Die HTT-Südkurve am Donnerstagabend
Nachdem ich den Wasserkanister und meinen Proviant im Auto
verstaut hatte, brach ich gegen Mittag auf zum HTT. Auf dem Weg dorthin musste ich eine Umleitung fahren,
weil die Bundesstraße zwischen Hohenbucko und Schlieben gesperrt war. Mein Weg führte mich auf einer
mehr oder weniger bescheiden asphaltierten Holperpiste die aussah, als ob eine Kolonne Panzer drüber
gefahren wäre. Nach rund einer Stunde Fahrt kam ich aber wohlbehalten in Jeßnigk an. Auch diesmal
musste ich am Einlass keinen Eintritt zahlen, weil ich als Autor am HTT-Skyguide mitgearbeitet hatte. An
unserem angestammten Platz auf der großen Wiese angekommen, konnte ich Thomas und Gabi, sowie Uwe²,
Mario, Christian, Oli, Stefan und Kaschi begrüßen. Sogleich nutzte ich die Gelegenheit für einen
ersten Rundgang über den Platz und traf hier und dort auch auf einige Bekannte aus den letzten Jahren.
Sonnenbeobachtung war an diesem Tag leider nur begrenzt möglich, weil eine Wolkendecke ganztägig über
dem Platz hing. Seltsamerweise hingen die Wolken nur über uns, denn in Richtung Herzberg war der Himmel
einigermaßen frei. Diese Wolken sollten auch noch bis zum Ende der Abenddämmerung stören, obwohl der
scharfe Westwind die Wolken schnell über den Himmel ziehen ließ. So vertrieb man sich die Zeit halt mit
Fachsimpeleien.
Erst kurz nach 21 Uhr war es dann soweit: Der Himmel riss
halbwegs auf, so dass nun endlich beobachtet werden konnte. Die Nacht war ungewöhnlich mild und trocken
für die Jahreszeit, gepaart mit einem recht in Böen stürmischen Wind. Zuerst probierte ich mein erst
vor zwei Wochen neu erworbenes Irix 15 mm f/2.4 UWW Objektiv aus und dokumentierte, in Form einiger
Testaufnahmen, die Stimmung an der Südkurve. Schon bald musste ich aber feststellen, dass das Objektiv
zu Flares neigt, trotz sehr guter Sternabbildungen auch bei Offenblende. Nachdem dann auch die letzten
Wolken verschwunden waren, baute ich die Astrotrac auf und hatte bereits die ersten Probleme: Der böige
Wind veranlasste mich, das Stativ 3x zu versetzen und neu einzunorden, weil Testbilder Verwacklungen
zeigten. Das Stativ musste ich am Ende so weit einziehen, dass mein Auto mit der Beifahrertür als mehr
oder weniger effektiven Windschutz dienen konnte. Leider versäumte ich es, den Akku der Canon EOS 600D
zu wechseln. So konnte ich von der Triangulumgalaxie (M 33) nur 18 Bilder á 3 Minuten Belichtungszeit
gewinnen.
Die Südkurve des HTT in der Nacht von Donnerstag auf Freitag: Endlich verschwinden die Wolken!
In jener Nacht beobachtete ich vorwiegend mit meinem 10×70 Fernglas, mit Thomas 16×70 Fujinon sowie mit seinem 10 Zöller. Begeistert waren wir vom Helixnebel, den wir in beiden Ferngläsern eindeutig erkennen konnten und der im Newton mit Nebelfilter besser zu erkennen war. Mit 21.36 mag/arcsec², war es für HTT Verhältnisse eine durchschnittliche Nacht. Die Lichterglocken von Herzberg sowie von Berlin störten leider ein wenig. Auch zogen ab und zu höhere Wolkenfelder durch. Gegen 2 Uhr wechselte ich die Kamera für nachgeführte Weitfeldaufnahmen. Unglücklicherweise gelang mir nur ein einziges Bild des Goldenen Tors der Ekliptik, als der Himmel binnen Minuten mit einer dichten Wolkendecke zugezogen war. Das bedeutete auch leider das Ende der Beobachtungen. Das seltsame war, dass die Wolken aus Richtung Norden kamen, obwohl der Wind nach wie vor recht stürmisch aus Richtung Südwesten wehte.
