Die Mitglieder der Südkurve am Sonntagmorgen
Nachdem ich meine ganze Camping- und Beobachtungsausrüstung im Auto verstaut habe, geht es gegen Mittag
endlich in Richtung Jeßnigk. Bei meiner Ankunft sind schon sehr viele Sternfreunde anwesend, so dass der Platz schon sehr gut mit Zelten und
Wohnmobilen gefüllt ist. Ich fahre in Richtung der beiden Pappeln, wo sich unser angestammter Beobachtungsplatz befindet. Dieser liegt direkt am
südlichen Ende der großen Beobachterwiese. Schon sehe ich Mario und Uwe aus Finsterwalde und stelle mich direkt neben ihnen. Das Zelt und die
Montierung stehen dann relativ schnell, so dass ich erst mal in aller Ruhe das Motortraining durchführe und die Optik des Schmidt-Newton justiere.
In der Zwischenzeit trifft auch Stephan Sadowski mit seinem Kumpel ein und positionierte sich direkt gegenüber von uns. Stephan zeigte uns seine
neueste Errungenschaft: Ein Doctor 20 x 80 Fernglas aus dem Hause Zeiss. Nebenbei hat Uwe die Gelegenheit, Stephans 10x50 Fujinon mit meinem 10x70
Fujinon Fernglas zu vergleichen, was seinen Entschluss, das Fernglas zu kaufen, noch zusätzlich bestärkt. Kurz bevor ich mich für einen Rundgang
aufmache und schon auf den Weg Richtung Nordwiese bin, sehe ich Uwe aus Chemnitz an mir vorbeifahren, der mir freundlich zuwinkt. Auf der Nordwiese
treffe ich auch einen alten Bekannten, der ansonsten immer bei uns an der Südkurve gestanden hat und nun zu den Astrofotografen übergelaufen ist.
Er zeigt mir seine neue Ausrüstung für die Astrofotografie und Bilder vom letzten Venustransit. Danach gehe ich wieder in Richtung große Wiese
zurück und schieße hier und da noch einige Fotos.
Ein Donnern schreckte mich auf und ich sehe nach oben. Zwei Kampfflugzeuge fliegen aus Richtung Holsdorf kommend über den Platz. Auch den gesamten
restlichen Nachmittag über drehen regelmäßig Flugzeuge vom Typ F4-Phantom und sogar ein Eurofighter seine Runden. Sie üben über den Feldern im
Westen Tiefflüge und Wendemanöver. Auch eine Transall-Maschine steigt von Holsdorf auf und überfliegt mit donnernden Propellern das
HTT-Gelände.
Gegen Abend gönnen wir uns dann frisch gegrillte Würstchen und warten auf die einbrechende Dämmerung. Leider zeigt sich der Himmel zu diesem
Zeitpunkt voller Wolken, so dass wir schon befürchten, diese Nacht leer auszugehen und zeitig schlafen gehen müssen.
Ich gehe zur Elsterland-Sternwarte und treffe dort auf Michael Möckel (Mimo) der Im Internet nach dem Wetter guckt und mir versichert, dass es auf
jeden Fall noch in der 1. Nachthälfte aufklaren soll. Danach schaue ich noch schnell am Stand von Astroleuchten vorbei und kaufe mir eine rote
Kopflampe, um vielleicht gewappnet zu sein, falls der Himmel doch noch aufreißen sollte. Kurz nach 21 Uhr zeigen sich auch die ersten Sterne und
rund eine halbe Stunde später, ist der Himmel klar.
Plötzlich herrscht reges Treiben an der Südkurve. Ich norde die Montierung ein und positioniere die
AstroTrac neben meinem Zelt. Ich habe vor in Richtung Schwan, Aufnahmen des Nordamerika- und Pelikannebels zu machen. Das Hantieren mit der Kamera
gestaltet sich denkbar schwierig, da sich der Schwan schon in Zenitnähe aufhält und ich mich regelrecht verrenken muss. So habe ich bei einer
Probeaufnahme plötzlich den Schmetterlingsnebels auf dem Chip. Bei weiteren Testbildern zeigten sich Nachführfehler, so dass ich mit der
Belichtungszeit auf 4 Minuten runtergehen muss. Jedenfalls dauert es seine Zeit, bis ich mit den Aufnahmen bei 200 mm Brennweite endlich beginnen
kann. Anschließend setze ich den Tubus meines 10 Zoll Schmidt-Newtons auf die LXD 55 und stelle das Teleskop auf die Ausgangsposition für das
2-Star-Alignment.
Überraschenderweise klappt das Goto meiner Montierung diesmal zufriedenstellend gut, so dass selbst der Ringnebel M 57 nahezu bis in die Mitte des
9 mm Okulars angefahren wird. Die weiteren zwei Stunden verbringe ich an meinem eigenen Teleskop. Ich beobachtete die Galaxie NGC 7331 und in der
Nähe davon auch Stephan?s Quintett im Pegasus. Drei der schwachen Galaxien des Quartetts sind eindeutig im 10-Zöller zu sehen, obwohl der Himmel
für Jeßnigker Verhältnisse doch recht aufgehellt erscheint. Mein SQM-L zeigt 21,15 mag/arcsec² an. Nichts desto trotz ist auch die Galaxie NGC
891 in der Andromeda sehr schön im Gesichtsfeld meines 25 mm Okulars sichtbar. Selbst das Staubband zeigt sich andeutungsweise auch in Marios
Teleskop. Als nächstes schraube ich den UHC Filter ein und stelle den Cirrus-Nebel ein. Die Hexenhand passt vollständig in das Gesichtsfeld des
32 mm Übersichtsokular und auch der Sturmvogel ist eine Augenweide. Zwischen den beiden Nebelteilen kann ich Pickering?s Triangular Wisp
ausmachen.
Hin und wieder beobachtete ich durch Stephans Fernglas und nehme auch seinen eigentümlichen Beobachterstuhl für Ferngläser in Beschlag. Wir
montieren mein Fujinon auf den Stuhl, so dass wir in aller Ruhe und entspannt M 31 und M 33 beobachten können. Der Andromedanebel nimmt ungefähr
1/3 des Gesichtsfeld meines Fernglases ein. Im 10-Zöller ist der Anblick natürlich noch eindrucksvoller: Im 32 mm Okular nimmt M 31 das gesamte
Gesichtsfeld ein. Auch kann ich sehr leicht die Staubbänder in den Spiralarmen erkennen. Und auch die Nachbargalaxien M 32 und M 110 zeigen sich
überdeutlich. Nun stelle ich den Helixnebel im Wassermann ein, der soeben den Meridian erreicht hat. In dieser Richtung ist der Himmel durch
Herzberg etwas aufgehellt. Trotzdem kann ich ihn eindeutig mit dem UHC-Filter erkennen. Auch die Ringstruktur ist leicht zu sehen. Danach packe ich
den Tubus zurück ins Auto, weil ich noch durch andere Instrumente schauen möchte.
Der Nordamerika- und Pelikannebel in einer 96 minütigen Aufnahme mit der AstroTrac
und dem 70-300 mm Tamron Teleobjektiv
Gegenüber der Südkurve steht mit Mario ein weiterer alter Bekannter mit seinem 12 Zoll Lightbridge-Dobson, der ebenfalls den Helixnebel im Gesichtsfeld hat. Ich stelle mich mit meinem Fujinon neben ihm und finde den Planetarischen Nebel auf Anhieb. Im Fernglas präsentiert sich dieser als blasse und große Scheibe. Mario hat Schwierigkeiten, den Helixnebel im Fernglas überhaupt zu erkennen. Nach ein paar Minuten kann er ihn schließlich doch identifizieren. Ein piependes Signal zeigt an, dass die Spindel meiner AstroTrac an ihrem Ende angelangt ist, so dass ich meine Kamera auf das nächste Objekt schwenke: Die Plejaden im Sternbild Stier. Da ich schon in der Nähe von Uwe aus Chemnitz stehe, wage ich auch mal einen Blick durch sein Teleskop. Er hat Jupiter eingestellt, der aufgrund des schlechten Seeings allerdings keine Augenweide ist. Ich frage, wo sich eigentlich der andere Uwe befindet und bekomme als Antwort, dass er durch einen 18-Zöller eines schwedischen Mitbeobachters gucken würde. Also gehe ich ebenfalls dorthin. Schon höre ich von weitem Uwes Stimme, der sich mit dem Schweden auf Englisch unterhält. Freundlicherweise dürfen wir den Dobson nutzen und beobachten M 33, wo wir die Spiralarme und auch einige H-II Regionen eindeutig erkennen können, die Hauptgalaxie NGC 1275 im Perseus-Galaxienhaufen und noch einige weitere schwache Galaxien und Nebel. Der Schwedendobson besitzt digitale Teilkreise der die Richtung des Objekts durch Pfeile auf dem Display anzeigt. Danach verabschiede ich mich und gehe wieder zurück zu meinen Platz. In der Zwischenzeit ist es an der Südkurve merklich ruhiger geworden. Auch die Spindel der AstroTrac ist wieder an ihrem Ende angelangt, so dass ich ich die Kamera ins Auto packe, wo sie dort einige Dunkelbilder aufnehmen soll. Gegen 4 Uhr liege auch ich endlich in meinem Schlafsack.
Ich werde von Sturmböen geweckt, die an meiner Zeltplane rütteln. Meine Uhr zeigt 11 Uhr morgens an.
Zeit aufzustehen und frühstücken zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Saal schon relativ leer und es gibt kein Gedrängel mehr am Buffet. Meine
Astrokumpels, gerade vom Frühstück zurück, beobachten schon wieder die Sonne. Ich mache mir Sorgen um mein Zelt, da der stürmisch böige Wind
daran mit unvermittelter Härte rüttelt. Eine Stange ist schon abgeknickt. Stephan Sadowski kommt hinzu und hilft mir dabei, es besser
abzusichern. Dabei entdecken wir am oberen Ende einen Bruch der Fieberglasstangen. Wir schienen diese mit zwei Alustangen und etwas Isoband. In der
Zwischenzeit treffen die Pawlaks ein, die ihr Lager am rechten Ende der Südkurve aufschlagen und ihr Zelt bei Sturmböen aufbauen müssen.
Derweilen mache ich einen kleinen Rundgang über den Platz.
