Berichte 2013

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Scope


Deep-Sky-Marathon im September

Donnerstag, 05. September 2013, 21:30 Uhr bis 3:00 Uhr MESZ, Radensdorf bei Lübben

Wetterlage
sehr klar, relativ gutes Seeing, trocken und leicht windig, 16°C, fst: 6,3 mag, Bortle 4, SQM-L: 21.20 mag/arcsec²

Beobachtungsinstrument
Uwes 4 Zoll Takahashi + Okulare, 8 Zoll GSO Dobson f/6, Okulare: Meade QX 26 mm, TS WA 32 mm, TS SWM 9 mm, OIII-Filter

Sonstiges
Beobachtungsnacht mit Uwe Neumann. Fotografie der Sommermilchstraße im Grenzgebiet der Sternbilder Perseus & Kassiopeia sowie Schwan und Kepheus. Zum 1. Mal NGC 253 in Bildhauer gesehen (beeindruckend große und helle Galaxie). Hellster Kugelsternhaufen der Andromedagalaxie beobachtet (Mayall II). Gegen Mitternacht sehr heller Iridiumflare -5 mag in Richtung Osten. Viele Meteore sichtbar. Mit Uwes Weitwinkelokularen beobachtet.

Objekte
Jupiter, Barnard 142/143, Collinder 399 Kleiderbügelhaufen, G1 (Mayall II), M 1 Krebsnebel, M 13 Herkuleshaufen, M 27 Hantelnebel, M 31 Andromeda Galaxie, M 32, M 33 Dreicksgalaxie, M 42 Orionnebel, M 45 Pleiaden, M 51 Whirlpool Galaxie, M 57 Ringnebel, M 71, M 81 Bode's Galaxie, M 82, M 92, M 97 Eulennebel, M 101 Pinwheel Galaxie, M 102 Spindel Galaxie, M 108, M 110, NGC 253 Sulptor Galaxie, NGC 869 Doppelsternhaufen, NGC 884 Doppelsternhaufen, NGC 2403, NGC 5907, NGC 6229, NGC 6503, NGC 6543 Katzenaugennebel, NGC 6960 Cirrus Nebel, NGC 6992 Cirrus Nebel, NGC 7000 Nordamerikanebel


bild1

Der "Nördliche Kohlensack" mit Nebelgebieten der Milchstraße in den Sternbildern Schwan und Kepheus


Normalerweise hätte Anfang September, pünktlich zur Neumondzeit, das HTT stattfinden sollen. Nun wird es aber zum 1. Mal Anfang Oktober ausgetragen. Wie es der Zufall wollte, herrschten am Donnerstag dem 5. September 2013 (bis einschließlich Samstagnacht) nahezu perfekte Bedingungen vor: Uwe und ich beobachten, bei 14°C in der Nacht, klaren Himmel, relativ gutem Seeing und trockener Luft, nach 4 Jahren Pause gemeinsam wieder in Radensdorf.

Wir fuhren kurz nach 21 Uhr raus und bauten die Instrumente auf. Mit dabei hatten wir meinen 8 Zoll Dobson, die Astrotrac sowie Uwes Takahashi und sein 10x50 Fujinon. Hier konnte ich zum ersten Mal auch seine Panoptic Okularserie an meinem Dobson ausprobieren. Nach dem Aufbau der Astrotrac und der Kollimation des Newtons, beobachten wir parallel die Objekte in beiden Teleskopen. Wir nutzten höher brennweitige Okulare zum Aufsuchen der Objekte, die wir dann später zum Teil mit höherer Vergrößerung beobachteten. Ich war selbst überrascht, dass ich in dieser Nacht vorrangig mit der "großen Handgranate", dem 41er Panoptic, beobachtete. Zwischenzeitlich machte meine Canon EOS 1000Da, die mit dem Canon EF 40 mm f/2.8 Objektiv ausgestattet wurde, Aufnahmen des Grenzgebiets zwischen Perseus und Kassiopeia sowie der Region nördlich von Deneb im Schwan. Kurz vor Mitternacht konnten wir in Richtung Osten einen sehr hellen Iridiumflare beobachten, der deutlich heller als die Venus in ihrem größten Glanz erschien. Außerdem waren sehr viele Meteore sichtbar. Einer davon zeigte sich sogar mit leichter Nachleuchtspur in Richtung Norden, den ich allerdings nicht sehen konnte.

Den Himmel empfanden wir ein wenig aufgehellt, trotz der reich strukturierten Milchstraße im Zenit, was auch das SQM-L bestätigte. Es zeigte kurz nach Mitternacht einen Wert von 21,21 mag/arcsec² an.

