Unser Beobachtertrupp an der Südkurve (von links: Andreas, Mario, Ingo, Uwe², Gabi und Thomas)
Pünktlich zur Mittagszeit angekommen, traf ich als erstes an unserem Standort an der Südkurve auf Uwe und Ingo aus Chemnitz, die schon am Donnerstag nach Jeßnigk gereist waren und für uns noch nicht anwesende Sternfreunde Platzwache hielten. Während des Treffens verschwanden die beiden ab und zu, um Ralf Hofners Truppe am Einlass oder in der neu erbauten Elsterland-Sternwarte zu unterstützen. Uwe und Mario aus Finsterwalde bauten ebenfalls ihre Zelte schon am Donnerstag auf, fuhren aber wieder heim, da sie am folgenden Tag noch arbeiten mussten. Deshalb war ich der letzte unserer Stammtruppe, der hier sein Lager aufschlug.
Nach dem Aufbau meines Zeltes und der
Montierung trafen auch die beiden Wolfener Thomas und Gabi ein, die sich mit ihrem weitaus größeren Zelt
in unmittelbarer Nähe zu uns postierten. Wie all die Jahre zuvor hatte Thomas seinen 10 Zoll Galaxy Dobson
eingepackt. Seine neuste Errungenschaft war eine Canon EOS 5D Mark II, die er mir stolz präsentierte. Auch
mein Astro-Kumpel Uwe aus Finsterwalde war in der Zwischenzeit schon auf dem Platz.
Nun sah ich auch zum ersten Mal sein neues Lunt H-Alpha-Sonnenteleskop in natura, den er mitsamt seinem
4-zölligen TS-Refraktor inklusive Herschelkeil auf seiner inzwischen zum Go-to ausgebauten H-EQ5
Montierung betrieb. So konnte man gleichzeitig die Sonne im sichtbaren Licht und in H-Alpha beobachten.
Davor gab es noch eine kurze Schrecksekunde während des Aufbaus, als in einem unbedachten Moment seine
Montierung mitsamt der Säule zu Boden kippte und im Gras landete. Glücklicherweise überstand die
Montierung diesen Sturz unbeschadet.
Wie nicht anders zu erwarten sah die Sonne im Weißlicht (ohne Flecken) - wie auch bei den letzten
zurückliegenden HTTs - eher langweilig aus. Nur die Granulation zeigte sich bei gutem Seeing ab und zu auf
der Sonnenscheibe. Deutlich spannender präsentierte sich unser Zentralgestirn im Licht der H-Alpha-Linie:
Die gesamte Scheibe zeigte hier deutlich Strukturen. Zahlreiche dunklere und hellere Filamente zogen sich
über die gesamte Sonnenscheibe. Am Sonnenrand erkannte man zahlreiche Protuberanzen - davon auch einige
recht große und besonders hübsche Exemplare. Einfach ein grandioser Anblick. Nach kurzer Zeit wurde das
Gerät von zahlreichen hinzugekommenen Sternfreunden umlagert. Für mich war die ganze Sache eher
hinderlich, da ich in dieser Zeit mit dem Motortraining meiner LXD55-Montierung begonnen hatte und die
anvisierten Baumspitzen in der Ferne, von den Besuchern regelmäßig verdeckt wurden.
Uwe aus Chemnitz hatte neben seinem Auto einen kleinen Tisch aufgebaut
und mit verschiedenen Utensilien bestückt, die er verkaufen wollte. Daneben stand sein neustes
Eigenbauprojekt: Eine frei schwenkbare Fernglasmontierung aus Wasserrohren und Aluminiumprofilen, mit der
man bequem auch in Zenitnähe beobachten konnte. Auch diese zog das Interesse von einigen Sternfreunden auf
sich. Er hoffte damit, bei der diesjährigen Prämierung der interessantesten Selbstbauprojekte Punkten zu
können. Der andere Uwe packte noch eine ganze Batterie der heiß begehrten und mit einer roten Folie
dimmbaren Bahnerlampen mit auf den Verkaufstisch. Ich legte meinen alten Lasercolli hinzu und ein Exemplar
meines Hartley 2-Infoblattes.
Nachdem ich meinen Meade Schmidt-Newton kollimiert hatte, machte einen ersten Rundgang über den Platz. Am
Einlass, wo Ingo, Markus Funke und Martin Fiedler Stellung bezogen hatten, sah ich dann auch den gedruckten
HTT-SkyGuide. Neben Uwe Pilz prangte auch mein Name auf der Broschüre. Ralf Hofner hatte den SkyGuide mit
meiner erst vor wenigen Tagen ins Netz gestellten PDF-Datei ergänzt.
Plötzlich bemerkte ich in Richtung Westen eine
bedrohlich dunkle Wolkenfront auf uns zukommen. Deshalb ging ich schnell zurück zu unserem Standort an der
Südkurve, wo inzwischen schon leichter Regen eingesetzt hatte. Schnell hob ich den Tubus von der
Montierung und deckte diese mit einem Plastiksack ab. Die Regentropfen wurden immer größer und
zahlreicher, so dass Uwe und ich uns unter Thomas Vorzelt stellten. Uwe aus Chemnitz hatte sich inzwischen
in sein Auto bequem gemacht, um den Regenguss abzuwarten. Da man sonst nichts anderes tun konnte, luden uns
Thomas und Gabi zu Kaffee und Kuchen ein. Der Regen verschwand so schnell wie er gekommen war und es zeigte
sich endlich wieder die Sonne. Auch der anfangs in Böen recht scharfe Westwind hatte nachgelassen.
Kurze Zeit später traf auch Mario ein, der sich erstmal beschwerte, weil ich mich mit meinem Zelt in der
Nähe von seinem Eingang postiert hatte. So musste ich schließlich mit meinem Zelt umziehen. Bis zum
Sonnenuntergang war Warten angesagt. In der Zwischenzeit wurde mal schnell eine Taukappe für meinen Sucher
aus einer alten Isomatte gebastelt. Ich half zwei Berlinern bei der Kollimation ihres 6 Zoll Skywatcher
Newtons, was sich schwieriger als gedacht herausstellte. Danach unterhielt ich mich mit anderen
Sternfreunden oder machte erste Stimmungsfotos. Am Abend wurde dann in geselliger Runde gegrillt. Den
Vortrag zum Thema "Rückblick auf 10 Jahre HTT" verpasste ich leider. Mir wurde aber später gesagt, dass
nicht all zu viele Zuhörer anwesend waren.
Schon kurz nach Sonnenuntergang wurde der Jupiter aufs Korn genommen, der sich noch recht tief im Südosten
befand. Auf dem Jupiter konnte der Durchgang des Mondes Io verfolgt werden, der einen deutlich sichtbaren
Schatten auf die Planetenscheibe warf. Das Seeing war durch die geringe Höhe des Planeten aber noch zu
schlecht, um sinnvoll beobachten zu können. Um 20:45 Uhr gab es dann einen ISS-Durchgang, der allerdings
nur in geringer Höhe über dem Südhorizont stattfand - kein Vergleich mit dem Durchgang im letzten Jahr,
als die gleißend helle ISS fast die Wega im Sternbild Leier bedeckte.
Schon während der Dämmerung machte sich deutlicher Taubeschlag auf den Geräten bemerkbar, der sich im
Laufe der Nacht sogar noch verstärkte. Nach dem ich die LXD55-Montierung eingenordet und den Tubus aus dem
Auto heraus auf die Montierung gewuchtet hatte, konnte ich nun endlich auch das 3-Star-Alignment meines
upgedateten Autostars testen. Leider verfehlte das Teleskop die Referenzsterne um 6 bis 8 Grad (hinterher
stellte ich dann fest, dass es an einer falsch eingenordeten Montierung lag). Trotzdem wurden die Objekte
korrekt angefahren, so dass selbst mit dem 9 mm Weitwinkelokular die Objekte fast in der Mitte des
Gesichtsfeldes erschienen.