Gegen 14 Uhr nehme ich am Workshop Newton-Justage teil. Uwe Pilz erklärt den anwesenden Zuschauern wie
einfach es ist, einen Newton zu justieren, wenn man weiß, was man beachten muss. Einen Blick zum Himmel verspricht für die kommende Nacht nichts
Gutes. Dichtere Wolken ziehen auf, so dass sich die Sonne nur noch selten zeigt. Als der Newton-Justageworkshop beendet ist, besuche ich Martin
Fiedlers Workshop zur Bildbearbeitung. Ich frage Martin, ob ich meine in der Nacht zuvor aufgenommenen Bilder bearbeiten, was er bejaht. Ich laufe
zurück zur Südkurve und hol die Speicherkarte mit den Astrobildern. Auf den Rohbildern sind schon sehr gut die Objekte sichtbar, die ich in der
vergangenen Nacht aufgenommen habe. Wie schon vermutet erkennt man auf den Bildern leichte Nachführfehler, was sich an nicht ganz runden Sternen
und leichten "Bildsprüngen" bemerkbar macht. Martin zeigt mir noch einige Bildbearbeitungstricks mit Fitswork und Photoshop und erstellt aus über
700 Einzelbildern, die er letzte Nacht mit seinem Fischaugenobjektiv in Richtung der Elsterland-Sternwarte aufgenommen hat, einen Film, der die
Wanderung der Stern über den Jeßnigker Himmel sowie die Situation vor der Sternbwarte zeigt. Zurück am Platz der Südkurve treffe ich auf
Familie Müller, Ingo und seine Tochter sowie Stefan Schnelle. Bis zum Abend vertreiben wir uns die Zeit mit Sonnenbeobachtung, Fachsimpeleien und
grillen.
Das 9 Zoll H-Alpha-Teleskop von Markus Ludes, dass sich auf der Nordwiese neben dem Stand von Intercon Spactec befindet, ist ein wahrer
Publikumsmagnet. Weil ich aber zu faul bin, mich anzustellen, verzichtete ich darauf. Pünktlich zum Sonnenuntergang ist der Himmel vollständig
zugezogen, so dass ich getrost um 19:30 Uhr zum überaus interessanten Vortrag von Marie-Luise Menzel über aktive Galaxienkerne gehen kann.
Zurück in der Elsterland-Sternwarte schaue ich aufs Satellitenbild, dass eine Wolkenlücke über Jeßnigk ab der zweiten Nachthälfte zeigt. Nun
fängt es plötzlich stark an zu regnen. Glücklicherweise habe ich schon vorher meine Montierung gut abgedeckt. Es entwickelt sich ein längeres
Gespräch mit Mimo über Bildbearbeitung von Astrofotos. Er möchte mir demnächst diverse Tutorials zukommen lassen. Mittlerweile ist es
Mitternacht und ich gehe zurück zur Südkurve, wo alle schon in ihren Schlafsäcken liegen. 10 Minuten später liege auch ich in meinem Zelt.
Ich werde durch Ralf Hofners Lautsprecherdurchsage geweckt, dass die die Wolken sich verflüchtigt haben. Also überwinde ich mich und krieche aus
dem Zelt. Und tatsächlich, der Himmel zeigte sich ungewöhnlich transparent bis hinab zum Horizont. M 33 ist sehr einfach mit bloßem Auge zu
sehen. Und auch die Herbstmilchstraße spannt sich als helles Band quer über den Himmel. Die Aktivitäten nahe der Südkurve nehmen zu und viele
kriechen aus ihren Zelten. Und auch ich baue meine AstroTrac wieder auf. Diesmal habe ich vor, In Richtung der Andromedagalaxie zu belichten.
Leider ziehen ab und zu noch Wolkenfelder durch, so dass ich die Belichtung zeitweise unterbrechen muss. Gegen 3 Uhr zeigt sich der Himmel aber
durchweg klar. Auch Ingo, Mario, Stephan, Uwe und Thomas packen ihre Teleskope aus und beobachten fleißig mit. Nur Uwe aus Finsterwalde und die
Müllers bleiben in ihren Zelten.
Ich packe das Fischaugenobjektiv auf die Kamera und schieße noch einige Stimmungsaufnahmen der Südkurve bei Nacht. Gegen halb fünf Uhr morgens,
das Zodiakallicht ist schon im Osten deutlich sichtbar, beendete ich die Belichtung der Andromedagalaxie und blicke spaßeshalber noch mal durch
den Sucher der AstroTrac. Erst hier bemerke ich die Dejustage meines Polsuchers, obwohl dieser nur einen Monat zuvor bei Teleskop-Service justiert
wurde. Deshalb hatte ich in der vergangenen Nacht auch diese Nachführprobleme, weil ich die Nachführplattform nicht genau auf den Himmelsnordpol
ausrichten konnte. Die Abweichung beträgt rund ein halbes Grad. Zu viel für vernünftig nachgeführte Aufnahmen mit hoher Brennweite.
Mittlerweile ist es an der Südkurve wieder etwas ruhiger geworden, so dass ich gegen 5 Uhr zurück in meinen Schlafsack krieche.
Der Samstagmorgen ist wiederum sehr windig. Ich krieche aus dem Schlafsack und baue meine AstroTrac auf,
um die Justierung des Polsuchers zu überprüfen. Glücklicherweise hat Uwe den passenden Schlüssel dabei. Nur einen geeigneten
Madenschraubenzieher brauchte ich noch, um den Polsucher einzustellen. Also gehe ich erst mal frühstücken. Dort treffe ich auch auf Mimo und
frage ihn sogleich, ober er Feinmechanikerwerkzeug in seiner Sternwarte hat. Außerdem unterhalten wir uns über einen Vorfall in der vergangene
Nacht, der schon bei uns an der Südkurve seine Runden machte. Nach dem Frühstück ist Mimo plötzlich verschwunden, so dass ich selbst zur
Sternwarte gehe, wo ich auf Stefan Simon treffe, der mir allerdings auch nicht weiterhelfen kann. Erst am APM-Stand finde ich einen Sternfreund,
der das passende Werkzeug dabei hat und es mir leihen kann. Die Justierung des Polsuchers dauert rund eine halbe Stunde, bis ich mit der
Restabweichung zufrieden bin. Danach gehtg es mit Uwe aus Chemnitz zum Sportplatz in Kolchau, wo wir uns nach zwei Tagen endlich eine heiße Dusche
gönnen.
Den übrigen Tag bis zur Abenddämmerung verbringen wir an der Südkurve, weil der Himmel gegen Nachmittag wieder zugezogen ist. Und auch nach wie
vor rüttelte der Wind munter an den Zeltplanen herum. Ein Rundgang über den Platz lohnt sich nicht, weil alle Teleskope aufgrund des
Schauerrisikos eingepackt sind. Nur die Kinder der Südkurve haben ihren Spaß, weil sie nebenan auf dem abgeernteten Feld ihren Drachen steigen
lassen können. In der Zwischenzeit ist mit Tilo und seiner kleinen Tochter auch das letzte Mitglied der Südkurve eingetroffen. Er hat den
diesjährigen Termin des HTT irgendwie verschwitzt und ist ohne Instrument angereist. Ursprünglich wollte er mit der gesamten Familie kommen und
mehrere Tage bleiben.
Gegen 19 Uhr besuchen wir den großen astrofotografischen Abend. Ralf Hofner und Stefan Simon zeigen hier die aktuellsten Bilder des Vereins. Und auch Martin Fiedler hält einen sehr interessanten Vortrag über seine Reise nach Australien, wo er erfolgreich den Venustransit beobachten konnte. Nach den Vorträgen, es ist schon 20:30 Uhr, zeigt sich der Himmel immer noch dicht bewölkt, so dass wir uns erst mal eine Kleinigkeit in der H-Alpha Bar gönnen und uns danach in das Zelt zu den Pawlaks gesellen. Dort zeige ich allen Anwesenden meine jüngsten Astrobilder. Diese wurden bei den großen astronomischen Ereignissen wie dem Venusdurchgang und der Jupiterbedeckung aufgenommen. Nach einem Blick auf den Wetterbericht und dem Satellitenfilm in der Sternwarte, mit der Aussicht, dass es wohl nicht aufklaren wird, sitzen wir noch in geselliger Runde an der Südkurve. Zwischendurch erhalten wir Besuch von Ilka, ihrer Schwester und Christoph Schindler von den Kirchhainer Sternfreunden. Trotz des diesigen Himmels habe ich mich selten so gut amüsiert: Wir lachen viel unter dem Weißlicht meiner Taschenlampe und reden auch über andere Dinge jenseits der Astronomie, bis sich die gesellige Runde langsam aufzulösen beginnt. Und gegen 2:30 Uhr lockert es langsam auf. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aber schon zu müde und lege mich in mein Zelt. Nur Uwe aus Chemnitz, der inzwischen aufgewacht ist, versucht die Südkurve zu wecken - ohne Erfolg. So bleibt ihm nichts anderes übrig als alleine den Schattenwurf von Io auf Jupiter bei gutem Seeing zu verfolgen.
Am Sonntagmorgen lacht die Sonne von einem blauen Himmel, der stellenweise von leichten Federwolken "getrübt" ist. Es ist der erste Morgen, wo die ganze Südkurve zusammen zum Frühstück geht. Anschließend haben wir noch die Gelegenheit, noch kurz die Sonne zu beobachten. Anschließend werden die Instrumente und Campingausrüstung wieder verstaut. Nach und nach lichtet sich die Südkurve, bis nur noch Thomas, Gabi und ich an der Südkurve. Ich verabschiede mich gegen Mittag vom Team Elbe-Elster und auch von den Pawlaks und fahre zufrieden nach Hause.
Wie immer war die Zeit mit den Sternfreunden viel zu kurz und auch wenn wir diesmal recht viel Pech mit dem Wetter hatten. Trotzdem hatten wir eine Menge Spaß an der Südkurve. So fiebern wir schon dem nächsten Jahr entgegen, wenn wir uns alle wieder 14. HTT in Jeßnigk treffen werden.
Die Elsterland-Sternwarte in Jeßnigk in der schon weit fortgeschrittenen Morgendämmerung
Bis zum Aufgang des Mondes in den frühen Morgenstunden werden vorrangig Deep-Sky Objekte und noch in der Dämmerung der Planet Saturn beobachtet, der sich tief am westlichen Abendhimmel im Sternbild Jungfrau aufhält. Als es endlich für Deep-Sky dunkel genug geworden ist, kann ich mein Fujinon-Fernglas ausgiebig testen. Ich beobachte einige Nebelgebieten und Sternhaufen in unserer Milchstraße und auch den Andromedanebel, der fast nahezu das gesamte Gesichtsfeld des Feldstechers einnimmt. Zwischendurch helfe ich Ralf bei der Montage seiner Teleskope, mit denen er die Bedeckung des Jupiters durch den Mond beobachten und dokumentieren möchte. Zu diesem Zweck hat er eine selbstgebaute Montageplatte angefertigt, mit denen er zwei Teleskope zusammen an seiner Montierung adaptieren kann. Nebenbei interviewt uns Anne für ihren am Dienstag kommender Woche erscheinenden Artikel in der LR. Sie löchert uns mit Fragen z.B. wie wir zu unserem Hobby Astronomie gekommen sind und mit was wir uns hauptsächlich beschäftigen. Zwischendurch hat sie die Gelegenheit, durch die Teleskope zu schauen und selbst astronomisch tätig zu werden.
