Die Spiralgalaxie NGC 908, im Sternbild Walfisch (Cetus), wurde am 20. September 1786 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt und als beträchtlich hell, sehr groß und ausgedehnt beschrieben.
NGC 908 ist eine Starburst-Galaxie vom Hubble-Typ SA(s)c, die mit einer scheinbaren Helligkeit von 10,2 mag und einem Durchmesser von 6,0 x 2,6 Bogenminuten am Himmel bereits in kleineren bis mittleren Teleskopen beobachtet werden kann. Von Mitteleuropa aus gesehen erreicht sie allerdings nur eine maximale Horizonthöhe von rund 20 Grad. Ihre Entfernung wird mit 65 Millionen Lichtjahren angegeben. Somit besitzt sie einen absoluten Durchmesser von gut 112.000 Lichtjahren. Damit ist sie von der Ausdehnung her vergleichbar mit unserer Galaxis. Die Kernregion von NGC 908 erscheint absolut gleichmäßig und ohne hervorstechender Bulge. Im Gegenzug ist die 20 Grad zu unserer Sichtlinie geneigten Scheibe der Galaxie stark gestört. Sie weist ein dreiarmiges Spiralmuster auf. Auf der Westseite der Scheibe existiert ein dicker hervorstechender Arm. Gleich zwei ihrer Spiralarme besitzen eine seltsame Morphologie. Sie liegen im östlichen Teil der Scheibe. Sie überkreuzen sich, wobei der linke Arm nach oben hin zu verlaufen scheint und eine Art Band bildet. Was diese Verformung verursacht hat ist unbekannt, weil keine andere Galaxie in der Nähe ist. Normalerweise rührt diese Verformung durch Gravitationswechselwirkung mit einer anderen Galaxie her.
In der Scheibe von NGC 908 findet zur Zeit rege Sternentstehung statt. Dort existieren Haufen junger und massereicher Sterne sowie eine große Anzahl von Sternentstehungsgebieten. Die Gesamtmasse der Galaxie wird auf rund 100 Milliarden Sonnen geschätzt. Ferner gehört die Galaxie zum Cetus-Aries-Galaxienhaufen und ist selbst die Hauptgalaxie einer kleinen Gruppe von Galaxien, ähnlich unserer Lokalen Gruppe. Zu dieser Gruppe gehören u.a. auch NGC 899, NGC 907 und IC 223. Die Gruppe wird als NGC 908-Gruppe bzw. LGG 56 bezeichnet. NGC 908 steht wahrscheinlich in Wechselwirkung mit der kompakten Zwerggalaxie PGC 9005, die ebenfalls Mitglied dieses kleinen Galaxienhaufens ist. Sie befindet sich ca. 300.000 Lichtjahre von der Hauptgalaxie entfernt. In der Galaxie wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten zwei Supernovae beobachtet: SN 1994ai (Typ Ic) und SN 2006ce (Typ Ia), die Im Mai 2006 eine scheinbare Helligkeit von 12,4 Größenklassen erreichte.
Unter einem sehr dunklen Landhimmel erscheint NGC 908 bereits im 10x50 Feldstecher als sehr schwache Lichtnadel. In einem 3 bis 4 Zoll großen Teleskop und mittlerer Vergrößerung ist ebenfalls nur ein 2:1 elongierter schwacher Lichtfleck wahrnehmbar, der von einem hübschen Sterntrapez in einem sternenarmen Feld umgeben ist. Indirekt erscheint das Zentrum sogar etwas heller als die Scheibe. Im 6 bis 8 Zoll Reflektor erkennt man eine auffällige ovale Scheibe, die sich in Richtung Ost-West etwas verjüngt. Das Kerngebiet ist oval, mit etwas hellerem sternartigen Zentrum. Die Ränder der Scheibe gehen diffus in den Hintergrund über. Mit höherer Vergrößerung um 100-fach zerfällt das Kerngebiet in einen stellaren Kern, der von einem hellen, elliptischen Nebel umgeben ist. Dieser steht im Zentrum einer elliptischen Scheibe, die bei indirektem Sehen bereits gemottelt, mit unregelmäßigen Strukturen, erscheint. Der nordöstliche Spiralarm ist dabei am auffälligsten und beherbergt einen dunklen Einschnitt. Mit Öffnungen von 10 bis 12 Zoll sind schon indirekt die Spiralstruktur sowie einzelne dunkel Staubbänder in der Galaxienscheibe wahrnehmbar.
Die Galaxie befindet sich im südöstlichen Bereich des Sternbilds Cetus, direkt an der Grenze zum Sternbild Fornax. Wir beginnen unsere Suche bei dem 4,0 mag hellen Stern Upsilon Ceti. Wir stellen den Stern in die Suchermitte ein und bewegen das Teleskop 3 Grad in Richtung Osten. Dort befindet sich ein Stern der 6. Größenklasse. Im Sucher wird dieser Stern aus einem Trapez von 8 und 9 mag hellen Sternen im Südwesten flankiert. Weitere ¾ Grad in Richtung Osten stößt man auf ein spitzes Dreieck aus 8 bis 9 mag hellen Sternen. Vom nördlichen Stern aus schwenken wir 0,8 Grad in Richtung Nordosten, bis wir auf ein weites Paar 9 mag heller Sterne treffen. NGC 908 befindet sich 0,8 Grad südöstlich dieses Paares und sollte im Sucher als ovaler Nebel erkennbar sein.
Die Galaxie ist am besten in den Herbst- und Wintermonaten beobachtbar, wenn das Sternbild Walfisch im Meridian steht. NGC 908 steht Ende November um 22:00 Uhr knapp 17 Grad hoch über dem Südhorizont.