Objekt des Monats - Juli 2025

Messier 69 im Schützen



M69

Der Kugelsternhaufen Messier 69 im Sternbild Schütze
© STScI Digitized Sky Survey (DSS)



Messier 69 (NGC 6637) ist ein Kugelsternhaufen im südlichen Sternbild Schütze (Sagittarius). Das Objekt wurde am 31. August 1780 von dem französischen Astronomen Charles Messier bei der Suche nach einem von Nicolas-Louis de Lacaille zwischen 1751 und 1752 beschriebenen Objekt entdeckt. Er glaubte in dieser Nacht das von Lacaille beschriebene Objekt wiederentdeckt zu haben. Bis heute ist jedoch unklar, ob Lacaille tatsächlich diesen Kugelsternhaufen meinte, den er mit dem Kern eines kleinen Kometen verglich. Messier beschrieb das Objekt als lichtschwachen Nebel ohne Sterne. In derselben Nacht entdeckte Messier auch den Kugelsternhaufen Messier 70. Der deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel beobachtete M 69 im Jahr 1784 mit seinem 20-Fuß-Teleskop. Er beschrieb ihn als „sehr hell, ziemlich groß, leicht auflösbar oder vielmehr als einen bereits aufgelösten Haufen winziger Sterne”. M 69 ist einer der schwächeren Kugelsternhaufen in Messiers berühmtem Nebelkatalog.

Mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,3 mag und einer Winkelausdehnung von 7,1 Bogenminuten ist Messier 69 bereits in Ferngläsern und kleinen Teleskopen zu beobachten. Aufgrund seiner südlichen Lage im Sternbild Sagittarius ist der Kugelsternhaufen von Mitteleuropa aus jedoch nicht leicht zu sehen. M 69 ist ein typischer Kugelhaufen der galaktischen Bulge und liegt 6.200 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt. Mit einem Alter von 13,06 Milliarden Jahren zählt er zu den ältesten Objekten in unserer Milchstraße. Er befindet sich in einer Entfernung von 29.700 Lichtjahren zur Sonne und hat einen Durchmesser von etwa 85 Lichtjahren. Sein Gezeitenradius ist mit 7,2 Lichtjahren im Vergleich zu anderen Kugelsternhaufen sehr klein. Trotz seines Alters ist M 69 ein vergleichsweise metallreicher Haufen, was für ähnlich alte Kugelsternhaufen eher ungewöhnlich ist. Der zentrale Teil unserer Galaxie, der Entstehungsort von M 69, ist in Bezug auf die Bildung schwerer Elemente deutlich schneller gealtert als der Rest der Galaxie. Er enthält etwa zehnmal mehr „Metalle” als andere Kugelsternhaufen. Im Vergleich zur Sonne enthält er etwa 22 % ihres Metallgehalts. Als „Metalle” bezeichnen Astronomen alle Elemente, deren Ordnungszahl größer ist als die von Wasserstoff und Helium, den häufigsten Elementen im Universum.

Messier 69 besitzt eine Masse von 200.000 Sonnenmassen. Seine hellsten Sterne erreichen 13,2 Größenklassen. Sie konzentrieren sich stark auf den Kern, doch mit der Dichteklasse V weist M 69 eine eher mittlere Sternkonzentration auf.Die meisten Sterne sind alte Rote Riesen vom Spektraltyp M. Sein Gesamtfarbindex macht ihn zu einem der rötesten Kugelsternhaufen. Der Kugelsternhaufen enthält nur sehr wenige veränderliche Sterne. Bekannt sind nur 13 Veränderliche, darunter zwei Sterne vom Typ Mira. Die meisten dieser veränderlichen Sterne sind RR-Lyrae-Sterne, die für die kosmische Entfernungsskala im Universum von großer Bedeutung sind. Messier 70, der nur 2 ½ Grad südwestlich von M 69 liegt und sich in einer Entfernung von 29.400 Lichtjahren zur Sonne befindet, ähnelt M 69 in Aussehen und Eigenschaften. Wahrscheinlich trennen die beiden Kugelsternhaufen räumlich nur 1.800 Lichtjahre voneinander und sind somit echte physische Nachbarn! Von den drei Messier-Kugelsternhaufen (M 54, M 69 und M 70) in der Teekanne des Schützen ist M 69 der hellste. Alle drei Sternhaufen leiden unter ihrer geringen scheinbaren Größe und sind mit Amateurteleskopen nur schwer aufzulösen.

