Schlangestehen am Riesendobson
Als ich gegen Mittag am Platz angkam, herrschte
schon ein reges Treiben vor. Unser kleiner Beobachtungstrupp hatte sich im hinteren Teil der Südwiese
postiert, wo sie regelrecht ein kleines Feldlager aufgeschlagen hatten. Ringförmig um die Mitte verteilt,
befanden sich dann die Teleskope. Uwe aus Chemnitz präsentierte hier auch seinen neuen Apo und eine
Selbstbaumontierung, die er aus Wasserrohren angefertigt hatte. Daneben hatte er einen kleinen Stand mit
Utensilien aufgebaut, die er gerne an den Meistbietenden verkaufen wollte. Ingo hatte ebenfalls schon seine
mit goldener Folie beklebten Teleskope einsatzbereit, die von einigen Interessierten von allen Seiten
bestaunt wurden. Uwe aus Finsterwalde zeigte anderen Besuchern schon die Sonne im Weißlicht. Zum Einsatz
kam sein 6 Zoll Konus-Refraktor mit Herschelkeil.
Nach dem Aufbau meines Zeltes machte ich einen kleinen Rundgang über dem Platz. Über den gesamten
Nachmittag verteilt trafen immer wieder neue Besucher ein. Auch einige ausländische Kennzeichen konnte ich
erkennen. So zum Beispiel Besucher aus Polen, Tschechien und sogar ein Wohnmobil aus Schweden. Dann traf
ich auf Thomas und seine Frau, die ich schon von den letzten beiden Treffen noch kannte. Sie hatten sich
aber diesmal 100 Meter weiter östlich unseres Lagers postiert. Nach einem netten Gespräch ging es wieder
zurück zu unseren Standort, wo ich langsam begann, mein Instrument aufzubauen.
Zwischendurch hatte sich Uwe Pilz dem Problem mit Ingos Maksutov angenommen, mit dem er schon seit dem
Südbrandenburger Sternfreundetreffen im Mai Schwierigkeiten hatte. Nach wenigen Minuten hatte er das
Teleskop kollimiert und es zeigte sich, dass der zwei Zoll Zenitspiegel der eigentliche Verursacher war.
Mit einigen Pappstreifen war auch dieses Problem zufriedenstellend gelöst. Nach dem Aufbau meines
Instruments, stellte ich den Sucher ein, der ein wenig verstellt war. Danach ging es an die Kollimation des
Instruments und an das Motortraining der Montierung, um für die kommende Nacht gewappnet zu sein.
Am späten Nachmittag stieß dann schließlich auch
Mario aus Heiligenstadt zu unserer kleinen Beobachtertruppe. Mario war zum ersten Mal auf dem HTT und hatte
sogar seinen Sohn mitgebracht.
Um Weißlicht und Blinklichter an den Autos zu vermeiden, deckten Ingo und ich uns erstmal mit Alufolie und
Klebeband ein, die das AstroTeam Elbe-Elster am Eingang zur Verfügung gestellt hatten. Im Nachhinein
erwies sich das als gute Idee, denn in der Nacht störte so gut wie kein Weißlicht oder irgendein
Blinklicht die Beobachtung.
Um 18.00 Uhr besuchte ich schließlich den ersten Vortrag im Hauptsaal des Vereinshauses, der bis auf den
letzten Platz gefüllt war. Prof. Dr. Steinmetz vom AIP, konnte mit einem sehr interessanten Vortrag den
Zuhörern die Geschichte des Teleskops näher bringen. Natürlich hatte dieser Vortrag auch den großen
Refraktor in Potsdam zum Thema, den Uwe und ich zur Langen Nacht der Wissenschaften im Juni besichtigen
konnten. Nebenbei warf man auch einen kleinen Ausblick auf zukünftige Großprojekte.
Nach dem Vortrag, der etwas länger als geplant dauerte, kam es dann auf der Nordwiese zum ersten
Spatenstich für die geplante Elsterland-Sternwarte, der sogar mit einem Gläschen Sekt begossen wurde.
Danach ging es schnell zurück an unserem Standort, um die Montierung einzunorden und auf die ISS zu
warten, die um 20:35 Uhr, mit einer Helligkeit von -3.4 mag, den Platz überfliegen sollte. Wie es der
Zufall wollte, kam es beim Überflug sogar zu einer "Bedeckung" des Sterns Wega!