Die an Nebeln reiche Milchstraße im Sternbild Schwan
Gegen 2 Uhr morgens ist es schließlich soweit: Mondaufgang über den Häusern von Jeßnigk. Der Jupiter ist zu diesem Zeitpunkt noch ½ Grad vom Mond entfernt. Die abnehmende Sichel, mit ihrer von unserer Erdatmosphäre erhellten unbeleuchteten Seite, erscheint dabei recht eigentümlich über der dunklen Häusersilhouette. Der Jupiter steht noch ein Stück vom Mond entfernt weiter östlich. Beide Himmelsköürer befinden sich außerdem etwas nordöstlich des offenen Sterhaufens der Hyaden und einige Grad unterhalb der Plejaden im so genannten "Goldenen Tor der Ekliptik". Ich stellte mein Fernglas und meine Canon EOS 600D mit dem Tamron Teleobjektiv neben Ralfs Teleskop. Bis zur Bedeckung dauert es noch gut über 1 ½ Stunden. Langsam nähert sich der Mond dem Jupiter. Es ist ein Erlebnis, die Annäherung der beiden Gestirne im Fernglas zu verfolgen. Auch wird der Himmel, aufgrund der jetzt einsetzenden Morgendämmerung, langsam aber stetig immer heller. Nun erscheint auch die Venus als Morgenstern über dem östlichen Horizont und zeigt im Teleskop eine deutliche Sichelgestalt.
Der Riesenplanet Jupiter verschwindet hinter dem Mond und taucht an der unbeleuchteten Seite wieder auf
Dann gegen 3:45 Uhr ist es soweit: Zuerst werden die Jupitermonde Europa und Io von unseren Erdtrabanten bedeckt. Einige Minuten später folgt auch Jupiter. Ich beobachte das Ereignis abwechselnd in meinem Fernglas und schaue auf den Bildschirm von Ralfs Camcorder, der das wabernde Jupiterscheibchen mit hoher Vergrößerung zeigt. Auch Stefan ist gerade dabei, an seinem Schmidt-Cassegrain Aufnahmen des Bedeckungsereignisses zu machen. Es dauert fast 1 ½ Minuten, bis der Planet vollständig hinter dem Mond verschwunden ist. Leider sind auf der Planetenkugel nur die hellsten Bänder sichtbar, weil das Seeing an diesem Sonntagmorgen denkbar schlecht ist. Danach folgen die Monde Ganymed und Kallisto. Rund eine halbe Stunde später taucht Jupiter mit seinen Monden am dunklen Mondrand wieder auf. Leider sind in der Zwischenzeit einige Wolkenfelder aufgezogen, die den Mond zeitweise bedecken. Trotz alledem ist es faszinierend zu beobachten, wie zuerst Io, dann Europa auftauchen, die aber in der hellen Dämerung recht schwer zu erkennen sind. Plötzlich sehe ich ein Schimmer am dunklen Mondrand, der die gleißend helle Jupiterkugel ankündigt. Der ganze Spuk dauert dann abermals 1 ½ Minuten, bis der Riesenplanet schließlich wieder vollständig hinter dem Mond hervorgekommen ist.
Nach der Bedeckung am Sonntagmorgen in Jeßnigk
Nach der Bedeckung beglückwünschen wir uns gegenseitig. Wir fangen an abzuzbauen und unsere Ausrüstung wieder zu verstauen. Schließlich haben wir die Nacht durchgemacht und Müdigkeit macht sich langsam breit. Leider blieben uns in der zurückliegenden Nacht die angekündigten Polarlichter verwehrt (jedenfalls sahen wir keine) die wohl das i-Tüpfelchen für dieses beeindruckende Ereignis gewesen wären. Nachdem ich meine Südkurven-Kollegen verabschiedet habe, verabschiedet sich auch Anne von uns. Gegen 5 Uhr breche auch Ich zufrieden in Richtung Heimat auf.
Das Tagebaugelände wird wenige Minuten vor Sonnenaufgang in ein eigentümliches Licht getaucht
Am frühen Nachmittag des 5. Juni packte ich meine Ausrüstung, das aus dem Bresser Skylux, meiner Canon EOS 1000D und meinem alten Revue Fernglas nebst Stativ und Sonnenprojektionsschirm bestand, ins Auto und fuhr nach Finsterwalde zu meinen Astrokollegen Uwe und Mario sowie Stefan von den Kirchhainer Sternfreunden. Wir hatten uns verabredet, zusammen mit den anderen ständigen Südkurvenmitgliedern, das Jahrhundertereignis in der Nähe der Förderbrücke F60 zu beobachten. Um uns auf den bevorstehenden Durchgang einzustimmen und Details abzusprechen, grillten wir am Vorabend in Marios Garten und trafen uns anschließend mit unseren sächsischen Freunden Uwe und Ingo. Wir fuhren zu der Stelle, an dem wir am Morgen des 6. Juni das Jahrhundertereignis beobachten wollten. Die Stelle war schwerer als gedacht zu finden, da die beiden Finsterwalder Sternfreunde die Stelle noch im tiefsten Winter bei Schnee und Eis auserkoren hatten. Hier versprach eine gute Horizontsicht in Richtung Nordosten eine optimale Beobachtung des Transits. Ingo und Uwe wollten hier die Nacht bei 4°C verbringen und noch ein bisschen den abnehmenden Mond sowie den Ringplaneten Saturn beobachten. Wir sollten am frühen Morgen, ungefähr 1 Stunde vor Sonnenaufgang, zu ihnen stoßen. Allerdings verunsicherten "Betreten verboten" - Schilder uns ein wenig. Auch befürchteten wir, dass der Wachschutz unsere Freunde vertreiben würden. Denn das ehemalige Tagebaugelände ist wohl nach wie vor kein ungefährlicher Ort. Wenigstens riss der Himmel auf und bei Sonnenuntergang zeigte sich in Richtung Westen eine hübsche Halo-Erscheinung in Form von zwei Nebensonnen.
Nach einer eher unruhigen Nacht mit wenig Schlaf klingelte der Wecker kurz vor 3 Uhr morgens. Ein Blick aus dem Fenster versprach optimale Beobachtungsbedingungen. Nur einige Zirren zeigten sich am Himmel. Ein Blick auf die Seite der Sonnensonde SOHO zeigte schon die Venus vor der Sonnenscheibe. Auch stimmten uns der Wetterbericht und das Satellitenbild positiv. Wir fuhren dann gegen 3:30 Uhr in Richtung Tagebaugebiet. Zu diesem Zeitpunkt war noch niemand auf der Straße, so dass wir schnell und ungestört zu unserem Beobachtungsplatz gelangen konnten. Unsere sächsischen Astrokumpels schliefen noch in ihren Autos. Deshalb bauten wir unsere Teleskope erstmal in aller Ruhe auf. Schließlich war eine halbe Stunde später mit Mario und Stefan auch der Rest unserer Truppe der "Transithungrigen" vollständig versammelt.
Kurz nach dem Aufbau stellte sich leider heraus, dass Uwe aus Finsterwalde Probleme mit seiner Celestron-Montierung hatte. Bei einem Testlauf machte der angeschlossene Bleigelakku schon früh schlapp. Auch gab es Probleme, die korrekte Zeitin der Sterung seiner Montierung einzustellen. So fuhr er kurzerhand noch mal nach Hause, um die azimutale Montierung zu holen. Auch Stefan hatte Probleme, denn es zeigte sich, dass die Sicherung seines 12V Anschlusskabels für seine LXD75 durchgebrannt war. Glücklicherweise konnte Uwe aus Chemnitz ihn mit einem Akku und einem Ersatzkabel aus der Patsche helfen. Auch ich wurde von Schwierigkeiten nicht verschont: Der Sonnenprojektionsschirm hielt nicht an meinem 9x63 Fernglas, so dass das gesamte Instrumentarium, durch die schiefe Optik, im Nachhinein kein scharfes Sonnenbild zu Stande brachte. Auch die Akkus von Marios Digiknipse waren leer, so dass ich ihn mit frischen Akkus aus meinem eigenen Fundus ausstatten musste. Die einzigen die halbwegs entspannt waren, waren unsere sächsischen Mitbeobachter. Nach einer Weile hörten wir von weiter Ferne Uwe die Landstraße in Richtung Lauchhammer entlang brettern. In Rekordzeit war er zu Hause angekommen und konnte so noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang sein Teleskop in Stellung bringen.
Bis sich die Sonne endlich hinter dem Horizont erhob, musste der untergehende Mond für eine Beobachtung herhalten. Uwe hatte sich mit der Stelle des Sonnenaufgangs etwas verschätzt, so dass wir sogar noch etwas länger warten mussten, bis wir die Sonne zu Gesicht bekamen. Am Sonnenaufgangspunkt sah man schon eine halbe Stunde vorher, aufgrund der vorherrschenden Zirrusbewölkung in Richtung Horizont, eine hübsche Lichtsäule und eine Art Gegensonne. Dann endlich schaute unser Tagesgestirn kurz nach 5 Uhr hinter einer Wolkenbank hervor. Der gleißend helle Lichtball mitsamt der Venus als dunkler Punkt erhob sich langsam über den Horizont, so dass ich als Erster mehr schlecht als recht eine erste Aufnahme dxes Transits mit dem 70-300 mm Teleobjektiv und kleiner Blende auf den Kamerachip bannen konnte. Nun waren wir nicht mehr zu halten: Über den gesamten Platz hörte man Begeisterungsrufe. Die Venus war als schwarzes Scheibchen im rechten oberen Quadranten der Sonne sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt schoss ich meine ersten Aufnahmen durch das Lidlscope, an dem meine Canon EOS 1000D hing. Ich hatte aber ziemlich Schwierigkeiten, das Bild überhaupt scharf zu bekommen. Kein Wunder, denn schließlich befand sich die Sonne nur wenige Grad über dem Horizont bei entsprechend schlechtem Seeingverhältnissen.