Meine erste Nacht im Auto war eher unbequem und unruhig. Ich
wachte kurz nach 10 Uhr auf, als Thomas von mir ein Foto durch das beschlagenen Autofenster machte.
Freilich waren die Südkurve schon vom Frühstück zurückgekehrt. Ich beeilte mich, um noch etwas zu
bekommen. Der Himmel zeigte sich fast den gesamten Tag wolkenverhangen. Aus der geschlossenen Wolkendecke
fing es gegen Mittag auch noch an zu regnen. Glücklicherweise hatten meine Nachbarn Thomas und Gabi
schon sehr früh das Vorzelt aufgebaut, so dass sich dort nahezu die gesamte Südkurve zum gemeinsamen
Umtrunk traf. Unglaublich, wie viel Leute unter einem kleinen Vorzelt platz finden, wenn es draußen
regnet. Am frühen Nachmittag traf dann auch Endriko (Speedy) sowie die Müllers auf dem Platz ein, die
sogleich ihr Zelt abbauten und den anwesenden Sternfreunden mitteilten, diesmal nicht auf dem HTT zu
übernachten. Als Ausgleich hatten sie aber frischen Kuchen mitgebracht, so dass die Südkurve bis in den
frühen Abend hinein versorgt war. Leider verpasste ich an diesem Tag auch alle Workshops und Vorträge,
was ich ein wenig schade fand. Aber vielleicht lag es auch einfach an der schlechten Lautsprecheranlage.
Nachdem der Regen aufgehört hatte, fand man sich schnell bei
den Händlern ein. Von Martin Birkmaier (Intercon Spacetec) erstand ich eine Baader Clickstop
Reduzierhülse und war schon ein wenig erstaunt, wie in letzter Zeit die Preise für Astroequipment
angezogen haben, trotz „Messepreis“. Dort erfuhr ich auch, dass es Meinungsverschiedenheiten mit der
Familie Schreiber auf der Astrofarm Tivoli gab, dass Hr. Birkmeier zum Anlass nahm, sein gesamtes
Equipment dort zu entfernen. Jetzt findet man es auf der Nachbarfarm Kiripotib, zusammen mit
„unserem“ 12,5 Zöller, mit dem wir Ende Mai 2014 wunderschöne Stunden unter dem namibischen
Sternenhimmel verbracht hatten. Ingo, als letztes Mitglieder unserer Südkurve, traf endlich ein und
hatte auch seine beiden Töchter mit im Gepäck. Sogleich machte man sich an die schnelle Errichtung des
Zeltes, weil es wieder angefangen hat, zu regnen. Kurz nach Sonnenuntergang traf man sich schließlich im
H-Alpha Biergarten wieder. Ich unterhielt mich lange mit Jörg aus Celle über aktuelle Politik,
Astronomie und andere Themen. Anschließend fühlten wir uns am Standort der Südkurve sehr gut
unterhalten, als er mit uns Anekdoten aus seinem letzten Aufenthalt in Griechenland teilte. Er verbrachte
seinen Urlaub auf Rhodos, zum Zeitpunkt der totalen Mondfinsternis, die er aufgrund diverser und zum Teil
witziger Umstände nicht beobachten konnte. Um die Stimmung aufzulockern, wurde jedem ein Glas Whiskey
gereicht. Inzwischen hatten sich die Wolken am Himmel etwas verzogen, so dass wir doch noch ein wenig
beobachten konnten. Ich half in dieser Nacht Ingos Tochter Alicia bei ihren ersten Nachtaufnahmen und
testete Christians 50 mm Objektiv, das sich im Nachhinein als ziemliche Gurke erwies. Gegen 2 Uhr morgens
lagen dann alle Mitglieder der Südkurve in ihren Schlafsäcken.