Nordamerikanebel - NGC 7000 im Schwan: Das Objekt ist schnell aufgesucht, denn der kleine Orion weist den Weg zur "Golfregion". Der Nebel passt selbst ins 41er Panoptic nicht mehr vollständig ins Gesichtsfeld. Der Anblick mit UHC im Takahashi empfinden wir deutlich besser als mit dem O-III Filter im Dobson. Später in der Nacht finden wir den Nebel sogar mit dem Fujinon ohne Filter. Endlich sehen wir den Nordamerikanebel vollständig im mit Sternen übersäten Gesichtsfeld des 10x50 Fernglases. Ein fantastischer und unvergesslicher Anblick!

Cirrusnebel - NGC 6992/NGC 6960 im Schwan: Die Nebelfilamente der "Hexenhand" und des "Sturmvogels" sind im O-III  Filter zwar kontrastreicher, allerdings sehen beide Nebelteile nebst Sternenhintergrund im UHC deutlich attraktiver aus. Später sehen wir NGC 6992 sogar im Fernglas als geisterhaften Nebelbogen. Leider wird der Sturmvogel im Fernglas vom Stern 52 Cygni überstrahlt.

Doppelsternhaufen im Perseus - NGC 869/884: Die beiden Sternhaufen erscheinen am besten bei niedriger Vergrößerung nahezu gleich hell und mit ähnlicher Sternenanzahl in beiden Teleskopen. Auch hier empfinde ich den Anblick im Takahashi etwas besser.

Andromedanebel - M 31: Ein fantastischer Anblick in beiden Instrumenten. Die Galaxie passt selbst nicht ins große Gesichtsfeld des 41er Panaoptic. Die beiden Begleitgalaxien sind deutlich zu sehen. Südlich des Kerns erkennt man eine markante Dunkelstruktur, die einen Spiralarm unserer Nachbargalaxie nachzeichnet. Und selbst die Sternwolke NGC 206 in der Galaxie sticht deutlich heraus. Ich versuche nun den hellsten Kugelhaufen Mayall II von M 31 aufzusuchen, was mir nach kurzem Starhopp auch gelingt. Der 2,5 Mio. Lj entfernte Kugelhaufen befindet sich in der Nähe zwei gleich heller Sterne, die zusammen mit dem Haufen ein Art kleines gleichseitiges Dreieck bilden.

Dreiecksnebel - M 33: Ein weiterer Begleiter unseres eigenen Milchstraßensystems, die oval und eher diffus erscheint. Bei indirektem Sehen deuten sich die Spiralarme in der Galaxie an.

Barnard 142/143 im Adler: Der Dunkelnebel in der Nähe von Gamma Aquilae ist bereits im Fernglas und später dann auch in beiden Teleskopen als dunkle Stelle in der Milchstraße sichtbar.

Hantelnebel - M 27 im Füchschen: Wir beobachten den Planetarischen Nebel mit großem Gesichtsfeld. Ein wirklich reizvoller Anblick mit unzähligen Sternen im Hintergrund.

M 71 im Pfeil: Uwe stellt den Kugelsternhaufen M 71 ein. Mit großem Gesichtsfeld ergibt sich ebenfalls ein netter Anblick zusammen mit den hellsten Sternen des Sternbilds Pfeil. Viele etwa gleichhelle Sterne gruppieren sich in einer lockeren kugelförmigen Sternansammlung.

Kleiderbügelhaufen - Collinder 399 im Füchschen: Ein eher enttäuschender Anblick im Teleskop, da nur ein Dutzend Sterne sichtbar sind. Deutlich attraktiver im Fujinon-Fernglas.

Ringnebel - M 57 in der Leier: Mit großer Brennweite passen selbst die beiden Sterne Gamma und Beta Lyrae ins Gesichtsfeld. Der Rauchring deutet sich selbst im 41er Panoptic an. Im Fernglas ist der Ringnebel ebenfalls gut sichtbar. Allerdings befindet sich dieser nicht genau zwischen den beiden Sternen der Leier sondern ist etwas nach Westen hin versetzt.

M 13 im Herkules: Der helle Kugelsternhaufen erscheint bei großem Gesichtsfeld nicht annähernd so interessant wie mit hoher Vergrößerung. Die Begleitgalaxie NGC 6207 ist ebenfalls gut erkennbar. Der Haufen ist bis ins Zentrum aufgelöst. Die Sternketten, die sich durch den Haufen ziehen, sin ebenfalls sehr interessant.

M 92 im Herkules: Der zweite Kugelsternhaufen im Herkules ist deutlich kleiner und kompakter.

NGC 6229: Der dritte Kugelsternhaufen im Herkules, erscheint nur als kleiner unaufgelöster Lichtball selbst bei höherer Vergrößerung. Mit einer Entfernung von 100.000 Lichtjahren befindet er sich weit draußen im Milchstraßen-Halo.