Nun konnte ich hier zum ersten Mal auch meine neue
beheizbare Taukappe an meinm Schmidt-Newton ausprobieren. Die Adaption mit Rotlicht in der Dunkelheit
gestaltete sich allerdings etwas schwierig. Mit vereinten Kräften konnte aber auch dieses Problem gelöst
werden. Eine beheizbare Taukappe war zwar in beiden Beobachtungsnächten nicht nötig, da es im Gegensatz
zum letzten Jahr zu keiner Taubildung kam, im Gegenzug weigerte sich dann aber meine LXD-55 Montierung
vernünftig zu arbeiten. Schon beim Einschalten vollführte sie unkontrollierte und stockende Bewegung. Das
Display des Autostar zeigte einen "Motorfehler" an. Ich hantierte nahezu eine halbe Stunde herum,
überprüfte jede Kabelverbindung und sogar die Spannungsversorgung. Zeitweise gelang es mir sogar, die
Montierung auf 2 Sterne zu initialisieren. Beim Go-To auf M 13 tauchte dann abermals das Problem auf, so
dass der Tubus sogar an das Stativbein stieß und nur durch ein beherztes herausziehen des Netzsteckers zum
Anhalten bewegen konnte. Ich war schon drauf und dran den ganzen Kram zurück ins Auto zu schmeißen, als
es auf wundersame Weise dann doch noch gelang, die Montierung zum Laufen zu bringen. An was es nun lag,
konnte aber bis zum heutigen Tage nicht näher eingegrenzt werden.
Um 21.00 Uhr begann dann auch der HTT-Skyguide, der von Uwe Pilz moderiert wurde. Durch das Problem mit
meiner Montierung verpasste ich ihn leider. Jedenfalls hatte sich die Feldreparatur von Ingos Maksutov
schon mal gelohnt, weil das Instrument schön konzentrische Beugungsringe zeigte und auch am Jupiter seine
Leistung voll ausspielen konnte. Aber auch in Uwes Apo war der Jupiter, Dank des moderaten Seeings an
diesem Abend, ein regelrechter Augenschmaus.
Plötzlich leuchtete es hell neben uns im Feld auf, als eine Feuerwerksbatterie los ging und den Platz
taghell erleuchtete. Da hatte sich wohl irgendjemand einen kleinen Scherz zum zehnjährigen HTT-Jubiläum
erlaubt...
Derweilen lief meine Montierung wie am Schnürchen und selbst das Go-To funktionierte zeitweise tadellos.
Selbst im 9 mm Okular waren die Objekte am Gesichtsfeldrand zu sehen. Und selbst Mario war darüber mehr
als erstaunt, da er das Problem mit meiner Montierung schon bei unserer gemeinsamen Beobachtungsnacht in
Rückersdorf kannte. So wurden in dieser Nacht einige Standardobjekte beobachtet. Der Höhepunkt für mich
ganz klar die Planeten Jupiter, Uranus und Neptun, sowie Messier 33, mit deutlich sichtbarer
Spiralstruktur. Und auch die 300 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxiengruppe Stephans's Quintett im
Pegasus konnte überzeugen und zeigte sich sehr deutlich im Gesichtsfeld meines Okulars.
Gegen Mitternacht ging es zur
H-Alpha Bar, die immer noch gut gefüllt war. Ich aß eine Kleinigkeit und schoss dann einige nächtliche
Stimmungsfotos mit meiner Canon EOS 1000D. Ich traf am Einlass zum Gelände auf Ingo und Dietrich. Obwohl
Ingo kein Mitglied des AstroTeam Elbe-Elster war, hat er sich bereit erklärt, ab und zu Wache zu
schieben.
Neben der Terrasse vor dem Vereinshaus traf ich auch auf einen einsamen Astrofotografen. Michael Möckel,
den ich beim 1. ATS im April kennen lernen konnte, war gerade dabei, die Montierung zu testen, die für die
geplante Elsterland-Sternwarte bestimmt war.
