Der Kugelsternhaufen Messier 70 (NGC 6681), im südlichen Sternbild Schütze (Sagittarius), wurde am 31. August 1780 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt und zwar in derselben Nacht, als er Lacailles Beobachtung des Kugelsternhaufens Messier 69 überprüfte. Er beschrieb ihn als Nebel ohne Sterne neben einem Stern der 9. Größenklasse. Der deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel war der erste Beobachter, der den Kugelsternhaufen in seine Sterne auflösen konnte. Er beschrieb ihn als eine Miniaturausgabe von Messier 3. Der berühmte Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp) wurde am 24. Juli 1995 von Alan Hale und Thomas Bopp östlich und in direkter Nähe zu M 70 entdeckt. Der Komet entwickelt sich 1997 zum hellsten Kometen der letzten 30 Jahre.
Messier 70 ist einer der vielen Kugelsternhaufen im Sternbild Schütze und gehört visuell zu den kleineren und lichtschwächeren seiner Art an unserem Himmel. Er ist von Mitteleuropa aus nicht leicht zu beobachten, denn M 70 befindet sich mit einer Deklination von -32° tief am Südhimmel, im südlichen Bereich des Sagittarius. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,1 mag und einer Winkelausdehnung von 7,8 Bogenminuten ist er von südlicheren Breiten aus bereits unter Zuhilfenahme eines Feldstechers erkennbar. Bei Beobachtung mit Amateurteleskopen erscheint der Sternhaufen deutlich kleiner, da sein helles Zentrum nur etwa 4 Bogenminuten misst. Messier 70 steht nach neuesten Erkenntnissen 34.470 Lichtjahre von der Erde und ca. 6.500 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt, so dass er recht starken Gezeitenkräften unserer Galaxis ausgesetzt ist. Frühere Entfernungsangaben beliefen sich auf 70.000 Lichtjahre. Sein wahrer Durchmesser beträgt ungefähr 68 Lichtjahre. Die Masse des Sternhaufens wird mit 179.000 Sonnenmassen angegeben. Messier 70 besitzt ungefähr die gleiche Größe und Leuchtkraft wie sein räumlicher Nachbar Messier 69. Die beiden Sternhaufen sind nur 1.800 Lichtjahre voneinander entfernt. M 70 ist allerdings etwas größer und lichtstärker und etwas metallärmer als M 69. Er enthält vereint etwa 4,5% der schweren Elemente unserer Sonne.
Der Kugelsternhaufen hat in der Vergangenheit einen Kernkollaps erlitten, so dass er dem Beobachter im Zentrum dicht konzentriert erscheint (Konzentrationsklasse V). Die Sternendichte im Zentrum ist höher als in durchschnittlichen Kugelsternhaufen. Etwa 20% der 150 bekannten Kugelsternhaufen unseres Milchstraßensystems hatten in der Vergangenheit einen Kernkollaps durchlebt, darunter M 15, M 30, M 62 sowie M 79. Messier 70 besitzt zwei unterschiedliche Sternpopulationen, die von sich aus eine einzigartige Häufigkeit aufweisen. Des Weiteren sind 10 veränderliche Sterne bekannt, die sich innerhalb seines Gezeitenradius befinden. Fünf von diesen Veränderlichen gehören dem Typ RR Lyrae an, die so genannten Haufenveränderlichen. Sie gelten als Standardkerzen für die Entfernungsbestimmung. Außerdem wurden auch zwei Blaue Nachzügler im Haufen gefunden. Die Mitgliedssterne erreichen die 14. Größenklasse. M 70 entfernt sich momentan mit einer recht hohen Geschwindigkeit von etwa 200 km/s von uns. Mit einem Alter von 12,8 Milliarden Jahren gehört er außerdem zu den ältesten Kugelsternhaufen unserer Galaxis.
Der Kugelsternhaufen ist aufgrund seiner südlichen Lage von Deutschland aus sehr schwierig zu beobachten und erreicht zur Kulmination nur eine sehr geringe Höhe über dem südlichen Horizont. Man benötigt für eine erfolgreiche Beobachtung einen nach Süden hin sehr dunklen Standort und einen klaren Himmel. Aus diesem Grund beobachtet man am besten von den Kanarischen Inseln oder von der südlichen Hemisphere aus. Dort ist der Kugelsternhaufen bereits mithilfe eines 10x50 Fernglases als unscharfes Sternchen der 9. Größenklasse erkennbar. Im 16x70 Fujinon Feldstechers erscheint das Zentrum sogar etwas heller. Bei guten mitteleuropäischen Bedingungen ist M 70 bereits mit einem 2 bis 3-Zoll großen Refraktor und mittleren Vergrößerungen als mattes und unscheinbareres Nebelfleckchen zu erkennen. In Teleskopen von 4 bis 6-Zoll Öffnung und 40-facher Vergrößerung erscheint er indirekt leicht gemottelt. Es fällt vor allem sein helleres und flächig erscheinendes Zentrum auf. M 70 ähnelt nun einem kleinen Kometen. Ab 8 bis 10-Zoll Öffnung und hohen Vergrößerung von 133-fach ist er selbst in aufgehellten Standorten nicht mehr zu übersehen und zeigt bereits in den Randbereichen erste Einzelsterne. Das Zentrum erscheint nun sehr kompakt und nach wie vor nicht aufgelöst. Mit Öffnungen jenseits der 12 Zoll ist der Kugelsternhaufen unter guten Bedingungen bereits vollständig in seine Einzelsterne aufgelöst, abgesehen von dem ziemlich kompakt erscheinenden Zentralbereich.
Messier 70 ist relativ leicht aufzufinden. Er befindet sich direkt an der Unterkante des Teekannen-Asterismus des Sternbilds Schütze und mittig auf der Verbindungslinie der beiden Sterne Ascella (Zeta Sgr, 2,6 mag) und Kaus Australis (Epsilon Sgr, 1,8 mag) und genau südlich von Kaus Borealis (Lambda Sgr, 2,8 mag). Nur 1 Grad nordöstlich von Epsilon Sagittarii steht ein gleichseitiges Dreieck aus Sternen der 6. und 7. Größenklasse. Eineinhalb Grad nordöstlich dieses Dreiecks stehen zwei Sterne der 6. Größenklasse sowie ein schwächerer Stern. Verbinden wir die beiden letzten Sterne um weitere 2 Grad in Richtung Nordosten, treffen wir schließlich auf unseren Kugelsternhaufen. Nur 2 ½ Grad westlich von M 70 befindet sich noch der helle Kugelsternhaufen M 69 auf derselben Deklination wie dieser.
Der Kugelsternhaufen ist am besten in den Sommermonaten zu beobachten, wenn das Sternbild Sagittarius im Süden kulminiert. Anfang August steht M 70 um 23 Uhr Sommerzeit gerade einmal 6 Grad hoch über dem Südhorizont.