Der Kugelsternhaufen Messier 12 (NGC 6218) im Sternbild Schlangenträger wurde am 30. Mai 1764 von Charles Messier entdeckt. Er beschrieb ihn
als 3 Bogenminuten großen schwachen Nebel ohne Sterne in der Nähe eines 9 mag hellen Sterns. Erst Wilhelm Herschel gelang 1785 die Auflösung
des Sternhaufens in einzelne Sterne.
Ursprünglich wurde Messier 12, ähnlich wie Messier 11 im Sternbild Schild, als Übergang zwischen einem dichten offenen und einem lockeren Kugelsternhaufen betrachtet. Heutzutage wird der 6,1 mag helle M 12 zu den Kugelsternhaufen der Konzentrationsklasse IX gerechnet. Damit zählt er zu den am einfachsten auflösbaren kugelförmigen Sternhaufen des Himmels. Der Kugelsternhaufen ist ähnlich weit entfernt wie sein Nachbar Messier 10, der allerdings deutlich konzentrierter erscheint. Er steht rund 18.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt eine scheinbare Ausdehnung von 16 Bogensekunden am Himmel, was einem wahren Durchmesser von 75 Lichtjahren entspricht. Die hellsten Sterne in Messier 12 erreichen die 12. Größenklasse. Insgesamt gibt es 25 Sterne heller als 14 mag und 13 veränderliche Sterne. Seine Gesamtmasse beläuft sich auf gut 250.000 Sonnenmassen. Der Sternhaufen besitzt ungewöhnlich wenige Sterne geringer Masse. Durch Gezeitenkräfte unserer Milchstraße, während seiner 130 Millionen Jahre dauernden Umläufe um das galaktische Zentrum, verlor der Kugelsternhaufen etwa 1 Million Sterne. Das entspricht ungefähr 4/5 seiner ursprünglichen Masse.
Der Kugelsternhaufen ist unter einem dunklen Landhimmel schon mit einem normalen Fernglas als schwacher und kreisrunder Nebelfleck mitsamt seinem Nachbarn M 10 sichtbar. Mit 80 cm Öffnung erscheint das Objekt heller aber nach wie vor noch nicht aufgelöst. Mit 4 Zoll Öffnung und hoher Vergrößerung erscheint der Kugelsternhaufen schon granuliert und die unaufgelöste Kernregion etwas breiter. Erste Einzelsterne sind dabei in den Randgebieten des Haufens zu erkennen. Aber erst ab 6 bis 8 Zoll Öffnung und 100 bis 150-facher Vergrößerung beginnt der Sternhaufen sich deutlich in Einzelsterne aufzulösen. Nun erkennt man auch, dass er deutlich lockerer als sein unmittelbarer Nachbar M 10 im Okular erscheint. Ab 10 Zoll Öffnung ist sein Kern knapp 3 Bogenminuten groß und deutlich granuliert. Umgeben ist der Kern von einem 10 Bogenminuten großen Halo aus locker verteilten Sternen, die mitunter auffällige Sternenketten bilden. 2,2 Bogenminuten südlich des Haufenzentrums erkennt man außerdem den schon von Messier angesprochenen Stern 10. Größenklasse.
Messier 12 liegt ungefähr 3 Grad nordwestlich von Messier 10 sowie 5,6 Grad östlich vom 3,8 mag hellen Stern Lambda Ophiuchi entfernt. Zuerst stellen wir Delta Oph in die Mitte des Suchers ein und schwenken 2,5 Grad in Richtung Nordosten, bis wir auf einen Stern der 6. Größenklasse treffen. Nun schwenken wir das Teleskop 3 Grad in Richtung Osten, bis 12 Oph im Sucher erscheint. Weitere 3 Grad weiter östlich befindet sich schließlich M 12.
Messier 12 ist am besten im späten Frühling von Mai bis Juni sichtbar. Mitte Juni steht der Kugelsternhaufen gegen Mitternacht im Süden und kulminiert in einer Höhe von ungefähr 35 Grad über denm Horizont.