr als 100 Milliarden Sterne
und steht 32 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie besitzt eine scheinbare Ausdehnung von 10,5 x 9,5 Bogenminuten und eine Helligkeit
von 9,1 mag. Aufgrund ihrer regelmäßigen Spiralstruktur vom Hubble-Typ Sc gehört sie zur den so genannten "grand-design" Spiralgalaxien auf
denen wir genau von oben blicken. Die Kernregion von M 74 ist klein und hell und ihre Spiralarme sind über 1.000 Lichtjahre breit. Dort findet
man zahlreiche junge heiße blaue Sterne und viele rötlich leuchtende Sternentstehungsgebiete aus Wasserstoffgas.
Messier 74 ist die Hauptgalaxie einer kleinen Galaxiengruppe von 5 bis 7 Welteninseln, ähnlich unserer Lokalen Gruppe, zu denen auch die
Balkenspirale NGC 660 und einige kleinere irreguläre Galaxien gehören. Bisher wurde mit SN 2002ap und SN 2003 gd nur zwei Supernovae in M 74
entdeckt: Die Supernova SN 2002ap, die durch den Kernkollaps eines 40 Sonnenmasse schweren Sterns entstanden ist, erreichte sogar eine maximale
Helligkeit von 12,3 mag und war demzufolge schon sehr leicht in mittleren Teleskopen sichtbar. Sie gehörte zu Klasse der so genannten
Hypernovae, die 100-mal heller leuchten als "normale" Supernovae. Bei der Supernova SN 2003gd fand man eine Art Lichtecho, die durch die
Reflektion des Lichts der Supernovaexplosion an Molekülwolken in unmittelbarer Umgebung des Vorgängersterns verursacht wurde. Durch diese
Supernova vom Typ II konnte die Entfernung zu M 74 recht genau bestimmt werden. Außerdem wurde im März 2005 durch das Röntgenobservatorium
Chandra eine ultrahelle Röntgenquelle (ultraluminous X-Ray source - ULX) entdeckt, die periodisch Röntgenstrahlung aussendet. Mit einer Masse
von 10.000 Sonnenmassen vermutet man, dass es sich bei der Röntgenquelle um ein mittelschweres Schwarzes Loch handelt.
Aufgrund der geringen Flächenhelligkeit von Messier 74 erkennt man unter einem aufgehellten Himmel nur die helle Kernregion. Ein 10x50
Fernglas zeigt unter einem dunklen Landhimmel, an der Stelle wo sich die Galaxie befindet, nur indirekt einen zarten Nebelschimmer. Selbst mit
4 Zoll Öffnung und mittlerer Vergrößerung erkennt man unter durchschnittlichen Bedingungen nur ein verwaschenes ovales Lichtfleckchen. Mit 6
bis 8 Zoll Öffnung erscheint die Kernregion stellar. Der Kern ist dabei in einer ovalen und recht ausgedehnten Nebelscheibe eingebettet. Ab 10
bis 12 Zoll Öffnung erscheint die Galaxie mit mittlerer Helligkeit recht groß, rund und mit einem starken Helligkeitsanstieg zur Mitte. Man
beobachtet am besten bei geringer Vergrößerung und maximaler Austrittspupille. Der Kern selber verträgt Vergrößerung bis zur
Millimeterzahl des Fernrohrs. Die auf den Fotos so herrlich erscheinenden Spiralarme sind selbst in noch größeren Optiken schwierig zu
erfassen. Nur einige schwache Lichtflecken erscheinen visuell im Teleskop und geben die Position der Spiralarme an.
Um die lichtschwache Galaxie aufzufinden, starten wir bei Alpha Psc. Wir schwenken das Teleskop nun nach Osten über die Sterne Omikron und Pi
Psc hinaus, bis wir auf den 4 mag hellen Stern Eta Psc treffen. Dieser befindet sich in der direkten Verlängerung der beiden hellsten Sterne
des Sternbilds Widder, Alpha und Beta Ari in Richtung Westen. M 74 steht dabei nur 1,5 Grad nordöstlich dieses Sterns. Im Sucherteleskop
befindet sich die Galaxie direkt östlich eines Sternenpaars 6. und 7. Größenklasse und bildet mit den beiden Sternen eine Art
gleichschenkliges Dreieck.
Messier 74 kulminiert Mitte November gegen 22 Uhr Mitteleuropäischer Zeit und steht dabei mit über 50 Grad recht hoch am Himmel.