Die Venus als schwarzes Scheibchen vor der Sonne -
aufgenommen mit unterschiedlichen Teleskopen der Südkurvenmitglieder
Frohe Gesichter der Südkurvenmitglieder nach dem Transit
(von links: Mario Richter, Uwe Asmus, Andreas Schnabel, Uwe Neumann, Stefan Schnelle, Ingo Küttner)
Nachdem die Venus die Sonnenscheibe für die nächsten 105 ½ Jahre verlassen hatte, machte sich eine euphorische Stimmung breit. Sie erinnerte an damals, als ich die totale Sonnenfinsternis 1999 vom Chiemsee aus verfolgen konnte. Während des Abbaus der Instrumente verschwand die Sonne langsam aber sicher hinter den aufkommenden Wolkenfeldern. Bis zur Verabschiedung unserer Truppe kurz vor 8 Uhr war sie schließlich vollständig im Wolkenmeer verschwunden. Nach der Verabschiedung fuhren Uwe und ich nach Finsterwalde, um ausgiebig zu frühstücken. Wieder zu Hause angekommen, sichteten wir die ersten Bilder und veröffentlichten sogleich einige Fotos auf Facebook und im Astrotreff-Forum, wo in der Zwischenzeit immer mehr Bilder und Beobachtungsberichte eintrafen. Selbst die Kirchhainer Sternfreunde, die in der Nähe von Wehrenzhain auf dem Acker standen, konnten ein beeindruckendes Bild vom letzten Venustransit des 21. Jahrhunderts beisteuern. Sie zeigte die Sonne mit ihren Flecken mitsamt der Venus und einem Flugzeug als sprichwörtlicher Doppeltransit. Am frühen Nachmittag verabschiedete ich mich schließlich von Uwe und trat anschließend den Heimweg an.
Aufgang der Sommermilchstraße über dem östlichen Horizont
Nach dem Aufbau des Teleskops stelle ich zuerst die Venus ein, die kurz vor ihrem Untergang steht und sich demzufolge schon recht niedrig über dem
Horizont befindet. Wirklich sehr beeindruckend, da ich selten die Gelegenheit habe, die Venus in dieser extremen Phase (0,05% Beleuchtung) zu
sehen. Eine sehr schmale Sichel - ähnlich der weiter östlich stehenden Mondsichel - präsentiert sich hier, die aufgrund des schlechten Seeings
im Okular munter vor sich hinwabert. Es ist ein extrem windiger Abend heute, mit zum Teil scharfen Böen, die am Teleskop rütteln und den
Beobachtungsgenuss doch ein wenig trüben. Nun schwenke ich auf den nur 4 Tage alten Mond. Auch hier ist das Seeing nicht all zu berauschend. Auch
das aschgraue Licht kommt heute nicht so gut rüber wie bei der letzten Beobachtung Ende März.
Mars steht noch in guter Beobachtungsposition im Löwen. Allerdings sind aufgrund seines geringen Durchmessers und des schlechten Seeings kaum
Oberflächendetails zu erkennen. Am auffälligsten ist dann noch seine Phasengestalt von 89%. Nun schwenke ich auf den Ringplaneten Saturn, der
kurz vor seinem Meridiandurchgang steht und im Sternbild Jungfrau zu finden ist. Mit dem 9 mm Okular inklusive Barlowlinse kann ich ganz klar den
Ringschatten auf dem Planeten und die Cassini-Teilung erkennen. Trotz des schlechten Seeinsg machen sich auch zwei Bänder in der Saturnatmosphäre
bemerkbar.
Der erste Kugelsternhaufen des heutigen Abends ist der Herkuleshaufen M 13 im gleichnamigen Sternbild. Aufgrund der immer noch vorhandenen
Restdämmerung sticht er diesmal nicht allzu deutlich heraus. Auch die "Begleitgalaxie" NGC 6207 ist nur zu erahnen und nur ein undeutlicher Fleck
im Okular. Sie bleibt für den heutigen Abend die einzige Galaxie, die ich ins Visier nehme. Jetzt schwenke ich etwas höher und stelle M 92 ins
Gesichtsfeld des 9 mm Okulars. Der Kugelsternhaufen ist schon im Sucher zu erkennen und im Okular deutlich kompakter und kleiner als sein
Verwandter M 13. Er ist genau wie dieser vollständig aufgelöst. Ich bleibe im Herkules und nehme noch NGC 6229 aufs Korn. Das Objekt erscheint
wie ein kreisrunder, diffuser und kleiner Lichtball ohne Sterne und ohne jegliche erkennbare Granulation. Mit über 100.000 Lichtjahren Entfernung
steht dieser Kugelhaufen aber mehr als 3x so weit im Halo unserer Milchstraße wie M 13 und M 92! Er bildet mit 2 weiteren Sternen eine Art
Dreieck.
Nun schwenke ich in Richtung Coma Berenices und stelle M 53 in den Sucher ein. M 53 ist relativ klein und schwächer als gedacht. Sterne sind nur
in den Außenbereichen sichtbar. Das Zentrum bleibt unaufgelöst. NGC 5053 steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu M 53. Ich habe aber
Schwierigkeiten, den sehr lichtschwachen Kugelsternhaufen überhaupt zu finden. Indirekt ist nur ein lockerer Sternhintergrund zu erahnen. Östlich
des Haufens steht noch ein auffälliger Stern 9,7ter Größenklasse.
Ich wandere weiter in Richtung Osten und schubse nun M 3 in den Jagdhunden ins Gesichtsfeld des Okulars. Von der Helligkeit und Größe her ist der
Kugelsternhaufen mit den beiden Haufen im Herkules vergleichbar. Viele Einzelsterne sind bis ins Zentrum zu erkennen. Der Zentralbereich erscheint
ähnlich kompakt wie das von M 92. Außerdem ist er ähnlich gut aufgelöst wie M 13. Ich schwenke nun auf M 5 in der Schlange, den ich zum ersten
Mal mit bloßem Auge am Himmel erahnen kann. Er steht nur 20 Bogenminuten nördlich von 5 Ser. M 5 ist ähnlich hell und sternenreich wie M 3 und
ähnelt ebenso M 13. Allerdings erscheint er deutlich elliptischer als die zuvor beobachteten Kugelsternhaufen. Eigentlich schade, dass M 5 auf
Touren so oft übersehen wird. Für mich ist er vom Anblick her ebenso betrachtenswert wie seine beiden berühmteren Verwandten im Herkules.
Die Sternbilder Schwan und Leier
Mittlerweile ist es schon sehr dunkel geworden. Nur etwas Restdämmerung ist in Richtung Nordhorizont bemerkbar. Die Sommermilchstraße steht schon fast halbhoch im Osten. Mein SQM-L zeigt 21.34 mag/arcsec² und für Ende Mai doch recht brauchbare Bedingungen an, obwohl das Ende der astronomischen Dämmerung nicht mehr erreicht wird. Ich baue die Kamera auf und richte sie in Richtung Osten. Als erstes setze ich mein 28 mm Objektiv auf die Kamera und belichte 24 Bilder á 12 Sekunden in Richtung der Sternbilder Schwan und Leier. Dazu verwende ich auch meinen Cokin-Weichzeicherfilter. Danach belichte ich 15 x 1 Minute mit dem Fisheye-Objektiv, um die aufgehende Milchstraße über dem Osthimmel einzufangen. Eine weitere 15 minütige Strichspuraufnahme ist im Kasten, bevor ich mich wieder den Kugelsternhaufen widme.
Nun schwenke ich das Teleskop in Richtung Südhorizont und stelle M 4 in den Sucher ein. Hierbei handelt es sich um den uns am nächsten stehenden
Kugelsternhaufen. Das Objekt befindet sich nur wenige Grad über dem Horizont im Sternbild Skorpion. Aufgrund des Horizontsdunstes muss ich noch
etwas warten, bis seine locker verteilten Sterne höher stehen und besser zu erkennen sind. Er ist sehr gut aufgelöst und ähnelt eher einem
dichten offenen Sternhaufen. Eine Art Sternkette durchläuft sein Zentrum von Nord nach Süd. Als nächstes kommt M 80 an die Reihe. Dieser ist
kreisrund, hell mit einem helleren Kernbereich. Er erscheint mit dem 9 mm Okular auch schon im Zentrum granuliert. Der kreisrunde M 62, direkt an
der Grenze zwischen Schlangenträger und Skorpion, besitzt ein helles Zentrum. Ansatzweise sind in den Randbereichen des Haufens erste Sterne zu
erkennen. Ein auffälliger Stern steht nur einige Bogenminuten südlich des Haufens.
Die Randbereiche des im Sternbild Schlangenträger stehenden Kugelsternhaufens M 19 sind schon leicht körnig. Nur mit höherer Vergrößerung ist
das Zentrum ebenfalls schon in Einzelsterne aufgelöst. M 9 ist hingegen deutlich lichtschwächer und besitzt ein eher diffuses Zentrum. Auch hier
zeigen sich in seinen Randgebieten schon einzelne Sterne. Der sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche NGC 6342 ist dagegen sehr schwach und
ähnelt einem diffusen Nebelchen. Er befindet sich in einem reichen Sternenfeld gelegen. Südwestlich des Nebelchens befindet sich ein auffälliger
Stern zwischen 11 und 12 mag Helligkeit. Auch NGC 6356 sieht eher einem runden Nebelball ähnlich als einem Kugelsternhaufen vom Format eines M 13.
Er könnte ein Zwilling von M 9 sein und besitzt ein helleres Zentrum. Sterne sind leider keine zu erkennen.
Das nächste Objekt im Schlangenträger ist M 107. Dieser besitzt ein eher diffuses Aussehen und befindet sich inmitten einem Dreieck aus Sternen,
die mit weiteren Sternen weiter nördlich eine Art Kreuz bilden. M 107 ähnelt M 19 und ist genau wie dieser relativ groß. Er ist nicht sehr stark
konzentriert und nur seine Randbereiche wirken granuliert. Im Gegensatz zu M 10, der das nächste Ziel meiner Beobachtungstour durch den Halo ist,
ist er schon sehr gut bis ins Zentrum aufgelöst.
M 10 zeigt bei höherer Vergrößerung viele helle Einzelsterne im Zentrum und sieht M 92 im Herkules nach seinem Aussehen und Kompaktheit her zum
verwechseln ähnlich. Nördlich von M 10 ist eine Art Sternenkette sichtbar. Noch in unmittelbarer Nähe zu M 10 liegt auch M 12, der ein lockerer
Kugelhaufen ist und von der Anzahl und Konzentration seiner Sterne zur Mitte hin an M 4 im Skorpion erinnert. Im Gegensatz zu anderen
Kugelsternhaufen sind seine Mitgliedsterne eher unregelmäßig verteilt und relativ hell.