Gegen 2.00 Uhr morgens präsentierte sich der Himmel dann so, wie man es eigentlich von einem typisch
durchschnittlichen HTT gewohnt ist. Und auch die Lichterglocken von Berlin und Herzberg waren nicht mehr
all zu auffällig. Die Dreicksgalaxie M 33 konnte indirekt als leicht flächiges Objekt wahrgenommen
werden, was auch von einigen weiteren Beobachtern bestätigt wurde. Gemeinsam mit Mario und einem weiteren
Hobbyastronom, bestimmten wir dann noch die Grenzgröße im Kleinen Bären auf 6,7 bis 6,9 mag. Ich kroch
dann gegen 3.30 Uhr in meinem Schlafsack. Einige weitere Hobbyisten, darunter Erhardt Hänßgen mit seinem
Riesendobson, machten noch bis zur Morgendämmerung durch. Auch hörte ich am nächsten Morgen, dass das
Zodiakalicht wohl sehr eindrucksvoll über dem Osthorizont zu sehen war.
Nach ein kurzen und unruhigen Nacht war ich gegen 8.30 Uhr wieder auf
den Beinen. Um 9.00 Uhr ging die gesamte Truppe zum Frühstück. Am Frühstückbuffet konnte sich jeder
für 5 ? satt essen. Danach machte ich einen kleinen Rundgang über dem Platz, umhier und da ein Foto zu
schießen. Das Frühschoppen, mit dem Blasorchester der Bergarbeiter Plessa, fand dann ebenfalls gegen 11
Uhr statt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war dann auch der letzte Morgenmuffel aus seinem Schlafsack
gekrochen. Die Musik war nicht ganz so mein Fall und glücklicherweise bekamen wir am Ende der Südwiese
nicht all zu viel mit. Allerdings war ich erstaunt, wie viele Herrschaften älteren Semesters aus Jeßnigk
sich zu dieser musikalischen Darbietung eingefunden hatten.
Beim Rundgang über dem Platz, konnte man auch käuflich etwas erwerben oder einige Neuigkeiten bei
diversen Astrohändlern selbst testen: So wurden die Lundt-Sonnenteleskope bei Wolfgang Lille regelrecht
umlagert. Gerd Neumann Jr. bot gleich eine ganze Reihe seiner Astronomik-Filter an und beantwortete
geduldig jede aufkommende Frage. Anwesend war auch Daniel Arndt von ASTROTECH, der einige Schnäppchen aus
seinem reichhaltigen Sortiment feilbieten konnte. Einige Besucher hatten sogar eigene Stände aufgebaut. So
war sicherlich für jeden Geldbeutel etwas dabei. Uwe aus Chemnitz konnte auch eine biegsame Welle an
seinen Platznachbarn abtreten. Dieser war ein älterer und überaus netter Herr aus Königs-Wusterhausen,
der regelmäßig an der Volkshochschule Astronomiekurse für das gemeine Volk anbot und mit einer
Zeiss-Montierung und einem Zeiss Refraktor anwesend war. Leider wollte noch niemand seinen selbst gebauten
Sonnenprojektionschirm, geschweige denn einen seiner Gegengewichte haben. Am Nachmittag wurden wir auch von
Peter und Christoph von den Kirchhainer Sternfreunden besucht, die interessiert unsere aufgestellten
Teleskope musterten.
Am Nachmittag fanden dann auch verschiedene
Workshops statt. Im Vereinshaus wurde ein Optikqualitätstest angeboten, wo Interessierte ihre Optiken
testen konnten. Den Spiegelschleifkurs von Thomas Heising besuchte ich ebenfalls. Hier konnte man sogar an
zwei Rohlingen selbst Hand anlegen. Zwischendurch präsentierte Elisabeth Dietze vom Astroclub Radebeul ihr
Schülerprojekt, das die Veränderlichenbeobachtung mit einer digitalen Kompaktkamera zum Thema hatte.
Danach konnte man mit Martin Fiedler Bilder mit Giotto und Avistack bearbeiten. Hier wurde mir auch von
einem Mitglied der Sternwarte Radebeul der richtige Umgang mit Fitswork gezeigt. Uwe Pilz half beim
justieren von Newtonteleskopen und stellte die VDS-Fachgruppe Kometen sowie sein neues Einsteigerbuch vor.
Leider fanden all diese Workshops nahezu zeitgleich statt, so dass ich einiges verpasste.
Weil die Sonne schon recht niedrig stand, warf ich auch mal einen Blick durch Erhards H-Alpha-Teleskop. Auf
der Minimumssonne zeigten sich auf 7 und 11 Uhr Position kleinere Protuberanzen und auf der Oberfläche
nahezu keine Fackelgebiete. Im Weißlicht sah es auf der Sonnenscheibe sogar noch langweiliger aus. Es
bleibt zu hoffen, dass beim nächsten HTT es zumindest eine größere Fleckengruppe zu sehen gibt. Somit
war ich fast der letzte, der einen Blick durch dieses Teleskop werfen konnte, denn Mario wollte unbedingt
Erhards Gegengewichtsstange für seine Astro-5 Montierung haben, die er leider zu Hause vergessen hatte.
