Ich hatte mich mit Christoph von den Kirchhainer Sternfreunden gegen 1:30 Uhr in Lübben verabredet. Als ich
Christoph am Tor begrüßte, stand der Vollmond schon sehr hoch am Himmel und überstrahlte mit seinem Licht die Umgebung. Man hätte in seinem
Licht fast eine Zeitung lesen können. Meine Ausrüstung hatte ich schon größtenteils im Auto verstaut und so fuhren wir nach einem kurzen
Gespräch raus nach Treppendorf, auf einen nahe gelegenen Hügel. Ich hatte mein 10x70 Fujinon Fernglas sowie das 70 mm f/10 Lidlscope eingepackt.
Christoph hatte seinen 150er Newton auf parallaktischer Montierung mit und wollte Aufnahmen des sich verfinsternden Mondes durch sein Teleskop
machen. Da er seinen EOS-Adapter vor kurzem verliehen hatte, lieh ich ihm einfach meinen, weil ich sowieso den Mond nur durch ein 70-300mm
Tamron-Tele aufnehmen wollte. Um die Stimmung einzufangen, hatte ich neben der Canon EOS 600D auch meine EOS 100D mit einem lichtstarken
Weitwinkelzoom im Gepäck. Um während der Beobachtung konzentriert zu bleiben hatten wir heißen, starken Kaffee und eine Packung Kekese. Während
ders Aufbaus und auch während der Beobachtung hörten wir in weiter Ferne Schwärme von Wildgänse vorüberziehen. Auch hallten hin und wieder
Schüsse durch die Nacht, die aber während der kommenden Totalität langsam verstummen sollten.
Nach dem Aufbau der Ausrüstung bemerkte ich, dass ich meinen Zenitspiegel zu Hause vergessen
hatte. Glücklicherweise konnte mir Christoph mit einem Amici-Prisma aushelfen. Der Vorteil daran war, den Mond aufrecht und seitenrichtig zu
sehen. Schon bald erkannten wir, dass sich der Mond am oberen östlichen Quadranten schon leicht verdunkelte. Der Eintritt in den Kernschatten der
Erde hatte soeben eingesetzt. Schon bald machte sich Tau an den optischen Flächen bemerkbar, so dass ich gezwungen war, meine Heizmanschette
einzusetzen und die anderen optischen Flächen mit dem Fön zu bearbeiten. Ich vergaß aber nicht, alle paar Minuten auf den Auslöser zu drücken.
Im Fernglas sah der Mond wunderschön plastisch aus. Im Teleskop war die unbeleuchtete Seite schon fast zu hell und ich bedauerte, meinen
Graufilter nicht eingepackt zu haben. Nach und nach trat unser Erdtrabant weiter in den Kernschatten der Erde ein, dessen Rand ungewohnt klar
begrenzt war. Auffällig war auch, dass sich der Himmel immer mehr verdunkelte und deutlich mehr Sterne als zuvor zu sehen waren.
Die verfinsterte Mondscheibe beherrscht die morgendliche Situation
Die Situation während der vollständigen Totalität empfand ich als sureal: Eine dunkelrote, schwach leuchtende Mondscheibe stand hoch im Südwesten, umgeben von schwächeren Sternen der Sternbilder Fische und Walfisch. Kaum zu glauben, dass vor einer Stunde der Himmel, durch den Schein des Mondes, noch hell erschien und wir die Umgebung unseres Beobachtungsortes in allen Details wahrnehmen konnten. Und jetzt stand die Sommermilchstraße deutlich tief im Westen und die Wintermilchstraße im östlichen Teil des Himmels. Die Durchsicht war schlicht außergewöhnlich gut. Das Sternbild Orion war mit zahlreichen Sternen überfüllt, ähnlich wie in einer dunklen und kalten Winternacht. Man konnte während der Totalität sich sehr gut der Deep-Sky-Beobachtungen widmen. Der Andromedanebel war als 3 Grad großes Wölkchen in Zenitnähe leicht mit bloßem Auge sichtbar und im 10x70 Fujinon Fernglas eine Augenweide. Etwas darunter war die Dreiecksgalaxie leicht zu erkennen. Auch der Orionnebel, in Richtung Osten, sah überaus beeindruckend aus. Kaum zu glauben, dass bei Vollmond solche Beobachtungen möglich sind - natürlich nur wenn zeitgleich eine totale Mondfinsternis stattfindet.
Sterne bis zur 6. Größenklassen waren mit bloßem Auge sichtbar. In der südwestlichen Himmelsgegend stand gleichzeitig die rotbraun verdunkelte
Mondscheibe schon etwas bedrohlich am Himmel. Der verfinsterte Mond schälte sich im Fernglas nahezu plastisch aus der pechschwarzen Umgebung
heraus. An der Grenze zum Halbschatten erschien der Mond in einem silberblauen Licht getaucht. Außerdem waren um die Mondscheibe herum zahlreiche
schwächere Sterne erkennbar, so dass wir innerhalb von einer Viertelstunde, die Wanderung des Mondes gegenüber dem Sternenhintergrund verfolgen
konnten.
Weil meine letzte totale Mondfinsternis schon einige Jahre zurück lag, empfand ich das Erlebnis ähnlich beeindruckend wie während der totalen
Sonnenfinsternis im August 1999. Aber sind totale Mondfinsternisse in der Regel tatsächlich so dunkel? Die letzte Finsternis war mir hier deutlich
heller in Erinnerung. Leider war eine Beobachtung des verfinsterten Mondes mit dem Refraktor nicht mehr möglich, weil mein Sucher komplett
zugetaut war und ich den Mond dadurch nicht erkennen konnte. Der nahezu aussichtslose Kampf gegen den Tau trübte deshalb auch ein wenig die
Beobachtung dieses seltenen Naturschauspiels.
Der Vollmond versinkt im Südwesten in der schon weit fortgeschrittenen Morgendämmerung
Kurz nach dem Ende der Totalität fing es im Osten schon an zu dämmern. Die Venus stand als auffälliger Morgenstern über der nebelverhangenen Wiese. Auch der Mars stand über dem Horizont und leistet Regulus im Löwen Gesellschaft. Später gesellte sich noch der Planet Jupiter hinzu, der tief über dem Horizont im Osten zu sehen war. Nach und nach verließ der Mond den Kernschatten der Erde. Gegen 6:30 Uhr verstaute Christoph seine Ausrüstung wieder in seinem Auto und verabschiedete sich von mir, weil er gegen Mittag noch arbeiten musste. Auch ich verstaute das Teleskop und das Fernglas, ließ mir allerdings etwas mehr Zeit, um die Morgendämmerung zu genießen. Bevor ich aufbrach, nahm ich noch einige Fotos des untergehenden Vollmondes auf, der nun wieder vollständig aus dem Kernschatten ausgetreten war.