Sonnenbeobachtung an der Südkurve
Nachdem ich mich um 10:30 Uhr aus dem Schlafsack quälte,
wunderte ich mich schon ein wenig, als die ersten Mitglieder unserer Südkurve ihre Zelte abbrachen und
sich verabschiedeten. Über den Tag verteilt verließen knapp über die Hälfte der Südkurve das
HTT-Gelände. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und baute erstmal meine umfangreiche Stativsammlung
auf. Ich hatte ja versprochen, diese mitzubringen, um sie dem geneigten Publikum zu präsentieren. Daraus
entwickelte sich ein nicht ganz unfreiwilliger Workshop, um verschiedene Stativkombinationen zu testen.
Auch Thomas und Jörg aus Leipzig beteiligten sich daran und stellten ihre Stative zu den meinen hinzu.
Einige Sternfreunde, die an der Südkurve vorbeigingen und dem munten Treiben amüsiert zusahen glaubten,
dass ich als Stativhändler einige veräußern möchte. Thomas und Uwe aus Chemnitz rissen mich
schließlich aus meinem Stativ-Wahn und erinnerten daran, dass wir nach Kolochau fahren wollten, um mal
wieder ausgiebig zu duschen. Ich als Fahrer hatte aber keine Lust, die am Donnerstagnachmittag mühevoll
vor den Scheinwerfern des PKW platzierten Aluminiumfolien zu entfernen. Also ließ ich sie einfach dran.
Glücklicherweise verirrt sich in dieser verlassenden Gegend Südbrandenburgs selten mal ein
Streifenwagen der Polizei. Am Nachmittag machten sich die verbliebenen Mitglieder der Südkurve bei einem
heißen Käffchen und Kuchen gemütlich. Am Abend besuchten wir den Vortrag von Dr. Ruth Tietz-Weider vom
DLR. Das Thema war die Suche nach Exoplaneten und einer zweiten Erde. Den Vortrag fand ich etwas
langatmig, weil auch kaum neue Erkenntnisse vermittelt wurden und eher leidenschaftslos vorgetragen
wurde. Deutlich interessanter war da die anschließende Präsentation der Cuzdi-Maske für die
Astrofotografie. Diese stellt eine verbesserte Version der Bahtinov-Maske zum Finden des optimalen
Schärfepunktes dar. Vor allem Speedy und Christian waren von diesem Zubehör mehr als begeistert. Dabei
musste ich Speedy regelrecht dazu zwingen, den Vortrag überhaupt anzuhören. Die Präsentation� der
Cuzdi-Maske war eine Notlösung, weil der 3D-Drucker von Lothar Weiß einen Defekt aufwies, so dass
dieser Vortrag nicht stattfinden konnte.
Als ich kurz nach 21 Uhr aus dem Vortragssaal stolperte, traf ich im H-Alpha Biergarten auf Christoph, Rick und Ilka von den Kirchhainer Sternfreunden. Rick flirtete dort mit zwei netten Mädels aus Dresden, die erst am späten Samstagnachmittag, mit ihrem 4 Zoll Fraunhofer Achromaten, auf dem Platz eintrafen. Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich direkt eine kleine Freundschaft. Ich lud Christoph & Co. zu uns an die Südkurve ein. Dort warteten schon die verbliebenen Mitglieder auf besseres Beobachtungswetter. Auch die beiden Neuankömmlinge, die sich als Anja und Michaela vorstellten, gesellten sich spontan zu uns.