Und auch Uwe aus Chemnitz konnte einem Tschechischen Sternfreund mit seinem 8 kg Gegengewicht aushelfen.
Eine Premiere auf dem 10. HTT war dann die
Prämierung von verschiedenen Selbstbauinstrumenten am späten Samstagabend. Der Hauptpreis ging an den 16
Zoll Gitterohrdobson von Daniel Restemeier, der von Gerd Neumann Jr. einen gesponserten 2 Zoll Nebelfilter
überreicht bekam. Ein weiterer Preis, eine CD-Rom zum Thema Selbstbau aus dem Oculum-Verlag, wurde einem
älteren Herrn verliehen, der eine clevere Fotonachführung präsentieren konnte. Und auch Uwe aus
Chemnitz, mit seiner genialen Wasserrohrmontierung, war einer der Preisträger. Erwähnt wurden außerdem
der tolle 20 Zoll Dobson der Lausitzer Sternfreunde und ein 11 cm Apo, dessen Objektiv aus der letzten
Elbeflut gerettet werden konnte. Dieser Refraktor ruhte außerdem noch auf einer Selbstbaumontierung, die
der berühmten Zeiss-Telementor-Montierung nachempfunden wurde. Die Festveranstaltung zum HTT-Jubiläum um
19.00 Uhr im Vereinshaus verpasste ich leider ebenfalls. Wenigstens wurde ich mit einem wunderschönen
Sonnenuntergang und einem farbenfrohen Dämmerungshimmel vertröstet.
Als schließlich die Nacht mit dem Überflug der ISS um 21.00 Uhr
eingeleitet wurde, waren alle wieder an ihren Teleskopen. Diesmal hatte ich keinerlei Probleme mit der
Montierung. Und selbst das Go-To funktionierte ab und zu tadellos. Leider war die Nacht von den
Sichtbedingungen her deutlich schlechter als die vorhergehende. Die Stadt Herzberg machte sich mit einer
deutlich sichtbaren Lichterglocke störend bemerkbar. Und auch sonst lag die Horizontumgebung im Dunst. Nur
in Richtung Zenit waren die Bedingungen mit deutlich über 6 Magnituden Grenzgröße relativ gut. Für
viele lichtgeplagte Hobbyastronomen die zum diesjährigen Teleskoptreffen gereist waren, stellte der Himmel
trotz alledem das Optimum dar.
Trotz dieser für das HTT eher bescheidenen Bedingungen
versuchten Mario und ich uns an lichtschwachen Galaxie. An diesem Abend konnte ich zum Beispiel zwei
Mitglieder des Draco Triplett (NGC 5982 und NGC 5985) sehen sowie die große und ziemlich lichtschwache
Galaxie NGC 4236 im Drachen zum ersten Mal beobachten. Uwe aus Chemnitz und Ingo versuchten sich in der
Zwischenzeit am Planeten Jupiter. Der andere Uwe zeigte einigen Gästen die Standardobjekte des Sommer- und
Herbsthimmels. Gegen Mitternacht brach ich dann die Beobachtung ab und verbrachte den Rest der Nacht in der
Nähe der H-Alpha-Bar und des Hänßgen Risendobsons.
Nachdem ich mich bei Rogers Stand etwas gestärkt hatte, unternahm ich eine Runde um den Platz und schoss
hier und da noch einige Stimmungsfotos. Zurück an unserem Beobachtungsort warteten Ingo und Uwe auf dem
beginnenden Schattenvorrübergang des Mondes Io vor der Jupiterscheibe. Auf Grund der schon recht niedrigen
Stellung des Riesenplaneten. war das Ausharren der beiden aber nicht von Erfolg gekrönt. Mein
abschließender Besuch am 42 Zoll Riesendobson, mit dem eindrucksvollen Cirrusnebel im Okular, war dann das
letzte, was ich in dieser Nacht und auf dem diesjährigen HTT astronomisch unternahm. Durch den
Schlafmangel der letzten Nacht, war ich schon so erschöpft, dass sich mich schon gegen 2 Uhr in meinem
Zelt wiederfand.