Das Beobachtungsgelände des 16. Herzberger Teleskoptreffens in Jeßnigk (Elbe-Elster)
Am Donnerstag brach ich kurz vor dem Mittagessen in Richtung Jeßnigk auf und kaufte im örtlichen OBI-Markt in Lübben noch eine IP44 taugliche Verlängerung und Verteilerdose. Nach rund 45 Minuten Fahrt schlug ich dann gegen 12:30 Uhr auf der großen Wiese auf. Dank meiner Mitarbeit am diesjährigen HTT-Skyguide, konnte ich mir den Eintritt von insgesamt 16 Euro sparen. An der Südkurve traf ich als erstes auf Thomas aus Bitterfeld, der mit seiner Frau schon einen Tag früher als sonst nach Jeßnigk aufgebrochen war. Ebenfalls auf dem Platz waren schon Uwe und Mario aus Finsterwalde, Stefan sowie die beiden Berliner Sternfreunde Kobi und Hagen. Sie reisten schon einen Tag früher an und berichteten von 2 Stunden Beobachtungszeit in der vorausgehenden Nacht. Mein Zelt baute ich diesmal direkt neben Thomas auf.
An diesem Nachmittag herrschten noch sommerliche Temperaturen, so dass ich beim Errichten meines Zeltes tatsächlich
in Schwitzen geriet und schon den ersten Liter meines mitgebrachten Wasservorrats vernichtete. Die sommerlichen Temperaturen hatten aber ihre
Vorteile. So konnte die Sonne im Weiß- und H-Alpha-Licht beobachtet werden - denn Teleskope waren an der Südkurve schon reichlich vorhanden.
Erstaunt war ich von einer großen Fleckengruppe, die in Uwes Herschelkeil einfach fantastisch plastisch aussah. Im H-Alpha-Licht zeigte sich eine
deutliche bogenförmige Protuberanz. Nach rund einer Stunde standen schließlich auch mein Zelt und ein Teil meiner Ausrüstung, so dass ich zu
einer ersten Tour über den Platz aufbrach. An der Elsterlandsternwarte traf ich auf Mimo und Stefan vom AstroTeam Elbe-Elster. Nach einem kurzen
Gespräch fand ich mich schließlich auf der Fotografenwiese wieder.
Plötzlich rief dort jemand "Andi". Als ich mich umdrehte erkannte ich Speedy aus Frankfurt/Oder. Das letzte Mal sahen wir uns 2014 auf Astrofarm
Tivoli in Namibia. Nach einer herzlichen Begrüßung meinte er, dass hier auf der Fotografenwiese keinerlei Platz mehr zur Verfügung stünde, weil
andere ihren Claim für nachrückende Sternfreunde abgesteckt hätten. Deshalb lud ich ihn einfach zu uns an die Südkurve ein.
Je weiter der Nachmittag voranschritt, desto dichter wurde leider auch die Bewölkung, bis es gegen
17.00 Uhr schließlich anfing zu regnen. 7 Sternfreunde flüchteten daraufhin in ein Vorzelt und vertrieben sich die Zeit mit der Betrachtung von
Astrobildern, Fachsimpeleien und anderen Späßen. Hin und wieder wurde gespannte auf ein Display eines Smartphones gestarrt, mit der Hoffnung,
dass der Wetterbericht ein Ende des Regens vorhersagt.
Weil mich dann doch der Hunger quälte und es zwischendurch etwas weniger regnete, begab ich mich zur H-Alpha-Bar, um eine Kleinigkeit zu essen und
mich mit anderen Sternfreunden zu unterhalten. Kurz nach 22:30 Uhr riss der Himmel plötzlich auf. Plötzlich enstand auf dem HTT-Gelände
geschäftiges Treiben. Der Himmel zeigte eine fantastische Durchsicht. So zog die Sommermilchstraße quer über den Zenit zum Horizont herab. Dort
in Richtung Südhorizont, gab es nahezu keinerlei Dunst, so dass alle hellen Sterne des Sternbild Skorpions ohne Probleme zu erkennen waren. Auch
der Dreiecksnebel M 33 war indirekt sichtbar. Dank des beständig wehenden Westwindes, gab es trotz des durch den Regen verursachten hohen
Luftfeuchtigkeit keinerlei Tau an den Beobachtungsinstrumenten. Meine Go-To Monti unter dem 10 Zoll Schmidt-Newton funktionierte ebenfalls halbwegs
gut, so dass einer intensiven Beobachtung nichts mehr im Wege stand.
In der Nacht besuchten polnische Sternfreunde die Südkurve, die ein interessantes Stück Technik präsentierten: Einen
Restlichtverstärker aus amerikanischer Produktion der 3. Generation. Ein Blick durch dieses Gerät war für mich eine neue Offenbarung. Man konnte
auch schwächere Sterne bis zur 9. Größenklasse ohne Probleme mit bloßem Auge erkennen. Selbst helle Deep-Sky-Objekte stachen am Himmel sofort
ins Auge. Die Dreiecksgalaxie war deutlich sichtbar und zeigte schon Struktur. Ebenso sichtbarf waren die beiden Galaxien M 81 und M 82 im Großen
Bären. Die Andromedagalaxie M 31 präsentierte sich als auffälliger Nebelfleck. Und selbst der Nordamerikanebel war einfach zu erkennen. Die zwei
Sterne, die mit M 13 im Herkules ein Dreieck bilden, waren ebenfalls deutlich zu erkennen - einfach fantastisch. Der Preis dieses Gerätes von
knapp 3.000 EUR schreckte mich dann doch etwas ab.
Die geamte Nacht nach dem großen Regen war prädestiniert für Deep-Sky-Beobachtung. Als besonders Highlight für mich war der Anblick des Uranus in meinem 10-Zöller. Am Ende bedauerte ich es schon ein wenig, keine Aufnahmen mit der Astrotrac angefertigt zu haben. Denn die kommende Nacht sollte von der Durchsicht her deutlich schlechter ausfallen, was aber noch niemand ahnte. Gegen 4 Uhr lag schließlich auch ich friedlich in meinem Schlafsack.