Weil ich mich gerade im nördlichwen Bereich des Schlangenträgers aufhalte, stelle ich zur Abwechslung IC 4665 ein. Das Objekt ist ein locker und
äußerst heller offener Sternhaufen. Er ist schon im Sucher aufgelöst und vergleichbar mit der Krippe im Krebs (M 44). So ist es kein Wunder,
dass der Sternhaufen am besten bei niedriger Vergrößerung zu überschauen ist. Er besitzt rund 30 Sterne 7. Größenklasse. Mit höherer
Vergrößerung verliert IC 4665 deutlich den Haufencharakter. In unmittelbarer Nachbarschaft zu IC 4665 befindet sich noch der nur indirekt
sichtbare und rund erscheinende Kugelsternhaufen NGC 6426, der hier nur zur Vollständigkeit halber erwähnt wird. Er ähnelt eher einem matschigen
Lichtfleck, der sehr leicht übersehen werden kann. Dagegen ist M 14, als letztes Objekt der Beobachtungsnacht, deutlich besser zu erkennen,
ziemlich heller, rund und diffus.
Es ist kurz vor 2:30 Uhr und die Morgendämmerung macht sich schon störend bemerkbar. Es lohnt sich nicht mehr, weitere Objekte zu beobachten. So packe ich meine Ausrüstung zurück ins Auto und erreiche kurz vor 3 Uhr morgens wieder die heimischen Gefilde.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ------ ---- -- --- --- ---- ------------- IC4665 Open Cluster 17h 46m 50.6s +05° 42' 45" 4.2 70.0' Ophiuchus M10 Globular Cluster 16h 57m 50.4s -04° 07' 04" 6.6 20.0' Ophiuchus M107 Globular Cluster 16h 33m 16.0s -13° 04' 45" 7.8 13.0' Ophiuchus M12 Globular Cluster 16h 47m 55.4s -01° 58' 09" 6.1 16.0' Ophiuchus M13 Globular Cluster 16h 42m 10.3s +36° 26' 14" 5.8 20.0' Hercules M14 Globular Cluster 17h 38m 17.3s -03° 15' 06" 7.6 11.0' Ophiuchus M19 Globular Cluster 17h 03m 26.3s -26° 17' 03" 6.8 17.0' Ophiuchus M3 Globular Cluster 13h 42m 47.3s +28° 18' 49" 6.3 18.0' Canes Venatici M4 Globular Cluster 16h 24m 23.8s -26° 33' 12" 5.4 36.0' Scorpius M5 Globular Cluster 15h 19m 13.6s +02° 02' 15" 5.7 23.0' Serpens M53 Globular Cluster 13h 13m 33.5s +18° 06' 12" 7.7 13.0' Coma Berenices M62 Globular Cluster 17h 02m 02.7s -30° 07' 43" 6.4 15.0' Ophiuchus M80 Globular Cluster 16h 17m 49.5s -23° 00' 18" 7.3 10.0' Scorpius M9 Globular Cluster 17h 19m 57.8s -18° 31' 39" 7.8 12.0' Ophiuchus M92 Globular Cluster 17h 17m 32.4s +43° 07' 24" 6.5 14.0' Hercules NGC5053 Globular Cluster 13h 17m 05.1s +17° 37' 57" 9.0 10.0' Coma Berenices NGC6207 Galaxy 16h 43m 32.3s +36° 48' 31" 11.4 3.0'x1.2' Hercules NGC6229 Globular Cluster 16h 47m 22.2s +47° 30' 22" 9.4 4.5' Hercules NGC6342 Globular Cluster 17h 21m 56.6s -19° 35' 52" 9.5 4.4' Ophiuchus NGC6356 Globular Cluster 17h 24m 20.8s -17° 49' 22" 8.2 10.0' Ophiuchus NGC6426 Globular Cluster 17h 45m 34.0s +03° 09' 59" 10.9 4.2' Ophiuchus
Auf der Beobachterwiese des 15. Südbrandenburger Sternfreundetreffens in Burg (Spreewald)
Gegen 12.30 Uhr traf ich als erster von uns Teilnehmern an der "Pohlenzschänke" ein, das als älteste Wirtshaus des
Spreewalds gilt. Das Gasthaus befindet sich etwas abgelegen schon außerhalb von Burg und direkt an einem der Spreewaldfließe gelegen. Nach
ungeduldigen Warten versuchte ich mit Uwe und Mario telefonischen Kontakt aufzunehmen um herauszufinden, wann diese denn nun endlich eintreffen
würden. Aufgrund des permanent schlechten Netzempfangs vor Ort, war es kein leichtes Unterfangen. Kurz nach 13 Uhr sah ich dann von der Straße
her eine Wagenkolonne auf mich zukommen, die dann auch in Richtung Pohlenzschänke einbog.
Nach einer kurzen Begrüßung unseres Vorsitzenden André Winzer, der das Jubiläumstreffen damit eröffnete, und einer Besichtigung der
Räumlichkeiten vor Ort, bestiegen wir gegen halb zwei Uhr nachmittags einen Kahn, der uns in einer kleinen Tour durch den Oberspreewald führen
sollte. In dieser lockeren und ruhigen Atmosphäre entlang der Fließe und Wanderwege wurde viel über das liebste Hobby der Welt gefachsimpelt und
sich natürlich auch über andere Dinge unterhalten.
Gegen 15 Uhr trafen wir dann wieder am Gasthaus ein wo ursprünglich geplant war, die Vorträge abzuhalten. Auf die Gefahr hin bis 19 Uhr in der
Pohlenzschenke festzusitzen - denn um 16 Uhr sollten alle Hauptverkehrsstraßen in Burg für den Verkehr gesperrt werden - wurde kurzerhand
umgeplant und das kalte Buffet vorgezogen. Allerdings fühlten wir uns hinterher ein wenig veräppelt: Viele Teilnehmer empfanden die
Essenspauschale von 10 Euro pro Person nicht gerade angemessen für das Geleistete, denn man konnte sich nur zwischen einer Fleischsuppe, trocken
Brot inklusive einer kleiner Wurstauswahl, Bouletten, Spreewälder Gurken und Gurkensalat entscheiden. Selbst die bereitgestellten Wasserflaschen
auf den Tischen kosteten am Ende 5 Euro, ohne dass vorher über den Preis überhaupt gesprochen wurde. So mussten einige Familien mit Kindern 40
Euro und mehr berappen. Im Nachhinein wäre es besser und vor allem deutlich billiger gewesen, sich irgendetwas von der Karte zu bestellen.
Nach dem Essen fuhr die gesamte Truppe raus zur Beobachterwiese unseres Vereinsvorsitzenden zur Zweiten Kolonie in Burg. Als
letzter Teilnehmer traf dann noch Uwe aus Chemnitz ein, der den Checkpoint an der Ringchaussee noch rechtzeitig passieren konnte, kurz bevor dieser
für den Marathon gesperrt worden wäre. Am Ende waren schließlich über zwei Dutzend Teilnehmer auf dem Platz, die sich mit Sonnenbeobachtung,
Fachsimpeleien und Vorträgen die Zeit bis zur Dämmerung vertrieben.
Wenn die Sonne hinter den Wolken zur Abwechslung mal hervorlugte, konnten gleich vier große Fleckengruppen der verschiedensten Waldmeierklassen
betrachtet werden. Und auch im Licht der H-Alpha Linie wurde die Sonne ins Visier genommen: Eine große schlaufenförmige Protuberanz war am
südlichen Rand unseres Zentralgestirns sichtbar und auf der Scheibe selber, konnten zahlreiche Fackelgebiete und andere Strukturen wahrgenommen
werden.
Ursprünglich hatte ich vor, mit nachgeführter Kamera Sternfeldaufnahmen zu machen. Allerdings bemerkte ich erst hier vor Ort, dass ich meine
Schraube für die Polhöhe zu Hause vergessen hatte. So musste die Montierung wieder ungenutzt im Kofferraum des Autos verstaut werden. Aber die
Bewölkung nahm auch langsam wieder zu, so dass alle schon zu Recht befürchteten, diesmal nicht in den Genuss des Sternhimmels zu kommen.
Weil
die Garage unseres Vereinsvorsitzenden nur maximal 12 Besucher fassen konnte, wurde der Vortrag über Familie Winzers Chile-Reise zum südlichen
Sternhimmel in zwei Durchgängen abgehalten. Der Vortrag war äußerst kurzweilig und auch für viele sicherlich der interessanteste des Abends.
Trotz zahlreicher Pannen und Ärgernisse mit dem Gastgeber der Astrofarm vor Ort, entschädigten die karge aber faszinierende Landschaft der
Atacamawüste sowie die zahlreichen Nächte unter dem Sternenhimmel für entgangene Urlaubsfreuden.
Den zweiten ebenfalls sehr interessanten Vortrag hielt Sonnenprofi Harald Paleske: Dieser zeigte den Anwesenden aktuelle hochauflösende Bilder der
Sonnenoberfläche, die überwiegens mit einem doppelt gestackten H-Alpha-Filter aufgenommen wurden. Gegen 20 Uhr gab es schließlich Abendbrot, wo
sich alle Teilnehmer an belegten Brötchen, Wienern und Bockwürsten sattessen konnten.
Da der
Himmel immer noch keine Beobachtung zuließ, besuchten einige Teilnehmer den Nachtlauf des Spreewaldmarathons, der dicht an der Beobachterwiese
vorbeilaufen sollte. Die Feuerwehr von Burg hatte zu diesem Zweck eine farblich illuminierte Wasserpyramide aus Schläuchen installiert. Des
Weiteren gab es ab an verschiedenen Stellen des Dorfes immer wieder mal einige Feuerwerke zu bestaunen.
Nach einem kurzen Regenschauer zeigte sich erstes Sternenlicht mit der hellen Venus am westlichen Abendhimmel. Bei fortgeschrittener Dämmerung
brach dann plötzlich ein Großteil der Teilnehmer auf, um den Heimweg anzutreten - was sich im Nachhinein wohl als Fehler herausstellen sollte.
Denn die Sichtbedingungen vor Ort wurden immer besser. Bald zeigten sich die ersten Sternbilder und die hellen Planeten des Abendhimmels. Ein Blick
durch die beiden letzten verbliebenen Teleskope am Platz zeigte aber relativ schlechtes Seeing und kaum Oberflächendetails auf unserem roten
Nachbarplaneten Mars. Interessant und besonders spannend für die verbliebenen Sternfreunde war dann noch der Durchgang der Internationalen
Raumstation ISS kurz nach 22 Uhr hinter den Wolkenlücken. Im manuell der Raumstation nachgeführten Teleskop konnten einige Sternfreunde sogar die
Solarzellenausleger sicher erkennen.
