Der Kugelsternhaufen Messier 68 (NGC 4590) im Sternbild Wasserschlange wurde am 9. April 1780 von dem berühmten französischen Astronomen Charles Messier entdeckt. Messier beschrieb den Haufen als sehr schwachen Nebel ohne Sterne unterhalb des Raben und der Hydra, in der Nähe eines Sterns der 6. Größenklasse. Dieser war in seinem Refraktor sehr schwer zu sehen. Wilhelm Herschel beschrieb das Objekt als wunderschönen Ansammlung von Sternen, das extrem reich, kompakt und komprimiert erscheint, so dass die meisten Sterne regelrecht miteinander verschmelzen. Herschel war es auch, der den Sternhaufen als erster in Einzelsterne auflösen konnte.
Messier 68 hat eine scheinbare Größe von 11 Bogenminuten am Himmel und eine scheinbare Helligkeit von 7,3 mag, so dass der Sternhaufen bereits sehr einfach in Ferngläsern aufgefunden werden kann. Der Kugelhaufen der Konzentrationsklasse X befindet sich 33.600 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen wahren Durchmesser von rund 106 Lichtjahren. Er ist aufgrund seiner südlichen Position am Himmel von Mitteleuropa aus relativ schwierig zu beobachten und befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des galaktischen Zentrums. Der Sternhaufen umkreist das Zentrum der Milchstraße innerhalb von 500 Millionen Jahren und mit großer Bahnexzentrizität, so dass sich der Sternhaufen zeitweise bis zu 100.000 Lichtjahre von unserer Heimatgalaxie entfernen kann. Gleichzeitig zählt M 68 zu den metallärmsten Kugelhaufen überhaupt. Das bedeutet, dass im Spektrum seiner Stern nur wenig schwere Elemente oberhalb von Wasserstoff und Helium enthalten sind. Schätzungen gehen von einem Alter von 11,2 Milliarden Jahre aus. Aufgrund von Untersuchungen wird außerdem vermutet, dass der Kugelsternhaufen in der Vergangenheit einen Kernkollaps erlitten hat. Des Weiteren wird vermutet, dass der Sternhaufen Mitglied des Milchstraßensystems wurde, als eine kleine Zwerggalaxie in der Vergangenheit von unserer Heimatgalaxie einverleibt wurde. Im Sternhaufen wurden in der Vergangenheit bis zu 50 veränderliche Sterne identifiziert, die meisten davon vom Typ RR Lyrae, die überaus wichtig für die Entfernungsbestimmung sind. Sechs von diesen Sternen gehören zum Typ SX Phoenicis, die ein kurzes pulsierendes verhalten aufweisen. In Messier 68 wurden über 250 Riesensterne gezählt die eine absolute Helligkeit von 0. Größe oder heller aufweisen. Somit besitzt er etwa halb so viele helle Riesen, wie die deutlich berühmteren Kugelsternhaufen Messier 3 in den Jagdhunden oder Messier 13 im Herkules.
Messier 68 ist unter guten Bedingungen bereits in einem 7x50 oder 10x50 Fernglas sichtbar und erscheint selbst mit größeren Feldstechern nur als diffuser Nebelfleck. In einem 3 bis 4 Zoll Refraktor erscheint der Randbereich des Haufens mit höherer Vergrößerung schon leicht körnig, vor allem wenn man von der Südhalbkugel der Erde aus beobachtet. Ansonsten ist nur ein diffuser runder Fleck mit hellerem Zentrum wahrnehmbar, mit einem 5 mag hellen Stern südwestlich des Haufens. Spätestens mit 6 Zoll Öffnung sollten unter guten Bedingungen und hoher Vergrößerungen erste Einzelsterne in den Randbereichen zu erkennen sein, wobei das hellste Mitglieds eine Helligkeit von 12,6 Größenklassen erreicht. Des Weiteren erscheint der Haufen eher oval als rund. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung sind die Randbereiche des Haufens eindeutig in Sterne aufgelöst. Selbst im Zentrum blitzen einzelne Sterne hervor. Mit noch größeren Teleskopen gelingt auch eine vollständige Auflösung des Kernbereichs.
Messier 68 ist ein relativ schwieriges Objekt für mitteleuropäische Beobachter, weil der Sternhaufen bei seinem Meridiandurchgang, im östlichen Bereich des Sternbilds Wasserschlange, keine große Höhe über dem Horizont erreicht. Somit wird er durch die dichteren Atmosphärenschichten in seiner Helligkeit etwas beeinträchtigt. Um ihn aufzusuchen geht man am besten vom Sternbild Rabe aus und folgt einer Linie, die vom Stern Delta Corvi ausgeht in Richtung des Sterns Beta Corvi verläuft. Verlängert man diese Linie weiter ca. 4 Grad in Richtung Süden, taucht ein Doppelstern (A8612) der 5,4 Größenklasse auf, wobei sich M 68 ungefähr ein halbes Grad nordöstlich dieses Sterns befindet.
Die beste Zeit Messier 68 zu beobachten sind die Monate März, April und Mai, vor allem von südlicheren Breiten als Deutschland aus. In Namibia erreicht der Sternhaufen zu unserer Standardbeobachtungszeit den Zenit. Von Mitteleeuropa aus gesehen steht M 68 Ende April gegen 23 Uhr Sommerzeit im Meridian und erreicht dabei eine Höhe von nur 11 Grad über dem Horizont.