Aufgang des Sternbilds Orion in Jeßnigk am Morgen des 18. September 2015
An Freitagmorgen quälte ich mich erst gegen 10:30 Uhr aus dem Schlafsack. Nach dem reichhaltigen Frühstück im Jeßnigker Vereinsheim schnappte ich meine Canon und machte erstmal eine Runde über das Gelände. Als ich wieder an der Südkurve eintraf, hatte Südkurvenmitglied Hagen unseren Schwesterplaneten Venus eingestellt und meinte, diese auch mit bloßem Auge zu erkennen. Ich brauchte scheon Weile, um die Venus im 10x70 Fujinon und mit dem 8x42 Minox zu finden. Im Fujinon zeigte sich unser Schwesterplanet als deutlich sichtbare Sichel. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch mal einen Blick durch Thomas neues 16x70 Fujinon werfen und das Fernglas mit meinem vergleichen. Der deutlich geringere Augenabstand störte mich schon ein wenig. Mein 10x70 hatte hier den deutliche angenehmeren Einblick mit Brille. Schließich fand ich bei genauerem Hinsehen die Venus auch mit unbewaffnetem Auge. Sie stand an der Spitze eines kleinen Wölkchens.
Am frühen Nachmittag erreichte unser langjähriges Südkurvenmitglied Uwe aus Chemnitz unsere Südkurve. Ursprünglich hatte
ich mir vorgenommen, die verschiedenen Workshops zu besuchen. Uwe Pilz Justage-Workshop verpasste ich an diesem Nachmittag leider. Auch fand der
Videoastronomie-Workshop eine Stunde früher statt als angegeben. Glücklicherweise wurde ich hier noch rechtzeitig informiert. Martin Fiedler vom
Astroclub Radebeul zeigte uns die neusten Trends in Sachen Videoastronomie - bezogen auf Hard- und Software. Seine Bilder konnte hier und da
richtige Begeisterungsstürme auslösen. Besonders angetan war ich von einem hochauflösenden Mosaik der Mondsichel. Als ich nach dem Workshop
gerade den Vortragssaal verlassen wollte, stolperte ich über Mimo, der Astroblogger und Buchautor Florian Freistetter im Gepäck hatte. Endlich
konnte ich mich mal persönlich bei ihm vorstellen, da wir uns ja nur über die Astro-Blogger-Szene kannten. Bis zum Beginn seines Vortrages am
Abend war aber noch etwas Zeit, so dass wir uns zusammen mit Mimo in den H-Alpha-Biergarten setzten. Außerdem wartete Florian auf ein Kamerateam
der ARD. Später stieß auch noch Uwe Pilz hinzu. Die Unterhaltung wurde nach einer Stunde jäh beendet, als sich Interstellarum-Chefredakteur
Ronald Stoyan mehr oder weniger aufdrängte und meinen Gesprächspartner okkupierte. Deshalb verließ ich den Biergarten und in Richtung unserer
Südkurve gehend noch Dr. Erhardt Hänßgen, der gerade damit fertig war, den 42 Zöller für die kommende Nacht vorzubereiten.
Zurück an der an der Südkurve ein hatte man sich schon Sorgen gemacht, wo ich denn abgebleiben bin. Denn in der Zwischen trafen auch die Müllers
aus Finsterwalde sowie Ingo mit seinen beiden Töchtern auf dem Platz ein. Als sich die Sonne� immer tiefer in Richtung Horizont neigte, konnte
schon der zunehmende Mond in Richtung Südwestenbeobachtet werden. Auf dem zur großen Wiese naheliegenden Feld führte das inzwischen
eingetroffene Kamerateam, zusammen mit Florian Freistetter, ein Interview. Die Sendung vom HTT sollte schließlich in der Dienstagnacht im ARD
Nachtmagazin sowie in nano auf 3sat ausgestrahlt werden.
Kurz vor Sonnenuntergang wurde die ganze Südkurve in ein goldoranges Licht getaucht. Nebenbei wurden für unsere Truppe
einige Steaks und Würste, mit Torstens extra mitgebrachtem Gasgrill, zubereitet und anschließend schnell vernichtet.
Kurz vor Beginn des Hauptvortrages mit Florian, konnten wir noch dem Vortrag von Frank Wächter beiwohnen, der über die Erscheinung des Kometen
C/2014 Q2 (Lovejoy) referierte. Während des Vortrages war ich doch ein wenig erstaunt, dass nicht ganz so viele Sternfreunde Florians Vortrag
über die Gefahren von Asteroideneinschlägen und Möglichkeiten zur Abwehr beiwohnten. Das 3sat Kamerateam filmte zwischendurch die Szenerie im
Vortragssaal, obwohl später keinerlei Material für den nano-Beitrag Verwendung fand. Ich fand den Vortrag aber sehr interessant und am Ende
kaufte ich mir spgar Florians Buch "Die Neuentdeckung des Himmels" und ließ es mir von ihm persönlich signieren. Schließlich begleitete mich
Florian zurück zur Südkurve, wo ich ihm unter recht diesigem Himmel noch einige helle Deep-Sky-Highlights zeigen konnte. Verwendung fand aber nur
das 10x70 Fernglas, weil ich zu diesem Zeitpunkt den 10 Zöller noch nicht auf der Montierung hatte. Nach rund einer halben Stunde
Bedobachtungszeit verabschiedete er sich von mir.
Florian Freistetter im Interview zur nano-Sendung
In dieser Nacht störte der Tau die Beobachtung so sehr, dass die meisten der Südkurvenmitglieder schon kurz nach
1 Uhr die Segel streichten. Allerdings sollten sich die Bedingungen in der fortgeschrittenen zweiten Nachthälfte deutlich verbessern. In dieser
Nacht beobachtete ich vor allem bekannte Deep-Sky-Objekte. Besonders begeistert war ich vom Anblick des Andromedanebels. Der Dreiecksnebel zeigte
schon Ansätze einer Spiralstruktur. Auch der Anblick des Cirrus- und des Crescentnebels war unbeschreiblich. Die Golfregion des Nordamerikanebels
stach regelrecht hervor. Im Gegenzug hatte ich Probleme mit den AUfnahmen der Astrotrac. Das Triton-Stativ, auf dem ich die Astrotrac ruhte, weil
mein stabiles Berlebach-Stativ vom 10 Zöller belegt war, konnte ich am Tag zuvor nicht richtig in Waage bringen. Auch belichtete ich die einzelnen
Bilder deutlich zu lang, weil ich auf den Aufnahmen des Kleiderbügelhaufens plötzlich "Eiersterne" hatte. Ein Teil der Bilder konnte ich nicht
verwenden, aufgrund des Durchzuges von mehr oder weniger dichten Wolkenfeldern. Seltsamerweise hatte ich ebenfalls Probleme mit der Kollimation
meines Schmidt-Newtons, der am Tag zuvor keine Probleme machte. Nichts desto trotz hatte ich die Gelegenheit, ein 7 mm von Celestron zu testen. Am
darauffolgenden Tag kaufte ich es ihm für einen fairen Preis ab.