Aufgang der Wintermilchstraße mit dem Sternbild Orion
Auch bei schlechtem Wetter zeigt sich das besondere Flair des
HTT. Man kann schnell Freundschaften schließen und in geselliger Runde seinem Hobby fröhnen. Der nach
wie vor mit Wolken verdeckte Himmel tat der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Kurz bevor sich die
Kirchhainer von uns verabschieden wollte – meine Uhr zeigte kurz nach Mitternacht – riss der Himmel
binnen Minuten auf. Plötzlich lief jeder zu seinen Instrumenten. Die Durchsicht, die sich uns darbot,
war einmalig. Ich konnte Messier 33 ohne Probleme mit bloßem Auge erkennen. Die Sommer- und
Herbstmilchstraße spannte sich als helle und reich strukturierte Lichtbrücke quer über unseren
Köpfen. Überall bildeten sich kleine Beobachtergrüppchen. Wir nutzen vor allem die beiden
Großfeldstecher von Fujinon, die wir nebeneinander aufstellten. Der Nordamerikanebel war durch beide
Instrumente sehr leicht zu erkennen und stach mit den erst am Abend vorher von Thomas erworbenen
Nebelfiltern noch besser heraus. Interessant war auch der Anblick des Cirrusnebels, obwohl dieser
deutlich schlechter zu erkennen war. Der Andromedanebel präsentierte sich als ausgedehntes Objekt, das
fast das gesamte Gesichtsfeld beider Ferngläser ausfüllte. Und auch die Dreiecksgalaxie war mehr als
ein bloßer Lichtfleck im Okular. Bei den Plejaden zeigten sich schon andeutungsweise die Reflexionsnebel
um die hellsten Plejadensterne. Fantastisch! Plötzlich war binnen Minuten der Himmel wieder vollständig
mit Wolken zugezogen, so dass wir die lustigen Gespräche an der Südkurve fortsetzen konnten. Allerdings
war die Bewölkung nicht von Dauer, denn nur eine halbe Stunde später konnte wir weiter beobachten. Wir
hatten noch die Gelegenheit, einen Blick durch Anjas Fraunhofer und Jörgs Apo zu werfen, als der Himmel
abermals mit Wolken bedeckt war. Bemerkenswert war, dass diese recht tief hängenden Wolken sich
pechschwarz vor dem helleren Himmelshintergrund abhoben. Als ich mich dann später zur Ruhe legte, war
der Himmel abermals frei. Ich war aber viel zu Müde um weiter zu beobachten. Uns wurde später von
anderen Teilnehmern mitgeteilt, dass an jenem Sonntagmorgen das Zodiakallicht deutlich wie selten auf dem
HTT zu sehen war.
Am Sonntag, dem letzten und traditionell sonnigste Tag des
HTT, lichtete sich der Platz weiter. Weitere Teilnehmer der Südkurve reisten ab. Wir verabschiedeten
Speedy und Christian sowie Thomas und Gabi, die bereits am frühen Nachmittag die Heimreise antraten. Uwe
aus Finsterwalde schlug kurz vor dem Mittagessen wieder auf der großen Wiese auf und brachte sein
H-Alpha-Teleskop mit. Im Weißlicht zeigte sich die Sonne nahezu fleckenfrei, wie ein Blick durch das
Teleskop des anderen Uwe bewies. Im H-Alpha-Licht zeigte sich hingegen eine ungewöhnlich große
Protuberanz. Anja und Michaela, die wir erst am Vorabend kennengelernt hatten, wichen an diesem Tag nicht
von unserer Seite. Ein älterer Herr gesellte sich zu uns und präsentierte sein „Spektroskop“ in
Form einer auf einem alten Stativ montierten DVD. Verblüffenderweise zeigten sich mit dieser einfachen
Ausrüstung die Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum!
Am frühen Abend überlegten wir uns, wie wir den Abend weiter verbringen. Ein Vorzelt zum Klönen stand leider nicht zur Verfügung. Da hatte Jörg die Idee einen Unterstand zu basteln. Innerhalb einer halben Stunde wurden aus einer Stoffplane mit Stangen und zwei Fahrzeugen ein behelfsmäßiger Pavillon errichtet. Nebenbei opferten die beiden Mädels ihre letzten Vorräte, um die verbliebenen Südkurvenmitglieder mit Nahrung zu versorgen und uns somit vor dem sicheren Hungertod zu retten. Die noch vor Ort verbliebenen Teleskope wurden direkt vor dem Pavillon aufgestellt und somit eine neue Südkurve geschaffen.
