Die Galaxien Messier 95 (NGC 3351) und Messier 96 (NGC 3368) im Sternbild Löwe wurden am 20. März 1781 von Pierre Méchain entdeckt. Nur 4 Tage später nahm Charles Messier die Objekte in seinem berühmten Nebelkatalog auf und beschrieb sie als Nebel ohne Sterne, ähnlich M 84 und M 86 in der Jungfrau.
Messier 95 und Messier 96 gehören zusammen mit M 105 und neun weiterer Galaxien zur Leo I bzw. M96-Galaxienruppe, einer kleine Ansammlung von
Welteninseln, ähnlich unserer Lokalen Gruppe, die sich ungefähr 38 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Messier 95 ist eine
9,8 mag helle Balkenspirale (Hubble-Typ SBb) mit nahezu kreisförmigen Spiralarmen und besitzt eine Flächenausdehnung von 7,6 x 4,5
Bogenminuten, was einer wahren Ausdehnung von ungefähr 75.000 Lichtjahren entspricht. Sie gehört zu den schwächeren Exemplaren des
Messier-Katalogs. Das Zentrum der Galaxie enthält eine ringförmige Struktur mit massereichen Sternhaufen, in der auch heute noch junge Sterne
entstehen. Diese Struktur besitzt einen Durchmesser von ungefähr 2.000 Lichtjahren. Die Spiralarme winden sich ringförmig um das Zentrum
herum. Das Zentrum selber enthält einen visuell nicht sichtbaren Balken aus älteren rötlichen Sternen.
Messier 96, 40 Bogenminuten östlich von M 95 gelegen, ist mit 9,3 mag die hellere der beiden Galaxien (Hubble-Typ Sab) und gleichzeitig das
hellste Mitglied der Leo I-Galaxiengruppe. Sie besitzt einen scheinbaren Durchmesser von 7,8 x 5,3 Bogenminuten. Ihre asymmetrischen Spiralarme
winden sich um einen Kern, der nicht genau in der Mitte der Galaxienscheibe zu finden ist. Man vermutet deshalb, dass ihr Aussehen auf den
gravitativen Einfluss ihrer Nachbargalaxien zurückzuführen ist. Bezogen auf ihre Entfernung besitzt die Galaxie eine Ausdehnung von ungefähr
60.000 Lichtjahren. Auf länger belichteten Aufnahmen erkennt man einen schwachen äußeren filamentartigen Ring, der einen Durchmesser von
ungefähr 100.000 Lichtjahren besitzt und damit in der Ausdehnung so groß wie unser eigenes Milchstraßensystem ist. Die helle innere Scheibe
der Galaxie enthält eine ältere Population von Sternen. Direkt am Ende der Scheibe schließt sich ein Ring aus blauen Knoten an - vermutlich
junge Sternhaufen mit ihren heißen und deutlich jüngeren Mitgliedssternen. Diese Region enthält einen großen Anteil interstellaren Staubs,
der besonders auf lang belichteten Fotos zur Geltung kommt. Im Jahr 1998 wurde 55 Bogensekunden nördlich des Kerns eine Supernova vom Typ Ia
entdeckt (SN 1998bu), die eine Helligkeit von 11,8 mag erreichte.
M 95 und M 96 waren auch Ziele des Weltraumteleskops Hubble zur genauen Bestimmung der Hubble-Konstante mit Hilfe von
Cepheiden-Veränderlichen. Die Scheibe von M 95 ist im Gegensatz zu M 96 deutlich mehr zu unserer Sichtlinie geneigt. Bei M 96 blicken wir
hingegen nahezu senkrecht auf die Scheibe.
Messier 95 und 96 sind zusammen mit M 105 und NGC 3371, die sich 50 Bogenminuten nördlich von M 96 befinden, unter sehr guten Bedingungen als lichtschwache Flecken in einem 10x50 Fernglas oder in einem Sucherfernrohr sichtbar. Mit 2 bis 3 Zoll Öffnung und niedriger Vergrößerung sind alle 4 Galaxien deutlich besser erkennbar. M 96 erscheint dabei heller, mit einer Art Zentralregion, und leicht länglicher als M 95, die nah an der Wahrnehmungsgrenze für kleine Instrumente liegt. Mit 4 Zoll Öffnung und 50 bis 80-facher Vergrößerung zeigt sich immer noch M 95 als rundlicher Lichtfleck ohne weiterer Details. Die Nachbargalaxie ist hier deutlich interessanter und zeigt einen stärkeren Helligkeitsanstieg zur Mitte. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erscheinen beide Galaxienkerne nahezu stellar. Dabei fällt bei M 96 auf, dass die Ostkante der Galaxie besser definiert ist und der Galaxienkörper eine leicht balkenförmige Struktur zeigt. Ab 10 bis 12 Zoll Öffnung und 100-facher Vergrößerung ist die Kernregion von M 95 deutlich besser ausgeprägt. Die Scheibe erscheint nun eher oval. Auch die Asymmetrie von M 96 ist bei dieser Öffnung deutlich besser sichtbar. Mit noch größerer Öffnung ist dann auch die balkenförmige Spiralstruktur beider Galaxien erkennbar.
Die Leo I Galaxiengruppe, mit den beiden Galaxien M 95 und M 96, liegt inmitten einer gedachten Linie zwischen den Sternen Alpha Leonis
(Regulus) und Iota Leonis. Zunächst gehen wir von Regulus, dem Hauptstern des Löwen aus. Wir schwenken ungefähr 7 Grad nach Südosten, bis
Rho Leonis (3,8 mag) in der Suchermitte erscheint. Nun schwenken wir 4 Grad in Richtung Nordosten, bis ein Stern 5. Größe (53 Leo) auftaucht.
Messier 95 liegt dann knapp 2 Grad nordwestlich dieses Sterns und zeigt sich als kleiner diffuser Nebelfleck.
Am besten sind die beiden Galaxien im Sternbild Löwe im Winter und Frühjahr sichtbar. Ende Februar kulminieren sie gegen Mitternacht in einer Höhe von knapp 50 Grad über dem Horizont.