Messier 73 (NGC 6994) ist eine zufällige Anordnung aus 4 Sternen, ein sogenanntes Sternenmuster (Asterismus), im südlichen Sternbild Wassermann (Aquarius). Das Objekt wurde am 4. Oktober 1780 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt, in derselben Nacht, in der er auch Messier 72 katalogisierte. Messier beschrieb das Objekt ursprünglich als einen Haufen aus 3 bis 4 Sternen mit etwas Nebel. Aus diesem Grund erhielt das Objekt Einzug in Messiers berühmten Katalog der kometenähnlichen Nebel, der heutzutage als Messier-Katalog bekannt ist. Der britische Astronom John Herschel und auch sein Vater Friedrich Wilhelm konnten allerdings keinerlei Nebel in M 73 entdecken. Außerdem stellte er fest, dass die Klassifizierung von M 73 als Sternhaufen fragwürdig war. Trotz alledem hat John Herschel diese Gruppe in seinen Generalkatalog als GC 4617 aufgenommen, ebenso J.L.E. Dreyer für den NGC-Katalog. Messier 73 ist zusammen mit dem Doppelstern Messier 40 und der Milchstraßenwolke Messier 24 eines der drei Messier-Objekte, die nicht als echte Deep-Sky-Objekte gelten.
Messier 73 besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,9 mag und eine Winkelausdehnung von 2,8 Bogenminuten. Bis in die 2000er Jahre hinein war nicht geklärt, ob es sich bei dem Objekt um einen echten und nur aus wenig Sternen bestehenden offenen Sternhaufen oder einer zufällig angeordnete Sternengruppe handelt. Mitglieder von offenen Sternhaufen sind zusammen aus derselben Molekülwolke entstanden und sind räumlich und gravitativ einander gebunden. Sie besitzen alle das gleiche Alter. Sterne, die einen Asterismus bilden, stehen nur zufällig auf derselben Sichtlinie, besitzen aber unterschiedliche Entfernungen und Alter. Im Jahr 2000 brachten Analysen der Farben und Helligkeit der Sterne in M 73, dass die vier hellen Sterne und einige nahe gelegene Sterne der Farben-Leuchtkraft-Relation folgen, was für einen Sternhaufen sprechen würde. Insgesamt 24 Mitgliederkandidaten wurden schließlich ermittelt. Diese lassen sich in ein Farben-Helligkeits-Diagramm eines alten Sternhaufens mit einem Alter von 2 oder 3 Milliarden Jahren, einem Winkeldurchmesser von 9 Bogenminuten und einer Entfernung von rund 2.000 Lichtjahren einpassen.
Zwei Jahre später ergab eine hochauflösende spektroskopische Studie der Spektren der sechs hellsten Sterne in M 73, dass die vier Sterne womöglich nicht physisch zusammengehören. In der Zwischenzeit konnte durch Messung der Eigenbewegung und Radialgeschwindigkeiten - u.a. unter Zuhilfenahme der Gaia Raumsonde - eindeutig nachgewiesen werden, dass es sich bei Messier 73 tatsächlich um einen Asterismus handelt und nicht um einen Sternhaufen bzw. die Überreste eines solchen. Laut Gaia stehen die 4 Sterne in Messier 73 1.030±9, 1.249±10, 2.170±22 und 2.290±24 Lichtjahre von der Sonne entfernt, wobei es sich beim zweiten Stern um einen Doppelstern handelt. Wissenschaftlich gesehen gab es nie ein großes Interesse an M 73. Allerdings sind Asterismen für Astronomen nützlich, wenn sie untersuchen wollen, wie offene Sternhaufen, aufgrund von Gravitationskräften unserer Milchstraße, auseinandergezogen werden.
Die Sternengruppe ist bereits mithilfe eines 7x50 oder 10x50 Feldstechers als schwacher Nebelknoten erkennbar, allerdings ein recht schwieriges Objekt. Mein 16x70 Fujinon Feldstecher liefert ein deutliches besseres Ergebnis und zeigt einen schwächeren unscharfen Lichtpunkt. In kleinen Teleskopen von 3 bis 4-Zoll Öffnung und mit mittlerer Vergrößerungen um 60-fach bemerkt man hier nur eine Y-förmige Gruppe aus Sternen der 10. bis 12. Größenklasse. Der Hauptstern besitzt einen gelblichen Farbton, während die anderen drei Sterne eine weiße Farbe besitzen. Der vierte Stern ist deutlich lichtschwächer und selbst im 4-Zöller schwierig zu finden. Mit Öffnungen von 6 bis 8-Zoll ist Messier 73 ein leichtes Objekt. Hier kann ohne Probleme so hoch vergrößert werden, wie es die Beobachtungsbedingungen es zulassen. Entfernt erinnert die Sternengruppe an das dreieckige Raumschiff aus dem Videospielklassiker Asteroids. M 73 befindet sich in prominenter Umgebung. Denn nur 1 ½ Grad westlich der Sterngruppe steht der 9,3 mag helle Kugelsternhaufen Messier 72 (NGC 6981). Knapp 3 Grad nordöstlich von unserer Sternengruppe steht noch der berühmte Saturnnebel (NGC 7009).
Messier 73 befindet sich im südwestlichen Teil des Sternbilds Aquarius, nahe an der Grenze zum Sternbild Capricornus. Am besten sucht man zuerst den Kugelsternhaufen Messier 72 auf, der sich auf knapp der Hälfte der Verbindungslinie zwischen Albali (Epsilon Aqr, 3,8 mag) und Theta Capricorni (4,1 mag) befindet. Nur 1° und 20 Bogenminuten östlich des Kugelsternhaufens befindet sich M 73 nahezu auf derselben Deklination. Aus diesem Grund kann man nach der Beobachtung des Kugelsternhaufens 5 ½ Minuten warten, bis Messier 73, durch die Drehung der Erde, in das Gesichtsfeld wandert. Da sowohl das Sternbild Wassermann als auch der Steinbock nur relativ schwache Sterne enthalten, gehören M 72 und M 73 zu den schwieriger aufzufindenden Objekten des Messier-Katalogs.
Die beste Beobachtungszeit, um den M 73 zu beobachten ist der Spätsommer und die frühen Herbstnächte, wenn das Sternbild Wassermann im Süden kulminiert. Mitte September steht Messier 73 gegen 22:30 Uhr Sommerzeit knapp 25 Grad hoch im Süden.