Eulennebel - M 92 im Großen Bären: Der Nebel ist aufgrund des etwas aufgehellten Himmels im Norden und der niedrigen Höhe von weniger als 20 Grad kaum sichtbar. Er erscheint als relativ großer diffuser Lichtfleck.

M 108 im Großen Bären: Auch die lang gezogene Galaxie ist aufgrund des aufgehellten Himmels relativ schwierig zu beobachten und zeigt deshalb kaum Details.

Whirlpoolgalaxie - M 51 in den Jagdhunden: Die Doppel-Galaxie ist deutlich besser sichtbar, zeigt allerdings, aufgrund der niedrigen Höhe im Norden, selbst bei höherer Vergrößerung kaum Details.

M 101 im Großen Bären: Die Galaxie erscheint im 41er Panoptic nahezu kreisrund und als verwaschener Lichtfleck. Weitere Details in der Galaxie sind keine auszumachen.

M 81 und M 82 im Großen Bären: Die beiden Galaxien sind immer wieder ein schöner Anblick mit jeder Vergrößerung. Beide Galaxien erscheinen im 8 Zoll Dobson etwas heller als im 4 Zoll Takahashi. M 81 erscheint oval und strukturlos mit sehr hellem Kern und hellem Halo. Bei M 82 erkennt man in der langgezogenen Scheibe einige Knoten.

NGC 2403 in der Giraffe: Diese Galaxie steht deutlich höher als M81/82 und erscheint relativ groß und überraschenderweise annähernd strukturiert in einem schönen Sternenfeld gelegen. Uns überrascht, dass sie im Fujinon heller erscheint und etwas besser sichtbar ist als das Galaxienpaar M81/M82.

NGC 5907 im Drachen: Gehört zu den interessantesten Galaxien am Himmel. Sie ist eine schöne und relativ große Edge-on Galaxie, die wie eine diffuse Lichtnadel im Gesichtsfeld erscheint.

NGC 6543 im Drachen: Der Katzenaugennebel ist ein sehr heller und bläulich-grün erscheinender Planetarischer Nebel. Bei höherer Vergrößerung erscheint er oval mit einem etwas dunkleren Zentrum.

M 102 im Drachen: Die relativ helle Galaxie, ebenfalls im Sternbild Drache gelegen, erscheint relativ groß und leicht spindelförmig. Sie befindet sich etwas südlicher von NGC 6543.

NGC 6503 im Drachen: Die Galaxie ist überraschenderweise nur indirekt als relativ großer, diffuser und ovaler Lichtfleck zu erkennen. Relativ schwierig...

Plejaden - M 45 im Stier: Der Sternhaufen ist deutlich interessanter im Fernglas. Mit dem 41er Panoptic steht der offene Sternhaufen aber schon vollständig im Gesichtsfeld.

Sculptorgalaxie - NGC 253 im Bildhauer: Ein kleiner Vorgeschmack für unsere Namibiareise im Mai 2014: NGC 253 beobachten wir beide heute zum ersten Mal. Die große, 3:1 elongierte und überraschend deutlich sichtbare Galaxie des Südhimmels befindet sich nur 10 Grad über dem Südhorizont und ist ein leichtes Objekt im Fernglas. Im Teleskop ist sie noch etwas besser erkennbar und erinnert an eine kleinere Ausgabe des Andromedanebels. Wirklich überaus beeindruckend...

Jupiter: Aufgrund des noch niedrigen Standes über dem Osthorizont, sind kaum Details in der Jupiteratmosphäre sichtbar. Man erkennt nur zwei Äquatorialbänder sowie 4 seiner hellsten Monde.

Krebsnebel M 1 im Stier: Den Supernovaüberrest im Sternbild Stier beobachten wir nur im 10x50 Fujinon. Der Nebel erscheint relativ hell und leicht oval. Weitere Details sind nicht sichtbar.

Orionnebel M 42: Als letztes Objekt stellen wir den Orionnebel ein, der soeben über dem Osthorizont erschienen ist. Aufgrund der niedrigen Stellung ist es noch kein attraktives Objekt.

Beobachtungsende war dann gegen 2:30 Uhr. Nachdem Uwe den Heimweg angetreten hat, baute ich ganz in Ruhe ab. Es war eine schöne Beobachtungsnacht, mit angenehmen Temperaturen und keinerlei Taubildung. Kurz nach 3 Uhr traf auch ich wohlbehalten zu Hause wieder ein.

