NGC 6503 im Drachen

Die Spiralgalaxie NGC 6503, im nördlichen Sternbild Drache (Draco), wurde am 22. Juli 1854 von dem deutschen Astronomen Arthur von Auwers, unter Zuhilfenahme eines 60 cm Refraktors in Königsberg, entdeckt. Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung war Auwers noch Student an der Universität in Göttingen. Der amerikanische Amateurastronom Stephan James O’Meara bezeichnete NGC 6503, aufgrund ihrer räumlichen Position, als "Lost-In-Space-Galaxy".

NGC 6503 ist eine kleine Spiralgalaxie vom Hubble-Typ Sc, die wir fast im gleichen Winkel wie die Andromedagalaxie beobachten können. Sie besitzt eine scheinbare Helligkeit von 10,2 Größenklasse und eine Ausdehnung von 7,1 x 2,4 Bogenminuten am Himmel und kann bereits in kleineren bis mittleren Teleskopen beobachtet werden. Die Galaxie steht rund 18 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und ist somit noch ein engerer Nachbar unserer Lokalen Gruppe. Sie befindet sich räumlich gesehen in der Coma-Sculptor-Wolke, am Rand des Lokalen Voids. Dieses Gebiet ist eine riesige, leere Region des Weltraums, in direkter Nachbarschaft zu unserer Lokalen Galaxiengruppe, in der kaum Galaxien und Sterne zu existieren scheinen. Die Leere besitzt eine Ausdehnung von mindestens 150 Millionen Lichtjahre und erstreckt sich zwischen den Sternbildern Hercules und Coma Berenices. Mit einem Durchmesser von ungefähr 37.000 Lichtjahre, ist NGC 6503 deutlich kleiner als unsere eigene Spiralgalaxie, die einen Durchmesser von rund 180.000 Lichtjahren besitzt. Aus diesem Grund wird sie in der astronomischen Literatur auch als Zwergspirale bezeichnet. Ferner handelt es sich bei NGC 6503 um eine aktive Galaxie, mit ausgedehnten Sternentstehungsgebieten. Die auf lang belichteten Fotos sichtbaren blauen Regionen sind massereiche Sternhaufen, in dem sich neu entstandene heiße Sterne befinden. Zahlreiche rötlich erscheinende H-II-Regionen sind ebenfalls über die Galaxienscheibe verteilt. Unterbrochen werden diese Regionen von dunkelbraunen Staubschwaden, die der Galaxie ein fleckiges Aussehen verleihen. Im Allgemeinen ist ihre Spiralstruktur nur schwach ausgeprägt. Auffällig ist, dass es keine zentrale Aufwölbung, wie bei den meisten Spiralgalaxien, zu geben scheint. Dafür gibt es einen massereichen Halo aus Gas, die die Galaxie umgibt. Dieses Gas fällt auf ein supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum von NGC 6503. Die Galaxie wird deshalb auch als Seyfert-2 und LINER Galaxie klassifiziert. NGC 6503 hat eine kleine Satellitengalaxie mit der Bezeichnung KK 242. Mit rund 3 Millionen Sonnenmassen, liegt diese Galaxie von der Masse her zwischen einer irregulären und einer sphäroidischen Zwerggalaxie.

Aufgrund ihrer großen Flächenhelligkeit ist NGC 6503 bereits in 2 bis 3 Zoll großen Teleskopen und geringer Vergrößerung als schmaler Lichtstreifen auffindbar. Die Helligkeit nimmt zur Mitte hin leicht zu. Mit 4 bis 6 Zoll kann bei indirektem Sehen und 60-facher Vergrößerung ein helles und breites Kerngebiet erkannt werden, das nördlich vom Zentrum versetzt erscheint. Der Zentralbereich ist von einem 4:1 elongierten linsenförmigen Nebel eingbettet, das sich in einem hübschen Sternenfeld befindet. Direkt östlich der Galaxie befindet sich ein Stern der 9. Größenklasse. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung und höherer Vergrößerung erscheint die Scheibe indirekt schon leicht gemottelt, mit einem sternförmig erscheinenden scharfen Zentralbereich. Östlich und westlich des Zentralbereichs existiert eine dunkle Einbuchtung. Das nordwestliche Ende der Scheibe erscheint etwas heller als das südöstliche und endet abrupt im Hintergrund.

Um NGC 6503 aufzusuchen, gehen wir vom Kopf des Sternbilds Drache aus, der durch die Sterne Beta, Gamma, Xi und Nu Draconis gebildet wird. 10 Grad nordwestlich von Nu befindet sich ein Stern der 3. Größe. Es ist Eta Dra. 6 ½ Grad nordöstlich von Eta befindet sich Zeta Dra. Von dort aus schwenken wir 8 Grad in Richtung Nordosten, entlang einer Kette aus und 5 mag hellen Sternen, auf Chi Dra zu. NGC 6503 befindet sich im Zentrum des Gesichtsfeldes und auf ca. 2/3 dieser Strecke, wenn wir Psi Dra an das nordwestliche Ende des Suchergesichtsfeld bringen.