
Der Planetarische Nebel NGC 1501, im nördlichen Sternbild Giraffe (Camelopardalis), wurde am 3. November 1787 vom deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel mit seinem 18,7-Zoll-Spiegelteleskop entdeckt. Er beschrieb ihn als ziemlich hellen, runden Planetarischen Nebel mit gleichmäßigem Licht und ziemlich gut definiert. Im englischen Sprachraum ist der Nebel auch unter dem Eigennamen "Camel’s Eye Nebula" (Kamelaugennebel) bekannt, im deutschsprachigen Raum auch als "Austernnebel" (Oyster Nebula). Die Lage des Zentralsterns, eingebettet in den ovalen Nebel, erinnert vor allem auf Fotos ein bisschen an das Aussehen einer Perle in einer Auster.
NGC 1501 ist ein Planetarischer Nebel mit komplexer Struktur und unregelmäßiger Scheibe, die vor allem auf lang belichteten Fotos sichtbar wird. Er besitzt eine scheinbare Helligkeit von 11,5 mag sowie einen Winkeldurchmesser von 0,87 x 0,87 Bogenminuten. Damit ist er bereits in kleineren bis mittleren Teleskopen beobachtbar. Der Nebel ist zwischen 3.840 und 4.240 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen Durchmesser von gut einem Lichtjahr. Sein heißer Zentralstern ähnelt einem kohlenstoffreichen Wolf-Rayet-Stern vom Typ WC4 mit einer Oberflächentemperatur von 130.000 Kelvin und einer scheinbaren Helligkeit von 14,45 mag. Er ist auch unter der Bezeichnung CH Camelopardalis bekannt. Es handelt sich um einen pulsationsveränderlichen Stern, dessen scheinbare Helligkeit regelmäßig um 0,1 Magnituden schwankt. Am Beispiel von NGC 1501 geschieht das unglaublich schnell, nämlich innerhalb von nur einer halben Stunde. Neue Analysen der Gaia-Sonde deuten darauf hin, dass es sich bei dem Zentralstern um ein Doppelsternsystem handelt. Der Nebel besitzt die Form eines dünnschaligen, abgeflachten Sphäroiden mit geringer bis mittlerer Elliptizität. Entlang der Achse existiert ein großer Lappen mit kleineren Erhebungen. Die Morphologie des Nebels lässt sich durch die Wechselwirkung zwischen dem Nebelmaterial mit niedriger Geschwindigkeit und dem starken, schnellen Wind des Vorgängersterns erklären. In den Spektren sind ionisierter Wasserstoff und Stickstoff in der Nebelhülle zu erkennen, die eine Temperatur von 11.500 Kelvin besitzt und sich mit einer Geschwindigkeit von 38 bis 55 km/s in den Weltraum ausdehnt. Die geschätzte Masse des Zentralsterns betrug vor seinem Eintritt in das Riesenstadium und dem Abwerfen seiner äußeren Schichten 0,8 bis 0,88 Sonnenmassen.
Im 3- bis 4-Zoll-Refraktor erscheint der Nebel bei Vergrößerungen um das 70-fache nur als winziger, strukturloser Blob mit diffusen Rändern. Er bildet zusammen mit zwei hellen Sternen ein flaches, gleichschenkliges Dreieck. Bei einer hohen Vergrößerung von 140-fach erscheint die Scheibe gleichmäßig ausgeleuchtet, schwach und nahezu kreisrund. Mit einer Öffnung von 6 bis 8-Zoll und einer Vergrößerung von 200-fach sowie einem OIII-Filter erkennt man, dass das Scheibchen in der Mitte etwas dunkler ist und eine ungleichmäßige Helligkeitsverteilung nach innen zeigt, vor allem im südöstlichen Bereich der Scheibe. Der Nordost- und Südwestrand wirken etwas heller. NGC 1501 erscheint etwas größer als der Planet Jupiter mit einer nach außen hin scharf begrenzten, ovalen Scheibe. Der heiße Zentralstern ist unter einem dunklen Landhimmel nur indirekt erkennbar und befindet sich hart an der Wahrnehmungsgrenze für den 8-Zöller. Mit einer Öffnung von 10-Zoll blitzt dieser ab und zu durch. Mit noch größerer Öffnung kommen immer mehr Details in der Nebelhülle zum Vorschein. Der Zentralstern tritt nun deutlicher hervor. Die Nebelhülle erscheint nun leicht bläulich. Auffällig ist der helle Rand der Scheibe mit dunkleren Stellen in der Mitte. Mit noch größerer Öffnung zeigen sich dort Helligkeitsvariationen. Ein OIII-Filter hilft kaum, weitere Details in der Nebelhülle zu erkennen.
Nur eineinhalb Grad südlich der Sternenkette "Kemble’s Cascade" im unscheinbaren Sternbild Camelopardalis befindet sich NGC 1501. Wir finden ihn, wenn wir die Strecke zwischen Misam (Kappa Per, 3,8 mag) und Mirfak (Alpha Per, 1,8 mag) um das Dreifache nach Nordosten verlängern. Der Nebel steht etwa in der Mitte zwischen den Sternen Beta Camelopardalis (4,0 mag) und CS Camelopardalis (4,3 mag) sowie knapp zehn Bogenminuten westlich eines Sterns der 8. Größenklasse.
Der Nebel ist zirkumpolar und demzufolge das ganze Jahr über zu sehen. Am besten ist er jedoch in den Herbst- und Wintermonaten sichtbar, wenn das Sternbild Giraffe bei uns am höchsten steht. Mitte Dezember steht NGC 1501 gegen 22:30 Uhr zenitnah in einer Höhe von 80 Grad über dem Horizont....