Object      Type              RA             Dec           Mag   Size           Constellation
------      ----              --             ---           ---   ----           -------------
BARNARD142  Dark Nebula       19h 41m 40.6s  +10° 33' 15"        40.0'x40.0'    Aquila
BARNARD143  Dark Nebula       19h 42m 04.4s  +11° 03' 16"        60.0'x40.0'    Aquila
CR399       Open Cluster      19h 26m 01.3s  +20° 13' 00"  3.6   140.0'x50.0'   Vulpecula
G1          Globular Cluster  00h 33m 33.7s  +39° 39' 18"  13.7  10"            Andromeda
M1          Bright Nebula     05h 35m 21.9s  +22° 01' 16"  8.4   8.0'x4.0'      Taurus
M101        Galaxy            14h 03m 40.0s  +54° 17' 18"  7.5   28.8'x26.9'    Ursa Major
M102        Galaxy            15h 06m 51.0s  +55° 43' 01"  9.9   6.5'x3.1'      Draco
M108        Galaxy            11h 12m 15.0s  +55° 35' 54"  9.9   8.6'x2.4'      Ursa Major
M110        Galaxy            00h 41m 09.7s  +41° 45' 40"  7.9   19.5'x11.5'    Andromeda
M13         Globular Cluster  16h 42m 11.2s  +36° 26' 29"  5.8   20.0'          Hercules
M27         Planetary Nebula  20h 00m 13.4s  +22° 45' 55"  7.4   6.7'           Vulpecula
M31         Galaxy            00h 43m 32.0s  +41° 20' 41"  3.5   189.1'x61.7'   Andromeda
M32         Galaxy            00h 43m 29.4s  +40° 56' 30"  8.1   8.5'x6.5'      Andromeda
M33         Galaxy            01h 34m 40.4s  +30° 43' 42"  5.5   68.7'x41.6'    Triangulum
M45         Open Cluster      03h 47m 50.1s  +24° 09' 27"  1.5   109.0'x109.0'  Taurus
M51         Galaxy            13h 30m 25.9s  +47° 07' 43"  8.1   11.2'x6.9'     Canes Venatici
M57         Planetary Nebula  18h 54m 07.0s  +33° 03' 13"  8.8   3.0'x2.4'      Lyra
M71         Globular Cluster  19h 54m 24.4s  +18° 49' 14"  8.4   7.2'           Sagitta
M81         Galaxy            09h 56m 36.9s  +68° 59' 58"  7.0   24.9'x11.5'    Ursa Major
M82         Galaxy            09h 56m 58.0s  +69° 36' 55"  8.6   11.2'x4.3'     Ursa Major
M92         Globular Cluster  17h 17m 33.1s  +43° 07' 46"  6.5   14.0'          Hercules
M97         Planetary Nebula  11h 15m 32.9s  +54° 56' 41"  9.9   2.8'           Ursa Major
NGC2403     Galaxy            07h 38m 08.3s  +65° 33' 56"  8.2   23.4'x11.8'    Camelopardalis
NGC253      Galaxy            00h 48m 15.1s  -25° 12' 32"  7.3   29.0'x6.8'     Sculptor
NGC5907     Galaxy            15h 16m 14.2s  +56° 17' 10"  10.4  12.6'x1.4'     Draco
NGC6229     Globular Cluster  16h 47m 22.3s  +47° 30' 40"  9.4   4.5'           Hercules
NGC6503     Galaxy            17h 49m 19.8s  +70° 08' 50"  10.2  7.0'x2.5'      Draco
NGC6543     Planetary Nebula  17h 58m 34.1s  +66° 38' 25"  8.1   20"            Draco
NGC6960     Bright Nebula     20h 46m 17.9s  +30° 46' 21"        70.0'x6.0'     Cygnus
NGC6992     Bright Nebula     20h 57m 00.0s  +31° 46' 30"  7.0   60.0'x8.0'     Cygnus
NGC7000     Bright Nebula     20h 59m 21.7s  +44° 34' 33"  4.0   120.0'x100.0'  Cygnus
NGC869      Open Cluster      02h 20m 04.9s  +57° 11' 43"  5.3   18.0'          Perseus
NGC884      Open Cluster      02h 23m 33.5s  +57° 12' 13"  6.1   18.0'          Perseus


Scope


Eine Beobachtungsnacht mit Komet Panstarrs

Sonntag, 05.05.2013, 22:00 Uhr bis 3:00 Uhr MESZ, Radensdorf bei Lübben

Wetterlage
klar, schlechtes Seeing, trocken und windstill, 15°C bis 5°C, fst: 6,6 mag, Bortle 3, SQM-L: 21.51 mag/arcsec²

Beobachtungsinstrument
8 Zoll GSO Dobson, Okulare: TS WA 32 mm, TS RK 25 mm, Hyperion 17 mm, TS SWM 9 mm, 2x Barlow

Sonstiges
Fotografie und Zeichnung des 7,9 mag hellen Kometen C/2011 L4 Panstarrs nördlich der Nebelregion Sh-171 im Sternbild Cepheus. Der Komet stand in der Nähe des Doppelsterns STF 3052. Verwendung fand da Zeiss Sonnar 135/4 sowie das Pentacon 50/1.8. Während der Belichtung wurde mit dem Dobson u.a. Galaxien des Frühlingshimmels beobachtet. Um 2:40 Uhr zog ein ca. -1 mag heller Eta-Aquaride als Earthgrazer mit langer Spur in 4-5 s von NO nach NW.