In dieser Nacht beobachte ich aufgrund
des Taus nur wenige Standardobjekte. Das Kondenswasser lief zum Teil in langen Rinnsalen den Tubus
herunter. Durch die beheizbare Taukappe vor der Öffnung meines Teleskops, war die Schmidtplatte aber die
ganze Zeit über von Tau befreit. nur die Okulare beschlugen regelmäßig, so dass ich ab und zu mit dem
Föhn nachhelfen musste. Auch zogen in der ersten Nachthälfte mituntere dichtere Wolkenfelder durch, so
dass der Himmel zeitweise sogar bedeckt war. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit war selbst NGC 891 in der
Andromeda mit 10 Zoll eine Herausforderung. So wurde auch der geplante SQM-Vergleich auf die kommende Nacht
verschoben. Auch nahm ich schon wieder nicht am HTT-SkyGuide teil. Ich maß gegen Mitternacht mit meinem
SQM-L einen recht unterdurchschnittlichen Wert von 21,30 mag/arcsec.
Gegen 1 Uhr hatte ich die Nase voll und nahm den Tubus von der Montierung. Ich wollte ja zum ersten Mal
Sternfeldaufnehmen mit nachgeführter Kamera machen. Zu diesem Zweck nordete ich die Montierung
schließlich korrekt ein und schoss 10 Bilder á 2 Minuten mit ISO-800 und voller Blendenöffnung in
Richtung des Sternbilds Schwan. Thomas unterstützte mich dabei und wir unterhielten uns über verschiedene
Dinge. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit gelangen allerdings nur 5 Aufnahmen der Cygnus-Region. Die
restlichen Bilder waren durch den Taubeschlag der Optik unscharf. Danach nahm ich den aufgehenden Orion und
die Zenitregion aufs Korn. In der Zwischenzeit hatte auch Jupiter die hohen Baumwipfel im Süden verlassen.
Auf der Jupiterscheibe zeigte sich scharf und pechschwarz der Schatten von Ganymed. Auch hatte sich das
Seeing deutlich verbessert. Der Anblick in Ingos Maksutov und Uwes Refraktor war einfach atemberaubend. So
viele feinste Strukturen habe ich selten auf Jupiter gesehen. Zu diesem Zeitpunkt lagen der andere Uwe und
Mario aber schon in ihren Schlafsäcken. Schade, dass sie diesen sicherlich einmaligen Anblick verpassten.
Auch andere Sternfreunde hatten sich schon Schlafen gelegt. Ab 3 Uhr morgens verbesserten sich die
Bedingungen etwas. Das SQM-L zeigte einen Wert von 21,40 mag/arcsec. Ich legte mich dann gegen 3:30 Uhr zu
Ruhe.
Samstag
Zuerst wachte ich gegen 4:30 Uhr durch das Gekrähe des
Zodiakallichthahns auf. Drei Stunden später riss mich Marios Stimme abermals aus dem Schlaf. Ich fühlte
mich nach 4 Stunden Ruhe wie gerädert. Abhilfe schaffte da nur das reichhaltige Frühstückbuffet im
Vereinshaus - um neue Reserven zu tanken - mit reichlich frischen Brötchen und heißem Kaffee. Die
restlichen Besucher waren spätestens ab 11 Uhr, bei der musikalischen Untermalung des Orchesters der
Bergarbeiter Plessa, aus den Schlafsäcken. Bis zum Mittag schlug ich die Zeit mit Sonnenbeobachtung und
Fachsimpeleien mit anderen Sternfreunden tot. Gegenüber gestern zeigte sich sogar ein kleiner Sonnenfleck.
Ich besuchte Ingo und Uwe am Einlass, die dort schon wieder Dienst taten.
Nach 13 Uhr fand dann endlich der Workshop Newtonjustage statt, der von Uwe Pilz geleitet wurde. Zahlreiche
Sternfreunde waren anwesend und hörten aufmerksam zu, auf welche Art und Weise ein Newtonteleskop korrekt
justiert wird. Danach half er anderen Sternfreunden, ihre eigenen Geräte zu justieren. Beim
anschließenden Rundgang über den Platz traf ich auch auf Dr. Heino Wolter, der nach einem Jahr HTT
Abstinenz wieder zugegen war. Er testet mit einem anderen Sternfreund einen seiner berühmten
Schiefspiegler. Bei der Gruppe junger Tschechen, die sich in der Nähe des Riesendobson postiert hatten,
konnte ich die Mondsichel mitsamt der Venus, die ebenfalls eine deutliche Sichel zeigte, beobachten. Ein
wirklich interessanter Anblick. Auch durch andere Teleskope konnte ich schauen und dabei den Anblick direkt
vergleichen. Danach nahm ich an Martin Fiedlers Workshop Bildbearbeitung Teil, der fast den ganzen übrigen
Nachmittag dauern sollte.
Hier hatte ich endlich die Gelegenheit, meine in der Nacht
zuvor aufgenommenen Astrofotos zu bearbeiten. Und ich staunte nicht schlecht, was mit meiner
unmodifizierten Canon EOS 1000D alles möglich war. Nach dem Stacken der Rohbilder und dem Dunkelbildabzug,
schälte sich zart der Nordamerikanebel mitsamt dem Pelikannebel heraus. Um Gamma Cygni war sogar der
Nebelkomplex IC 1318 erkennbar. Wir entdeckten einen rötlichen Stern nordwestlich des Nordamerikanebels
und versuchten ihn zu identifizieren. Nach einigem Suchen mit Guide 8 stellte sich heraus, dass es sich
dabei um den Mirastern V Cygni handelte, den ich nahe seinem Maximum ablichten konnte. Danach zeigte er
uns, wie man mit Hilfe eines frei erhältlichen Morphingprogramms aus zwei Einzelaufnahmen des Jupiters
eine beeindruckende Rotationsanimation erstellen konnte. Anschließend bearbeitet er meine Orionbilder und
zerlegte einen Mondsequenz mit Avistack. Heraus kam ein scharfes und detailreiches Bild der
Mondoberfläche. Direkt hinter uns führte Thomas Heising in der Zwischenzeit seinen Kurs zur
Optikqualitätsprüfung durch. Vom zeitgleich stattfindenden Spiegelschleifkurs im Biergarten bekam ich
leider überhaupt nichts mit.
Nun trafen auch die Kirchhainer Sternfreunde auf
dem Platz ein. Hans-Dieter und Elke besuchten uns schon am Abend zuvor und beobachteten in der Nacht sogar
fleißig mit. Die anderen Kirchhainer, darunter Christoph und Stefan, traf ich nach dem Verlassen des
Bildbearbeitungskurses im H-Alpha Biergarten. Zurück an der Südkurve angelangt, zeigte ich ihnen sogleich
meine bearbeiteten Astrobilder auf Uwes kleinem Laptop. Wir saßen dann noch eine ganze Zeit in geselliger
Runde beisammen, aßen Kuchen und tranken Kaffee, bis ich Uwe Pilz Stimme vernahm. Die Prämierung der
interessantesten Selbstbauten hatte begonnen. Leider traf ich erst verspätet ein und verpasste die halbe
Siegerehrung der Preisträger. Entgegen der Ankündigung fand die Prämierung diesmal nicht am
Riesendobson, sondern direkt vor dem Vereinshaus statt. Auch sah ich nichts von den Eigenbauten selber, die
nur erwähnt wurden. Nach der Preisverleihung traf ich in der Elsterland-Sternwarte endlich auf Mimo, der
sichtlich beschäftigt war, ein Gegengewicht an ein anderes zu adaptieren.