Am Sonntagmorgen herrschte Aufbruchstimmung vor. Ich verzichtete diesmal aufs Frühstück und verstaute die astronomische Ausrüstung und den ganzen Campingkram in aller Ruhe. Gegen 9.30 Uhr verabschiedete sich Mario und fuhr nach Hause. Kurz vor 11 Uhr waren schließlich auch die Anderen unseres kleinen Beobachtercamps zum Aufbruch bereit. Ich verabschiedete mich von den beiden Uwes und Ingo und versprach, die beiden Sachsen frühestens zum Südbrandenburger Sternfreundetreffen im nächsten Jahr wieder zu sehen. Bevor ich Heim fuhr, verabschiedete ich mich noch von Thomas und seiner Frau und bedauerte, diesmal kaum zugegen gewesen zu sein. Auch die beiden werde ich sicherlich im nächsten Jahr zum 11. Herzberger Teleskoptreffen - vom 9. bis 12. September 2010 - wiedersehen.
Der Große Wagen ist oft der erste Ausgangspunkt, um auch Laien den Sternhimmel näher zu bringen.
Da das Wetter an jenem Montag Abend nahezu ideal zum Spechteln war, wollte ich mir zur Abwechslung mal
wieder ein richtiges Beobachtungsprojekt vornehmen. Ursprünglich hatte ich geplant, im Sternbild Schwan
einige neue Objekte zu beobachten. Aber Mathias hatte zugesagt. Und so fuhr ich gegen 21.30 Uhr raus zu
unserem Beobachtungsstandort.
Der Aufbau und die Kollimation des Instruments ging diesmal ziemlich schnell von statten und als ich gerade
M 13 drin hatte, bemerkte ich aus Richtung Briesensee ein Licht. Es war Mathias und nach einer kurzen
Begrüßung stiegen wir auch gleich in die Beobachtung ein.
Als erstes nahmen wir uns einige Kugelsternhaufen des Sommerhimmels vor. Ich erklärte ihm was Kugelsternhaufen eigentlich sind und zeigte auch gleich einige Exemplare. M 13 im Herkules, als hellster und größter Haufen des Nordhimmels, kam da gerade recht. Mathias war begeistert von dem Anblick der Sterne, die sich um ein dichtes Zentrum herumwindeten. So machte ich ihn gleich noch auf die Nachbargalaxie NGC 6207 aufmerksam. Diese erkannte er kaum und er musste schon genau hinsehen, um sie zu entdecken. Kein Wunder, schließlich gehört sie doch zu den eher etwas schwierigeren Objekten und wird auf Grund des prominenteren Nachbarn leicht übersehen.
Danach kam M 92, ebenfalls im Herkules gelegen, an die Reihe: Sein Zentrum war, im Gegensatz zu M 13, kaum
aufgelöst. Auch erschien er vom Aussehen her sehr viel kompakter und kleiner zu sein als dieser. M 5 in
der Schlange sah dann eher etwas blass aus, weil das Objekt schon relativ nah am Horizont stand. Ähnlich
wie M 5 erging es auch M 3 in den Jagdhunden.
Da wir schon in den Jagdhunden weilten, stellte ich die bekannte Whirpool Galaxie M 51 ein. Ich erkannte
sofort die Ansätze der Spiralarme in NGC 5194. Mathias nahm hingegen nur ein diffuses Leuchten war.
Daraufhin ging es zum Galaxienpaar M 81 und M 82 im Großen Bären. Die beiden Objekte gehören zu den
hellsten Galaxien des Nordhimmels und Mathias empfand den Anblick des Galaxienduos als weitaus
interessanter.
Als nächstes schob ich h und Chi Persei ins Okular. Beim Anblick der beiden Offenen Sternhaufen viel er
fast vom Hocker und man konnte ihn gar nicht mehr vom Okular lösen. Zum Vergleich empfand er den hübschen
Offenen Sternhaufen M 34 im Perseus ziemlich unspektatkulär.
So langsam näherten wir uns den Highlights des Himmels. Allerdings stellte ich zuerst noch NGC 891 in der
Andromeda ein. Diese Galaxie ist unter einem aufgehellten Himmel schon recht anspruchsvoll. Seltsamerweise
erkannte mein Mitbeobachter die lichtschwache Galaxie in Kantenlage schon auf Anhieb. Langsam stellte sich
hier wohl eine gewisse Übung ein. Auch kam er immer besser mit der Bedienung des Dobsons klar und konnte
die Objekte schon selbst nachführen.