Objekte
C/2011 L4 PANSTARRS, Saturn, M 4 (NGC6121), M 13 Herkuleshaufen (NGC 6205), M 81 Bode's Galaxie (NGC 3031), M 82 (NGC 3034), M 106 (NGC 4258), NGC 4096, NGC 4144, NGC 4217, NGC 4244, NGC 4248, NGC 4369, NGC 4627, NGC 4631, NGC 4656


bild1

Komet C/2011 L4 PANSTARRS am 5./6. Mai 2013 nördlich der HII-Region Sharpless 171 im Sternbild Kepheus


Nachdem ich beim 16. Südbrandenburger Sternfreundetreffen aufgrund des bewölkten Himmels in der Nacht keine Gelegenheit hatte zu beobachten, habe ich die Chance und das gute Wetter am 5. Mai genutzt und bin zu meinem Beobachtungsstandort nach Radensdorf raus gefahren. Mit im Gepäck hatte ich den 8-Zoll Dobson sowie die Astrotrac. Es war meine 1. Beobachtungsnacht in diesem Jahr, wenn man von der Fotosessions währen der Sichtbarkeitsperiode des Kometen Panstarrs Mitte März und der Mondfinsternis Ende April einmal absieht.
Komet Panstarrs

Die Ausrüstung ist schnell verstaut und so breche ich bei schon fortgeschrittener Dämmerung gegen halb 10 Uhr abends auf nach Radensdorf. Der Abendluft ist noch relativ warm, so dass man noch keine Jacke benötigt. Der Dobson ist schnell aufgebaut und ich lasse ihn erstmal zum Auskühlen stehen. In der Zwischenzeit baue ich die Astrotrac auf. Als Unterlage für die Nachführplattform verwende ich zum 1. Mal mein stabiles Berlebach Astro-Stativ. Vor kurzem hatte ich es mit einer Adapterplatte ausgerüstete, um darauf auch einen Neigekopf zu montieren. Mit dem in Waage bringen und vor allem dem Einnorden der Astrotrac bin ich ungefähr eine knappe Viertelstunde beschäftigt. Nun ist es auch endlich dunkel genug, um die Kamera in Position zu bringen und sie in Richtung des Sternbilds Cepheus zu schwenken, wo momentan der Komet C/2011 L4 Panstarrs zu finden ist, dessen Helligkeit nun wieder auf knapp 8 Magnituden abgesunken ist. So ist es kein Wunder, dass ich anfangs etwas Schwierigkeiten habe, den Kometen überhaupt zu finden. An der modifizierten Canon EOS 1000D habe ich das Zeiss Sonar 135/4 Teleobjektiv montiert. Ich muss mein Fernglas bemühen, um den Kometen im Sternenfeld zu identifizieren und darauf dann die Kamera auszurichten. Ich schieße einige Testaufnahmen, bis ich den Kometen annähernd in der Bildmitte habe. Das Zeiss-Tele ist für Astroaufnahmen sehr gut geeignet, da es schon ab Offenblende nahezu bis zum Rand scharf abbildet. So lasse ich den Timer erstmal eine Stunden lang laufen.
Die Zeitspanne für die Belichtung verwende dazu, eine Zeichnung des Kometen anzufertigen. Der Komet ist schon im Sucher als dreieckförmiges Nebelfleckchen sichtbar. Die Koma befindet sich momentan südöstlich eines schönen Doppelsterns mit der Bezeichnung STF 3052. Der Staubschweif läuft in Richtung Norden deutlich breiter aus und ich schätze ihn auf eine Länge von ca. 15 bis max. 30 Bogenminuten. Auch ein dünnerer, deutlich schwächerer "Schweif" ist zu erkennen, der in Richtung Osten weist. Die Koma ist sehr hell und im Zentrum nahezu sternförmig. In der Stunde, die ich für die Zeichnung benötige, ist der Schweifstern merklich weitergewandert. Die Kamera schießt in der Zwischenzeit 5 Minuten lang belichtete Aufnahmen der Panstarrs-Region. Nach 1 Stunde ist die 1. Belichtungsreihe schließlich im Kasten.