Gegen Abend hatte sich in Richtung Westen eine
kleine Wolkenbank mit Zirrusbewölkung aufgebaut. Einige Besucher befürchteten schon, dass die kommende
Nacht deutlich schlechter werden würde. Durch die tiefer stehenden Zirren entstand aber kurz vor
Sonnenuntergang zwei hübsche Nebensonnen, die mitsamt der Elsterland-Sternwarte als Silhouette im
Vordergrund, ein wunderschönes Fotomotiv boten. Auch der Sonnenuntergang und die anschließende Dämmerung
waren äußerst farbenfroh und tauchten den Platz in ein stimmungsvolles Licht. Im Südwesten stand niedrig
die schmale Sichel des zunehmenden Mondes, rund 3 Tage nach Neumond, die sich seit dem Mittag wieder ein
ganzes Stück von der ebenfalls sichtbaren Venus entfernt hatte. Vom angekündigten und organisatorisch
zeitlich verschobenen fotografischen Astroabend bekam ich ebenfalls nichts mit.
Bis zum Einbruch der nautischen Dämmerung wurden wieder zahlreiche
gegrillte Würstchen vernichtet. Schon jetzt machte sich ein leichter Taubeschlag bemerkbar, der sich
überraschenderweise im Laufe der Nacht wieder legte. Es wurde nach Mitternacht sogar verhältnismäßig
trocken. Auch die Durchsicht war diesmal deutlich besser. Im Gegenzug maß ich in der ersten Nachthälfte
aber deutlich schlechtere SQM-Werte als in der Nacht zuvor. Dafür war die Durchsicht deutlich besser. Um
nicht ganz allein zu stehen, bugsierte Thomas seinen 10 Zöller in die Mitte unseres Instrumentenparkes,
die für Außenstehende Besucher und durch den Standort unsere Zelte bedingt annähernd einen kompletten
Kreis bildeten. Unter der gewissenhaften Anleitung des Finsterwalder Uwes, konnte er mit seinem Instrument
noch nicht gesehene Deep Sky Objekte beobachten und einige sogar selbst auffinden. Bei meinem Teleskop
klappten die Initialisierung und das Anfahren der Referenzsterne diesmal deutlich besser, so dass ich
sofort mit der Beobachtung loslegen konnte. Ich zeigte Thomas und seiner Frau einige Standardobjekte,
darunter auch den Zirrusnebel, der sogar ohne Filter leicht zu erkennen war. Später gesellte sich noch ein
Pärchen astronomischer Laien zu uns, denen ich den Sternhimmel etwas näher bringen konnte. Am meisten
waren sie von dem Anblick der Andromedagalaxie (M 31) begeistert, die das gesamte Gesichtsfeld des
Weitwinkelokulars einnahm und mit deutlich sichtbaren und scharf begrenzten Staubband plastisch vor einem
samtschwarzen Hintergrund stand. Selbst ihre zwei Begleitgalaxien waren unter diesen Bedingungen mehr als
auffällig. Ein schönes und helles Objekt war auch der Dreicksnebel (M 33). Mit dem 17 mm Hyperion konnte
ich sogar die hellsten Spiralarme erahnen und die HII-Region NGC 604 als kleines Fleckchen auffinden.
Begeistert waren sie auch von der Galaxie NGC 891, mit einem mehr als deutlich sichtbaren Staubband. Des
Weiteren wurden die Galaxie NGC 7331, die ähnlich im Okular erschien wie die Andromedagalaxie mit bloßem
Auge, der Ringnebel M 57 in der Leier, der Hantelnebel M 27 im Füchschen sowie die hellen Kugelsternhaufen
M 15, M 56 und M 13 eingestellt. Danach verließ ich die
Südkurve und nahm am Test des Sky-Quality-Meters vor der
Vereinssternwarte teil.
Im Sternwartengebäude hatten sich schon einige andere Sternfreunde mit ihren eigenen SQMs eingefunden.
Ralf schaute noch mal auf der All-Sky-Cam der Elsterland-Sternwarte nach und las einen Wert von 21,52
mag/arcsec ab. Mein SQM-L zeigte allerdings nur recht bescheidene 21,18 mag/arsec an. Das SQM-L eines
anderen Sternfreunds lag mit 21,33 deutlich darüber. Ralfs Werte lagen ungefähr in der Mitte dieses
Messbereichs. Wahrscheinlich machte sich hier schon ein deutlicher Einfluss der Milchstraße bemerkbar, die
mit ihren reich strukturierten Dunkelwolken quer über den Himmel lag.
Zurück an unserem Standort wollte ich endlich mal den Kometen 103P/Hartley 2 ins Gesichtsfeld bekommen.
Mario und Ingo hatten den Kometen schon aufgefunden und er zeigte sich als deutlich sichtbarer und relativ
großer diffuser Fleck in der Nähe von Omikron Andromedae. Nach kurzem Starhopping hatte auch ich den
Schweifstern im Okular. Ich schätzte ihn auf 9,0 bis 9,5 Größenklassen Helligkeit mit einer recht
diffusen und über 10' großen Koma (DC 3). Innerhalb weniger Tage hatte der Komet deutlich an Größe und
Helligkeit zugelegt.
Schließlich gesellte ich mich zu einer Gruppe Hobbyastronomen, die sich etwas südlich von uns und direkt
an der Kurve der großen Wiese postiert hatten. Durch meine gedruckte Sternkarte im SkyGuide hatten sie mit
einem 12 Zoll Dobson eines anderen Sternfreunds ebenfalls das Glück, den Kometen zu beobachten. Etwas
weiter weg von der Gruppe stand ein schöner Doppelrefraktor. Hier konnte man den Jupiter und Planeten
Uranus im selben Gesichtsfeld beobachten!
Ich hatte versprochen, mit Thomas weitere Sternfeldaufnahmen, diesmal aber mit seiner eigenen Kamera, zu
machen. Zu diesem Zweck packte ich den Tubus weg und adaptierte die Canon EOS 5D Mark II auf meine
Montierung. Das Scharfstellen gestaltete sich nicht gerade einfach, das sich die Handhabung etwas von
meiner Kamera unterschied. Schließlich schossen wir hintereinander 3 Bilder á 10 Minuten in Richtung des
Sternbilds Schwan. Es wären 4 Bilder geworden, wenn Uwe nicht kurz vor Ende der ersten Belichtungsreihe
mit seiner Taschenlampe ins Objektiv geleuchtet hätte.
Auf dem Platz wurde es langsam ruhiger. Der
H-Alpha-Biergarten war kurz nach 3 Uhr morgens wie ausgestorben. Von unserer Truppe war ich der Einzigste
der noch wach war. Alle anderen lagen schon in den Schlafsäcken. Deshalb ging ich zum 42 Zoll Riesendobson
von Dr. Hänßgen, wo andere Sternfreunde in der Zwischenzeit den Pferdekopfnebel im Orion beobachten.
Trotz der nicht geraden idealen Bedingungen in Horizontnähe, konnte ich ihn nach etwas längerer Suche
tatsächlich im Gesichtsfeld halten. Danach wurde der Orionnebel eingestellt. Ein wirklich atemberaubender
Anblick präsentierte sich hier: Das Zentrum mit den Trapezsternen zeigte sich äußerst detailreich.
Überall waren hellere und dunklere Nebelfilamente erkennbar, durchzogen von Dunkelwolken. Durch den
eingesetzten Filter konnte ich aber keine Farben im Orionnebel entdecken. Inzwischen hatte sich der harte
Kern des Astro-Team Elbe-Elster am Riesendobson versammelt. In Richtung Osten schälte sich auch langsam
der Zodiakallichtkegel aus dem Horizontdunst heraus. Ralf ermahnte Stefan, doch mal ein Foto davon zu
schießen, was er nach einigem Zögern auch tat. Schließlich musste er dafür sein Bier ablegen. Nach
einigen Gesprächen verabschiedete ich mich kurz nach 4 Uhr von der lustigen Truppe und fand mich im Zelt
wieder.
