Messier 57 wurde 1779 von Antoine Darquer de Pellepoix bei der Beobachtung des Kometen von 1779 entdeckt. Charles Messier, der den selben Kometen einige Tage später beobachtete, beschrieb den Nebel als runden Lichthaufen, der zwischen den Sternen Gamma und Beta in der Leier gelegen ist. Fälschlicherweise nahm er an, dass dieser aus schwachen Sternen zusammengesetzt ist. Dagegen beschreibt ihn Darquer viel treffender: "Nebel zwischen Gamma und Beta der Leier; er ist sehr matt, aber perfekt begrenzt, er ist groß wie Jupiter & ähnelt einem verlöschenden Planeten". Damit beschreibt er den Planetarischen Nebel genau so, wie er in einem 2 bis 3 Zöller erscheinen würde. Auch ist seine Beschreibung ein guter Hinweis auf die Namensgebung solcher Nebel. Denn Wilhelm Herschel prägte den Namen "Planetarischer Nebel" in Zusammenhang mit seiner Uranus-Entdeckung.
Der Ringnebel im Sternbild Leier gehört sicher zu den bekanntesten Deep Sky Objekten des Sommerhimmels,
der auch von Anfängern als einer der ersten Objekte ins Visier genommen wird. So war es jedenfalls bei
mir und nicht nur, weil M 57 relativ leicht aufzufinden ist. Er ist mit seiner einpräsamen Form auch
ein Paradeobjekt und der Prototyp der Planetarischen Nebel schlechthin. Deshalb beobachte ich ihn auch
immer wieder gerne.
Das Objekt steht in einer Entfernung von 2.300 Lichtjahren und besitzt einen wahren Durchmesser von
ungefähr einem Lichtjahr. Die sehr viel schwächeren äußeren Bereiche wurden sogar erst 1935 entdeckt
und sind sogar rund 2,4 Lichtjahre. groß. Auf Grund der Ausdehnungsgeschwindigkeit der Nebelhülle (ca.
1 Bogensekunde pro Jahrhundert) lässt sich ein Alter von ungefähr 15.000 Jahre bestimmen. Ein
sonnenähnlicher Stern hat hier am Ende seines Lebens seine äußeren Schichten abgeworfen. Die
Nebelhülle, die in Wahrheit ein Zylinder ist und auf dessen Kante wir blicken, wird dabei vom 100.000
bis 120.000 Kelvin heißen Überrest des Sterns (ein Weißer Zwerg von der Größe der Erde) zum Leuchten
angeregt.
Messier 57 erscheint schon in einem kleinen Feldstecher als 9 mag heller Stern. Allerdings lässt er
sich dabei oft nicht von einem Stern unterscheiden. Mit einem kleinen Fernrohr und geringer
Vergrößerung fällt ungefähr auf halber Strecke, zwischen den beiden Sternen Gamma und Beta Lyrae, ein
bläulichgrüner Punkt auf, der sich nicht wie die anderen Sterne exakt scharf stellen lässt. Mit einem 2
Zöller und 30facher Vergrößerung erkennt man dann ein kleines ovales Nebelscheibchen. Mit noch höherer
Vergrößerung erscheint dann auch der berühmte Rauchring. Erste Strukturen sind dann mit 4 bis 5 Zoll
Öffnung und unter guten Bedingungen sichtbar. Mit höherer Vergrößerung und 6 bis 8 Zoll Öffnung erkennt
man die Strukturen schon deutlicher. Hier bemerkt man auch, dass der Umriss des Nebels eher
unregelmäßig und das zentrale Loch nicht ganz schwarz ist. Im Nebelkörper selber sind dann noch einige
hellere und dunklere Helligkeitsabstufungen wahrnehmbar.
Durch seine Helligkeit verträgt der Ringnebel hohe Vergrößerungen recht gut. Nebelfilter sind dabei in
der Regel nicht nötig. Man kann auch versuchen, die Vergrößerung bis auf das doppelte des
Objektivdurchmessers zu steigern. Die Sichtung des Zentralsterns, mit einer Helligkeit von 15,8 mag,
sind Teleskopen mit einer Öffnung von 16 Zoll und gutem Seeing vorbehalten. Nur 4 Bogenminuten
nordwestlich von M 57 erscheint dann auch mit großen Instrumenten oder auf Fotografien die 14,4 mag
helle Galaxie IC 1296.
Um den Ringnebel aufzusuchen nimmt man sich die Verbindungsstrecke zwischen Beta und Gamma Lyrae vor,
und sucht mit geringer Vergrößerung das Sternfeld zwischen diesen beiden Sternen ab. Ungefähr auf
halber Strecke fällt dann ein leuchtendes graugrünes Scheibchen inmitten eines hübschen Sternfeldes
auf. Wenn man einen Telrad besitzt, ist das Aufsuchen sogar noch einfacher: Hier stellt man den
mittleren Kreis ungefähr in die Mitte dieser Verbindungslinie. Dann sollte mit rund 50facher
Vergrößerung der Planetetarische Nebel im Gesichtsfeld erscheinen.
Messier 57 kulminiert Anfang August gegen 23 Uhr Sommerzeit, in einer Höhe von 70° über dem
Südhorizont.