Der helle Reflexionsnebel Messier 78 (NGC 2068) im Sternbild Orion wurde zu Beginn des Jahres 1780 von Pierre Méchain entdeckt und am 17. Dezember 1780 von Charles Messier in seinen berühmten Nebelkatalog aufgenommen. Er übernahm die Beschreibung von Méchain der in M 78 zwei helle Kerne sah, die von Nebel umgeben sind. Vesto M. Slipher vom Lowell Observatorium untersuchte das Spektrum des Nebels im Jahre 1919 und entdeckte ein kontinuierliches Spektrum. Im Gegensatz zu Emissionsnebeln, wo das Gas aufgrund der hohen Temperatur der Nachbarsterne ionisiert und zum Leuchten angeregt wird, streut M 78 das Licht seiner Nachbarsterne.
Messier 78 ist mit einer Helligkeit von 8,3 mag der hellste Reflexionsnebel des Himmels und gehört mit dem benachbarten Nebel NGC 2064, NGC
2067 und NGC 2071 zum großen Orion-Molekülwolken-Komplex, in dessen Zentrum der Große Orionnebel (Messier 42/43) steht. Er befindet sich
rund 1.600 Lichtjahren von der Erde entfernt und besitzt eine Winkelausdehnung von 8 x 6 Bogenminuten, was einer wahren Ausdehnung von mehr als
4 Lichtjahren entspricht. Der Nebel reflektiert das Licht zweier junger 10 mag heller B-Sterne (HD 385563 A und B), die 50,4 Bogensekunden
voneinander entfernt stehen. Die gesamte Nebelregion, die von dichten Dunkelwolken durchzogen ist, enthält mehr als 100.000 Sterne, die zum
großen Teil noch in ihren Geburtskokons eingebettet sind. Auch sind mehr als 45 veränderliche Sterne geringer Masse vom T-Tauri-Typ sowie 17
Herbig-Haro Objekte bekannt. Dabei handelt es sich um sehr junge Sterne in ihrem frühen Entwicklungsstadium, die in Form von Jets mit der
Molekülwolke LDN 1630 in Wechselwirkung stehen.
Im Februar 2004 wurde vom amerikanischen Hobbyastronom Jay McNeil ein neuer veränderlicher Nebel entdeckt und nach ihm benannt. Dieses rund 1
Bogenminute große Objekt befindet sich etwas südwestlich von M 78. Die Position des Nebels ist mit der Infrarotquelle IRAS 05436-0007
assoziiert und zeigt regelmäßige Helligkeitsausbrüche.
Mit kleiner Öffnung ähnelt Messier 78 einem kleinen und lichtschwachen Kometen. Im Gegensatz zu Emissionsnebel reagieren Reflexionsnebel
nicht auf Nebelfilter. Deshalb ist ein dunkler und transparenter Himmel zur Beobachtung erforderlich. Unter guten Bedingungen ist M 78 recht
gut in einem 10x50 Fernglas als schwacher Nebelfleck erkennbar. Mit einem 10x70 Feldstecher und Teleskope ab 2,5 Zoll Öffnung und 50-facher
Vergrößerung erscheint der Nebel wie ein kleiner Komet mit einer Art doppelten Kern. Die zwei Sterne 10er Größenklasse im Nebel bilden
dabei den Kern des "Kometenkopfes". Der nordwestliche Teil des Nebels ist im Gegensatz zu den anderen Seiten scharf begrenzt. Alle anderen
Teile und besonders der gegenüberliegend südöstliche Teil laufen dagegen diffus in den Hintergrund über, so dass Ähnlichkeiten mit einem
Kometenschweif aufkommen. Ab 4 bis 5 Zoll Öffnung ist 15 Bogenminuten von M 78 entfernt auch der Nachbarnebel NGC 2071 schwach erkennbar. Alle
anderen Nebel in der Umgebung erfordern mehr Teleskopöffnung sowie einen dunklen Himmel und sind deutlich schwieriger auszumachen. Die
nordwestliche Nebelkante von M 78 tritt mit dieser Öffnung jetzt stärker hervor. Mit 6 Zoll Öffnung sollte unter guten Bedingungen im
Zentrum ein weiter Stern 13. Größenklasse sichtbar werden, der südlich der beiden helleren Sterne steht. Mit 8 Zoll Öffnung und 80 bis
100-facher Vergrößerung erkennt man schon die ersten Details, auch das die gesamte Nebelregion von dunklem Staub überlagert ist. Mit 10 bis
12 Zoll Öffnung tauchen flockige und wolkenartige Strukturen auf. Die Randbereiche sind jetzt weitaus besser erkennbar und besonders der
nördliche Teil deutlich abgegrenzt.
1,8 Grad östlich von M 78 kann noch der 9 mag helle und 11 Bogenminuten große offene Sternhaufen NGC 2112 aufgefunden werden. Dieser enthält
rund 100 Sterne 12. bis 13. Größenklasse und befindet sich über 2.800 Lichtjahre von der Erde entfernt im Hintergrund von Messier 78. Er ist
mit einem Alter von 2 Milliarden Jahre deutlich älter als die jungen Sterne der M 78-Nebelregion.
Messier 78 befindet sich ungefähr 2,5 Grad nordöstlich von Alnitak (Zeta Orionis), der östliche Gürtelstern des Orion, in einem nahezu sternleeren Feld. Wenn wir Alnitak ins Zentrum des Suchers einstellen, befindet sich rund 1 Grad nördlich dieses Sterns ein weiterer Stern 5. Größenklasse. Nach weiteren 1,5 Grad Richtung Norden stößt man auf einen Stern 6. Größenklasse. Von diesem aus schwenkt man nun 1,5 Grad Richtung Osten. Der Nebel steht ungefähr 1 Grad südöstlich eines auffälligen rechtwinkligen Sternendreiecks und sollte im Gesichtsfeld eines niedrig vergrößernden Okulars erkennbar sein.
Die beste Zeit, den Reflexionsnebel zu beobachten, ist wenn das Sternbild Orion im Süden kulminiert. Am 15. Januar steht M 78 kurz nach 22 Uhr knapp 38 Grad hoch im Süden.