bild2

Nachdem ich einige Flats geschossen habe, wechsle ich auf das Zeiss Pentacon 50/1.8 Objektiv und möchte gerade die Belichtungsreihe beginnen, als von Südosten her plötzlich Zirren aufziehen, die sich quälend langsam über den Himmel bewegen. So habe ich Zeit, erstmal den Saturn zu beobachten, der sich in mittlerer Höhe im Südosten aufhält. Im 9 mm Okular sind schon bereits seine hellsten Äquatorialbänder sowie die Cassini-Teilung zu sehen. Leider ist das Seeing nicht all zu berauschend. Auch einige seiner hellen Monde sind zu erkennen. Mit Hilfe einer 2x Barlowlinse erscheint der Planet größer aber auch nicht besser. Ich messe die Dunkelheit des Himmelshintergrund mit dem SQM-L und verzeichne 21.51 mag/arcsec. Schließlich bedecken die Zirren vollständig die Zenitregion. Der Süden ist aber wieder frei und so schwenke ich auf Messier 4 im Skorpion, der sich momentan weniger als 10 Grad über dem Horizont befindet. Aufgrund der Nähe zum Horizont sieht der schon vollständig in Einzelsterne aufgelöste Kugelsternhaufen nicht gerade beeindruckend aus. Im Zentrum zieht sich ein Balken von Sternen quer durch den Haufen.
Schlussendlich sind die Zirren verschwunden und so starte ich die zweite Belichtungsreihe. Leider stelle ich erst nach einer halben Stunde fest, dass das neue Zeiss-Objektiv nicht offenblendtauglich ist - im Gegensatz zum Zeiss Sonnar. Bis über 1/3 der Fläche ist eine starke Koma in Form von breit auseinandergefächerten Sternen sichtbar. So muss ich wohl doch um mindestens 2 Blendestufen abblenden.

Galaxienbeobachtung

Der Frühling ist bekanntlich die Zeit der Galaxien und so schwenke ich das Teleskop auf Messier 81 und Messier 82 im Großen Bären. Die beiden Galaxien habe ich schnell gefunden und sie stehen selbst im 17 mm Hyperion-Okular noch zusammen im Gesichtsfeld. Als nächstes stelle ich Messier 106 im Sternbild Jagdhunde ein, die ebenfalls in meinem SBST-Skyguide verzeichnet ist. Die Galaxie erscheint im 17er als helles Objekt mit einer Andeutung ihrer Spiralstruktur.
Es ist 2:40 Uhr und plötzlich schrecke ich vom Okular auf, als ich ein helles Licht aus Richtung Nordosten wahrnehme. Ein extrem langsamer Meteor von ungefähr -1 mag Helligkeit zieht mit einem langgezogenen Schweif von Nordosten kommend in Richtung Nordwesten, nur einige Grad über dem Horizont. Dabei handelt es sich um einen so genannter Earthgrazer, wahrscheinlich von den Eta-Aquariden verursacht. Die Erscheinung dauert ungefähr 3-4 Sekunden, bis der Meteor lautlos verlischt.
Mein Planetariumsprogramm auf dem Palm verzeichnet in der Himmelsregion von M 106 eine Menge Galaxien und so schwenke ich kurzerhand auf die 12,4 mag helle Galaxie NGC 4248, die nahe bei M 106 zu finden ist und äußerst schwach erscheint. Sie ist nur zu 50% der Zeit indirekt zu halten.
NGC 4217 in den Jagdhunden ist eine 11,3 mag helle edge-on Galaxie. Man benötigt ebenfalls indirektes Sehen und es sind keine Strukturen zu erkennen. Parallel zur Galaxie verläuft eine Kette aus Sternen 8. bis 11. Größenklasse.
NGC 4144 ist eine Galaxie im Sternbild Großer Bär, die wir ebenfalls von der Kante sehen. Sie ist 6:1 elongiert, mit 11,3 Größenklassen deutlich heller und befindet sich in einem hübschen Feld aus schwachen Sternen gelegen.
Weiter gehts zu NGC 4096 in UMa. Sie ist eine annähernd genau so helle Spiralgalaxie (10,8 mag). Die Galaxienscheibe ist langgezogen und relativ breit.
Ich schwenke nun zurück in die Jagdhunde. Im Gegensatz zu den ersten beiden Welteninseln ist NGC 4369 kreisrund. Sie ist mit 11,4 mag relativ flächenhell und bildet mit zwei weiteren fast gleich hellen Sternen eine Art Kette.
Mittlerweile hat im Osten schon die Morgendämmerung eingesetzt und es kommt leichter Wind auf. Die Temperaturen, die in der Nacht bis auf 5° C gefallen sind (ein Vorgeschmack für Namibia im nächsten Jahr), nehmen nun wieder zu. Ich schwenke auf die 10,0 mag helle Galaxie NGC 4244, die ebenfalls im SBST Skyguide verzeichnet ist. Wir blicken hier auf eine wirklich interessante Galaxie, die sich im 17 mm Hyperion als helle Lichtnadel präsentiert. Das Zentrum ist relativ breit. Die Scheibe erscheint leicht flockig.
Die nächste Galaxie im Skyguide ist NGC 4631 (9,0 mag), die auf einer Seite deutlich breiter erscheint. Sie wird auch als Walgalaxie bezeichnet. Erste Strukturen sind ebenfalls schon sichtbar, aufgrund der immer weiter fortschreitenden Morgendämmerung aber immer schwieriger zu erkennen. Schwierig auch ihr Begleiter nördlich der Galaxienscheibe mit der Bezeichnung NGC 4627. Sie ist nur indirekt zu sehen, unter einem dunklen Himmel allerdings relativ leicht zu erkennen.
Als letzte Galaxie stelle ich NGC 4656 ein, die sich nur einige Bogenminuten weiter westlich von NGC 4631 befindet, sie erscheint durch den hellen Himmelshintergrund trotz einer Helligkeit von 10,1 mag relativ schwach und unregelmäßig verformt.