Ähnlich wie der Samstag- war auch der Sonntagmorgen sonnig. Die meisten standen schon früh auf und verstauten ihre Ausrüstung im Auto. Uwe² und Ingo gingen derweilen schon frühstücken. Mario, der von unserer Truppe das weitaus größte Zelt hatte, verzichtete darauf. Ich packte die Ausrüstung zurück in die Koffer und verstaute schon mal das Wichtigste, bis ich gegen 10 Uhr ebenfalls zum Frühstück ging. Zuerst fuhr Mario heim, danach Ingo und Uwe aus Chemnitz. Nachdem ich mich vom anderen Uwe verabschiedet hatte, ging ich noch einmal zur Sternwarte zurück, wo Michael Möckel immer noch beschäftigt war. Er zeigte einem anderen Sternfreund gerade die Teleskoptechnik. Er bedauerte es, dass er bei dem diesjährigen Treffen kaum Zeit für andere Dinge hatte und versprach, dass es im nächsten Jahr besser wird. Nachdem ich mich von den anderen Mitgliedern der AstroTeams Elbe-Elster verabschiedet hatte, entwickelte sich noch ein längeres Gespräch mit Thomas und seiner Frau. Ich verabschiedete mich schließlich auch von ihnen und verließ kurz nach Mittag den Platz, todmüde aber sichtlich zufrieden.
Das Herzberger Teleskoptreffen ist immer eine Reise Wert
und zählt für mich schon zu den Höhepunkt des Astrojahres. Stammbesucher des Treffens wissen, dass der
große Erfolg durch die professionelle Organisation des AstroTeams Elbe-Elster, der Vollverpflegung am
Platz, der netten Besucher, des schon über die Jahre unheimlich guten Wetters und natürlich des dunklen
Sternhimmels in Südbrandenburg geschuldet ist.
Leider habe ich diesmal nichts von den Vorträgen mitbekommen. Deshalb habe ich im kommenden Jahr auchvor, weniger mit dem eigenen Instrument zu beobachten und mich mehr den anderen Geräten am Platz zu widmen oder sich mit anderen Sternfreunden zu unterhalten - ähnlich wie bei meinem ersten und auf die Vergangenheit gesehen wohl einprägsamsten HTT im Jahr 2004. Denn schließlich gibt es einfach viel zu viel auf dem Platz zu entdecken. Jedenfalls freue ich mich schon auf das kommende 12. Herzberger Teleskoptreffen, vom 22. bis 25. September 2011, bei abermals gutem Spechtelwetter.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ------ ---- -- --- --- ---- ------------- Jupiter Planet 00h 13m 49.2s +00° 02' 20" -2.5 42"x40" Pisces M 9 Globular Cluster 17h 19m 51.3s -18° 31' 37" 7.8 12.0' Ophiuchus M 13 Globular Cluster 16h 42m 06.2s +36° 26' 34" 5.8 20.0' Hercules M 22 Globular Cluster 18h 37m 05.5s -23° 53' 35" 5.2 32.0' Sagittarius M 23 Open Cluster 17h 57m 39.8s -19° 01' 03" 5.5 25.0' Sagittarius M 27 Planetary Nebula 20h 00m 05.9s +22° 45' 07" 7.4 6.7' Vulpecula M 28 Globular Cluster 18h 25m 14.5s -24° 51' 47" 6.9 13.8' Sagittarius M 54 Globular Cluster 18h 55m 46.6s -30° 27' 48" 7.7 12.0' Sagittarius M 57 Planetary Nebula 18h 54m 00.9s +33° 02' 39" 8.8 3.0'x2.4' Lyra M 92 Globular Cluster 17h 17m 29.0s +43° 07' 40" 6.5 14.0' Hercules M 102 Galaxy 15h 06m 48.6s +55° 43' 34" 9.9 6.5'x3.1' Draco NGC 5879 Galaxy 15h 10m 05.1s +56° 57' 50" 11.4 4.2'x1.3' Draco NGC 5905 Galaxy 15h 15m 42.1s +55° 28' 55" 12.1 4.0'x2.6' Draco NGC 5907 Galaxy 15h 16m 12.1s +56° 17' 41" 10.4 12.6'x1.4' Draco NGC 5908 Galaxy 15h 17m 01.9s +55° 22' 26" 12.0 3.3'x1.4' Draco NGC 5962 Galaxy 15h 37m 02.4s +16° 34' 27" 11.3 3.0'x2.2' Serpens NGC 5970 Galaxy 15h 39m 01.7s +12° 09' 10" 11.5 3.0'x2.0' Serpens NGC 6207 Galaxy 16h 43m 28.2s +36° 48' 51" 11.4 3.0'x1.2' Hercules
Endlich stehe ich draußen unter einem prachtvollen Sternhimmel -
und das bei angenehmen Temperaturen - einfach herrlich. Leider ist der Himmel nicht mehr ganz so brillant
wie noch vor zwei Tagen bei der Jagd nach den Leuchtenden Nachtwolken, aber trotzdem noch ganz akzeptabel.
Die Milchstraße spannt sich quer über den Himmel bis zum Südhorizont herab. Glücklicherweise macht auch
der Landwirt keine Schwierigkeiten, denn weit und breit ist kein Flutlicht eines Mähdreschers zu sehen.
Diesbezüglich hatte ich ja schon mal Pech und konnte wieder einpacken.
Diesmal habe ich vor, einige Objekte aufzusuchen, die ich vorher noch nicht beobachtet habe. Dazu gehören auch einige Messier-Objekte in den Sternbildern Schütze und Skorpion. Für das Sternbild Skorpion ist es allerdings schon zu spät, da es sich erfolgreich hinter Sträuchern verstecken kann. Auch ein -6,9 mag heller Irdium-Flare steht noch auf meiner Liste. Deshalb stellte ich zuerst die Kamera bereit, um für Iridium 57 gewappnet zu sein. Um das Warten zu verkürzen, überprüfe ich die Kollimation meines 8 Zoll Dobsons. Nur hier und da sind noch kleine Korrekturen nötig. Bis zum Auftauchen des Flares, knapp 11 Minuten nach Mitternacht, beobachtete ich noch schnell Messier 13 im Herkules. Der sternreiche und helle Kugelsternhaufen ist im 9 mm Weitwinkelokular wie immer ein herrlicher Anblick. Auch die Nachbargalaxie NGC 6207 ist leicht sichtbar. Dann kurz nach Mitternacht erscheint der Flare auch zum berechneten Zeitpunkt nördlich vom Kopf der Schlange und südöstlich der Nördlichen Krone. Ich drücke auf den Auslöser und belichtet 30 Sekunden lang und bin froh, den Flare zum richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben. Mittlerweile bemerke ich auch das Wetterleuchten in Richtung Westen. Im Elbe-Elster-Kreis herrscht zu diesem Zeitpunkt wohl ein kräftiges Unwetter. Und ich stehe hier mit meinem Dobson unter dem Sternenhimmel. Wirklich faszinierend und zum Teil unheimlich, immer wieder die Wolkentürme am Horizont hell aufblitzen zu sehen. Das Gewitter wird mich in dieser Nacht wohl nicht stören.
Ich wende mich wieder dem Nachthimmel zu und starte mit dem hellen Kugelsternhaufen Messier 22 im
Schützen. Ich staune nicht schlecht, da bei dieser geringen Horizonthöhe der Kugelsternhaufen bis ins
Zentrum aufgelöst und leicht oval erscheint. Was für ein fantastischer Anblick würde sich ergeben, wenn
M 22 höher stünde. Mit 6,2 mag Helligkeit ist das Objekt aber schon im Sucher als ovaler Lichtfleck
sichtbar. Westlich des Haufens erkennt man in meinem Übersichtsokular auch eine interessante Sterngruppe
von gleich hellen Sternen.
Weiter gehts per Starhopping zum Kugelsternhaufen Messier 28. M 28 ist deutlich kleiner, schwächer und
runder als M 22. Das Zentrum bleibt auch bei hoher Vergrößerung nicht aufgelöst. Nur im Randgebiet
erscheinen einige Sterne. Auch dieser Kugelsternhaufen erscheint im Sucher, allerdings als deutlich
schwächerer Nebelfleck.