Sonntägliche Abendstimmung auf dem 17. Herzberger Teleskoptreffen.
Nach dem kurzen Abendessen warteten alle gespannt auf den
Sonnenuntergang, der die große Wiese in eine warmes Licht tauchte. Bald darauf erschien auch der
Abendstern Venus über dem südwestlichen Horizont, der zugleich von allen Teilnehmern mit den Teleskopen
in Augenschein genommen wurde. Die sehr dünne Mondsichel war kurze Zeit später zuerst im Fernglas und
schließlich auch mit bloßem Auge dicht über dem Horizont erkennbar. Als die Dunkelheit endlich
hereinbrach, herrschte ein reges Treiben auf dem Platz. Zuerst wurden die Planeten Mars und Saturn
beobachtet, die sich partout nicht aus der noch vorhandenen Wolkenbank über Herzberg herausschälen
wollten. Allerdings mussten wir nicht lange warten, denn das Wetter besserte sich zusehends. Ich gesellte
mich zu Anja und Michaela und stellte bekannte Standardobjekte ein, die wir gemeinsam beobachteten. Der
Himmel zeigte sich zu diesem Zeitpunkt zum größten Teil wolkenlos. Kurz vor Mitternacht beendeten wir
die Beobachtung. Ich verabschiedete mich von Anja, Michaela, Uwe und Jörg und trat kurz nach Mitternacht
zufrieden die einstündige Heimreise an. Das Treffen wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung
bleiben. Denn die familäre Stimmung vor Ort, in der letzten Nacht des 17. Herzberger Teleskoptreffens,
war vergleichbar mit meinem ersten Besuch des HTT vor genau 12 Jahren, damals noch an der Bahnsdorfer
Jagdhütte.
Die Teleskopwiese auf dem 19. SBST an der Pension "Otto" in Oppelhain (Elbe-Elster)
Aufgrund meiner Nachtschicht, traf ich erst verspätet 18 Uhr auf dem
Gelände ein und konnte neben Mario, der erst am Vortag von seiner Namibiareise zurückgekehrt war, noch
Uwe aus Finsterwalde begrüßen. Diese beiden waren mit mir leider die einzigen Teilnehmer unserer
HTT-Südkurve. Erfreulich war, dass auch einige Mitglieder der Kirchhainer Sternfreunde sowie des AstroTeam
Elbe-Elster, die jedes Jahr das große Herzberger Teleskoptreffen ausrichten, anwesend waren. Aber auch
einige Stammgäste, die das Treffen in jedem Jahr besuchten, konnte ich wiedersehen.
Gegen 19 Uhr traf man sich in der Gaststätte der Pension für das gemeinsame Abendessen nebst
Fachgespräch zu den verschiedensten astronomischen Themen. Ganz hart gesottene nahmen auch im Biergarten
platz. Nach dem Abendessen ging es zurück an die Beobachtungsinstrumente um Mond und Jupiter - bei
ziemlich miserablen Seeing - zu beobachten. Der recht starke und vor allem kalte Wind trübte die
Beobachtung doch ein wenig. Schließlich waren wir aus der Vorwoche wettertechnisch was ganz anderes
gewohnt. Erstaunt war ich von Stefan Simons Ansatz, ein Canon EF 100-400 mm Tele-Objektiv der L-Serie, mit
zwei Telekonvertern - ebenfalls von Canon - zu verbinden, um am Ende eine Brennweite von 1120 mm bei F/16
zu erhalten, um damit den Mond fast vormatfüllend zu fotografieren. Er benutzte dieses Equipment zur
Fotografie des Merkurtransits am vergangenen Montag. Anschließend wurden wir in den Vortragssaal geladen,
wo wir zwei Vorträge hören konnten.
Zum einen präsentierte Dietrich Strauch sein schon vielerorts
vorgeführtes Absorptions-Emissions-Experiment und erläuterte, wie die Nebellinien in den Spektren von
Sternen entstehen. Anschließend wurde ein Film einer Stammbesucherin des SBST gezeigt, die vor einigen
Jahren die berühmten Sternwarten der ESO in Chile besuchen konnte.
