Der offene Sternhaufen Collinder 69 wurde bereits vom griechischen Astronomen Claudius Ptolemäus (83 – 161 n.Chr.) in seinem Almagest erwähnt. Der berühmte italienische Astronom Galileo Galilei war wahrscheinlich der erste Beobachter, der den Sternhaufen in Einzelsterne auflösen konnte und 20 Sterne erwähnte. Im Rahmen seiner fundamentalen Arbeit zur Struktur Offener Sternhaufen, nahm der schwedische Astronom Per Collinder den Sternhaufen 1931 in seinen Katalog mit 471 offenen Sternhaufen auf. Cr 69 ist aufgrund seines hellsten Mitglieds auch als Lambda Orionis Cluster bekannt und befindet sich im Kopf des Wintersternbilds Orion.
Der nur 40 Sterne enthaltene, recht locker erscheinende Sternhaufen besitzt eine Helligkeit von 2,8 mag und eine Winkelausdehnung von 70 Bogenminuten, was mehr als zwei Vollmonddurchmessern entspricht. Der Sternhaufen wurde nach seinen hellsten und 3,3 mag hellen Mitglied und Doppelstern Lambda Orionis (Meissa) benannt, der den Kopf des Himmelsjägers Orion markiert und bereits mit bloßem Auge einfach zu erkennen ist. Der Stern der Spektralklasse O8 besitzt die 28-fache Sonnenmasse und einen Radius, der dem 10-fachen unserer Sonne entspricht. Mit einer Temperatur von 37.500 Kelvin und rund 160.000 Sonnenleuchtkräften, gehört Lambda Ori auch zu den leuchtkräftigsten Sternen unserer Milchstraße. Nur 4,4 Bogensekunden vom Hauptstern entfernt befindet sich auch sein Begleiter, mit einer Helligkeit von 5,6 mag. Collinder 69 ist ein junger Sternhaufen, der einige heiße und massereiche blaue Hauptreihensterne der Spektralklasse O und B enthält und sich 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Sein Alter wird auf nur 5 Millionen Jahre geschätzt. Außerdem enthält der Sternhaufen eine große Anzahl an Sternen geringer Masse, einige T-Tauri-Sterne, die noch von ihrer zirkumstellaren Scheibe umgeben sind, sowie einige sehr lichtschwache Braune Zwerge, die verhinderte Sterne darstellen und nur im nah-infraroten Licht erkennbar sind. Ein Mitglied des Sternhaufens ist LOri167, ein binäres Systems, aus einem Braunen Zwerg und einen weiteren Begleiter mit Planetenmasse. Beobachtungen mit dem Spitzer-Weltraumteleskop belegen, dass 25% der massearmen Sterne und rund 40% der Braunen Zwerge von einer zirkumstellaren Scheibe umgeben sind. Zwei von diesen Scheiben werden zur Zeit durch das intensive ultraviolette Licht von Meissa regelrecht aufgelöst. Der Sternhaufen ist von einem schwachen und ovalen und über 4 Grad ausgedehnten Emissionsnebel umgeben, der vor allem auf lang belichteten Aufnahmen des Wintersternbilds Orion sichtbar wird. Die Sterne des Sternhaufens sind aus diesem Nebel entstanden, der von Lambda Orionis zum Leuchten angeregt wird. Der Nebel ist auch unter Sharpless 264 bekannt und wird im nördlichen und östlichen Teil von Barnard-Dunkelwolken flankiert. Vor allem in der Dunkelwolke Barnard 35, die sich 2 ½ Grad südöstlich von Lambda Ori befindet, findet heutzutage noch Sternenentstehung statt. Im infraroten Licht zeigt sich auch ein Ring aus molekularem Gas, der den Sternhaufen umgibt und wahrscheinlich vor 1 bis 2 Millionen Jahren durch eine Supernova-Explosion entstanden ist.
Collinder 69 wird am Winterhimmel oft übersehen. Der Sternhaufen ist bereits im 10x50 Fernglas in rund ein halbes Dutzend Einzelsterne von 5. und 6. Größenklasse aufgelöst, die mit den hellsten Mitgliedssternen eine Art Dreieck bilden. Sie orientieren sich in Nord-Süd-Richtung und nehmen ein Gebiet am Himmel von ein halben Grad Ausdehnung ein. Die schwächeren Sterne und das dem Sternhaufen umgebende dichte Sternenfeld geben dem Sternhaufen einen nebligen Charakter. Mit einem kleinen Teleskop von 3 bis 4 Zoll Öffnung und geringer Vergrößerung sind zwei bis drei Dutzend Sterne sichtbar. Die schwächeren Sterne ordnen sich in einer Art Ellipse an. Drei hellere Sterne bilden eine auffällige Kette. Dabei erscheint der östliche Teil des Sternhaufens reicher als der westliche. Mit höherer Vergrößerung verliert der Sternhaufen seinen Haufencharakter. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung, vor allem mit Hilfe eines UHC oder OIII-Filters unter einem dunklen Landhimmel, erkennt man auch den äußerst schwachen diffusen Nebel, der den Sternhaufen wie ein Halo umgibt.
Der Sternhaufen ist bereits mit bloßem Auge zu finden und befindet sich 2 ½ Grad nördlich einer Linie, die durch die beiden Schultersterne Beteigeuze (Beta Orionis) und Bellatrix (Gamma Orionis) gebildet wird.
Collinder 69 ist am besten Mitte Januar von der Nord- und Südhalbkugel der Erde aus beobachtbar, wenn das Sternbild Orion kulminiert. Mitte Januar steht der Sternhaufen um 22 Uhr in einer Höhe von 48 Grad über dem Südhorizont.