Aufgrund seiner Lage im dichten Sternfeld des Schützen und seiner relativ geringen Helligkeit erfordert die Suche nach M 69 etwas Geduld. Und Aufgrund seiner südlichen Position am Himmel ist Messier 69 von Deutschland aus gesehen kein imposantes Objekt. Von Namibia aus ist er jedoch bereits in einem handelsüblichen 10×50-Fernglas als unscharfer Stern zu erkennen. Bei einer Öffnung von 2,5 bis 3-Zoll erscheint M 69 nur als matter Nebel. Bei 4 bis 5-Zoll Öffnung erkennt man auf den ersten Blick ebenfalls nur einen runden Nebelfleck, der zur Mitte hin etwas heller erscheint. Bei dieser Öffnung sieht er tatsächlich wie ein kleiner Komet aus. Selbst bei 150-facher Vergrößerung sind keine Sterne zu erkennen. Bei einer Öffnung von 6 bis 8-Zoll zeigt der Sternhaufen bei hoher Vergrößerung und indirektem Sehen ein unscharfes Zentrum, dessen Helligkeit zu den Außenrändern hin allmählich abnimmt. An südlichen Standorten erscheinen ab einer Öffnung von 8-Zoll und bei hoher Vergrößerung die ersten Sterne in den Randbereichen des Haufens. Erst ab einer Öffnung von 10 bis 12-Zoll und einer 200-fachen Vergrößerung erscheinen die Randbereiche des Haufens auch von Mitteleuropa aus leicht gemottelt. In Namibia gelingt eine Auflösung in Einzelsterne über den gesamten Haufendurchmesser.

Der Kugelsternhaufen befindet sich zusammen mit M 54 und M 71 im Teekannen-Asterismus des Sternbilds Schütze, nur 2 ½ Grad nordöstlich von Kaus Australis (Epsilon Sgr, 1,8 mag) und 1,3 Grad ostnordöstlich von 36 Sagittarii. Wir betrachten den Boden der Teekanne, der durch die Verbindungslinie zwischen Kaus Australis und Ascella (Zeta Sgr, 2,6 mag) gebildet wird. Messier 69 befindet sich eineinhalb Grad entlang dieser Linie und 2 Grad nördlich davon. Unmittelbar südlich des Sternhaufens befinden sich zwei Sterne der 5. Größenklasse. Etwa ein Grad nördlich von Epsilon Sagittarii entdecken wir ein gleichseitiges Dreieck aus Sternen der 6. und 7. Größenklasse. Wenn man den nördlichen Stern dieses Dreiecks in die Suchermitte stellt und um ein Grad nach Nordosten schwenkt, stößt man auf einen engen Doppelstern der 6. Größenklasse. Messier 69 befindet sich nur ein halbes Grad nördlich dieses Sterns.

Messier 69 ist am besten in den Sommermonaten zu beobachten, wenn das Sternbild Sagittarius bei uns am höchsten steht. Mitte Juli kulminiert M 69 um Mitternacht in einer Höhe von nur 6 Grad über dem Südhorizont....



Map

Aufsuchkarte für Messier 69 im Schützen (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (144 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 69 / NGC 6634 / NGC 6637 / GCL 96 / ESO 457-SC14
Objekttyp: Kugelsternhaufen (Globular Cluster)
Sternbild: Schütze (Sagittarius, Sgr)
RA (J2000.0): 18h 31m 23.2s
Dec (J2000.0): -32° 20' 51"
V Helligkeit: 7.6
Flächenhelligkeit: 11.0
Größe: 7.1'
Klassifikation: V
Entfernung: 29.700 Lj

Beschreibung: B,L,R,rrr,*14..16

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