Nun schwenke ich zu Messier 54. Mein Dobson zeigt hier fast parallel zum Horizont, was auch kein Wunder
ist, da der Kugelsternhaufen im südlichen Bereich des Schützen gerade einmal 7 Grad Höhe erreicht. Das
Objekt ist noch deutlich kleiner als M 22. Auch bei 100facher Vergrößerung bleibt der Haufen diffus und
nicht aufgelöst. Nur sein Zentrum erscheint etwas heller.
Weiter gehts zu Messier 9, diesmal im Schlangenträger, der etwas oberhalb der Sträucher steht. Dieser
Kugelhaufen ist ebenfalls im Sucher sichtbar. Mit 133facher Vergrößerung lässt sich aber nur der
Randbereich in einzelne Sterne auflösen. Das helle Zentrum bleibt unaufgelöst und leicht
sternförmig.
Messier 23 im Schützen präsentiert sich in meinem Übersichtsokular als wirklich hübsches Exemplar eines
offenen und relativ großen Sternhaufens. Viele gleich helle Sterne ordnen sich in Ketten und in der Form
eines Dreiecks an. Im östlichen Teil ist ein rötlich leuchtender Stern sichtbar, der wohl noch zum Haufen
gehört. Im Sucher erscheint M 23 als großer, leicht länglicher und deutlich sichtbarer Nebelfleck.
Mittlerweile intensiviert sich das Wetterleuchten. Auch die
Mücken werden wieder bissiger. Ich verlasse die südlichen Regionen der Milchstraße und schwenke in
Richtung Nordwesten zum Sternbild Drache. Nun verlasse ich die Umgebung der Milchstraße und stoße ins
Reich der Galaxien vor.
Auf dem Weg zu Messier 102 stoße ich auf NGC 5879 im Drachen. Die schwache und längliche Galaxie ist in
meinem 32 mm Übersichtsokular und im 9 mm Weitwinkel schon direkt sichtbar und steht östlich eines 7 mag
hellen Sterns. Danach schwenke ich auf die nadelfeine aber überraschend auffällige Galaxie NGC 5907. Die
Galaxie hat eine Elongation von 1:10 und erscheint mit knapp 12 Bogenminuten Länge wie eine feine Nadel.
Bei 130facher Vergrößerung ist ihr Zentrum deutlich heller als der restliche Galaxienkörper und
ebenfalls leicht länglich.
Nun nehme ich das schwache Galaxienpaar NGC 5905 und NGC 5908 in Augenschein. Mit dem Übersichtsokular
sind die beiden Galaxien durch den helleren Himmelhintergrund nicht sichtbar. Mit dem 9 mm Weitwinkel muss
ich schon eine ganze Weile suchen, um die beiden Galaxien indirekt als ovale und äußerst schwache
Lichtflecken der 12. Größenklasse wahrzunehmen. Bei NGC 5905 ist die Sichtung allerdings schon etwas
fraglich.
Schließlich stoße ich auf die Spindelgalaxie Messier 102 im Drachen. Die helle Galaxie erscheint von der
Seite innerhalb eines Dreiecks von Sternen 8., 9., und 10. Größenklasse eingebettet. Bei hoher
Vergrößerung erscheint der Galaxienkörper in der Mitte leicht dunkler. Macht sich hier schon das
charakteristische Staubband bemerkbar, was man auf länger belichteten Fotos erkennen kann?
Nach diesem kurzen Abstecher zum Drachen schwenke ich hinüber zum Kopf der Schlange. Bevor die einsetzende
Morgendämmerung mir einen Strich durch die Rechnung macht, möchte ich noch zwei weitere Galaxien
mitnehmen.
NGC 5970 in der Schlange ist eine schwache rundliche und eher diffuse Galaxie, die nur bei indirektem Sehen
als solche zu erkennen ist. Sie befindet sich direkt auf der Verbindungslinie zwischen Delta und Beta
Serpentis auf rund 1/3 dieser Strecke. Knapp 5 Grad nordwestlich von Beta Ser nehme ich noch NGC 5962 aufs
Korn. Auch diese Galaxie ist schwach und diffus, allerdings auch deutlich größer und ovaler als NGC
5970.
Nun reise ich zurück ins Sonnensystem und schubse den Dobson in Richtung Osten auf den Riesenplaneten
Jupiter zu. Seit Beginn der Beobachtung hat sich das Seeing etwas verschlechtert, da ich kaum Einzelheiten
auf der Jupiterscheibe wahrnehmen kann. Auffällig ist aber das fehlende südliche Äquatorband, was dem
Jupiter ein recht ungewöhnliches Aussehen verleiht.
Weil langsam aber sich die Morgendämmerung voranschreitet, widme ich mich noch einigen Standardobjekten
des Sommerhimmels. Vorher versuche ich noch den Kometen C/2009 K5 McNaught im Sternbild Giraffe
aufzusuchen, was mir aber leider nicht mehr gelingt. Die beiden Planetarischen Nebel Messier 57 in der
Leier und Messier 27 im Füchschen, sowie der Kugelsternhaufen Messier 92 im Herkules dürfen natürlich
auf keiner Tour fehlen und sind auch in der Dämmerung dankbare Objekte.
Nach dem Verstauen der Ausrüstung und bevor es wieder heimwärts geht, werfe ich noch schnell einen
letzten Blick auf die immer schwächer werdende Milchstraße. Kurz vor 3 Uhr morgens steige ich ins Auto
und fahre zufrieden nach Hause. Eine erfolgreiche Beobachtungsnacht liegt nun wieder hinter mir...
Ich kam kurz nach 17.00 Uhr bei den Kirchhainer Sternfreunden an und postierte mich zugleich auf dem Hof neben der Sternwarte. Ich staunte nicht schlecht, wie viel Besucher sich um die Teleskope scharrten, wenn man eher das verhaltene Interesse der letzten Jahre gewohnt war. Aber vielleicht lag es einfach am sehr guten Wetter. Die Organisation von Peter Taubert und seinen Vereinsmitgliedern war wie immer hervorragend, denn man hat sich für die Gäste ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Für das leibliche Wohl der Besucher wurde vor dem Eingang der Sternwarte ein kleiner Biergarten aufgebaut, wo Gäste Getränke und gegrillte Würstchen zu sich nehmen konnte. Dieser Platz war auch wie geschaffen, sich mit den Sternfreunden zu unterhalten und sie mit Fragen zu löchern, die auch prompt beantwortet wurden. Für die kleinen Gäste gab es ein astronomisches Glücksrad mit Preisen sowie einen Stand, wo die Kinder in Gips gegossene Sternbilder bemalen konnten.
Auf der
Beobachtungsterasse wurden verschiedene Teleskope aufgebaut, die mit Sonnenfilterfolie vor den Objektiven
bestückt waren. Allerdings sah die Sonne im Weißlicht eher langweilig aus, da sich - im Gegensatz zu den
letzten Wochen und Monate - kein einziger Sonnenfleck auf ihrer Oberfläche zeigte. Aber auch der neue 3 ½
Zoll ED-Refraktor der Sternwarte kam zum Einsatz, der extra mit einem Coronado-Sonnenfilter zur
H-Alpha-Beobachtung ausgestattet wurde. Auch mein Kumpel Uwe war schon anwesend und erklärte einigen
Gästen, was man im Licht des ionisierten Wasserstoffs erkennen konnte. Zu diesem Zweck hatte er sein neues
Hyperion-Zoomokular am Auszug montiert. Das H-Alpha-Teleskop wurde dann auch regelrecht umlagert, weil das
Sonnenbild naturgemäß nicht so langweilig wie im sichtbaren Licht erschien. Man erkannte hier zahllose
Filamente, in Form von hellen und dunklen Gebieten auf der Sonne. Am Rand waren auch zahlreiche
Protuberanzen erkennbar. Eine kleine schlaufenförmige Protuberanz auf ca. 11 Uhr Position zog dann die
meisten Blicke auf sich.
