NGC 4565 im Sternbild Haar der Berenike wurde am 6. April 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist ein Paradebeispiel für eine Galaxie in
Kantenlage (edge-on). Er beschrieb die Galaxie als 20 Bogenminuten langer und 3 bis 4 Bogenminuten breiter leuchtender Streifen mit einer viel
helleren Mitte. Im Caldwell-Katalog wird NGC 4565 auch als Nummer 38 gelistet und zählt zu den 110 interessantesten NGC-Objekten jenseits des
Messier-Katalogs.
In der Literatur wird die 31 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie (Hubble-Typ SA(s)b) oft mit dem Aussehen der Milchstraße verglichen, da
unsere Galaxis wahrscheinlich ähnlich erscheinen würde, wenn man sie von einem entfernten Punkt im All aus betrachten könnte. Dafür spricht
auch ihr Durchmesser von mehr als 100.000 Lichtjahren und ihr, besonders auf Fotos, deutlich sichtbares Staubband. Die Galaxie ist 87 Grad
gegen unsere Sichtlinie geneigt, so dass wir sie fast exakt von der Kante aus betrachten. Außerdem ist sie Mitglied der Coma I-Galaxiengruppe.
Am Himmel besitzt NGC 4565 eine Winkelausdehnung von 14,8 x 2,1 Bogenminuten und eine scheinbare Helligkeit von 9,5 mag. Durch ihr starke
Elongation (13:1) wird sie beiläufig auch als "Nadelgalaxie" bezeichnet.
Unter einem dunklen Landhimmel erscheint NGC 4565 im Fernglas oder Sucherfernrohr als schwacher Lichtfleck. Im 2 Zöller kann man dann schon
ihre typisch spindelförmige Form erahnen. Im 4 Zöller und mit 60facher Vergrößerung ist die Kantenlage der Galaxie deutlich sichtbar und
sie erscheint als schwacher dünner Lichtstreifen im Gesichtsfeld des Okulars. Dabei erkennt man im Ansatz, dass ihr Zentrum etwas breiter und
heller ist. Ein sternartiges Zentrum ist aber nicht zu erkennen. Ab 6 Zoll Öffnung und mehr als 60facher Vergrößerung besteht die Chance,
den Staubstreifen zu erkennen, der sich über die gesamte Länge der Galaxie erstreckt. Am deutlichsten hebt sich dieser Streifen in der Nähe
des Kerns ab. Die sehr schmalen und zum Ende hin zulaufende Spitzen, besitzen deutlich geringere Flächenhelligkeiten, so dass die Galaxie
unter weniger guten Bedingungen deutlich verkürzt erscheint. Nur 1,5 Bogenminuten nordöstlich des Zentrums steht noch ein Stern 13er
Größenklasse.
Das Aufsuchen von NGC 4565 gestaltet sich relativ einfach, da sich die Galaxie unmittelbar östlich des Coma-Sternhaufens (Melotte 111)
befindet. Im Sucherfernrohr stellen wir den 5 mag hellen Doppelstern 17 Comae ein, der mit zwei annähernd gleich hellen Sternen ein
gleichschenkliges Dreieck bildet. Die Galaxie steht dann genau 1,7 Grad östlich dieser Dreiergruppe.
NGC 4565 kulminiert Anfang Mai gegen 23 Uhr Sommerzeit in einer Höhe von 64° über dem Südhorizont.