Als ich gegen 3 Uhr genug vom Tau hatte, beendete ich dei Beobachtung und unternahm ich noch einen kurzen Rundgang über den Platz. Plötzlich fand
ich mich am Riesendobson von Dr. Hänßgen wieder. Dort wurde versucht, den Pferdekopfnebel zu finden, was wohl aufgrund des beschlagenen
Fangspiegels wohl nicht gelang. Als ich nun auf der Leiter stand, fand ich den Nebel sofort. Andere Sternfreunde sahen an der Stelle allerdings
nichts. Ich war mir aber ziemlich sicher, ihn tatsächlich gesehen zu haben. Oder unterlag ich hier tatsächlich einer optischen Täuschung? Nach
einem kurzen Gespräch mit Speedy, der plötzlich neben mir stand, ging ich zurück zur Südkurve. Nach dem Durchzug der letzten Wolkenfelder
zeigte sich der Himmel sogar noch besser als in der vorhergehenden Nacht: M 33 war schon direkt mit bloßem Auge sichtbar, ebenso NGC 752 in der
Andromeda. Selbst die Sternhaufen im Fuhrmann konnten ich mit bloßem Auge relativ einfach erkennen. Ich montierte das UWW-Objektiv zum test auf
die Canon EOS 600D und belichtete einige Bilder in Richtung des schon über dem Horizont stehenden Sternbilds Orion.
Das Morgen-Zodiakallicht über dem HTT-Gelände
Bevor ich am Morgen zu Bett ging, warf ich noch einen kurzen Blick in Richtung Osthorizont. Das Zodiakallicht� zeichnete sich als mehr oder winiger deutlicher Lichtkegel entlang der Ekliptik ab. Natürlich war der Anblick kein Vergleich mit dem Anblick des Zodiakallichts letztes Jahr in Namibia. Und auch die Venus stand schon genügend hoch über dem Horizont, die wir erst am Nachmittag mit unseren Ferngläsern betrachtet hatten. Gegen 5:30 Uhr lag ich schließlich als letztes Mitglied unserer Südkurve im Schlafsack.
Samstagvormittag wachte ich etwas früher auf, weil schon ein reges Treiben auf dem Platz herrschte. Ich fühlte
mich aber wie gerädert. Nach einem reichhaltigen Frühstück, zusammen mit Thomas und Gabi, fuhr ein Teil unserer Truppe nach Kolochau zum
Sportlerheim, um nach den anstrengenden 2 Tagen ausgiebig zu duschen. Als wir gegen Mittag wieder bei der Südkurve eintrafen, entschied ich mich,
den Schmidt-Newton im Auto zu belassen. Ich hatte wegen der Wasserschlacht in der letzten Nacht keine Lust mehr auf eine Beobachtung. Außerdem
wollte ich das Berlebach-Stativ für die Astrotrac nutzen und hoffte wenigstens noch auf eine brauchbare Nacht.
Am frühen Nachmittag macht ich mit Thomas einen Rundgang über den Platz und fachsimpelte hier und dort mit anderen Sternfreunden. Der Vormittag
war ja noch halbwegs heiter, so dass Sonnenbeobachtungen noch möglich waren. Am frühen Nachmittag setzte sich aber immer stärkere Bewölkung
durch. Als ich wieder an der Südkurve stand, war der Himmel bereits vollständig mit Wolken zugezogen. In Richtung Westen näherte sich eine
bedrohlich dunkle Wolkenfront. Und schon bald danach fing es an zu regnen. Abermals flüchteten wir in die Vorzelte. Stefan und ich ergatterten
noch einen freien Platz bei Thomas und Gabi. Trotz des intensiven Landregens, hatten wir wieder sehr viel Spaß.
Kurz vor 17 Uhr fanden wir uns abermals im Vereinshaus wieder, um einen weiteren Vortrag zu lauschen. Uwe Pilz
referierte über das Leben des HTT Initiators Ralf Hofner, der letzten November überraschend verstarb. In der Zwischenzeit hatte der Regen
aufgehört und aus Richtung Westen zeigte sich abermals die Sonne. So hatten wir noch gute Hoffnung auf eine weitere Beobachtungsnacht. Hin und
wieder gab es zwar einen kleineren Schauer, die die Stimmung auf dem Platz aber nicht trübte. Im Gegenteil: Der Regen im Verbindung mit der schon
tiefer stehehenden Sonne zauberte interessante optische Phänomene an den Himmel. In Richtung Osten zeigte sich minutenlang ein, mehr oder weniger,
deutlich sichtbarer Regenbogen. In Richtung Westen zauberten die Regenvorhänge helle und dunkle Streifen in die Wolkendecke. Ab diesem Zeitpunkt,
und in der gesamten 1. Nachthälfte, hielt ich mich aber überwiegend bei Ingo und seinen Töchtern auf. Leider verpasste ich dadurch einen
weiteren Vortrag, den ich gern gehört hätte.
In dieser Nacht waren in der 1. Nachthälfte hin und wieder größere Wolkenlücken zu sehen, obgleich die Luftfeuchte genau so unangenehm war, wie
in der Nacht zuvor. Wenigstens konnte man mit dem Fernglas noch ein wenig Sternenlicht erhaschen. Die Temperaturen waren diesmal aber deutlich
unangnehmer, so dass die nasse Kälte langsam aber sicher ihren Tribut forderte. Kurz nach 22 Uhr erhielten wir Besuch von Christoph, Ilka und Raik
von den Kirchhainer Sternfreunden.
Weil sich die Durchsicht einfach nicht bessern wollte - sondern eher noch schlechter wurde - beschloss ich mein gesamtes Astroequipment endgültig zu verstauen. So hätte ich am nächsten Morgen genügend Zeit, das Zelt und die Campingausrüstung zu verstauen. Schließlich sollte gegen Mittag abermals Regen einsetzen. Danach ging ich nochmals in den H-Alpha-Biergarten, der zu dieser späten Stunde immer noch gut gefüllt war. Dort traf ich wieder auf die Kirchhainer Sternfreunde. Es entwickelte sich ein geselliges Gespräch, wobei mich Christoph auf ein Bier einlud. Am Ende war ich davon so knülle, dass wir uns schon gegen 1:30 Uhr verabschiedeten. An der Südkurve war inzwischen ebenfalls die Ruhe eingekehrt. Gegen 2 Uhr lag ich im Schlafsack.
Sonntagmorgen herrschte schon früh reges Treiben an unserer Südkurve. Diesmal zeigte sich der Himmel nicht von der
sonnigen Seite - ein regelrechtes Novum am letzten Tag des HTT. Allerdings interessierte das niemanden, denn jeder Teilnehmer war bemüht, seine
Ausrüstung so schnell wie möglich zu verstauen. Die ersten Mitglieder der Südkurve verließen schon früh den Platz. So waren Uwe aus Chemnitz
und Speedy aus Frankfurt die ersten, die sich von uns verabschiedeten. Weil mein Zelt noch nicht ganz trocken war, packte ich bei Ingo mit an.