Gegen 23 Uhr waren die Wolken schließlich größtenteils verschwunden und es spannte sich ein herrlich dunkler Sternhimmel über die verbliebenen
sechs Teilnehmer des Treffens. So konnte nun endlich einige Deep-Sky-Objekte des Frühlingshimmels sowie die Planeten Venus, Mars und Saturn
betrachtet werden. Hin und wieder zog soagr ein Lyriden-Meteor quer über den Himmel. Mein SQM-L zeigte an diesem Abend mit 21,38 mag/arcsec² sehr
gute Beobachtungsbedingungen an. So packte ich kurzerhand mein 10x70 Fujinon-Feldstecher auf das Stativ und widmete mich den Sternhaufen am
Nachthimmel. Kurz vor Mitternacht packte ich die Ausrüstung zurück ins Auto und unterhielt mich noch kurz mit einem der Teilnehmer. Einige
Minuten nach Mitternacht brach auch ich als letzter zurückgebliebener Besucher des 15. Südbrandenburger Sternfreundetreffens in Richtung Lübben
auf, um die Heimreise anzutreten.
10 Minuten lang belichtete Aufnahme des Radensdorfer Nordhimmels
Es ist ein windiger Abend am Platz und so gleich baue ich die Kamera auf, um von der Planetenkonstellation mit der Mondsichel einige Aufnahmen zu machen. Auch den Dobson stelle ich bereit, damit der Spiegel sich in der Zwischenzeit gut akklimatisieren kann. Der Objektivwechsel gestaltet sich als ziemlich kritisch, weil die stürmischen Böen, jetzt knapp 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang, in Richtung meiner Kamera peitschen. Ich möchte es unbedingt vermeiden, dass Staub in die Kamera gelangt. Die zunehmende Mondsichel wird noch kurz vor 23 Uhr über dem Horizont stehen, so dass noch etwas Zeit bleibt mich den Galaxien am Frühlingshimmel zu widmen. So werde ich erstmal den Mond und die Planeten mit der Canon EOS 600D ins Visier nehmen.
Nach meiner kleinen Fotosession kollimiere ich als erstes mein Instrument und muss feststellen, dass der
seit Jahren angesammelte Dreck auf dem Hauptspiegel bei hellen Sternen einen Halo verursacht. Es wird wirklich langsam Zeit ihn zu reinigen. Für
den Sommer, während der weißen Nächte und wo man sowieso nicht gut beobachten kann, habe ich diese Prozedur fest eingeplant.
Anschließend stelle ich die Mondsichel bei geringer Vergrößerung ins Gesichtsfeld und nehme die Medion Digiknipse, um vom Mond einige Aufnahmen
zu machen. Plötzlich entdecke ich am nördlichen Mondrand ein Stern der im Begriff ist zu verschwinden. Wirklich faszinierend, da ich noch nie
bewusst eine Sternbedeckung durch den Mond miterlebt habe. Das Timing ist so perfekt, dass der Stern kurz darauf gegen 21:25 Uhr schlagartig hinter
den dunklen Mondbergen verschwindet - wie ausgeknipst. Fotos der Mondsichel gelingen mir leider nicht, da die Digiknipse die Sichel stets
überbelichtet. So verzichte ich auf Fotos und betrachte den Mond eingehend im 40 mm Plössl Okular. Die Mondsichel mit ihren plastisch
erscheinenden Kratern und das aschgraue Licht sehen einfach herrlich aus. Auch scheint das Seeing deutlich besser zu sein als noch gestern am Tag
der Astronomie.
Als nächstes Objekt kommt die Venus an die Reihe, die eine deutliche Halbphase zeigt. Mit Blaufilter ist die Helligkeit des Abendsterns sogar
erträglich. Jupiter zeigt im Okular nur zwei seiner Bänder, weil das Planetenscheibchen munter vor sich hin wabert. Kein Wunder, befindet sich
dieser doch nur noch 10 Grad über dem Horizont und demzufolge kurz vor seinem Untergang. Der Mars steht schon deutlich höher in viel günstigerer
Beobachtungsposition. Auch heute kann ich gut seine Oberfläche studieren. Die Polkappe hebt sich als weißer Punkt von der Planetenkugel ab und
ich meine sogar am östlichen Rand ein ebenfalls etwas helleres Gebiet wahrzunehmen. Handelt es sich hierbei um den Randdunst?
Der Mond stört nun weniger, so dass ich endlich auf den Orionnebel schwenke kann. Wirklich ein herrlicher Anblick präsentiert sich hier mit niedriger Vergrößerung. M 42 gehört wirklich zu den schönsten Deep Sky-Objekten am Himmel. Obwohl der Mond noch über dem Horizont steht, kann ich ganz klar Strukturen im Nebel erkennen. Und auch der Reflexionsnebel M 43 ist weiter nördlich gut sichtbar. Nun schwenke ich auf die Plejaden (M45). Bei niedriger Vergrößerung habe ich Schwierigkeiten, die helleren Reflexionsnebel um die Plejadensterne zu erkennen. Ich schätze, dass der noch vom Mond aufgehellte Himmel und der Dreck auf dem Hauptspiegel schuld daran sind. Der berühmte Doppelsternhaufen h und Chi (NGC 869 & NGC 884) im Perseus steht noch in günstiger Beobachtungsposition im Nordwesten. Ein herrlicher Anblick bietet sich einem hier. Zahlreiche nadelfeine Sterne zieren das Gesichtsfeld und zeigen sogar etwas Farbe. Ich vergrößere so weit, dass ich den westlichen Sternhaufen im Blickfeld habe und lasse anschließend den weiter östlich stehenden durch die Erddrehung ins Gesichtsfeld wandern. Die Krippe im Krebs (M 44) sollte ebenfalls auf keiner Rundtour durch den Frühlingshimmel fehlen. Allerdings ist dieser Sternhaufen am besten im Sucher zu sehen, da der Haufen selbst mit dem 32 mm Übersichtsokular viel zu groß und ausgedehnt erscheint. Der weiter südlich im Krebs liegende M 67 ist ein alter Sternhaufen mit gleich hellen Sternen. Mit moderater Vergrößerung passen alle Mitglieder des Haufen noch vollständig ins Okulargesichtsfeld.
Endlich wird der Himmel dunkler, weil sich der Mond inzwischen als rötlich leuchtende Sichel nur noch 1 bis 2 Grad über dem Horizont befindet.
Für meine nun folgende Galaxientour benutze ich mein Lieblingsokular schlechthin: Das Baader Hyperion 17 mm. So schwenke ich zuerst auf die
Galaxie NGC 2775 im Krebs.
NGC 2775 ist ziemlich klein, fast kreisrund, besitzt einen diffusen Halo und ein helleres Zentrum. Die Galaxie NGC 2672 im Krebs ist ebenfalls sehr
klein, leicht elongiert und relativ schwach. Nun schwenke ich auf M 95 im Löwen mit der Supernova SN 2012aw. Davor messe ich noch den
Himmelshintergrund mit meinem SQM-L. Es zeigt 21,38 mag/arcsec² an. Kein Wunder also, dass ich die Supernova der 13. Größenklasse sehr leicht
erkennen kann. Sie befindet sich einige Bogenminuten südlich des Kerns direkt am äußeren Rand der Galaxienscheibe. Ich schwenke auf M 96, die
deutlich heller im Okular als M 95 erscheint. Beide Galaxien sind von ihrer Ausdehnung her relativ groß und gleichen sich bis auf die Helligkeit.
Auf in die Jagdhunde mit NGC 4490 und NGC 4485: Die beiden Galaxien stehen eng beieinander und sind um 90 Grad zueinander versetzt. Nun suche ich
die Galaxie NGC 2859 im Kleinen Löwen auf, die weniger als 1 Grad östlich von Alpha Lyn, in der Nähe zweier hellerer Sterne, zu finden ist. Sie
ist hell, relativ klein und oval und besitzt ein helles Zentrum. Der Halo ist sehr diffus und nahezu kreisrund. Die elliptische Galaxie NGC 2832
ist das hellste Mitglied von Abell 779, einem Galaxienhaufen im Sternbild Luchs. Die Galaxie ist nahezu kreisrund und mit 11,9 mag sehr schwach.
Sie besitzt ein deutlich helleres Zentrum und befindet sich nördlich einer Linie aus 3 Sternen.
Die Sternbilder Großer und Kleiner Bär
Der Mond ist nun verschwunden, so dass der Himmel schlagartig dunkler geworden ist. Auch der Wind hat endlich spürbar nachgelassen. Jetzt beginnt aber die Temperatur zu sinken, was ich langsam aber sicher in meinen Knochen spüre. Ich messe mit meinem SQM-L 21,46 mag/arcsec²...
Weiter geht?s zum Löwen: Das hübsche Galaxienpaar NGC 2968 und NGC 2964 der 12. Größenklasse ist schon relativ leicht zu sehen und liegt inmitten einem auffälligen Dreieck aus Sternen. Beide erscheinen strukturlos als leicht elongierte Flecken. Zurück im Kleinen Löwen schwenke ich auf NGC 3003. Im Okular ist diese 4:1 elongierte Lichtnadel nicht einfach zu entdecken. Im gleichen Gesichtsfeld liegt noch NGC 3021, die deutlich flächenheller, leicht oval und kompakter erscheint. Nordwestlich dieser Galaxie steht ein auffälliger Stern der 8. Größenklasse. Ich schwenke zurück in den Löwen auf NGC 3067. Sie erscheint sehr klein und 3:1 elongiert. Sie befindet sich direkt südwestlich eines Dreicks aus Sternen gleicher Helligkeit.
Kurz vor Mitternacht zeigt das SQM-L 21,57 mag/arcsec² an. Ich versuche schwache Sterne im Kleinen Wagen aufzufinden und erkenne in 25% der Zeit und nordöstlich von Beta Ursae Minoris gelegen ein enges (optisches) Doppelsternpaar. Das Paar besitzt laut der Datenbank meines Palm Planetariums eine Helligkeit von 6,8 bis 6,9 Magnituden. Ich blicke in Richtung Lübben und bekomme noch mit, wie Venus im Nordwesten und Sirius im Südwesten nahezu zeitgleich unter dem lokalen Horizont verschwinden.
Zum Abschluss meiner Galaxientour durch den Frühlingshimmel geht es zur Whirlpoolgalaxie M 51 in den Jagdhunden. Schon mit dem Hyperion kann ich sehr leicht die Spiralstruktur ausmachen. Wirklich ein faszinierender Anblick. Bei höherer Vergrößerung ist der direkt in der Galaxienscheibe gelegene 11 mag helle Stern erkennbar, der sich neben dem hellen Zentrum befindet. Allerdings darf dieser bei unerfahrenen Beobachtern nicht mit einer Supernova verwechselt werden. Südlich der Whirlpoolgalaxie - und noch im selben Gesichtsfeld des Hyperions - steht NGC 5198. Sie ist nur als kleiner kreisrunder Fleck erkennbar und erscheint dem Betrachter ziemlich flächenhell. NGC 5023, ebenfalls in den Jagdhunden gelegen, ist eine extrem dünne und schwache Spindel der 12. Größenklasse. Sie ist 8:1 elongiert. Hier ist schon indirektes Sehen erforderlich, um sie vollständig erfassen zu können. Sie stellt eigentlich ein kleines Highlight meiner heutigen Galaxientour dar. Danach schwenke ich auf NGC 4800 die kreisrund mit hellem Zentrum und direkt in der Nähe eines Sterns der 13. Größenklasse zu finden ist. Das letzte Objekt der heutigen Nacht ist noch M 101 im Großen Bären, die im 32 mm Übersichtsokular schon strukturiert erscheint. Andeutungsweise sind ihre Spiralarme, die sich in Richtung zum hellen Zentrum winden, und einige Knoten wahrnehmbar. Zum HTT im letzten September konnte hier ebenfalls eine helle Supernova beobachtet werden, die in der Zwischenzeit aber wieder verblasst ist.