Es hat nun keinen Sinn mehr, weitere Galaxien zu beobachten. Auch stoppe ich die nach nur 45 Minuten die Belichtungsreihe. Die Morgendämmerung schreitet unaufhörlich voran. Außerdem zieht im Südosten dichtere Bewölkung auf. Als letztes Objekt stelle ich daher Messier 13 ins 9 mm Okular, der wie immer eine beeindruckende Erscheinung ist. Das Zentrum wie auch die Randbereiche sind schon vollständig in Einzelsterne aufgelöst.
Nachdem die Flats im Kasten sind, müssen noch Dunkelbilder angefertigt werden. In der Zwischenzeit verstaue ich die Ausrüstung wieder im Auto. Ich lasse mir aber genügend Zeit, damit die Kamera die 1. Serie an Dunkelbildern abschließen kann. Die 2. Serie wird zum Teil während der Heimfahrt erledigt. Eine erfolgreiche Beobachtungsnacht liegt hinter mir mit einem schönen Kometen und einer beeindruckenden Meteorerscheinung. Ich verlasse schließlich gegen 4:00 Uhr den Platz und komme rund eine Viertelstunde später zu Hause an.

Object   Type              RA             Dec           Mag   Size         Constellation
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M106     Galaxy            12h 19m 38.9s  +47° 14' 00"  8.3   18.6'x7.2'   Canes Venatici
M13      Globular Cluster  16h 42m 12.0s  +36° 26' 05"  5.8   20.0'        Hercules     
M4       Globular Cluster  16h 24m 27.0s  -26° 33' 16"  5.4   36.0'        Scorpius     
M81      Galaxy            09h 56m 39.4s  +69° 00' 21"  7.0   24.9'x11.5'  Ursa Major   
M82      Galaxy            09h 57m 00.7s  +69° 37' 18"  8.6   11.2'x4.3'   Ursa Major   
NGC4096  Galaxy            12h 06m 43.0s  +47° 24' 08"  10.8  6.5'x1.8'    Ursa Major   
NGC4144  Galaxy            12h 10m 41.1s  +46° 23' 00"  11.3  6.1'x1.5'    Ursa Major   
NGC4217  Galaxy            12h 16m 31.9s  +47° 00' 59"  11.3  5.2'x1.5'    Canes Venatici
NGC4244  Galaxy            12h 18m 11.4s  +37° 44' 01"  10.0  16.6'x1.9'   Canes Venatici
NGC4248  Galaxy            12h 18m 31.5s  +47° 20' 08"  12.4  2.9'x1.2'    Canes Venatici
NGC4369  Galaxy            12h 25m 17.5s  +39° 18' 32"  11.4  2.1'x2.0'    Canes Venatici
NGC4627  Galaxy            12h 42m 40.2s  +32° 30' 01"  12.0  1.7'x1.0'    Canes Venatici
NGC4631  Galaxy            12h 42m 48.2s  +32° 28' 05"  9.0   15.2'x2.8'   Canes Venatici
NGC4656  Galaxy            12h 44m 38.6s  +32° 05' 46"  10.1  15.3'x2.4'   Canes Venatici




Scope


Bericht vom 16. Südbrandenburger STernfreundetreffen

bild1

Blick zur Windmühle und Beobachterwiese beim 16. Südbrandenburger Sternfreundetreffen


Am Samstag dem 4. Mai 2013 fand das 16. Südbrandenburger Sternfreundetreffen (SBST) statt. Austragungsort war diesmal die kleine Gemeinde Oppelhain/Rückersdorf in der Nähe von Finsterwalde. Hier trafen über zwei Dutzend Sternfreunde zum gemeinsamen Beobachten und fachsimpeln. Da es den ganzen Samstagvormittag sonnig war, packte ich kurzerhand den 10-Zöller ein und brach dann gegen 15 Uhr auf in Richtung Oppelhain.