Am Platz hinter der Sternwarte hatten sich die jüngeren Vereinsmitglieder mit ihren eigenen Teleskopen
postiert. Bis zum Sonnenuntergang wurde die Sonne und der Mond am Taghimmel beobachtet. Allerdings wurden
die Teleskope auch zweckentfremdet und vorwiegend für die Beobachtung des Turmfalken-Pärchen im
angrenzenden Schulgebäude genutzt, die sich lautstark auf sich aufmerksam machten.
Kurz nach 19.00 Uhr
gab es dann den angekündigten Vortrag über den Sternhimmel. Der Vortragssaal der Sternwarte war gut
gefüllt und nahezu jeder Platz besetzt. Christoph Schindler assistierte Peter mit dem Beamer. Auf der
Leinwand wurde mit Hilfe der Freeware Stellarium der momentan sichtbare Sternhimmel projiziert. Im
Blickpunkt standen hier die sichtbare Sternbilder, der zunehmende Mond und die Planeten Venus, Mars und
Saturn. Vorher erklärte Peter den anwesenden Zuhörern - sozusagen analog zum Gesehenen - die Benutzung
der drehbaren Sternkarte. Zum Selbststudium erhielt man umfangreiches Material mit Infos zu den Planeten,
das von allen dankbar angenommen wurde. Ein kurzer Film zum aktuellen Frühlingshimmel bereicherte Peters
audiovisuelle Führung. Auch wurden den Anwesenden erklärt, warum der Mond immer dieselbe Seite der Erde
zuwendet, wie die dunklen Flecken und Krater entstanden sind, was man auf dem Mars entdecken kann und wie
sich der Saturn mit seinen Monden im Teleskop präsentiert.
Kurz nach Sonnenuntergang
konnte das frisch erworbene Wissen praktisch angewendet werden. Zu diesem Zweck baute ich meinen 8 Zoll
Dobson auf, der zugleich von einigen Besuchern umlagert wurde. Der Abendstern Venus zeigte im Teleskop eine
deutlich sichtbare Phasengestalt. Mit fortgeschrittener Dämmerung konnte auch der Ringplanet Saturn
südöstlich des Mondes aufgefunden werden. Leider zeigten sich mit Titan und Rhea nur 2 seiner hellsten
Monde. Dione und Tethys waren zu diesem Zeitpunkt schon hinter der Planetenkugel verschwunden. Das Seeing
war akzeptabel, so dass ich mit Hilfe eines Gelb und Blaufilters einzelne Wolkenstreifen in der
Saturnatmosphäre sichtbar machen konnte. Trotz des nur wenige Grad geöffneten Rings, war auf dem Saturn
auch der schmale Ringschatten andeutungsweise erkennbar. Der nur 8 Bogenminuten große Mars, der von der
Phase her ähnlich wie Venus erschien, zeigte Syrtis Major als auffälliges Dunkelgebiet. Mit einem
Rotfilter konnte ich auch die Nordpolkappe identifizieren. Später versuchte ich den Mond mit Hilfe meiner
Canon Kompaktkamera zu fotografieren, was leider nicht gelang, da der Autofokus seltsamerweise nicht
funktionierte und der Chip Störstreifen zeigte. Zwischendurch ließ ich immer wieder ein paar Gäste durch
das Teleskop blicken.
Auch nach 21 Uhr ebbte der Besucherstrom nicht ab. Ich hatte das Gefühl, das die gesamte Jugend
Doberlug-Kirchhains anwesend war. Geduldig beantwortet ich jede astronomische Frage und kommentierte das
Gesehene. Das Lieblingsobjekt der meisten Gäste war ohne Frage der Mond und der Ringplanet Saturn, der
intensiv in Augenschein genommen wurde. Bei einigen Besuchern kam sogar der Wunsch nach einem eigenen
Teleskop auf.
In diesem Sinne war der 8. Astronomietag 2010 für die Kirchhainer Sternfreunde ein großer Erfolg. Kurz
nach Mitternacht, rund eine Stunde später als geplant, endete dann auch die Veranstaltung.
Mond und Venus während der Dämmerung in Jeßnigk
Ursprünglich wollte ich schon viel eher am Platz eintreffen.
Unglücklicherweise musste ich eine weite� Umleitung fahren, da die Bundesstraße in Langengrassau
gesperrt war. So traf ich erst kurz nach 19.00 Uhr auf der Nordwiese ein. Ich postierte mich neben Ingo,
der schon fleißig dabei war, sein Equipment aufzubauen. Auch alle anderen waren dabei, sich für die
kommende Nacht vorzubereiten. In der noch im Bau befindlichen Elsterland-Sternwarte traf ich auf Michael
Möckel, der wohl jede sich bietende Gelegenheit nutzt, an der Sternwarte weiter herumzuwerkeln. Deshalb
hatte er auch wohl sein Instrumentarium nicht dabei. Ich staunte nicht schlecht, wie weit fortgeschritten
der Bau Sternwarte war. Wir kamen dann ins Gespräch über die Möglichkeit, die Sternwarte übers Internet
zu steuern, was in Jeßnigk Schwierigkeiten bereitet, da leider keine schnelle Datenleitung vorhanden ist.
Anfang Juni soll die Sternwarte zum größten Teil� fertig gestellt sein und natürlich auch feierlich
eröffnet werden.
Kurz vor Sonnenuntergang kamen Roger und seine Frau und hatten für die anwesenden Gäste schon heiße Bratwürste und Steaks vorbereitet. Kurz Zeit später war so gut wie nichts mehr übrig, zum Nachteil von Uwe Pilz der, nachdem Roger mobile Verpflegungststation schon längst wieder verschwunden war, verspätet am Platz eintraf. Unglücklicherweise hatten sich am selben Abend auch der örtliche Country Line-Dance Verein das angrenzende Vereinshaus angemietet. Eine Weißlichtdurchflutung des Platzes ließ sich nicht vermeiden. Aber glücklicherweise gab es noch einen kleinen Vorrat an schwarzer Folie. So wurden die Fenster einfach von Außen zugeklebten. Leider reichte die Folie nicht ganz für die letzten beiden Fenster. Auch störte die Straßenlaterne nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe der Einfahrt zum Beobachtungsplatz massiv.
Schon während des Sonnenuntergangs waren
die schmale Mondsichel und der Abendstern Venus deutlich zu sehen. Zu diesem Zweck nahm ich mit meiner
Canon EOS 1000D einige Stimmungsbilder auf. Auch präsentierte sich die Dämmerung stimmungsvoll und
farbenfroh. Der Farbverlauf reichte von dunkelblau, über gelb bis orange. An diesem Abend war auch das
Seeing außergewöhnlich gut. Die Phasengestalt der Venus stach im Okular deutlich hervor, trotz ihrer
niedrigen Höhe über dem Horizont. Auch der Mond war einfach herrlich anzusehen, mit seinem aschgrauen
Licht, dass sogar einige deutliche Helligkeitsschattierungen in den Mondmeeren zeigte. Mitsamt der schmalen
Sichel und den interessanten Strukturen in der Terminatorregion, war es einfach ein unbeschreiblicher
Anblick. Hier konnte zur Abwechslung mal bis zur maximal möglichen Vergrößerung beobachtet werden, ohne
dass das Bild durch die Luftunruhe merklich schlechter wurde. Mit fortschreitender Dämmerung waren im
Okulargesichtsfeld sogar einige hellere Sterne erkennbar. Einfach bemerkenswert. Mit bloßem Auge stachen
dann auch die Plejaden deutlich hervor, die sich ungefähr auf einem Drittel Entfernung zum Abendstern
befanden. Nach und nach wurde es immer dunkler und trotz Mondschein, waren gegen 23 Uhr deutlich
schwächere Sterne in der Zenitregion sichtbar.