Gegen 00:15 Uhr packe ich das Teleskop und das restliche Zubehör ins Auto. Ich setze meine Kamera mit dem Fischauge aufs Stativ und belichte fleißig drauf los. Trotz einer Belichtungszeit von 1 Minute bleibt der Himmel schwarz. Nur in Horizontnähe gibt es rötliche Verfärbung und ein paar Lichterglocken der umliegenden Städte und Gemeinden. Anschließend belichte ich 10 Minuten bei geringerer ISO-Zahl und zaubere herrliche Strichspuren auf den Kamerachip. Ich montiere das Kit-Objektiv, klemme noch den 830er Weichzeichnerfilter dran und belichte eine Serie in Richtung Großer und Kleiner Bär. Plötzlich zieht eine Nebelwand auf, so dass nach kurzer Zeit mein Filter beschlagen ist. Trotz des Einsatzes meines 12V Föns gelingen nur 11 Aufnahmen der Belichtungsreihe.
Meine Uhr zeigt inzwischen 1:30 Uhr an und es wird Zeit aufzubrechen. Gegen 2 Uhr komme ich schließlich wieder zu Hause an - nach gut 6 Stunden unterm Sternenhimmel.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ------ ---- -- --- --- ---- ------------- M42 Bright Nebula 05h 35m 53.8s -05° 23' 11" 4.0 65.0'x60.0' Orion M43 Bright Nebula 05h 36m 08.1s -05° 15' 49" 9.0 20.0'x15.0' Orion M44 Open Cluster 08h 40m 41.1s +19° 37' 35" 3.1 70.0' Cancer M45 Open Cluster 03h 47m 43.9s +24° 09' 14" 1.5 109.0'x109.0' Taurus M51 Galaxy 13h 30m 25.8s +47° 07' 43" 8.1 11.2'x6.9' Canes Venatici M67 Open Cluster 08h 52m 05.9s +11° 46' 02" 6.9 25.0' Cancer M95 Galaxy 10h 44m 38.6s +11° 38' 07" 9.8 7.4'x5.0' Leo M96 Galaxy 10h 47m 26.6s +11° 45' 06" 9.3 7.8'x5.2' Leo M101 Galaxy 14h 03m 40.7s +54° 17' 12" 7.5 28.8'x26.9' Ursa Major NGC869 Open Cluster 02h 19m 55.3s +57° 11' 34" 5.3 18.0' Perseus NGC884 Open Cluster 02h 23m 24.0s +57° 12' 05" 6.1 18.0' Perseus NGC2672 Galaxy 08h 50m 05.4s +19° 01' 34" 11.6 3.0'x2.8' Cancer NGC2775 Galaxy 09h 11m 00.9s +06° 59' 00" 10.4 4.3'x3.3' Cancer NGC2832 Galaxy 09h 20m 33.5s +33° 41' 45" 11.8 3.0'x2.0' Lynx NGC2859 Galaxy 09h 25m 05.4s +34° 27' 31" 10.9 4.6'x4.1' Leo Minor NGC2964 Galaxy 09h 43m 39.6s +31° 47' 19" 11.2 3.0'x1.7' Leo NGC2968 Galaxy 09h 43m 57.4s +31° 52' 13" 11.9 2.1'x1.6' Leo NGC3003 Galaxy 09h 49m 21.5s +33° 21' 46" 11.5 5.7'x1.4' Leo Minor NGC3021 Galaxy 09h 51m 42.8s +33° 29' 40" 12.2 1.5'x0.9' Leo Minor NGC3067 Galaxy 09h 59m 06.5s +32° 18' 33" 12.0 2.4'x0.9' Leo NGC4485 Galaxy 12h 31m 09.4s +41° 37' 48" 11.7 2.4'x1.8' Canes Venatici NGC4490 Galaxy 12h 31m 14.2s +41° 34' 19" 9.5 6.4'x3.2' Canes Venatici NGC4800 Galaxy 12h 55m 13.8s +46° 27' 42" 11.6 1.6'x1.2' Canes Venatici NGC5023 Galaxy 13h 12m 46.8s +43° 58' 07" 12.1 5.8'x0.8' Canes Venatici NGC5198 Galaxy 13h 30m 44.7s +46° 36' 14" 11.7 2.0'x1.7' Canes Venatici
Volkssternwarte Doberlug-Kirchhain mit Teleskopen der Vereinsmitglieder und Gäste
Bevor ich in Richtung Volkssternwarte aufbrach, traf ich mich mit beide Astrokumpels Uwe und Mario in
Finsterwalde. Nach einem Kaffeeplausch ging es dann am frühen Abend zu den Kirchhainer Sternfreunden. Diese öffneten ihre Tore leider erst um 17
Uhr, so dass es für Sonnenbeobachtung schon fast zu spät war. Unser Zentralgestirn versteckte sich nämlich schon zum Teil hinter den
angrenzenden Bäumen und Gebäuden. Auf der Sonne selber war an diesem Tag nur eine kleine Fleckengruppe sichtbar.
Vor dem Eingang zur Sternwarte hatten die Kirchhainer wieder ihren obligatorisch gewordenen Grillstand aufgebaut. Auch ein Glücksrad stand
nebenan, das besonders von den jüngeren Gästen intensiv genutzt wurde. Auf der Beobachterterrasse standen auch schon die Teleskope bereit und
warteten in Parkposition auf die kommende Nacht. Wir bauten unsere Fernrohre auf dem Platz hinter der Sternwarte auf, wo schon die Teleskope der
einzelnen Vereinsmitglieder standen. Bis zum späten Abend füllte sich der Platz nach und nach, bis unsere Geräte bald regelrecht umlagert
wurden.
Diesmal gab es gleich zwei sehr gut besuchte Vorträge zum aktuellen Sternenhimmel. Der Vortragsraum der Sternwarte
quoll sprichwörtlich über, so dass einige Gäste keinen Platz mehr fanden und stehen mussten. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, einen der
Vorträge zu lauschen, da sich in der Zwischenzeit eine kleine Schlange an meinem Teleskop gebildet hatte. Viele wollten mal einen Blick durch das
Okular werfen und den Mond oder die Planeten am Abendhimmel beobachten.
Auch für nicht Astronomen gut sichtbar stand schon kurz nach Sonnenuntergang die schmale zunehmende Mondsichel unterhalb von Jupiter und Venus.
Bei niedriger Vergrößerung beeindruckten vor allem der Erdschein und die plastisch erscheinende Kraterlandschaft der vom Sonnenlicht beschienenen
Mondseite. Venus zeigte sich fast zur Hälfte beleuchtet, so dass ein junger Beobachter sogar meinte, unseren Erdtrabanten im Gesichtsfeld zu
haben. Um das Licht des Abendsterns etwas zu dämpfen, benutzte ich einen Blaufilter, was zum Teil für Verwirrung sorgte. Jupiter stand schon
etwas tiefer und präsentierte gut sichtbar zwei seiner Äquatorialbänder und die hellen Galileischen Monde.
Später als es dunkler wurde, nahm ich auch den Mars mit hoher Vergrößerung ins Visier: Hier war ich aber nicht sicher, ob die Besucher die Dunkelstrukturen auf unserem roten Nachbarplaneten auch wirklich erkennen konnten. Auf Grund der Vergrößerung lief der Mars sehr schnell aus dem Okulargesichtsfeld hinaus. Auch das eher schlechte Seeing erschwerte die Beobachtung und vor allem die Fokussierung. Neben den Planeten stellte ich noch den Orionnebel ein, der selbst in der fortgeschrittenen Dämmerung zahlreiche Strukturen zeigte und hier und da einige Begeisterungsstürme auslöste. Überrascht war ich, dass einige Besucher schon astronomisches Vorwissen mitbrachten. So hantierte ein kleiner und etwas altkluger Junge geschickt mit meinem Dobson herum. Eine Dame, die im letzten Jahr ihren Urlaub in Peru verbrachte, schwärmte vom südlichen Sternenhimmel mit einem auf dem auf dem Kopf stehenden Sternbild Orion. Der Ansturm legte sich schließlich erst gegen 21 Uhr. Viele besuchten dann noch den Grillstand, um sich zu stärken oder eine Kleinigkeit zu trinken. Viele fanden sich auch auf der Terrasse oder in der Sternwartenkuppel ein, wo der Planet Saturn das Interesse der Gäste erregte. Leider stand dieser noch etwas tief über dem östlichen Horizont. Bevor auch ich meine Beobachtung beendete und mich zum Fachsimpeln unter die Leute mischte, schubste ich den Dobson in Richtung der Galaxie Messier 95 mit der Supernova SN 2012aw. Die Position der Supernova konnte ich mit Hilfe einer Sternkarte eindeutig identifizieren.
Bis kurz nach 23 Uhr waren die meisten Besucher auch schon verschwunden. Peter Taubert, der Vereinsvorsitzende der Kirchhainer Sternfreunde, teilte mir dann noch mit, dass deutlich über 100 Leute die Sternwarte besuchten. So war der 10. Tag der Astronomie auch für die Kirchhainer Sternfreunde wieder ein voller Erfolg.
Das Wintersternbild Orion und der Stern Sirius im Großen Hund
Bei fortgeschrittener Dämmerung komme ich gegen 20 Uhr am Platz an und baue erstmal die Gerätschaften auf. Als erstes halte ich auf den Jupiter über dem Westhorizont, der ja bald unter dem Horizont verschwinden wird. Aufgrund der niedrigen Höhe kann ich leider nur die auffälligsten Bänder und die hellsten seiner Monde erkennen. Bei Venus, die einige Grad höher als Jupiter steht und als Abendstern hoch im Westen unübersehbar leuchtet, benutzte ich einen Blaufilter, um das gleißende Licht unseres Nachbarplaneten etwas zu dämpfen. Die Venus zeigt fast Halbphase. Naturgemäß sind in ihrer dichten Atmosphäre keinerlei Einzelheiten erkennbar. Nun schwenke ich auf den Mars, der als rot leuchtender "Stern" das Sternbild Löwe ziert. Mit Rotfilter, dem 9 mm Okular und einer 2x Barlowlinse kann man sehr gut die Einzelheiten auf seiner Oberfläche erkennen. Es zeigen sich Hell- und Dunkelstrukturen von Capri Chasma bis Arabia Terra und Acidalia Planitia mitsamt der nördlichen Polkappe.