Anschließend half er mir beim Abbau meiner Campingausrüstung. Zuletzt stand nur noch das Zelt unserer Bitterfelder Sternfreunde. Leider setzte
kurz vor 11 Uhr abermals der Regen ein, so dass wir es nicht zusammen schafften, das Zelt trocken zu verstauen.
Schon eine kleine Tradition auf dem HTT ist es, Jemandem Starthilfe zu geben. Denn wenn man die ganze Nacht die Kofferraumklappe seines Fahrzeuges
offen hat, kann es schon mal passieren, dass der Wagen am Abreisetag nicht anspringt. Glücklicherweise hatte Thomas seine Powerstation noch nicht
verstaut und so half er Kobi beim Starten seines Wagens. Schließlich war auch ich so weit, dass ich kurz vor Mittag den Platz in Richtung Heimat
verlassen konnte.
Trotz des auch in diesem Jahr nicht gerade optimalen Wetters, war es wieder ein sehr schönes und familiäres Teleskoptreffen. In zwei fast vollständigen Nächten konnte sehr gut beobachtet werden, obwohl in der Freitagnacht unsere Linsen und Spiegel regelmäßig mit Tau beschlagen waren. Und mittlerweile zählen schon fast zwei Dutzend Sternfreunde zum harten Kern der Südkurve. Auch im kommenden Jahr, zum 17. HTT, werden wir wieder neuen Zuwachs erwarten.
Nachts auf der Beobachterwiese beim "1. SST" in Finsterwalde (Elbe-Elster)
Abendstimmung am Windpark Briesensee/Biebersdorf
Mond, Venus und Aldebaran mit dem untergehenden Orion am westlichen Abendhimmel
Bis sich der Mond endlich zum Untergang bereit machte und ich in den Deep-Sky-Bereich vordringen wollte, vertrieb ich mir die Zeit mit
derBeobachtung der dünnen zunehmenden Mondsichel, mit dem Jupiter und der Venus. Unglücklicherweise war das Seeing in dieser Nacht nicht gerade
optimal, so dass ich leider nicht so viele Einzelheiten auf dem Jupiterscheibchen sah. Am Samstag , während des 18. SBST in Oppelhain, konnte
aufgrund des guten Seeings deutlich mehr Einzelheiten auf dem Planeten entdecken konnte. Kurz vor 23 Uhr verschwand nun auch der Mond unter dem
Horizont, so dass ich die Canon EOS 600D mit dem Fisheye-Objektiv in Stellung brachte, um auf einem nahen Feld eien Serie von 2 Minuten
Einzelbilder in Richtung des nördlichen Himmelspol aufzunehmen. Später sollten diese dann am Computer als Strichspuren kombinieren werden.
Mit meinem 8 Zoll Dobson - dessen Spiegel dringend mal einer Reinigung bedurfte - beobachtete ich in dieser wunderbar klaren und trockenen Nacht
neben den schon weiter oben angesprochenen Planeten, noch 2 Kometen und diverse Deep-Sky-Objekte des Frühlingshimmels. Zu Beginn nahm ich den
Doppelsternhaufen h und Chi im Perseus (NGC 884/869) aufs Korn und schwenkte danach in Richtung des Kometen
SWAN-Xingming im Perseus, der erst Ende März entdeckt wurde. Leider fand ich den Schweifstern nicht sofort. Dafür stolperte ich über drei
Sternhaufen, die unterschiedlicher nicht sein konnten:
NGC 1545 - Sternarmer Haufen, der schon vollständig aufgelöst ist. Der hellste Stern des Haufens erscheint rötlich.
NGC 1528 - Mittelreicher offener Sternhaufen mit guter Konzentration zur Mitte. Schon im Sucher als Nebelfleck zu erkennen. Bei mittlerer Vergrößerung sind schöne gebogene und gerade Sternenketten erkennbar. Der Haufen besitzt nahezu gleich helle Sterne.
NGC 1496 - Sehr kleiner und relativ dichter Sternhaufen mit nahezu gleich hellen Sternen. Sehr sternarm?
Schließlich nach längerem Suchen und indirektem Sehen fand ich schließlich den Kometen C/2015 F5 (SWAN-Xingming) innerhalb einer auffälligen Sternengruppe. Der Komet erschien mir mit nahezu diffuser, rundlicher und rund 3 Bogenminuten großer Koma (DC 2-3). Seine Helligkeit schätzte ich auf 10,1 mag. Bei mäßig aufgehelltem Himmel, wäre der Komet mir wohl nicht aufgefallen. Nachdem Abstecher zum Kometen schwenkte ich anschließend in Richtung der bekannten Galaxien M 81 und M 82 im Sternbild Großer Bär, die sehr hoch am Himmel - nahe des Zenits - standen. Der zweite Komet, den ich ab diesem Abend beobachtete und der ebenfalls in Richtung Nordwesten sichtbar war, war der immernoch sehr helle Komet� C/2014 Q2 (Lovejoy) in der Kassiopeia. Dieser war deutlich besser zu erkennen, mit einer nahezu doppelt so großen Koma, die einen kleinen Schweifansatz zeigte und ein helles konzentriertes Zentrum aufweisen konnte. Ich schätzte die Helligkeit auf 6,9 mag.
Jupiter in der Nähe der Praesepe (M 44) im Grenzgebiet der Sternbilder Löwe und Krebs
Nachdem ich mich am Kometen satt gesehen hatte, schwenkte ich das Teleskop in Richtung auf das Sternbild Sextant zu. Das Aufsuchen der beiden wechselwirkenden Galaxien in 70 Millionen Lichtjahre Entfernung war nicht all zu schwer. Aufgrund des Erscherinungsbildes vermutete ich schom am Fernrohr, hier ein gravitativ gebundenes Galaxinpaar vor mir zu haben:
NGC 3169 - Helle und leicht elliptische Galaxie, die sich neben einem 11 mag hellen Stern befindet.
NGC 3166 - Elliptisch erscheinende und helle Galaxie mit deutlicher Helligkeitszunahme zur Mitte sowie hellem Zentrum. Sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Galaxie NGC 3169 (wechselwirkendes Paar?).
