Der offene Sternhaufen NGC 1502 im Sternbild Giraffe (Camelopardalis) wurde am 3. November 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt. Der Sternhaufen befindet sich direkt am südöstlichen Ende der 2,8 Grad langen und nur in Feldstechern sichtbaren Sternenkette mit dem Namen "Kemble’s Cascade". Dieser Asterismus wurde nach dem kanadischen Amateurastronomen Lucien J. Kemble benannt, der die Sternenkette mit seinem 7x35 Fernglas entdeckte. Im englischen Sprachraum ist NGC 1502 auch als "Jolly Roger Cluster" bekannt.
NGC 1502 steht in einem ziemlich sternarmen Gebiet am Himmel, besitzt eine Helligkeit von 6,9 mag und eine scheinbare Winkelausdehnung von 20 Bogenminuten, was ungefähr 2/3 des Durchmesser des Vollmondes entspricht. Der recht konzentrierte Sternhaufen ist schon mit einem kleinen Feldstecher sichtbar und befindet sich 2.700 Lichtjahre von der Erde entfernt. In ihm konzentrieren sich rund 45 Haufenmitglieder der 9 bis 11. Größenklasse innerhalb eines Durchmessers von ungefähr 6 Lichtjahren. Die Sterne sind allesamt junge und heiße O und B-Sterne die sich vor nur 5 Millionen Jahren aus einer Gaswolke gebildet haben. Gleichzeitig ist der Haufen wahrscheinlich ein Mitglied der Camelopardalis OB1 Assoziation und wird durch die das interstellare Medium um eine halbe Größenklasse abgeschwächt. Im Zentrum des Haufens befindet sich der 6,9 mag helle optische Doppelstern Struve 458 (ADS 2984 AB), dessen heiße und massereichen Komponenten nur 18 Bogensekunden auseinander stehen und spektroskopisch ebenfalls doppelt sind, so dass sie ein Mehrfachsystem bilden. Die nördliche Komponente des Doppelsterns ist der Bedeckungsveränderliche CZ Camelopardalis. Dieser ändert alle 2,7 Tage seine Helligkeit um 0,3 Größenklassen.
NGC 1502 sollte unter einem dunklen Landhimmel bereits mit bloßem Auge sichtbar sein, weil der Sternhaufen in Wahrheit ungefähr 1,5 Größenklasse heller ist, als angegeben. Spätestens in einem kleinen Feldstecher von nur 25 mm Objektivdurchmesser sollte er am südlichen Ende von "Kembles Kaskade" auffallen. Ein 10x50 Fernglas zeigt bereits wenige Einzelsterne. Mit einem 3 bis 4 Zöller, bei niedriger Vergrößerung, ist eine pfeilförmige Struktur erkennbar, die mehr als ein Dutzend Sternen unterschiedlicher Helligkeiten enthält, die sich zur Haufenmitte hin konzentrieren. Im Zentrum des Haufens steht der auffällige und hübsche Doppelstern Struve 458. Seine beiden Hauptkomponenten erscheinen bei höherer Vergrößerung rötlich. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erscheint der Sternhaufen reich und ziemlich kompakt und zeigt zwei auffällige X-förmige Sternenketten. Durch das zentrale Gebiet verläuft ebenfalls eine auffällige gebogene Sternenkette. Mit höherer Vergrößerung ist neben dem Doppelstern auch der Dreifachstern Struve 484 beobachtbar, dessen Komponenten 22,5 bzw. 5,5 Bogensekunden auseinander stehen. Insgesamt sind bei mittleren Vergrößerung rund 30 bis 40 Sterne in dem Haufen erkennbar.
Um den Sternhaufen aufzusuchen, verbinden wir die Strecke zwischen Algol (Beta Per) und Mirphak (Alpha Per) Richtung Norden, bis wir in ca. 9 Grad Distanz auf ein Paar Sterne der 4. Größenklasse treffen. NGC 1502 befindet sich rund 5 Grad nordöstlich dieses Sternpaars und ist bereits schon im Sucherteleskop erkennbar.
NGC 1502 ist am besten im Spätherbst und in den Wintermonaten beobachtbar und steht Ende November um 23:30 nahe des Zenits. Dabei erreicht er von unseren Breiten aus gesehen eine maximale Höhe von 80 Grad über dem Horizont.