Nach dieser kurzen rund einstündigen Planetentour beobachte ich überwiegend Galaxien des Frühlingshimmels. Dafür habe ich mir zu Hause eine
lange Liste an interessanten Zielen auf meinen Palm Tungsten geladen, die ich nacheinander abarbeiten werde. Davor statte ich aber den Winterhimmel
noch einen kurzen Besuch ab.
Der Orionnebel M 42, im gleichnamigen Sternbild, lohnt sich als eigentlich immer, weil auch bei nicht ganz so optimalen Bedingungen zahlreiche
Strukturen erkennbar sind. Hier stechen seine Nebelschwingen und das Trapez besonders gut heraus. Und auch die Dunkelwolke, das so genannte
Fischmaul, ragt direkt ins Nebelgebiet hinein. Wirklich ein hübscher Anblick. Als nächstes schwenke ich auf den Doppelsternhaufen M 46 und M 47
im Sternbild Schiffskiel, die schon im Sucher gut sichtbar sind. Obwohl M 46 schwächere Sterne enthält, ist er meiner Meinung nach der hübschere
der beiden Sternhaufen. Danach geht es zum offenen Sternhaufen M 41, der sich südlich von Sirius im Großen Hund befindet. Er ist schon im Sucher
als solcher wunderbar aufgelöst und verliert etwas an seiner Pracht mit höherer Vergrößerung. Als letzten Sternhaufen nehme ich dann noch die
Plejaden im Sternbild Stier aufs Korn. Leider kann ich heute bei bestem Willen nichts von den Reflexionsnebeln entdecken. Nur eine Art Halo, der
allerdings auch von meinem schon ziemlich angestaubten Hauptspiegel herrühren könnte, ist erkennbar.
Ich lege eine kurze Pause ein und messe die Helligkeit des Himmelshintergrunds mit meinem SQM-L. Es zeigt schon 21.13 mag/arcsec² an. Zu dieser
frühen Stunde ist der Himmel schon deutlich besser als noch vor einigen Tagen, als ich mit Uwe und Mario in Finsterwalde beobachtet habe.
Nun statte ich Komet C/2009 P1 Garradd ein Kurzbesuch ab. Der 7 mag helle Schweifstern ist hoch am Himmel im Sternbild Großer Bär sichtbar und
zeigte einen runden Halo mit zwei entgegengesetzten Schweifansätzen. Danach stelle ich die Whirlpoolgalaxie M 51 ins Okular. In der Vergangenheit
habe ich immer eine Ewigkeit gebraucht die Galaxie aufzufinden. Nun hab ich sie innerhalb von 10 Sekunden im Gesichtsfeld meines 32 mm
Übersichtokulars. Andeutungsweise sind in der Hauptgalaxie schon die Spiralarme erkennbar. Heute sind sie aber deutlich schwieriger sichtbar. Nun
schwenke ich das Teleskop in Richtung Haar der Berenike. NGC 4725 ist eine helle und leicht oval erscheinende Balkenspirale mit hellem stellarem
Kern. Weiter geht es zu NGC 4656 und NGC 4631 in den Jagdhunden. Beide benachbarten Galaxien erscheinen deutlich länglich und zueinander versetzt.
NGC 4414 im Haar der Berenike ist überraschend hell, klein und oval - im Übersichtsokular eigentlich kaum zu übersehen. NGC 4490 und NGC 4485 in
den Jagdhunden sind ebenfalls ein Paar bekannter Galaxien. Die kleinere und schwächere der beiden sitzt genau über dem westlichen Ende der
Hauptgalaxie. Ebenfalls ein "Galaxienpaar", diesmal im Großen Bären, sind NGC 4085 und NGC 4088. Die größere und hellere erscheint ebenfalls
länglich. Die kleinere Galaxie ist schon deutlich schwieriger aber noch direkt sichtbar und leicht oval. Sie befindet sich eingebettet inmitten
einer Gruppe von helleren Sternen.
Nun widme ich mich dem Sternbild Löwe, das schon deutlich höher über dem Horizont steht als noch vor einer Stunde. Das SQM-L zeigte schon 21,32
mag/arcsec² an, was ungefähr dem HTT-Himmel aus dem letzten Jahr entspricht.
Das enge Dreiergespann M 105, NGC 3371 und NGC 3373 im Löwen sind schon im Übersichtsokular gut erkennbar. Alle drei Galaxien bilden eine Art
rechtwinkliges Dreieck, wobei M 105 und NGC 3371 sehr flächenhell erscheinen und kaum zu übersehen sind. Die benachbarten Galaxien M 95 und M 96
sind ebenfalls schon deutlich sichtbar, wobei M 96 etwas heller erscheint. Sie liegen ungefähr ein Okulargesichtsfeld auseinander. Beide
Galaxienkerne besitzen nahezu stellare Zentralgebiete mit einem ovalen Halo als Galaxienscheibe. Bei höherer Vergrößerung gelingt es mir sogar,
die erst am 16. März 2012 entdeckte Supernova SN 2012aw in M 95 zu entdecken. Sie ist ungefähr auf 11 Uhr Position als 13,0 mag helles Sternchen
am äußeren Rand der Galaxienscheibe zu finden. Das ist übrigens meine zweite Supernova innerhalb eines halben Jahres, die ich beobachten kann.
Ein Geheimtipp ist noch NGC 3344 im Kleinen Löwen. Im Okular erscheint die Galaxie nahezu kreisrund, groß und flächenhell. Ein etwas helleres
Zentrum ist erkennbar. Außerdem wird sie von einem schönen Doppelstern flankiert. Ein Überraschungsobjekt ist auch NGC 3414 im Kleinen Löwen.
Die Galaxie erscheint zunächst spindelförmig, recht klein und von der Kante gesehen. Bei genauerem Blick erkennt man ihre Bulge, die aus der
flachen Scheibe hervortritt.
Zur Abwechslung schwenke ich nun in Richtung Wasserschlange auf den Planetarischen Nebel NGC 3242 mit dem passenden Eigennamen "Jupiters Geist".
Dieser erscheint als helles und bläulich-grünes leicht ovales Scheibchen. Andeutungsweise ist auch ein äußerer Halo erkennbar. Eine
Ringstruktur kann ich nicht entdecken, da ich nicht besonders hoch vergrößere.
Langsam aber sicher spüre ich die Kälte. Auch meine Konzentration lässt dadurch langsam nach. Das SQM-L zeigt nun 21,46 mag/arsec² an, was für
meinen Standort optimale Beobachtungsbedingungen bedeutet.
Als vorletzte Galaxie des heutigen Abends kommt NGC 3184 im Großen Bären an die Reihe. Diese Galaxie ist ebenfalls sehr flächenhell, groß und
nahezu kreisrund. Sie befindet sich in der Nähe einer Gruppe hellerer Sterne, die einen schönen Kontrast zum Objekt ergeben. Die letzte Galaxie
ist die "Spindelgalaxie" NGC 3115 im Sextant. Im Okular erscheint sie prächtig, groß und sehr hell und tatsächlich als eine Art Spindel.
Als letztes nahm ich nochmals den Planeten Mars ins Visier, der rund eine halbe Stunde vor dem Meridiandurchgang steht bis ich kurz vor 23 Uhr
anfange, die Ausrüstung wieder im Auto zu verstauen. Halb erfroren breche ich schließlich auf und werde beim nächsten Mal hoffentlich wärmere
Klamotten einpacken.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ------ ---- -- --- --- ---- ------------- M105 Galaxy 10h 48m 30.4s +12° 30' 46" 9.5 5.3'x4.8' Leo M41 Open Cluster 06h 46m 32.3s -20° 46' 22" 4.5 39.0' Canis Major M42 Bright Nebula 05h 35m 53.8s -05° 23' 11" 4.0 65.0'x60.0' Orion M43 Bright Nebula 05h 36m 08.0s -05° 15' 49" 9.0 20.0'x15.0' Orion M45 Open Cluster 03h 47m 43.9s +24° 09' 14" 1.5 109.0'x109.0' Taurus M46 Open Cluster 07h 42m 21.7s -14° 50' 39" 6.1 20.0' Puppis M47 Open Cluster 07h 37m 10.0s -14° 30' 45" 4.4 25.0' Puppis M51 Galaxy 13h 30m 25.9s +47° 07' 45" 8.1 11.2'x6.9' Canes Venatici M95 Galaxy 10h 44m 38.6s +11° 38' 07" 9.8 7.4'x5.0' Leo M96 Galaxy 10h 47m 26.6s +11° 45' 06" 9.3 7.8'x5.2' Leo NGC3115 Galaxy 10h 05m 52.6s -07° 46' 57" 9.1 7.2'x2.4' Sextans NGC3184 Galaxy 10h 19m 03.1s +41° 21' 37" 9.6 7.4'x6.9' Ursa Major NGC3242 Planetary Nebula 10h 25m 23.6s -18° 42' 34" 7.7 1.1' Hydra NGC3344 Galaxy 10h 44m 13.2s +24° 51' 20" 9.7 7.1'x6.5' Leo Minor NGC3384 Galaxy 10h 48m 57.6s +12° 33' 37" 9.9 5.4'x2.7' Leo NGC3389 Galaxy 10h 49m 08.8s +12° 27' 53" 11.8 2.9'x1.3' Leo NGC3414 Galaxy 10h 51m 58.5s +27° 54' 26" 10.9 3.5'x2.6' Leo Minor NGC4085 Galaxy 12h 06m 02.2s +50° 16' 58" 12.0 2.8'x0.8' Ursa Major NGC4088 Galaxy 12h 06m 14.4s +50° 28' 12" 10.3 5.6'x2.1' Ursa Major NGC4414 Galaxy 12h 27m 05.9s +31° 09' 09" 10.3 4.4'x3.0' Coma Berenices NGC4485 Galaxy 12h 31m 09.4s +41° 37' 49" 11.7 2.4'x1.8' Canes Venatici NGC4490 Galaxy 12h 31m 14.2s +41° 34' 20" 9.5 6.4'x3.2' Canes Venatici NGC4627 Galaxy 12h 42m 37.6s +32° 30' 13" 12.0 1.7'x1.0' Canes Venatici NGC4656 Galaxy 12h 44m 36.1s +32° 05' 58" 10.1 15.3'x2.4' Canes Venatici NGC4725 Galaxy 12h 51m 04.7s +25° 25' 48" 9.3 10.7'x7.6' Coma Berenices