Nach den Vorträgen, gegen 22:00 Uhr, fuhr ein Großteil der Teilnehmer leider wieder heim, ohne das nun
deutlich besser gewordene Wetter, mit klarem Himmel, zu nutzen. Die Wolken verschwanden in dieser Nacht
fast vollständig. Christoph, von den Kirchhainer Sternfreunden, und ich nahmen dann noch ein paar
Stimmungsbilder vom Platz auf und ließen den Abend, mit den verbliebenen 6 Teilnehmern des
Südbrandenburger Teleskoptreffrens, bei einem Bierchen im Gastraum der Pension "OTTO" ausklingen.
Vom zunehmenden Mond beleuchtete Szenerie mit Blick auf die Pension "Otto"
Alles in allem war es wieder ein schönes kleines Teleskoptreffen, das seine Tradition und vor allem sein familiäres Ambiente all die Jahre lang bewahrt hat. Beim nächsten Mal hoffen wir am Tag auf etwas besseres und vor allem deutlich wärmeres Wetter. Denn der kalte und relativ starke Wind war äußerst unangenehm. Auch die Mondphase sollte diesmal etwas mehr berücksichtigt werden, um den Teilnehmern auch die Beobachtung von Deep-Sky-Objekte, am dunklen Himmel Südbrandeburgs, zu ermöglichen.
Die Teilnehmer der Südkurve bei der Beobachtung des Merkurtransits in Finsterwalde (Elbe-Elster)
Wir beobachteten das oechschwarze
Merkurscheibchen, vor der gleizend hellen Sonnenscheibe, durch durch die verschiedenen Teleskope, die wir
mitgtebracht hatten, und mit unterschiedlichen Vergrößerungen. Um das grelle Sonnenlicht abzuschirmen,
wurde von u.a. Baader-Sonnefilterfolie benutzt. Aber auch Glassonnenfilter und Herschelkeile wurden
eingesetzt. Nebenbei wurde die Sonne auch im H-Alpha-Licht beobachtet. Der innerste unserer Planeten
zeichnete sich dabei als winziges Scheibchen vor der rot eingefärbten und mit zahlreichen Filamenten
versehenden Sonnenscheibe ab. Da wurden Erinnerungen zum letzten Venustransit im Juni 2012 wach, der
ebenfalls von uns Südkurvlern erfolgreich beobachtet und dokumentiert werden konnte.
Als Beobachtungsgerät hatte ich meinen kleinen 70 mm f/10 Lidl-Refraktor eingepackt, den ich mit einem selbst gebauten Sonnenfilter ausstattete. Thorstens Frau Gabi bemerkte kurz nach 13:12 Uhr MESZ zuerst eine kleine Einbuchtung am linken unteren Sonnenrand: Der 1. Kontakt Merkurs mit der Sonnenscheibe! Im H-Alpha-Licht erschien der Eintritt des Merkurscheibchens recht surreal: An der Stelle des 1. Kontakts war eine längliche Protuberanz sichtbar, die wie eine Art Stichflamme aussah - als brenne der Merkur. Durch das schlechte Seeing - der Ostwind war zum Teil in Böen stürmisch und rüttelte regelmäßig an unseren Instrumenten - meinten wir auch eine Art Tropfenphänomen während des 2. Kontakts wahrzunehmen, als sich Merkur vom Sonnenrand löste. Für alle sicherlich überraschend, bewegte sich Merkur deutlich schneller über die Sonnenscheibe als erwartet. Auch erschien er deutlich größer als zunächst angenommen. Im Vergleich zur Venus, war der Merkur aber deutlich kleiner.
