Die Galaxie Messier 102 (NGC 5866) im Sternbild Drache wurde 1781 von Pierre Méchain entdeckt. Charles Messier nahm diesen Nebel in seinen berühmten Nebelkatalog auf, ohne die Positionsangabe von Méchain zu überprüfen. Er beschrieb sie als schwachen Nebel in der nähe eines Sterns 6. Größenklasse zwischen Omicron Bootis (in Wahrheit Theta Boo) und Iota Draconis. Im Jahr 1783 teilte Méchain dann mit, dass es sich bei M 102 um eine Doppelbeobachtung von M 101 im Sternbild Großer Bär handle. An der Position von M 102 befindet sich heute die Galaxie NGC 5866, wobei auszugehen ist, dass Messier sie wahrscheinlich nie selbst beobachtet hat.
Auf Messier 102 blicken wir direkt auf die Kante (edge-on). Sie ist eine linsenförmige Galaxie vom Hubble-Typ S0 und besitzt eine scheinbare Ausdehnung von 4,7 x 1,9 Bogenminuten und eine scheinbare Helligkeit von 9,9 mag. Sie befindet sich 44 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen Durchmesser von rund 60.000 Lichtjahren. Aufgrund ihrer äußeren Erscheinungsbilds, ist sie auch als Spindelgalaxie bekannt. Das auf länger belichteten Fotos ausgefranst erscheinende Staubband ist 2 Grad gegen die Galaxienscheibe geneigt, was bedeutet, dass die Galaxie in der Vergangenheit eine Nahbegegnung mit einer anderen Galaxie erfahren hat. Diese Vermutung wird noch gestützt durch den Umstand, dass M 102 das größte und hellste Mitglied einer kleinen Galaxiengruppe ist, die als NGC 5866-Gruppe bezeichnet wird.
Die Galaxie ist schon im 10x50 Sucher als schwacher Lichtfleck zu erkennen. Im 2 ½ Zöller erscheint sie klein, länglich und ziemlich flächenhell. Mit einem 4 Zoll Refraktor erscheint sie als relativ scharf begrenzter spindelförmiger Lichtfleck, mit spitz zulaufenden Enden und mit einem Stern 11. Größenklasse an der nordwestlichen Kante der Galaxienscheibe. Das Kerngebiet selber erscheint flächig. Um das Staubband zu sehen, das die Galaxie in der Mitte durchschneidet, sind Teleskope von 6 bis 8 Zoll Öffnung und mittlere Vergrößerungen erforderlich. Mit 10 Zoll Öffnung ist das Staubband deutlicher zu sehen. Die Galaxienscheibe ist im Norden schärfer begrenzt und erscheint im westlichen Teil heller. Das helle Kerngebiet erscheint hier fast stellar. Zwei auffällige Vordergrundsterne befinden sich nördlich und südlich vom Westende der Galaxienscheibe.
Das Auffinden von Messier 102 gestaltet sich relativ einfach. Die Galaxie befindet sich ungefähr 10 Grad ONO von Eta UMa entfernt und liegt ungefähr 10 Grad südlich von Gamma UMi. Am einfachsten ist es aber, das Teleskop von Iota Draconis ausgehend knapp 3 Grad nach Südwesten in Richtung Eta UMa zu schwenken. An dieser Position ist ein auffälliges Dreiermuster zu erkennen. Die Galaxie liegt ungefähr 1 Grad westlich dieses Sternmusters.
Die zirkumpolar Galaxie ist ein Objekt des Frühlings- und Sommerhimmels und kulminiert Ende Mai zenitnah gegen 23:30 Uhr Sommerzeit.