Neben Mond und Venus standen allerdings auch noch zwei
weitere Planeten auf dem Beobachtungsprogramm. Den Mars stand nördlich der Praesepe im Krebs (M 44). Hier
war das Übersichtsokular die richtige Wahl. Trotz des Mondschein, war der Sternhaufen schon mit bloßem
Auge als kleines Wölkchen erkennbar. Mit einem höher vergrößernden Okular konnte ich auf dem winzigen
Marsscheibchen, das ebenfalls eine leichte Phase zeigte, hellere und dunklere Gebiete wahrnehmen. Der
Saturn stand mit seinen Monden ebenfalls sehr ruhig im Gesichtsfeld. Neben dem äußerst schmalen Ring,
konnte man den Ringschatten und zwei Atmosphärenbänder deutlich erkennen. Um die Planeten herum zeigte
sich eine Art kleiner Lichthof, was durch mehrere Beobachter bestätigt wurde. Die Okulare und die Optik
waren zu diesem Zeitpunkt allerdings frei von Tau. Wahrscheinlich streute hier etwas Vulkanasche das Licht.
Trotzdem herrschte eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit vor, so dass ich regelmäßig die Okulare und den
Sucher von Tau befreien musste. Später besserten sich die Bedingungen und die Durchsicht zusehends als es
kälter wurde.
Uwe Pilz erklärte einigen Gästen, die wohl vom Line-Dance-Clubabend geflüchtet sind, den Sernenhimmel. Danach beobachtete er einige Kometen und bestimmte deren Helligkeit und Komadurchmesser. Dabei fanden sich mit Ingo, Michael und mir auch einige Mitbeobachter ein. Der nun zirkumpolare Komet C/2007 Q3 Siding Spring im Drachen war leider nur sehr schwer zu erkennen und präsentierte sich als äußerst diffuses Objekt. Ich schätzte ihn auf ungefähr 12. Größenklasse. Der periodische Komet 81P/Wild stand zu diesem Zeitpunkt immer noch recht tief in der Jungfrau. Trotzdem war dieser Schweifstern weitaus besser zu sehen. Die Koma zeigte sich leicht länglich mit einem helleren Kern, kurzem Schweifansatz und einer moderaten Helligkeit von 9,5 mag. Östlich des Kometen erkannte man noch die Galaxie NGC 5493, die ich aber weitaus schwächer als die 11,4 mag Kataloghelligkeit einschätzte.
Bis zum Monduntergang nahm ich kein einziges Deep Sky-Objekt
aufs Korn, mit Ausnahme der Praesepe M 44 und des Eskimonebels NGC 2392 in den Zwillingen, aber nur, weil
Ingo fragte, was man in diesem Sternbild beobachten könnte. Kurz vor dem Monfuntergang fuhren auch schon
die ersten Gäste heim: Darunter waren Dietrich, den es gesundheitlich nicht gut ging, Uwe, der eigentlich
nur zum Kometenspechteln angereist war und Michael, der sich eher spontan betätigte und hier und da einen
Blick durch eine Optik warf. Auch Ingo, der am nächsten Tag wieder arbeiten musste, verstaute sein
Equipment in sein Auto und verabschiedete sich anschließend von mir. Zum Schluss, als der Himmel nun für
Deep Sky-Beobachtungen prädestiniert war, waren wir nur noch zu Dritt auf dem Platz. Allerdings hatte ich
danach irgendwie keine richtige Lust mehr, mich beobachterisch zu betätigen, da mich die Straßenlaterne
an der Einfahrt sowie das Lichtgeflackere aus dem Gebäudeinneren massiv störten. Das änderte sich auch
nicht, als ich kurzerhand mit meinem Teleskop umzog und mich näher zur Hecke positionierte, um den
Einfluss der Straßenlaterne aus dem Weg zu gehen. Wenigstens konnte ich nun den Kometen 81P/Wild nahezu
ungestört beobachten.
Langsam stieg auch die Milchstraße immer höher, so dass ich einen Blick auf den Kometen C/2009 K5
McNaught werfen konnte, der sich im Sternbild Schwan aufhielt. Der rund 8 mag helle Komet zeigte sich im
17mm Hyperion mit einer nahezu kreisrunden, deutlich zur Mitte hin kondensierten und überaus hellen Koma
mit einem sternartigen Kern. Auch meinte ich einen kurzen Schweifsansatz wahrzunehmen. Danach schwenkte ich
zum Leo-Triplett.
Das Galaxientrio, gebildet aus M 65, M 66 und NGC 3628, hatte ich aber schon deutlich besser gesehen. Der
Dunkelstreifen in NGC 3628 war zwar indirekt zu erkennen aber schwierig. Wenigstens konnte ich den einen
Spiralarm in M 66 sehen, auch M 65 zeigte ein paar Strukturen. Nun schwenkte ich kurz auf NGC 3872, die
sich rund 1 Grad südwestlich von Beta Leonis befand. Ich konnte hier aber nur eine leicht ovale und eher
diffuse Galaxie von knapp 11,7 Größenklassen erkennen.
Mittlerweile hatte sich schon Eis auf dem Autodach und
am Tubus abgesetzt. Die Okulare und der Sucher waren beschlagen. Zum Überfluss hatte sich auch mein Fön
verabschiedet und wahrscheinlich endgültig den Geist aufgeben. Die Line-Dance-Gruppe hatte inzwischen ihr
Meeting beendet und war am Aufräumen, so dass nun Licht den Platz aus den mit Folie unbedeckten Fenstern
flutete. Ich ließ das Teleskop stehen und widmete mich nochmal dem Saturn in Ralfs und Stefans Teleskop.
Einige Zeit später kehrte ich zu meinem Fernrohr zurück und lugte mal kurz ins Okular. Und hier entdeckte
ich eine hübsche spindelförmige, relativ helle Galaxie mit deutlich hellem Kern ? irgendwo im
nordwestlichen Bereich der Jungfrau gelegen. Ich hatte aber keine Lust weiter nachzuforschen, um welches
Objekt es sich dabei gehandelt hat.
Weiter ging es zu M 81 und M 82 im Großen Bären. Das Galaxienpaar ist immer wieder eine Augenweide: M 82
präsentierte sich im TS 9 mm SMA Okular sehr strukturreich. Die Knoten und Dunkestrukturen in der Galaxie
waren überdeutlich erkennbar, auch Dank der nun besseren Sichtbedingungen und der Abschaltung der
Straßenbeleuchtung. In M 81 konnte ich zumindest noch die Spiralstruktur erahnen.
Das letzte Objekt auf meiner Liste und ein Bote des nahenden Sommers war der Kugelsternhaufen M 13 nebst
deutlich sichtbaren Begleiter, die Galaxie NGC 6207 im Herkules. Ein wirklich hübscher Anblick im 9er. Der
Kugelsternhaufen, so meinte ich, ist nicht ganz rund. Durch die Sternketten nördlich und südlich wirkt er
deutlich asymmetrisch und eher etwas eckig.
Gegen 1:30 Uhr baute ich ab, weil auch die beiden anderen Sternfreunde angefangen haben, ihr Equipment zu
verstauen. Nachdem der Dobson wieder im Auto lag, verlosch auch das Licht im Vereinshaus. Typisch, aber wir
hatten keine Lust mehr, den Kram wieder auszuladen.
Zum Abschluss bestimmten Ralf und ich noch die Helligkeit des Himmelshintergrund mit dem Sky Quality Meter.
Wir kamen auf einen Durchschnittswert um 21,70 mag pro Quadratbogensekunden. Also lag die Grenzgröße
deutlich über 6,5 und nahe bei 7 mag. Nun war auch die Sommermilchstraße in 30 Grad Höhe über dem
Osthorizont deutlich zu sehen und die Region des Sternbild Schwan besonders strukturreich. Die Region um
den nördlichen Kohlensack erschien hier wie eine dunkle Höhle. Die Breite unserer Galaxis reichte bis
über das Sternbild Leier hinaus und selbst im Norden, war der schwächere Teil des Bandes sichtbar. Auch
nahm der Dunst in Horizontnähe etwas ab. So hätte es eigentlich den ganzen Abend sein können.