Danach ging es zur berühmten Dreiecksgalaxie M33: Im Okular zeigte sie sich als heller ovaler Fleck. Die
H-II-Region NGC 604 war überraschenderweise recht auffällig. Sogar Mathias erkannte sie auf Anhieb. Mit
höherer Vergrößerung konnte ich sogar den Ansatz der Spiralarme wahrnehmen. Kein Wunder, war es doch
inzwischen richtig dunkel geworden. Später, nachdem Mathias heimgefahren war, konnte ich die Galaxie schon
indirekt mit dem unbewaffneten Auge am Himmel erkennen.
Die Andromedagalaxie gehört ebenfalls zu den Highlights des Himmels und kann schon bei eher mäßigen
Bedingungen mit bloßem Auge erkannt werden. Bei geringer Vergrößerung war der Anblick schlichtweg
überwältigend: Die Galaxie passte nicht mehr ins Gesichtsfeld des 32 mm Okulars. Nördlich des helleren
Kerngebiets, konnte ein Paar von Dunkelstreifen ausgemacht werden, die sogar Mathias recht leicht erkennen
konnte. Die Nachbargalaxie M 110 zeigte sich als auffälliges ovales Objekt, M 32 als runder und heller
Lichtball. Er fragte mich, warum ich die Galaxie nicht gleich zu Beginn eingestellt habe. Daraufhin
erwiderte ich, dass man sich langsam an die Highlight herantasten sollte, um keine Langeweile aufkommen zu
lassen.
Jetzt stellte ich die Plejaden ein, die erst vor einer Stunde über dem Horizont erschienen sind. Auch diesen Anblick empfand Mathias als interessant, obwohl die Plejaden nicht ganz ins Okulargesichtsfeld passten. Danach kam NGC 404 an die Reihe, die beiläufig auch als Mirachs Geist bezeichnet wird. In der Nähe von Beta And gelegenen, erschien die Galaxie wie eine Reflexion des orange erscheinenden Nachbarsterns.
Weil der Riesenplanet Jupiter nun im Süden stand, war es langsam an der Zeit den größten Planeten
unseres Sonnensystems zu beobachten. Bei gutem Seeing waren die Atmosphärenbänder sehr auffällig.
Allerdings wurden wir beide durch die Helligkeit regelrecht geblendet, was fast schon unangenehm war. Die
beiden Monde Ganymed und Io bildeten links vom Planeten einen schönen "Doppelstern".
Neptun, der äußere Planet unseres Sonnensystems, hatte ich noch nie vorher aufgesucht. Deshalb stellte
die Beobachtung auch für mich eine Premiere dar. Die Gelegenheit war auch recht günstig, da sich der
Planet in der Nähe des Jupiters aufhielt. Ich befragte also mein Palm Planetarium und innerhalb weniger
Minuten, hatte ich den Planeten im 9 mm Okular eingestellt. Dort erschien er als winziges blaugrünes
Scheibchen, eher einem Stern als einem Planeten nachempfunden, das mit zwei anderen Sternen ein
auffälliges spitzes Dreieck bildete.
Als nächstes beobachteten wir M 17 im Schützen. Der Schwannebel, auch Omeganebel genannt, machte seinen
Namen alle Ehre, weil er tatsächlich wie ein auf dem See schwimmender Schwan erschien. Die recht
eigentümliche Form konnte sogar Mathias bestätigen, der den Nebel selbst als Schwan bezeichnete, noch
bevor ich den Namen ausgesprochen hatte. M 16 in der Schlange, auch als Adlernebel bezeichnet, war hingegen überraschend unauffällig,
trotz des eingesetzten UHC-Filters. Aber wahrscheinlich überstrahlte hier der helle Sternhaufen den
gesamten Nebelkomplex.
Nun kam endlich auch das Paradeobjekt des Sommerhimmels an die Reihe, das auf keiner Tour durch den Sommerhimmel fehlen durfte: Der Ringnebel M 57 im Sternbild Leier. Dieser war im 9 mm Okular extrem auffällig und hell, sein Zentrum nicht ganz dunkel und ebenfalls mit Nebelmaterie gefüllt. Im Ring selber konnte wir sogar einzelne Strukturen ausmachen. Danach ging es gleich weiter zu M 56. Der Anblick des Kugelsternhaufen war für Mathias eher enttäuschend. Hier wäre sicherlich eine größere Öffnung, wie mein 10 " Schmidt-Newton von Vorteil gewesen.
