Messier 60 (NGC 4649) ist eine elliptische Galaxie im Sternbild Jungfrau (Virgo) und wurde zusammen mit M 58 und M 59 von dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Köhler am 11. April 1779 entdeckt, als er einen Kometen im selben Abschnitt des Himmels beobachtete. Der italienische Astronom Barnaba Oriani entdeckte die Galaxie einen Tag und Charles Messier nur vier Tage später unabhängig von Köhler und fügte das Objekt schließlich zu seinem berühmten Nebelkatalog hinzu. Messier beschrieb die Galaxie als Nebel ohne Sterne und vermerkte in seinen Aufzeichnungen auch den Kometen, der zwischen dem 13. und 14. April an M 60 vorbeigezogen war. M 60 ist übrigens das östlichste Messier-Objekt im Virgo-Galaxienhaufen.
Messier 60 ist zusammen mit Messier 87 und Messier 49 eine von drei großen elliptischen Riesengalaxien im Virgo-Galaxienhaufen. Sie befindet sich 57 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und ist das dominierende Mitglied eines Subcluster von 4 ziemlich isoliert stehenden Galaxien, die als M60-Gruppe bezeichnet werden. Die Galaxie ist vom Hubble-Typ E2, besitzt einen Helligkeit von 8,8 mag und einen scheinbaren Durchmesser von 7,4 x 6,0 Bogenminuten. Die leicht abgeplattet erscheinende Galaxie hat außerdem einen Durchmesser von 120.000 Lichtjahren und eine Masse von 1 Billion Sonnen. Im Halo der Galaxie vermutet man bis zu 5.000 kugelförmige Sternhaufen und damit die 20-fache Anzahl an Kugelsternhaufen, die unsere eigene Galaxie besitzt. In unmittelbarer Nähe von M 60 befindet sich auch die kleine Balkenspiralgalxie NGC 4647, die mit M 60 wahrscheinlich in Wechselwirkung steht und einen Durchmesser von 55.000 Lichtjahren aufweist. Die beiden Scheiben überlappen sich scheinbar. In Wahrheit befindet sich NGC 4647 etwas im Hintergrund und es deutet sich an, dass eine Gezeitenwechselwirkung zwischen beiden Objekten begonnen hat. Beide Galaxien sind auch als Arp 116 in Halton Arps Katalog der ungewöhnlichen und wechselwirkenden Galaxien verzeichnet. In unmittelbarer Nähe von M 60 befindet sich noch die 2013 entdeckte ultrakompakte Zwerggalaxie M60-UCD1, die sich 22.000 Lichtjahre von der Hauptgalaxie entfernt befindet und ein supermassereiches Schwarzes Loch enthält. Wahrscheinlich entstand die Galaxie bei einer Kollision mit einer anderen Galaxien vor rund 10 Milliarden Jahren und stellt das übrig geblieben Zentrum dieser Galaxie dar. Aufgrund der gravitativen Kräfte während der Kollision wurden viele Sterne und Dunkle Materie aus der Hauptgalaxie gerissen. Auch im Zentrum von M 60 befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch von ungefähr 3,4 Milliarden Sonnenmassen, was gegenwärtig inaktiv ist und zu den größten bekannten Schwarzen Löchern im bekannten Universum zählt. Seine Masse entspricht ungefähr das 1000-fache der Masse des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße. Am 28. Januar 2004 wurde in Messier 60 eine Supernova vom Typ Ia entdeckt, die bei ihrer Entdeckung nur eine Helligkeit von 18,8 Größenklassen aufwies und bereits am Abklingen war.
Messier 60 ist unter einem dunklen Landhimmel bereits in einem 10x50 Fernglas relativ deutlich zu sehen. Mit einem 3 bis 4 Zoll Refraktor erscheint die Galaxie als unscharfer ovaler Lichtfleck, mit einem etwas helleren Zentrum. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erscheint M 60 etwas heller, mit einem sehr hellen, sternartigem Kern und einem diffusen Kernbereich, wobei die Helligkeit der Koma nur mäßig zur Mitte hin zunimmt. Sie bildet mit zwei schwächeren Sternen ein flaches, gleichschenkliges Dreieck. In unmittelbarer Nähe zu M 60 befindet sich auch NGC 4647 als strukturloser 12 mag heller und nur 1 Bogenminuten großer Lichtfleck, die vom äußeren Halo von M 60 ab 8 Zoll Öffnung etwas überlappt wird. Mit 10 Zoll Öffnung besitzt die Begleitgalaxie ein etwas helleres, diffuses Zentrum. Nur 25 Bogenminuten nordwestlich steht noch die elliptische Galaxie Messier 59, die eine Helligkeit von 9,7 Größenklassen aufweist. Mit mittleren Vergrößerungen befinden sich beide Messier-Objekte im selben Gesichtsfeld.
Das Aufsuchen von M 60 ist relativ einfach. Vom Stern Vindemiatrix (Epsilon Vir, 2,8 mag) ausgehend ziehen wir eine Linie in Richtung Denebola (Beta Leo, 2,1 mag). Ungefähr 5 Grad westlich von Vindenmiatrix steht ein Dreieck aus Sternen der 6. und 7. Größenklasse, die sich um Rho Virginis (4,9 mag) gruppieren. Die Galaxie befindet sich ungefähr 1,5 Grad nördlich dieser Gruppe.
Messier 60 ist ein typisches Objekt des Frühlingshimmels und am besten in den Monaten März, April und Mai beobachtbar. Die Galaxie steht Anfang Juni bereits gegen 21 Uhr Sommerzeit im Meridian. Gegen 23 Uhr befindet sie sich noch 45 Grad hoch über dem Südhorizont.