Um 2:30 Uhr war das 4. ATS nunmehr Geschichte. Alles in allem war es ein kleines aber schönes Treffen. Das nächste Mal kann ich aber auf störende Umgebungsbeleuchtung gut und gerne verzichten.
Sein großer f/5 Newton in der Sternwarte, mitsamt der schweren deutschen Montierung, ist nun auch schon über ein vierteljahrundert alt und wurde noch zu DDR-Zeiten von ihm eigenhändig konstruiert und gebaut. Die Rolldachhütte, als Schutzbau für das Teleskop, ist aber erst einige Jahre später entstanden. Der Tubus des Teleskops besteht zu einem Drittel aus einer Gitterkonstruktion, zu zwei Dritteln aus einem Tank eines Agrarflugzeugs. Dadurch ist das Teleskop auch entsprechend schwer. Auch besitzt es keinen Okularauszug im herkömmlichen Sinne. Nicht von ihm stammt der 260 mm Spiegel, der damals von Graßmann geschliffen und poliert wurde. Am Teleskop selber befindet sich noch ein Refraktor mit einem 80 mm Zeiss-Objektiv (1200 mm Brennweite), dessen Tubus ebenfalls eine Eigenkonstruktion ist, sowie ein Original Zeiss Okularrevolver mit entsprechenden Okularen. Durch diese Eigenschaften eignet sich der Refraktor besonders gut für detaillierte Planeten- und Mondbeobachtungen.
Zu Beginn nahmen
wir den Planten Mars im Sternbild Krebs aufs Korn: Der Anblick mit dem Zeiss-Refraktor war aber eher
enttäuschend, da seine Opposition schon einige Wochen hinter ihm lag. Dank des moderaten Seeings konnten
wir aber hellere und dunklere Gebiete auf seiner Oberfläche erkennen. Kein Vergleich aber mit der
Jahrhundertopposition im Jahr 2003, als wir in einer Nacht mit sehr gutem Seeing noch mehr Strukturen auf
seiner Oberfläche wahrnehmen konnten. Die Dunkelgebiete Syrtis Major und die Meridiani-Region bildeten
hier aber nur einen länglichen Fleck. Das Marsscheibchen selber zeigte auch eine kleine Phasengestalt.
Andeutungsweise war sogar die nördliche Polkappe erkennbar.
Bevor die westliche Mauer der Sternwarte die Beobachtung und das Aufsuchen erschwerte, widmeten wir uns noch schnell dem Orionnebel M 42/43: Im großen Newton passte der Große Orionnebel noch vollständig ins Gesichtsfeld des 20 mm Okulars. Das Trapez stand inmitten des Nebels, flankiert von einer länglichen Dunkelwolke. Und auch die zwei Schwingen des Nebels hoben sich klar vom Hintergrund ab. Nördlich von M 42 war auch noch der kleinere und leicht rundlich erscheinende Nebelkomplex M 43 sichtbar. Einen noch besseren Eindruck vom Nebel vermittelte aber der Refraktor bei hoher Vergrößerung. Hier konnte man noch weitere hellere und dunklere Gebiete und zum Teil auch Filamente im Nebel erkennen. Ein wirklich fantastischer und einprägsamer Anblick!
Nun Stand der Planetoid (4) Vesta auf unserem Beobachtungsplan, der sich immer noch inmitten des Löwenkopfes aufhielt. Um den Himmelskörper zu identifizieren, zog ich mein Palm-Planetarium zu Rate. Der Planetoid bildete hier mit zwei anderen nahezu gleich hellen Sternen ein gleichschenkliges Dreieck. Mit einer Helligkeit von 6,4 mag war Vesta natürlich auf Anhieb im Sucher zu sehen.
Nun schwenkten wir das Teleskop in Richtung des Doppelsternhaufens im Perseus (NGC 869/NGC 884), der aber inmitten der nordwestlichen Lichterglocke stand. Dementsprechend war auch der Anblick im Newton eher bescheiden. Hier ist man deutlich etwas anderes gewohnt, wenn selbst die Wintermilchstraße von diesem Standort aus kaum sichtbar ist.
Die Plejaden (M 45) im Stier standen schon in mittlerer Höhe im Westen. Leider passte der Sternhaufen nicht ins Gesichtsfeld des Newtonteleskops. Also schwenkten wir zurück in Richtung Süden zur Krippe (M 44) im Krebs. Mit dem 20 mm Okular passte der Sternhaufen ebenfalls nicht mehr ganz ins Gesichtsfeld. Auffällig waren aber die vielen hellen Sterne, die gleichmäßig über das gesamte Feld verteilt waren. Der Anblick im Sucher war, durch das deutlich größere Gesichtsfeld, dem Teleskopanblick vorzuziehen.
Einige Grad südlich der Krippe stand noch M 67, ein Sternhaufen wie geschaffen für das 20 mm Okular. Mit rund 4 Mrd. Jahren ist M 67 einer der ältesten Sternhaufen der Milchstraße. Im Okular konnte ich rund 80 gleich helle Sterne erkennen, die auch gleichmäßig über den gesamten Bereich des Sternhaufens verteilt waren. Dadurch ergab sich eine leicht ovale und stark begrenzte Form. Am nordöstlichen Randgebieten konnten wir noch einen helleren und deutlich rötlichen Stern 8ter Größenklasse (HD 75700) erkennen.
Nun widmeten wir uns NGC 2903 im Löwenkopf: Mit dem Newton war allerdings nur ein länglicher Nebelfleck sichtbar, ohne jedes Detail. Ein eher enttäuschender Anblick. Unter einem dunklen Himmel habe ich diese flächenhelle Galaxie deutlich besser in Erinnerung.
Nach einem kurzen
Abstecher zum Doppelstern Mizar und Alkor im Großen Bären, versuchten wir uns an M 81 und M 82, was sich
schwieriger als gedacht herausstellte. Durch die zenitnahe Position musste ich nahezu auf dem kalten
Sternwartenboden liegen und konnte die beiden Galaxien nordöstlich des Wagenkastens trotzdem nicht
auffinden. Als Ersatz stellte ich die Whirlpoolgalaxie M 51 in den Jagdhunden ein, die ich auf Anhieb fand.
Im 20 mm Okular war ihr Begleiter als schwächerer Lichtfleck deutlich sichtbar. Ansonsten sahen wir in der
größeren der beiden Galaxien nur ein helleres, sternartiges Zentrum, umgeben von einer eher blassen
Galaxienscheibe ohne Struktur. Weitere Details blieben uns, aufgrund der Lichtverschmutzung, leider
verborgen. Unter deutlich besseren Bedingungen konnte ich in meinem 8 Zoll Dobson andeutungsweise schon
eine Spiralstruktur erkennen kann.
Nun schwenkten wir in Richtung M 87 und dem Virgo-Galaxienhaufen. Allerdings konnten wir die Galaxie nicht eindeutig identifizieren, da es sich auch um M 86 gehandelt haben könnte. Im Gesichtsfeld selber blitzen ab und zu noch weitere schwache Galaxien hervor. In diesem Fall störte auch hier der aufgehellte Himmel die Beobachtung.
Zum Abschluss stellte ich noch schnell das Leo-Triplett M 65, M 66 und NGC 3628 ein. Im Newton waren die beiden helleren Galaxien sehr einfach zu sehen. Hotti bemerkete, dass die eine Galaxie (M 65) mehr von der Seite zu sehen war und wir bei der anderen (M 66), mehr von oben auf die Galaxienscheibe blickten. Und auch der schwächere Begleiter NGC 3628 war als schmaler aber blasser Lichtfleck direkt erkennbar.
Gegen 22.15 Uhr schlossen wir das Dach der Sternwarte wieder. Wir betrachteten noch kurz den Sternhimmel und bemerkten, dass ein dunkler und lichtverschmutzungsfreier Standort durch nicht zu ersetzen ist.