Der Kugelsternhaufen NGC 5897 im Sternbild Waage wurde am 10. März 1785 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Er beschrieb ihn als schönen großen Haufen, der ihm unregelmäßig und schwach erschien. Es ist möglich, dass Herschel den Sternhaufen schon ein Jahr früher beobachtet hat, nämlich am 25. April 1784. In dieser Nacht waren die Beobachtungsbedingungen allerdings sehr schlecht, so dass er nur eine ungenaue Position des Objekts aufzeichnen konnte.
NGC 5897 besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,4 mag und eine Ausdehnung von 11 Bogenminuten an unserem Himmel, so dass er bereits in Ferngläsern und kleinen Teleskopen beobachtet werden kann. Der Sternhaufen ist nur locker zum Zentrum hin konzentriert (Konzentrationsklasse XI) und es gibt keinen hellen Kernbereich, wie bei anderen Kugelsternhaufen des galaktischen Halos. Somit weist er selbst in seinem Zentrum nur eine sehr geringe Sternendichte auf. Die Entfernung zu NGC 5897 wird mit 41.000 Lichtjahre angegeben, was gut 170 Lichtjahren Durchmesser entspricht. Damit ist der Kugelhaufen etwas größer, als sein berühmtes Pendant Messier 13 im Sternbild Herkules. Vom galaktischen Zentrum befindet sich NGC 5897 gut 22.800 Lichtjahre entfernt. Seine Mitgliedssterne weisen, mit 0,91% Anteil schwerer Elemente als die Sonne, nur eine sehr geringen Metallgehalt auf, so dass NGC 5897 zu den ältesten Objekten unseres Milchstraßensystems gehören könnte. Der Sternhaufen ist zu einer Zeit entstanden, als unsere Galaxie noch keine Scheibe oder Spiralarme besaß. Ferner beherbergt er mehrere veränderliche Sterne, zumeist vom Typ RR Lyrae, die in der Fachliteratur auch als Haufenveränderliche bekannt sind.
NGC 5897 ist am besten von südlicheren Standorten aus beobachtbar und erscheint im 10x50 Feldstecher unter einem dunklen Himmel nur als rundlicher Nebelfleck, direkt südöstlich von Iota Librae. Im 3 bis 4 Zöller ist der Kugelhaufen deutlich ausgedehnter, mit hellerem Zentrum. Er bleibt aber noch relativ lichtschwach und steht in einem hübschen Sternenfeld, das die Form eines umgedrehten Y besitzt. NGC 5897 besitzt vor allem bei geringen Vergrößerungen Ähnlichkeiten mit einem schweiflosen Kometen bzw. mit dem Kugelsternhaufen M 56 im Sternbild der Leier. Im 6 bis 8 Zoll Reflektor, bei höherer Vergrößerungen um 100-fach, ist der Kugelsternhaufen in den Randbereichen in rund ein Dutzend Sterne der 13. Größenklasse aufgelöst. Beobachtet man von einem südlichen Standort sind bei indirektem Sehen sogar noch mehr Einzelsterne erkennbar, vor allem in der östlichen Hälfte des Sternhaufens. Nordöstlich des Randbereichs steht ein Paar aus 11 und 12 mag hellen Sternen. Das Zentrum erscheint nun deutlich heller und der Haufen leicht in Ost-West-Richtung elongiert. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung zeigt nun auch das Zentrum einzelne Mitgliedssterne, sowie dutzende Sterne in den Randbereichen. Ansonsten bleibt der Sternhaufen eher diffus. Er erscheint nun wie ein reicher und kaum aufzulösender offener Sternhaufen.
Der Kugelsternhaufen liegt nur 1,7 Grad südöstlich von Iota Librae (4,54 mag) und auf 2/3 der Verbindungsstrecke zwischen Zubenelakrab (Gamma Lib, 3,91 mag) und Sigma Lib (3,2 mag). Im Sucherfernrohr befindet sich NGC 5897 in der Nähe eines hübschen Asterismus aus Sternen der 8. Größenklasse.
NGC 5897 ist am besten im späten Frühjahr und zu Beginn des Sommers beobachtbar, wenn das Sternbild Waage am höchsten über dem Südhorizont steht. Mitte Juni erreicht der Kugelhaufen gegen 23 Uhr Sommerzeit den Meridian und steht 17 Grad hoch über dem Südhorizont.