Der Adlernebel Messier 16 im Sternbild Schlange besteht eigentlich aus zwei Objekten: einen offenen Sternhaufen mit der Katalogbezeichnung NGC 6611 und der H2-Region IC 4703. Der Sternhaufen wurde im Jahr 1745/46 vom Schweizer Amateurastronomen Jean-Philippe de Chéseaux entdeckt. Charles Messier entdeckte den Sternhaufen unabhängig von Chéseaux am 3. Juni 1764 und nahm ihn als 16. Objekt in seinem berühmten Nebelkatalog auf. Messier beschrieb ihn als 8 Bogenminuten großer Haufen schwacher Sterne mit einem schwachen Nebel. Im Jahr 1895 fotografierte Barnard zum ersten Mal diesen Nebelkomplex.
Das Sternentstehungsgebiet um Messier 16 mit dem aus den Nebelmassen entstandenen offenen Sternhaufen befindet sich rund 7.000 Lichtjahre von der Erde entfernt - direkt am inneren Nachbararm unseres Milchstraßensystems - besitzt einen scheinbaren Durchmesser von 7 Bogenminuten und eine scheinbare Helligkeit von 6,4 mag am Himmel. Im Adlernebel findet nach wie vor Sternentstehung statt. Diese geschieht in der Nähe der Dunkelnebeln, den so genannten "Elefantenrüsseln", den das Hubble Weltraumteleskop (HST) im Jahr 1995 ablichten konnte. Damit gelang zum ersten Mal auch ein direkter Einblick in den Entstehungsprozess der Sterne. Nach der Form her ähneln diese Säulen einem Greifvogel, so dass man gut nachvollziehen kann, wie der Nebel zu seinem Namen kam. Sie werden auch "Säulen der Schöpfung" genannt und haben eine Ausdehnung von 9,5 Lichtjahren. An deren Spitze findet man junge Sterne, die im Durchschnitt nur 800.000 Jahre alt sind. Nach neusten Forschungsergebnissen werden diese Säulen in Zukunft von der Schockfront einer nahen Supernova zerstört, die vor rund 6.000 explodiert sein soll. Der Sternhaufen selber ist gerade einmal 5,5 Millionen Jahre alt und enthält sehr viele junge, massereiche und besonders leuchtkräftige Sterne der Spektralklasse O6. Die hellsten Sterne haben dabei eine scheinbare Helligkeit von 8,2 mag. Des Weiteren besitzt der Sternhaufen einen wahren Durchmesser von ungefähr 15 Lichtjahren. Der gesamte ihn umgebene Nebelkomplex IC 4703 hat Ausdehnung von ungefähr 70 x 55 Lichtjahren.
Unter einem guten Landhimmel ist der Nebelkomplex um M 16 schon in 10x50 Ferngläsern als schwacher
Nebelfleck sichtbar. Großferngläser und kleine Teleskope bis 80 mm zeigen den Nebel deutlich heller.
Der Sternhaufen NGC 6611 ist mit jeder kleinen Optik ein lohnenswertes Objekt.
Mit 100 mm Öffnung und mittlerer Vergrößerung sind rund 20 Einzelsterne 8. bis 11. Größenklasse in
einem Gebiet von ungefähr 10 Bogenminuten Ausdehnung sichtbar, die sich in einer Art rechtwinklig
gebogenen Zweierkette aufreihen. Der Nebel selber erscheint hier aber immer noch sehr diffus und
breitet sich vom Sternhaufen ausgehende nach Süden aus. Die hellsten Stellen des Nebels befinden sich
dabei südöstlich der beiden hellsten Sterne.
Noch besser ist der Nebel in schmalbandigen Filtern (UHC, O-III) und mit 130 mm Öffnung sichtbar. Die
Schwingen des Adlers erstrecken sich in Richtung Nordosten und Südwesten. Der helle Kopf des Adlers
befindet sich dabei in der Nähe des Sternhaufenzentrums.
Mit noch größerer Öffnung entdeckt man noch mehr Einzelsterne. Ab 300 mm Öffnung sind auch die
Elefantenrüssel erkennbar, die von den Hubble-Bildern bekannt sind.
Messier 16 liegt ungefähr 2,5 Grad nördlich von Messier 17 im südöstlichen Teil des Sternbilds Schlange. Um den Adlernebel aufzufinden, starten wir in der Nähe des Sternendreiecks in der Schlange, das aus den Sternen Ny, Xi und Sigma Ser gebildet wird. Nun schwenken wir das Teleskop rund 9 Grad in Richtung Osten, wo wir im Sucherteleskop auf den Nebel stoßen. Messier 16 liegt dabei genau 2,5 Grad nordwestlich von Gamma Sct.
Der Adlernebel kann man am besten in den Sommermonaten beobachten. Mitte August steht M 16 gegen 22 Uhr Sommerzeit im Meridian und erreicht eine Höhe von gut 25 Grad über dem Horizont.