Messier 59 (NGC 4621) ist eine elliptische Galaxie im äquatornahen Sternbild Jungfrau (Virgo). Sie wurde zusammen mit Messier 58 und Messier 60 von dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Köhler am 11. April 1779 in Dresden entdeckt. In jener Nacht beobachtete der sächsische Astronom den Kometen Bode im selben Abschnitt des Himmels. Köhler beschrieb das Paar als "zwei sehr kleine Nebel, die in einem 3-Fuß-Teleskop kaum sichtbar sind: Der eine über dem anderen." Köhler entdeckte ab dem Jahr 1772 weitere 18 Nebel und Sternhaufen, die er im "Berliner Astronomischen Jahrbuch" 1784 veröffentlichte. Der französische Astronom Charles Messier beobachtete denselben Kometen am 15. April des gleichen Jahres unabhängig von ihm und entdeckte in dieser Nacht ebenfalls M 59, M 60 sowie M 58. Alle drei Galaxien nahm er in seinen berühmten Katalog der nebelhaften Objekte auf. Seltsamerweise hatte Köhler M 58 übersehen. Messier beschrieb M 59 als ebenso lichtschwach wie M 58 und noch lichtschwächer als M 60.
Messier 60 ist eine elliptische Galaxie vom Hubble-Typ E5 im Virgo-Galaxienhaufen, die 163° zu unserer Sichtlinie geneigt und zu 50% abgeflacht ist. Die Galaxie befindet sich 52 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt eine scheinbaren Helligkeit von 9,7 mag und einen Durchmesser von 5,4 x 3,7 Bogenminuten. Damit ist sie bereits in lichtstarken Ferngläsern und kleinen Teleskopen auffindbar. Mit einem wahren Durchmesser von 80.000 Lichtjahren gehört M 60 aber nicht zu den größten Systemen im Virgohaufen. Diese sind Messier 49, Messier 60 und Messier 87. Im Zentrum von Messier 59 wird ein supermassereiches Schwarzes Loch von 270 Millionen Sonnenmassen vermutet. Das Zentrum leuchtet auch im Radio- und Röntgenbereich, was auf einen Ausfluss in der Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs hinweist. Ferner enthält der Kern eine eingebettete, deutlich jüngere stellare Scheibe. Man vermutet, dass dieses Scheibenmaterial aus einer Verschmelzung mit einer anderen Galaxie herrühren könnte. Der "galaktische Kannibalismus" löste einen Starburst in M 59 aus. Diese Region, die einen Durchmesser von 200 Lichtjahren aufweist, rotiert entgegengesetzt als der Rest der Galaxie. Es ist die kleinste Region in einer Galaxie, von der bekannt ist, dass sie eine solche Rotation durchführt.
In unmittelbarer Nähe zu Messier 59 wurden zwei elliptische Zwerggalaxien nachgewiesen die Zwischenformen einer kompakten Zwerggalaxie wie Messier 32 in der Andromeda und einer ultrakompakten Zwerggalaxie darstellen. Die Anzahl an Kugelsternhaufen wird in M 60 mit 2.200 angegeben. Das ist das Zehnfache an Kugelhaufen in unserem Milchstraßensystem aber nur ein Zehntel der Anzahl in der elliptischen Riesengalaxie Messier 87. Im Jahr 1939 wurde eine Supernova entdeckt, die eine scheinbare Helligkeit von 11,9 Größenklassen erreichte. Bei SN 1939B handelte es sich um eine Supernova vom Typ Ia. In unmittelbarer Nähe zur M 59 befindet sich noch die elliptische Riesengalaxie Messier 60. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt nur ein halbes Grad.
Die Galaxie ist im 10x50 Fernglas bereits zu erahnen und in meinem 16x70 Fujinon Feldstecher als schwacher elliptischer Nebelfleck ebenfalls gerade noch sichtbar. Allerdings ist ein sehr dunkler Himmel erforderlich. Im 3 bis 4 Zöller und mittleren Vergrößerungen ist M 59 nur als schwacher ovaler Nebelfleck, mit einem etwas hellerem Kerngebiet, zu erkennen. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erscheint die Galaxie ebenfalls nur als länglicher, diffuser Nebelfleck. Das Kerngebiet ist nun deutlich heller und wird von einem großen schwachen Halo eingerahmt. Dabei erscheint M 59 deutlich schwächer und kleiner als ihre Nachbarn M 60 und NGC 4647. Die beiden anderen Galaxien stehen bei einer Vergrößerung um 50-fach sogar im selben Gesichtsfeld. Mit Teleskopen von 10 bis 12 Zoll Öffnung sieht M 59 bei hoher Vergrößerung immer noch strukturlos aus. Ihr Zentrum erscheint nun deutlicher ausgeprägt und sternförmig.
Viele der hellen Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens liegen entlang oder in der Nähe einer imaginären Linie, die Denebola (Beta Leo, 2,1 mag) mit Vindemiatrix (Epsilon Vir, 2,8 mag) verbindet. Wir stellen Vindemiatrix in die Mitte des Suchers ein und schwenken 5 Grad in Richtung Westen. Dort befindet sich ein Dreieck aus Sternen der 6. bis 7. Größenklasse, um den 5 mag hellen Stern Rho Virginis. Nun schwenken wir das Teleskop weitere 1 ½ Grad nach Norden, zur elliptischen Riesengalaxie Messier 60. Messier 59 befindet sich etwas weiter westlich von M 60.
Messier 59 ist ein typisches Objekt des Frühlingshimmels und am besten in den Monaten März bis Mai beobachtbar. Anfang Mai steht M 59 gegen 23 Uhr Sommerzeit knapp 49 Grad hoch im Süden.