Als die erste Aufnahmeserie mit der Astrotrac beendet war, schwenkte ich die Kamera in Richtung Nordhimmel auf das Sternbild Kepheus. Dort stieg die Sommermilchstraße langsam immer höher und kündete schon von den hellen Sommernächten. Da der hintere Teil des Sternbilds Wasserschlange schon gegen 23 Uhr im Süden kulminierte, hatte ich nun vor, zwei Objekte aufzufinden, die ich vor ungefähr einem Jahr in Namibia gesehen hatte. Dort standen die beiden Objekte aber sehr hoch am Himmel und waren Highlights des Südhimmels. Zum einen handelte es sich um den Kugelsternhaufen M 68 und die Südliche Pinwheel-Galaxie M 83. Beide Objekte waren aufgrund der Horizontnähe eher eine Enttäuschung. Bei M 83 hatte ich sogar Schwierigkeiten sie im Horizontdunst, nur 8 Grad über dem Horizont, überhaupt zu erkennen. Auf Tivoli präsentierte sie sich mit deutlich sichtbarer Spiralstruktur. Im Spreewald war nur ein rundlicher, diffuser Fleck zu sehen.
M 68 - Schwach erscheinender Kugelhaufen, der im Horizontdunst nahezu ertrinkt. Er besitzt ein relativ ausgedehnt und helles Zentrum. Nicht aufgelöst?
M 83 - Sehr sehr schwach und fast nur indirekt zu erkennen. Rundlicher und ausgedehnter Nebel. Kein Vergleich mit dem Anblick vom Südhimmel aus!
Die nächsten Objekte auf meiner Liste waren Standardobjekte des Frühlingshimmels. M 87 ist die größte Galaxie des Virgo-Galaxienhaufens und zeigte sich im 17 mm Okular als heller runder Nebel mit hellem sternartigem Zentrum. Um M 87 aufzufinden, stolpert man zwangsläufig über M 84 und M 86, die in unmittelbarer Nähe zum Haufenzentrum liegen. Auch rund zwei Dutzend weitere Galaxien im Virgohaufen konnte ich mit mittleren Vergrößerungen erkenne. Ich machte mir aber nicht die Mühe, sie zu identifizieren. M 13, der berühmte Kugelsternhaufen im Herkules mit der "Begleitgalaxie" NGC 6207, war schon mit bloßem Auge leicht zu erkennen und stand schon in mittlerer Höhe über dem Horizont. Wer am Südhimmel Omega Centauri und 47 Tucanae gesehen hat, betrachtet den Sternhaufen nur als ein ganz gewöhnliches Objekt. Da sich die berühmte Whirlpool Galaxie M 51 imme rnoch in Richtung Zenitnähe aufhielt, hatte ich so meine Schwierigkeiten, sie in die Mitte des Okulargesichtsfeldes zu bugsieren. Mit dem 9 mm Okular erkannte ich aber zwei deutliche Spiralarme und zwei Sterne im Vordergrund, die sich auf die Galaxienscheibe projizierten. Und auch die Lichtbrücke zur Nachbargalaxie konnte ich etwas erahnen.
Blick in Richtung Westen kurz vor Monduntergang
NGC 5812 - Kleine und runde Galaxie, die wie ein unscharfer Stern erscheint. Sie bildet mit fast gleich hellen Sternen eine Art Dreieck.
Nachdem auch die zweite Aufnahmeserie im Kasten war, beendete ich die Beobachtung kurz vor 2 Uhr morgens. Eine halbe Stunde später war die Ausrüstung und alle drei Kameras wieder in meinem Fahrzeug verstaut. Eine wunderbare Beobachtungsnacht ging zu Ende, die mit einer Grenzgröße von 6,7� mag� - das SQM-L zeigte einen Wert von 21,51 mag/arcsec² an - auch überdurchschnittlich dunkel war.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ------ ---- -- --- --- ---- ------------- C/2014 Q2 Comet 01h 28m 08.8s +73° 22' 40" 10.4 Cassiopeia C/2015 F5 Comet 03h 56m 04.2s +52° 25' 57" 13.4 Perseus Jupiter Planet 09h 02m 24.1s +17° 50' 52" -2.2 38"x36" Cancer M 51 Galaxy 13h 30m 32.5s +47° 07' 01" 8.1 11.2'x6.9' Canes Venatici M 68 Globular Cluster 12h 40m 18.6s -26° 49' 43" 7.3 11.0' Hydra M 83 Galaxy 13h 37m 54.0s -29° 56' 46" 7.5 12.9'x11.5' Hydra M 84 Galaxy 12h 25m 51.3s +12° 48' 04" 9.2 6.5'x5.6' Virgo M 86 Galaxy 12h 26m 59.2s +12° 51' 38" 8.9 8.9'x5.8' Virgo M 87 Galaxy 12h 31m 37.0s +12° 18' 18" 8.6 8.3'x6.6' Virgo M13 Globular Cluster 16h 42m 15.5s +36° 25' 52" 5.8 20.0' Hercules Moon Planet 04h 41m 34.6s +16° 52' 13" -7.6 31.8' Taurus NGC 869 Open Cluster 02h 20m 07.4s +57° 12' 10" 5.3 18.0' Perseus NGC 884 Open Cluster 02h 23m 36.1s +57° 12' 40" 6.1 18.0' Perseus NGC 1496 Open Cluster 04h 05m 41.1s +52° 42' 04" 9.6 3.0' Perseus NGC 1528 Open Cluster 04h 16m 27.5s +51° 14' 51" 6.4 18.0' Perseus NGC 1545 Open Cluster 04h 22m 04.4s +50° 17' 22" 6.2 12.0' Perseus NGC 3166 Galaxy 10h 14m 33.8s +03° 20' 48" 10.5 4.8'x2.3' Sextans NGC 3169 Galaxy 10h 15m 03.0s +03° 23' 16" 10.3 4.2'x2.9' Sextans NGC 5195 Galaxy 13h 30m 39.1s +47° 11' 20" 9.6 5.9'x4.6' Canes Venatici NGC 5812 Galaxy 15h 01m 46.1s -07° 31' 03" 11.2 2.3'x2.0' Libra NGC 6207 Galaxy 16h 43m 37.5s +36° 48' 10" 11.4 3.0'x1.2' Hercules Saturn Planet 16h 08m 48.6s -18° 45' 50" 0.2 18"x16" Scorpius Venus Planet 04h 40m 01.5s +24° 09' 57" -4.1 15" Taurus
Beobachtung auf dem 18. Südbrandenburger Sternfreundetreffen in Oppelhain (Elbe-Elster)
Nachdem wir vom Vorsitzenden der Südbrandenburger Sternfreunde e.V. André Winzer begrüßt wurden, wurde ein Plan den anwesenden Vereinsmitgliedern näher gebracht, eine Vereinssternwarte in Friedersdorf zu errichten. Währenddessen half ich Torsten, einem Mitglied unserer Südkurve, beim Bearbeiten seiner Jupiterbilder mit Autostakkert und Registax, obwohl ich diesbezüglich noch keine tieferen Kenntnisse vorweisen konnte. Mit der im Internet frei erhältlichen Software konnte ich zumindest ein besseres Ergebnis aus dem Rohmaterial herausholen, als Torstens Versuche mit der schon etwas betagten Stacking-Software Giotto. Eine gute Gelegenheit, verschiedenen Software zur astronomischen Bildbearbeitung in Aktion zu sehen, ist regelmäßig auf dem Herzberger Teleskoptreffen (HTT) im Herbst, während Martin Fiedlers Workshop zur Bildbearbeitung.
