Messier 38 (NGC 1912) im südlichen Teil des Sternbilds Fuhrmann ist der nördlichere und schwächste der drei Messier-Sternhaufen und wurde 1654 von Giovanni Bastista Hodierna entdeckt und 1749 unabhängig von Le Gentil beobachtet. Charles Messier trug den Offenen Sternhaufen am 25. September 1764 in seinen berühmten Nebelkatalog ein und beschrieb ihn als 15 Bogenminuten großen rechteckigen Haufen aus schwachen Sternen und ohne Nebel nahe dem Stern Sigma Aurigae. Ungefähr ein halbes Grad südwestlich von M 38 befindet ein weiterer, deutlich kompakterer Sternhaufen mit der Bezeichnung NGC 1907, der am 17. Januar 1787 von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt wurde. John L. E. Dreyer beschrieb ihn später als ziemlich gedrängten und runden Sternhaufen.
Messier 38 ist ein lockerer und unregelmäßiger offener Sternhaufen und befindet sich 4.200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er enthält mehr
als 100 Mitgliedssterne, die sich auf einer Fläche von ungefähr 20 Bogenminuten Ausdehnung verteilen. Das entspricht einem wahren Durchmesser
von knapp 25 Lichtjahren. Mit einem Alter von 150 bis 363 Millionen Jahren handelt es sich noch um einen sehr junges Objekt. Der Sternhaufen
befindet sich am äußeren Rand des lokalen Milchstraßen-Spiralarms, auch als Orion-Arm bezeichnet. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,4
mag ist der Sternhaufen unter optimalen Bedingungen sogar mit bloßem Auge als unscharfer Nebelfleck inmitten der Milchstraße sichtbar.
Der hellste Stern, mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,9 mag und 900facher Sonnenleuchtkraft, ist ein Riese der Spektralklasse G0 und
befindet sich rund 9 Bogenminuten nordöstlich des Haufenzentrums. Stünde unsere Sonne in derselben Entfernung wie M 38, würde sie nur eine
scheinbare Helligkeit von 15,3 Magnituden aufweisen. Des Weiteren enthält der Haufen zahlreiche Hauptreihensterne der Spektralklasse A und
einige Riesen der Spektralklasse B5 mit einer absoluten Helligkeit von -1,5 mag.
Der 8,2 mag helle und mit einem scheinbaren Durchmesser von 7 Bogenminuten deutlich kleinere offene Sternhaufen NGC 1907 liegt mit 4.500
Lichtjahren nahezu in der gleichen Entfernung wie M 38 und enthält rund 30 Sterne 11. Größenklasse. Beide Sternhaufen besitzen
unterschiedliche Radialgeschwindigkeiten und Eigenbewegungen und sind wahrscheinlich in unterschiedlichen Regionen der Milchstraße entstanden.
Demzufolge befinden sie sich nur rein zufällig in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Mit einem Alter von 500 Millionen Jahren ist NGC
1907 auch etwas älter als sein deutlich größerer Nachbar.
Ein weiterer Offener Sternhaufen mit der Bezeichnung Czernik 21 steht 20 Bogenminuten nordwestlich von M 38. Im Gegensatz zu NGC 1907 hebt sich
dieser Sternhaufen aber kaum vom Hintergrund ab.
Knapp 12 Bogenminuten nördlich von M 38 befindet sich noch der Planetarische Nebel Abell 9 (PK172+0.1), der mit 18,9 mag Helligkeit selbst
für große Fernrohre eine Herausforderung darstellt. Mit einer geschätzten Entfernung zwischen 37.000 bis 51.000 Lichtjahren steht das Objekt
weit im Hintergrund.
Unter einem dunklen Landhimmel sind Messier 38 sowie seine südlichen Nachbarn Messier 36 und Messier 37 mit bloßem Auge zu sehen. Mit einem
kleinen 8x40 Fernglas bleibt der Sternhaufen unaufgelöst und es ist nur als nebliger Fleck sichtbar, der in einem 10x50 Fernglas schon die
ersten Einzelsterne 9. bis 10. Größenklasse vor einem nebligen Hintergrund erkennen lässt. M 36 befindet sich knapp 2,5 Grad südöstlich im
selben Gesichtsfeld.
Ab 2 bis 3 Zoll Öffnung und 30 bis 50facher Vergrößerung ist M 38 schon vollständig in 50 bis 60 Einzelsterne aufgelöst. Eine gewundene
Sternenkette verläuft von Norden bis in das lockere Haufenzentrum hinein. Bei niedriger Vergrößerung formen die hellsten Mitgliedssterne ein
Muster, das Ähnlichkeiten mit dem griechischen Buchstaben Pi aufweist oder auch als "schiefes Kreuz" gedeutet werden kann. Mit einem
4-zölligen Refraktor tritt das "Kreuz" in den Hintergrund und es erscheinen immer mehr Sterne bis zur 13. Größenklasse, die in schwachen
Sternenketten angeordnet sind. Nun zeigt sich auch das Zentrum von M 38 deutlich konzentrierter. Sein kleinerer Nachbar NGC 1907, 35
Bogenminuten südwestlich, steht dabei im schönen Kontrast zu M 38. Dieser Sternhaufen ist ebenfalls in kleinen Teleskopen und mit geringer
Vergrößerung sichtbar, kommt aber mit größerer Öffnung deutlich besser zur Geltung. Mit einem Weitfeldokular mittlerer Vergrößerung und
mindestens 1 Grad Gesichtsfeld können beide Objekte zusammen beobachtet werden.
Messier 38 liegt nahezu in der Mitte des Auriga-Fünfecks und auf halbem Wege der Verbindungslinie zwischen Iota und Theta Aurigae. Beobachtet
man mit dem Sucher bzw. einem Fernglas diese Himmelsregion, ist ein pfeilartiges Sternenmuster ca. 4,5 Grad östlich von Iota Aur sichtbar, das
aus den 5 bis 6 mag hellen Sternen 16, 17, 18 und 19 sowie dem Veränderlichen Stern IQ Aurigae besteht. Der Offene Sternhaufen steht genau in
der Verlängerung des Pfeilkopfes rund 2,5 Grad in Richtung Nordosten versetzt und nördlich zweier Sterne 6. Größenklasse als nebelartiger
Lichtfleck.
Die beste Zeit die beiden Sternhaufen zu beobachten, sind die Wintermonate, wenn das Sternbild Fuhrmann die höchste Stellung im Süden erreicht. Messier 38 und NGC 1907 kulminieren am 15. Januar gegen 22 Uhr in einer Höhe von mehr als 70° über dem Horizont.