Merkur mit zwei größeren Sonnenfleckengruppen am 9. Mai 2016, 17:30 Uhr MESZ
Während der 7 1/2 Stunden
langen Beobachtung wurde auch für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt. Nach einem verspäteten
Mittagessen in Form von Bockwürsten und Bautz?ner Senf, gab es zum Kaffee frischen Dresdner Blechkuchen,
den Stephan und seine Freundin mitbrachten. Leider traf er erst verspätet bei uns ein und verpasste den
interessanten 1. und 2. Kontakt. Während sich Merkur dem Sonnenmittelpunkt näherte, den er um 16:56 Uhr
einige Bogensekunden südlich passieren sollte, wurde der Transit auch fotografisch dokumentiert. Selbst
Mario, der zu diesem Zeitpunkt auf der Astrofarm Kiribotip in Namibia weilte, konnte das astronomische
Ereignis ebenfalls bei bestem Wetter beobachten. Seine Bildergebnisse postete er direkt in unsere
WhatsApp-Gruppe. Ich konnte meine Canon EOS 600D an den Fernrohren von Torsten und Uwe adaptieren und
Merkur, zusammen mit den beiden Sonnenfleckengruppen #2546 und #2547, auf den Chip der Kamera bannen. Als
Brennweitenverlängerung, durfte ich Torstens nicht ganz von Staub und Dreck befreites Baader Hyperion-Zoom
nutzen. Es war gar nicht so einfach, einen ruhigen Moment abzupassen und Merkur bei 1/500 Sekunden
Belichtungszeit scharf abzubilden. Das Seeing war stellenweise extrem schlecht. Auch verursachte der starke
Wind deutlich sichtbare Vibrationen an unseren Geräten. Stephan, der seine Canon EOS 7D an sein Fernrohr
geklemmt hatte und Serienaufnahmen anfertigte, hoffte auf einen kurzen ruhigen Moment, um das
Merkurscheibchen scharf abzubilden. Regelrechte Begeisterungsstürme löste Stephans 40×80 APO-Fernglas
aus. Denn bei dieser Vergrößerung konnte die Sonnenscheibe fast das gesamte Gesichtsfeld ausfüllen. Der
pechschwarze Merkur hob sich, Dank des binokularen Sehens, regelrecht dreidimensional von der Sonnenscheibe
ab.
Kurz nach 20 Uhr versank
die Sonne immer tiefer in Richtung Horizont herab. Das Seeing wurde zunehmende schlechter, so dass man im
Teleskop beobachten konnte, wie sich der Planet, aufgrund der immer turbulenter werdenden Luftzellen,
sichtbar verformte. Auch die Sonne erschien schon nicht mehr ganz rund. In dieser Zeit näherte sich der
Merkur immer mehr dem westlichen Sonnenrand. Kurz vor 20:30 Uhr konnte ich schließlich zum letzten Mal
einen Blick auf Merkur erhaschen, als die Sonne hinter der Spitze einer kleinen Tanne verschwand. Der 3.
und 4. Kontakt fand dann für uns leider unbeobachtbar um 20:41 und 20:44 Uhr bei Sonnenuntergang
statt.
Zum Ausklang dieser erfolgreichen Beobachtung wurden in der fortschreitenden Abenddämmerung noch Steaks
und Würstchen gegrillt. Auch der Wind ließ endlich nach. In der Dämmerung konnten wir noch die dünne
Mondsichel über dem Westhorizont beobachten. Uwes 20×80 Fernglas leistete hier gute Dienste. Der Anblick
unseres Erdtrabanten war einfach faszinierend. Dieser zeigte einen deutlich sichtbaren Erdschein sowie
zahlreiche Krater an der Tag-Nacht-Grenze. Torsten hatte in der Zwischenzeit auch seinen 16-Zöller aus der
Hütte gefahren, so dass wir noch den Jupiter beobachten konnten. Auch hier zeigte sich aufgrund des
Seeings, ein nicht ganz klares Bild. Trotzdem war auch dieser Anblick des Riesenplaneten, mit seinen 4
hellen Galileischen Monden und seinen dunklen Atmosphärenbändern, faszinierend. Kurz nach 22:30 Uhr
verabschiedete ich mich von unserer kleinen Beobachtertruppe und fuhr zufrieden heim.