Nach der Begrüßung ging es zu den Teleskopen zurück weil wir hofften, zeitweise mal einen Blick auf die Sonne erhaschen zu können. Denn anders als bei der Sonnenfinsternis letzten Monat, zeigten sich zum Teil recht große Fleckengruppen auf der Sonnenscheibe. Leider störten die Wolken doch ziemlich stark, so dass wir jede Lücke ausnutzen mussten. Im H-Alpha Licht erkannten wir einige schöne Filamente und am Rand zeigten sich kleinere Protuberanzen, die aber nicht sonderlich eindrucksvoll erschienen. Gegen 18:30 Uhr gab es den ersten Vortrag von K.H. Mau, der den Anwesenden stimmungsvolle Sonnenfinsternisbilder der zurückliegenden Jahre präsentierte. Ein Großteil dieser Bilder wurde noch auf analogen Film belichtet. Aufgelockert wurde das Ganze durch selbst gezeichnete Karikaturen zum Thema, die verschiedene Probleme der Sonnenfinsternisbeobachter und der Hobbyastronomen im Allgemeinen aufzeigten. Im Anschluss an den Vortrag gab es eine kleine Diskussionsrunde zur letzten von Deutschland aus sichtbaren Sonnenfinsternis am 20. März 2015. Hier wurde Kritik vor allem gegenüber den Verantwortlichen geäußert, Kindern dieses eindrucksvolle Naturschauspiel zu versagen und somit den Bildungsauftrag nicht näher zu kommen. Auch kam Kritik an die Medien nicht zu kurz, die einige Wochen und Tage vor der Finsternis regelrecht Panik verbreiteten. Im Anschluss zeigte Uwe Pilz in Form in seinem Workshop, wie man mit Hilfe eines künstlichen Sterns ein Teleskop auf Optikfehler hin überprüfen kann. Die nicht triviale Theorie, die dahinter steckt, wurde ebenfalls erörtert und am praktischen Beispiel erprobt. Seine Anleitung zur Optikprüfung am künstlichen Stern, kann auf seiner Webseite heruntergeladen werden.Nach dem gemütlichen Abendessen in der "Pension Otto" wurde die Vortragsreihe fortgesetzt: Uwe Pilz, der auch den Vorsitz der Fachgruppe Kometen der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) inne hat, zeigte in einem kurzweiligen Vortrag den Zuschauern Lichtkurven von Kometen und welche physikalischen Eigenschaften man daraus ableiten könnte. Thema war ebenfalls der immer noch sehr helle Komet C/2014 Q2 (Lovejoy). Anhand der Lichtkurve und den Helligkeitsparametern dieses Kometen konnte Uwe nachvollziehen, dass der Komet nicht das erste Mal das innere Sonnensystem besucht. Danach zeigte uns Harald Paleske wieder seine faszinierenden Sonnenbilder, die mit seinem Unigraphen aufgenommen wurden. Seine bis in den 1/10 Bogensekundenbereich hoch auflösenden Sonnenbilder im H-Alpha Licht beeindruckten die Zuschauer und zeigten eine ungewohnt dynamische und vor allem dreidimensionales Bild unseres Zentralgestirns. Danach zeigte Dietrich Strauch die Lichtwirkung mit zwei Emissionsquellen und Kochsalz und konnte damit die Absorption von Licht an Molekülen des interstellaren Mediums im Modell anschaulich zeigen. Nun kam auch ich an der Reihe mit meinem Tivoli-Vortrag, der ebenfalls das Interesse der Zuschauer wecken konnte. Vor genau einem Jahr, im Mai und Juni 2015, besuchten Uwe Neumann und die Astrofarm auf Tivoli in Namibia und konnten von dort Eindrücke und zahlreiche Bilder mitbringen. Besonders die dort mit der Astrotrac und preiswerten Objektiven gewonnen Bilder astronomischer Objekte des Südhimmels erreichten die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
Der dunkle Sternenhimmel über dem 18. SBST
Die Luftfeuchtigkeit war in dieser Nacht erträglich, obwohl die Feuchtigkeit, aufgrund der niedrigen Temperaturen, sich als Rauhreif auf den Instrumenten absetzte. Kurz vor Mitternacht war noch ein sehr heller Meteor in Richtung Süden sichtbar, den ich leider verpasste. Schließlich zeigte sich tief in Richtung Südosten beim Skorpion ein hellerer Stern, der sich bei näherer Betrachtung als der Planet Saturn entpuppte. Dieser stieg auch immer höher, so dass man bei fortgeschrittener Stunde auch mal einen Blick auf diesen Planeten riskieren konnte. Kurz nach Mitternacht wurde es auf dem Platz ruhiger.
Ich beobachte noch bis 1:30 Uhr und fuhr dann gegen 2 Uhr wieder nach Hause. Mein SQM-L zeigte in dieser Nacht einen Wert von 21,36 mag/arcsec² an, was einen durchschnittlich guten dunklen Himmel für diesen Standort bedeutete.
Die verschiedenen Phasen der partiellen Verfinsterung
Aufgenommen mit dem Takahashi FS-102 und Nikon D5100 © 2015 Uwe Neumann
Freitag, 20. März 2015 ---------------------- Zeit: 10:47:08 MEZ Typ: Partielle Sonnenfinsternis 77.6% (72.8% Fläche) Dauer: 2h20m Saros: 120 Sonnenaufgang: 6h08m Untergang: 18h17m Ort: in Lübben Spreewald DeltaT = 69.1 s h m s PW Nord PW Zenit Azimut Höhe 1. Kontakt: 20.03.2015 9:38:25 261° 287° 135° 29° 4. Kontakt: 20.03.2015 11:58:25 52° 54° 176° 38°
Nach einer eher unruhigen Nacht klingelte um 6 Uhr morgens der Wecker. Ein Blick aus dem Fenster versprach einen sonnigen Tag. Nachdem ich die Ausrüstung im Auto verstaut hatte, ging es so gleich nach Finsterwalde, wo ich mich mit Uwe treffen wollte. Kurz vor 7:30 Uhr traf ich bei ihm zu Hause ein. Zusammen mit Mario fuhren anschließend zu einer Bäckerei in Finsterwalde, wo wir auch auf die Berliner Sternfreunde Kobi und Hagen trafen. Nach einem reichhaltigen Frühstück, fühlten wir uns für die Sonnenfinsternis genügend gestärkt.
