Der offene Sternhaufen NGC 7789 im Sternbild Kassiopeia wurde am 30. Oktober 1783 von Wilhelm Herschels jüngerer Schwester Karoline entdeckt
und als als 14. Objekt in ihrer kleinen privaten Deep-Sky-Liste aufgenommen. Wilhelm Herschel nahm ihn dann als H VI.30 in seinem Katalog auf.
Aufgrund seines Aussehens ist NGC 7789 unter dem weniger bekannten Namen "Herschel's Spiral Cluster" (dt. Herschels Spiralhaufen) bzw.
"Carolin's Rose Cluster" bekannt. NGC 7789 ist ein Glanzstück seiner Klasse und zählt aufgrund seines Sternenreichtums zu den schönsten
offenen Sternhaufen am Nordhimmel. Normalerweise hätte er es verdient, in die Liste der Messier-Objekte aufgenommen zu werden.
Der 6,7 mag helle und 16 Bogenminuten große NGC 7789 erscheint dem Betrachter wie ein ausgedehnter Kugelsternhaufen. Trotzdem wird er zur Klasse der offenen Sternhaufen (Trumpler-Klasse II 1 r) gezählt und gehört, mit einem Alter von 1,6 Milliarden Jahren, zu den ältesten seiner Art.Er ist damit rund 10x älter als andere offene Sternhaufen unseres Milchstraßensystems. Gleichzeitig vereint NGC 7789 Merkmale eines weniger konzentrierten Kugelsternhaufens und beitzt mehr als 1.000 Mitgliedssterne in rund 7.600 Lichtjahre Entfernung. Auf die Entfernung gerechnet, entspricht das einen wahren Durchmesser von gut 65 Lichtjahren. Ein großer Teil seiner Mitglieder hat sich schon zu roten Riesen entwickelt und befinden sich im Herzsprung-Russell-Diagramm, bereits jenseits der Hauptgruppe. Die meisten von ihnen sind rote Riesen vom Spektraltyp K4 und besitzen absolute Helligkeit von -2,3 mag und die 400-fache Sonnenleuchtkraft. Der hellste Stern des Haufens hat eine Helligkeit von 10,7 mag, wobei jeder Stern im Haufen, aufgrund der interstellaren Absorption, um gut 0,7 mag abgeschwächt wird. Alle anderen Sterne des Haufens sind hingegen normale Riesen oder Unterriesen. Stünde unsere Sonne in der gleichen Entfernung wie der Sternhaufen, erschiene sie uns nur als 17 mag helles Sternchen! Studien legen nahe, dass NGC 7789 schon viele, vor allem masseärmere Sterne verloren hat. Die massereichsten Sterne konzentrieren sich in Richtung des Haufenzentrums.
Aufgrund seiner Helligkeit ist NGC 7789 schon in jedem Sucher und Feldstecher als ausgedehnter Nebelfleck zu erkennen. Allerdings besitzen die
hellsten Sterne des Haufens nur eine Helligkeit von 11. Größenklasse, so dass höhere Vergrößerungen erforderlich sind, um ihn mit kleinen
Instrumenten in Einzelsterne aufzulösen. Schon mit Hilfe eines 2,5 bis 4 Zöller zeigt sich der Haufen als relativ heller granulierter
Nebelfleck, der mit einem Kometen verwechselt werden kann. Mit höherer Vergrößerung erscheinen im 4-Zöller schon einzelne Sterne. Der
Haufen selber besitzt eine annähernd runde Form, mit geringer bis mäßiger Flächenhelligkeit. Mit 6 Zoll Öffnung erscheint er hell, groß
und ohne zentrale Konzentration. Zahlreiche Sterne sind allerdings erst ab 100-facher Vergrößerung sichtbar, die sich auf einen milchig
erscheinenden Hintergrund projizieren. Mit 8 Zoll Öffnung erscheinen bereits mehr als 100 nahezu gleich helle Sterne in einem Feld von der
ungefähren Größe des Vollmondes. Die Sternketten, zusammen mit Gebieten die weniger Sterne enthalten, bilden dabei eine Art Spiralmuster
bzw. die Blätter einer Rosenblüte nach. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung und bis zu 200-facher Vergrößerung sind mehr als 150 Sterne sichtbar,
wobei bei einigen Mitgliedssternen bereits die orange Färbung zu erkennen ist. Allerdings erscheint der Hintergrund immer noch neblig, was an
den unzähligen schwachen unaufgelösten Haufenmitgliedern liegt.
NGC 7789 befindet sich ziemlich genau zwischen den Sternen Rho und Sigma Cassiopeiae. Um den Sternhaufen aufzufinden, stellen wir Beta Cas in die Suchermitte ein. 3 Grad südwestlich dieses Sterns befindet sich Rho Cas, der mit einem weiteren Stern ein hübsches Paar bildet. Nun schwenken wir, ausgehend von diesem Sternenpaar, 2 Grad in Richtung Südosten zu Sigma Cas. Auf halber Strecke müsste nun NGC 7789 als rundlicher Nebelfleck im Gesichtsfeld des Sucherfernrohrs auftauchen.
NGC 7789 beobachtet man am besten in den Herbst- und Wintermonaten, wenn das Sternbild Kassiopeia hoch am Himmel kulminiert. Anfang November steht das Objekt gegen 21 Uhr fast im Zenit.