bild2 Die Windmühle von Oppelhain ist von der Ortsmitte aus leicht zu sehen, überragt sie doch eindrucksvoll alle Gebäude der kleinen Elbe-Elster-Gemeinde. Die Einfahrt zum Gelände und zur Beobachterwiese ist da weitaus schwieriger zu finden. Glücklicherweise war der Weg zum Platz gut ausgeschildert. Einige Teleskope standen schon bereit und hier und da traf man auch wieder auf alte bekannte Gesichter von früheren Treffen. Auch mein Kumpel Mario, mit einen Teil seiner Familie, sowie Gabi mit ihrer Tochter waren schon anwesend. Später traf dann auch Ingo mit seinen beiden Töchtern ein. Die beiden Uwes unserer HTT-Südkurvengemeinde waren diesmal nicht vor Ort.
Die Kirchhainer Sternfreunde um Peter Taubert hatten ebenfalls den Weg nach Oppelhain gefunden. Ihre Teleskope hatten die Kirchhainer aber zu Hause gelassen - wohl in weiser Voraussicht auf die kommende Nacht. Anwesend war auch ein Schweizer Fotograf, der mit einer Linhof Großformatkamera Aufnahmen der Sternfreuden mit ihrer Ausrüstung anfertigte. Die Bilder sollen demnächst in einer Ausstellung gezeigt werden.
Nachdem einige der Gäste die Windmühle aus dem 19. Jahrhundert besichtigt hatten, wurde das Treffen durch unseren Vereinsvorsitzenden André Winzer in einer nahen Gaststätte feierlich eröffnet. Unter anderem wurde den Anwesenden mitgeteilt, dass der Verein in den nächsten zwei oder drei Jahren plant, eine Reise nach Namibia zu unternehmen, um den südlichen Sternhimmel zu beobachten. Uwe und Ich kommen aber schon in ungefähr einem Jahr in den Genuss des namibischen Südhimmels. Wir werden uns Ende Mai 2014 für 10 Tage auf der Tivoli-Astrofarm einquartieren.

bild3

Standort der "Südkurven-Mitglieder" auf dem diesjährigen Südbrandenburger Sternfreundetreffen

bild4 Nach der Eröffnungsrede zeigte Harald Paleske, nach einer kurzen technischen Panne, die aber schnell behoben werden konnte, wieder interessante hochaufgelöste Sonnenbilder und erläuterte einige Kniffe und Besonderheiten in der Bildbearbeitung. Danach ging es wieder zurück auf den Platz. Es wurde dann überwiegend die Sonne in Weiß- und H-Alpha-Licht beobachtet oder nach Herzenslust gefachsimpelt. Am Abend wurde ein Film einer Nordlandreise gezeigt, die unsere Sonne im Allgemeinen und die geheimnisvollen Polarlichter im Besonderen zum Thema hatten. Diesen Vortrag verpasste ich leider, da ich Mario bei der Kollimation seines neuen 10-Zöllers helfen musste, der einige Schwierigkeiten machte.
Nach einer kurzen Stärkung am nahen Imbissstand am Abend, besuchten uns einige Gäste von außerhalb, die einen Blick durch die Teleskope auf Planeten Jupiter und Saturn werfen konnten. Obwohl zu Beginn der Himmel leicht bewölkt war und wir noch die Hoffnung hatten, dass der Wetterbericht Recht behalten würde, zog der Himmel kurz vor 22:30 Uhr vollständig zu. Ich konnte nach dem Einnorden und dem Alignment der Montierung nur einen kurzen Blick auf den Kugelsternhaufen Messier 13 erhaschen, bis die Wolken jeden weiteren Blick auf ein Objekt verhinderten. Das exakte Einnorden war dann auch schwieriger als ich dachte, um nicht zu sagen unmöglich. Der Nachführmotor meiner LXD 55-Montierung stieß beim Einstellen des Stundenwinkels an den Montierungsblock. Wenigstens hat zur Abwechslung das Go-To, trotz einer nicht exakt eingenordeten Montierung, sehr gut funktioniert. Der Kugelsternhaufen stand nach dem automatischen Anfahren selbst mit dem 9 mm Okular nahezu in der Bildmitte.

Ingo, Mario und ich vertrieben uns die Zeit mit Fachsimpeleien und es war trotz der widrigen Wetterumstände recht lustig. Da sich das Wetter nicht besserte, verließen nach und nach auch die übrigen Beobachter den Platz, um den Heimweg anzutreten. Wir harrten noch bis kurz vor 2 Uhr morgens aus, bis auch der "Harte Kern der Südkurve" entnervt aufgab. Die Ausrüstung wurde wieder in die Fahrzeuge verstaut. Ingo übernachtete auf dem Platz und konnte am nächsten Morgen noch mit anderen Mitbeobachtern die Sonne im Weißlicht beobachten.


galerie

Bildergalerie zum 16. Südbrandenburger Sternfreundetreffen