Draußen im Gewerbegebiet warteten auch schon Stefan mit seiner Freundin sowie ein weiteres Mitglied unserer Südkurve. Schnell wurden die Gerätschaften aufgebaut, denn in einer halben Stunde sollte der 1. Kontakt des Neumondes mit der Sonnenscheibe stattfinden. Auch ich baute mein Gerät für die Beobachtung auf, dass aus meinem 70 mm Lidlscope nebst selbstgebauten Sonnenfilter bestand. Einige Zeit später, aber noch vor dem 1. Kontakt, traf auch Torsten ein. Nun warteten insgesamt 9 Sternfreunde mit ihren Teleskopen sehnsüchtig auf das bevorstehende Ereignis. Neben drei Lunt H-Alpha Teleskopen, bestand das Ensemble insgesamt aus 6 Refraktoren, die mit Herschelkeil oder einem Sonnenfilter ausgestattet waren. Des weiteren stand noch ein Newton sowie ein astronomisches Fernglas zur Beobachtung der Sonnenfinsternis bereit. Kurz nach 9:38 Uhr kam es zum 1. Kontakt des Mondes mit der Sonnenscheibe, auf den uns zuerst Uwe aufmerksam machte. Der Mond knabberte die Sonnenscheibe von Westen her etwas an. Diese Stelle wuchs schließlich von Minute zu Minute weiter an.
Nachdem ich einige Fotos mit der Canon EOS 600D geschossen hatte, wollte ich sie mit dem Adapter an meinen Refraktor anklemmen. Aus diesem Grund packte ich die Kamera in meine Bereitschaftstasche zurück, die über dem Beobachterstuhl hing und mit dem Gurt an der Lehne gesichert war. Leider vergaß ich, den Verschluss der Tasche zu schließen. Ein dumpfes Poltern riss mich vom Okular und ich sah schließlich die Bescherung: Die Kamera lag mitsamt dem Objektiv auf dem harten Asphalt. Panik kam auf und ich befürchtete, hier einen kostspieligen Schaden davongetragen zu haben. Auch der Frontdeckel des Objektivs lag im Schmutz. Als ich die Kamera aufhob, bemerkte ich, dass der Knopf zum Einstellen des Autofokus fehlte. Auch dieser hatte sich verselbsttändigt. Ich fand ihn rund einen halben Meter vom Beobachterstuhl entfernt und steckte ihn zurück aufs Objektiv. Da bemerkte ich, dass der Zoomring blockiert war, der sich dann schließlich löste, als ich den Fokusring bei AF-Stellung etwas bewegte. Die Kamera selber funktionierte dagegen noch tadellos. Sie hatte aber einige deutliche Schrammen am oberen Teil des ausklappbaren Blitzes davongetragen. Ich schraubte das Objektiv ab und montierte die Kamera ans Fernrohr und nahm nach dem Scharfstellen ein erstes Foto der Sonnenfinsternis auf.
Die verfinsterte Sonne nach der maximalen Bedeckung im H-Alpha-Licht
Bis zur Mitte der Finsternis um 10:47 Uhr dauerte es noch eine Weile, so dass ich die Gelegenheit nutzte, durch die verschiedenen Teleskope der Südkurve zu schauen. Besonders angetan war ich vom Anblick der Sonne in den H-Alpha-Teleskopen, zumal im Weißlicht, außer zwei kleineren Sonnenfleckengruppen, nahezu nichts zu sehen war. Im H-Alpha erkannte ich aber zwei deutlich sichtbare Filamente auf der Sonnenscheibe und relativ wenig Protuberanzen am Sonnenrand. Eine Protuberanz sah besonders interessant aus und würde sich schon sehr bald zu einer schlaufenförmigen Protuberanz entwickeln. Nebenbei verglichen wir den Anblick der verfinsterten Sonne durch zwei verschiedene Finsternisbrillen. Die eine wurde aus der bekannten silbernen Baader-Folie und die andere aus einer schwarzen Miliarfolie hergestellt. Der Anblick durch die schwarze Folie empfand ich hier als deutlich angenehmer, zumal die Sonne im gewohnten gelb erschien und keinerlei Reflexe, wie bei der anderen Folie, zu sehen waren.
Rund 15 Minuten vor der maximalen Bedeckung spürten wir einen leichten Wind und einen Rückgang der Temperatur. Uwes Wetterstation zu Hause verzeichnete während der Finsternis eine Stagnation der Temperatur und des Taupunktes. Auch das Licht wurde immer fahler, so das sich die Landschaft in einen bläuliches Silbergrau einfärbte. Die Lichtstimmung war schon beklemmend und ähnlich, wie ich es auch bei der totalen Sonnenfinsternis am 11. August 1999 im Chiemgau erlebt hatte. Und auch die Schlagschatten der Teleskope und Beobachterstühle wurden immer schärfer. Kurz nach der maximalen Bedeckung schauten auch einige Bekannte von Uwe vorbei, um sich die Finsternis anzusehen. Ich beschäftigte mich zu diesem Zeitpunkt schon intensiv mit der Fotografie der Sonne im H-Alpha Licht und nahm zu diesem Zweck Torstens Lunt-Teleskop in Beschlag. Leider hatte ich einige Probleme, das Sonnebild scharf zu stellen. Auch bemerkte ich anschließend auf den Bildern ein ungleichmäßig ausgeleuchtetes Gesichtsfeld.
Mitglieder der Südkurve nach der partiellen Sonnenfinsternis © 2015 Uwe Neumann
Subjektiv verlief die Zeit nach dem Maximum deutlich schneller ab als davor. Bis zum 4. Kontakt um 11:57 Uhr, war jeder Sternfreund an seinen Instrumenten und beobachtete, wie der Mond langsam wieder die Sonnenscheibe verließ. Nachdem der Mond die Sonne wieder verlassen hatte, packten wir unsere Geräte zurück in die Fahrzeuge und nahmen zum Abschluss dieser erfolgreichen Sonnenfinsternisbeobachtung noch ein Gruppenbild auf. Nun müssen wir us noch bis zum 10. Juni 2021 gedulden, bis wir abermals eine Sonnenfinsternis vom deutschen Sprachraum aus genießen können!
Hier auch mein kritischer Blog-Artikel zur SoFi 2015 ...