Der offenen Sternhaufen im Kopf des Sternbildes Stier ist unter seinem Eigennamen Hyaden oder Regengestirn schon seit dem Altertum bekannt. So wird der Sternhaufen schon in den Aufzeichnungen von Homer bis Ovid erwähnt und stellen die himmlischen Halbschwestern der Plejaden und Töchter von Atlas und Aethra dar. Die Hyaden werden im Messier berühmten Katalog der Nebel und Sternhaufen und im NGC-Katalog allerdings nicht aufgeführt. Der Melotte-Katalog verzeichnet den Sternhaufen aber als Nr. 25. Im Collinder-Katalog sind die Hyaden hingegen als Cr 50 gelistet. Die auffällige Sternengruppe wurdenhistorisch gesehen schon von Giovanni Batista Hodierna 1654 katalogisiert und sind in vielen Sternatlanten des 17. und 18. Jahrhunderts abgebildet. Aufgrund seiner geringen Entfernung zur Erde, gehört der Offene Sternhaufen zu den ausgedehntesten Objekten seiner Klasse an unserem Himmel und bildet zusammen mit den Plejaden, das so genannte Goldene Tor der Ekliptik.
Die Hyaden sind mit mehr als 5 Grad Durchmesser und 0,5 mag Helligkeit schon sehr leicht mit bloßem Auge zu erkennen. Sie sind nach dem
Bärenstrom, der unter anderem auch die hellsten Sterne des Großen Wagens umfasst, der uns am nächsten liegende Offene Sternhaufen und laut
den Hipparcos-Daten, nur 153 Lichtjahre von der Erde entfernt. 23 helle Sterne bilden ein markantes V-förmiges Muster, wobei der 0,9 mag helle
Hauptstern Aldebaran im Stier, mit 66 Lichtjahren Distanz, sich weit im Vordergrund befindet und demzufolge kein echtes Mitglied des
Sternhaufens darstellt. Der Sternhaufen besitzt absolut gesehen rund 200 Mitgliedssterne, eine Ausdehnung von rund 15 Lichtjahren und ein Alter
von 625 Millionen Jahre. Allerdings finden sich weiter außenliegende Mitglieder noch in einem Umkreis von rund 78 Lichtjahren um das Zentrum.
Deshalb wird wohl zu recht vermutet, dass der Sternhaufen in Wahrheit insgesamt 800 bis 1.600 Sonnenmassen enthält, die über einen sehr
großen Raumbereich verstreut liegen. Die Sterne der Hyaden sind deutlich weiter entwickelt, als zum Beispiel die Sterne der Plejaden, die ein
Alter von nur 15 Millionen Jahre besitzen.
Der Sternhaufen enthält einige schöne Sternenpaare, wobei Theta Tauri, mit 5,7 Bogenminuten Abstand und 3,4 und 3,8 mag Helligkeit,
theoretisch schon mit bloßem Auge getrennt werden kann und nach dem Stern Mizar im Großen Bären, als zweiter Augenprüfer am Himmel gilt. Er
liegt 1,8 Grad westlich von Aldebaran. Die Hyaden sind ein so genannter Bewegungssternhaufen (Hyaden-Strom). Das heißt, dass seine
Mitgliedssterne sich parallel mit 43 km/s in eine Richtung bewegen. Der Konvergenzpunkt (Vertex) befindet sich etwas östlich des Sterns
Beteigeuze im Sternbild Orion. Die Hyaden sind im Bezug auf Alter, Bewegungsrichtung und Zusammensetzung der Praesepe (Messier 44) im Sternbild
Krebs sehr ähnlich. So liegt der Verdacht nahe, dass beide Sternhaufen an einem gemeinsamen Ort entstanden sind und sich aufgrund ihrer
Eigenbewegung heutzutage mehrere 100 Lichtjahre voneinander entfernt haben. Auch der am Südhimmel liegende Stern Iota Horologii, im Sternbild
Pendeluhr, ist ein ehemaliges Mitglied der Hyaden. Dieser befindet sich aber mit einer Entfernung von 56 Lichtjahren deutlich näher in
Richtung unseres Sonnensystems. Fünf der hellsten Mitgliedssterne der Hyaden sind in ihrer Entwicklung schon weit fortgeschritten und haben
sich von der Hauptreihe weg entwickelt. Sie befinden sich nun am unteren Ende des Riesenastes im Herzsprung-Russell-Diagramm (HRD).
Aufgrund ihrer geringen Entfernung zur Erde, stellen die Hyaden einen wichtigen Eckpfeiler der Astrophysik für die kosmische Entfernungsleiter
dar. Die trigonometrischen und Sternstrom-Parallaxe wurden sehr genau vermessen, so dass die absoluten Helligkeiten seiner Mitgliedssterne sehr
gut bekannt sind.
Die Hyaden sind unter einem dunklen Landhimmel am besten mit bloßem Auge zu erkennen. Rund 5 bis 7 Mitgliedssterne bilden dabei eine an den Buchstaben "V" erinnernde Figur. Mit Hilfe eines Opernglas passt der Sternhaufen gerade noch in das Gesichtsfeld. Selbst ein 7x50 Fernglas besitzt schon eine zu hohe Vergrößerung, um den gesamten offenen Sternhaufen zu erfassen. Gleichzeitig sind sie sehr einfach aufzufinden, weil sie sich direkt westlich des rötlich leuchtenden Hauptsterns des Stiers Aldebaran (Alpha Tauri) befinden.
Um den Sternhaufen zu beobachten, sucht man sich am besten eine dunkle Herbst- oder Winternacht aus. Mitte Dezember kulminieren die Hyaden schon gegen 23 Uhr in einer Höhe von 55 Grad über dem Horizont.