Nun machte ich den Vorschlag, zur Abwechslung mal einen Kometen zu beobachten. C/2006 W3 Christensen stand immer noch hoch am Himmel. Er befand sich in der Nähe der Pfeilspitze und war deshalb in wenigen Sekunden eingestellt. Im Okular zeigte er sich als heller, runder, diffuser Fleck, mit einem helleren Zentrum und inmitten der Milchstraße gelegen. Ich schätzte den Kometen auf 8,3 Magnituden und seinen Komadurchmesser auf knappe 5 Bogenminuten. Mathias war hier weniger begeistert, weil er wahrscheinlich nicht wie der typische Komet im Okular erschien.
Ein weiteres und nicht minder Interessantes Exemplar der Planetarischen Nebel stellt der Hantelnebel M 27 im Füchschen dar: Mit hoher Vergrößerung zeigte er sich als grünliche Nebelscheibe, mit seiner auffälligen Hantelform. Auch ohne Filter konnten die Ohren und andere Strukturen in der Nebelhülle ausgemacht werden. Mathias empfand den Planetary deshalb auch als weitaus interessanteres Objekt, als sein berühmterer Gegenspieler M 57 in der Leier.
Plötzlich bemerkte ich hinter mir ein grünliches Leuchten und den Schattenwurf meines Körpers auf dem Tubus meines Dobsons. Mathias schrie lauthals auf und berichtete anschließend, einen hellen grünlichen Feuerball gesehen zu haben, der in zahlreiche Bruchstücke zerbrach. Ich beglückwünschte ihn für diese Sichtung, weil so ein Ereignis doch recht selten vorkommt. Leider habe ich den Boliden, der um 1.20 Uhr in östlicher Richtung vom Himmel fiel, nicht gesehen.
Das Beste kommt natürlich immer zum Schluss und so stellte ich den Cirrusnebel im Schwan ein. Ich erklärte meinen Mitbeobachter, dass hier vor 10.000 Jahren eine Supernovaexplosion stattgefunden hat. Die Schockfront ionisierte die umliegende Materie, so dass heutzutage zarte Nebelfilamente zu sehen sind. Der westliche Teil, nahe des Sterns 32 Cyg, war mit O-III Filter länglich und schön strukturiert. Mathias empfand den Anblick des Nebels als das Highlight der Beobachtung. Da kannte er aber noch nicht den östlichen Teil des Cirrusnebels. Dieser Nebelteil schlug schließlich alles Gesehene: Die Strukturen und Filamente, die sich dem Beobachter präsentierten, waren schlicht unbeschreiblich detailliert, so dass ich meinen Mitbeobachter kaum vom Okular lösen konnte. Und selbst ohne Filter waren die beiden Nebelgebiete schon auffällig.
Der berühmte Nordamerikanebel, mit der einprägsamen Golfregion, war dann das letzte Objekt, welches wir zusammen beobachteten. Mathias fuhr dann gegen 1.45 Uhr heim...
Ich schwenkte derweilen durch den Schwan und stieß auf den für mich schönste Doppelstern des Himmels - Albireo. Die orange und bläuliche Komponente, in einem reizvollen Sternfeld gelegen, war eine regelrechte Augenweide für mich. Im Schwan fand ich auch einige Objekte, die ich hier zum ersten Mal beobachten konnte. Darunter waren die Offenen Sternhaufen NGC 6997, NGC 7039 und NGC 6811, die gut getarnt im reichen Milchstraßenhintergrund ihr Dasein fristeten, und die kleinen Planetarischen Nebel NGC 7027 und NGC 6884, die sich aber kaum von einem Stern unterschieden. Dabei war der bläulich und winzig erscheinende NGC 7027 - eigentlich ein protoplanetarischer Nebel - das interessantere der beiden Exemplare, weil hier sogar der Zentralstern ab und zu hervorblitzte. Danach kam der Sichelnebel NGC 6888 an die Reihe, wobei ich hier Schwierigkeiten hatte, ihn überhaupt zu finden, selbst mit einem O-III Filter im Okular.
Als letzte Objekte kamen dann noch einmal M 33, und NGC 891 an die Reihe. Mein Palm Planetarium verzeichnete in der Nähe von 60 And zwei schwächere Galaxien, wobei ich hier nur NGC 846, als blasser, kleiner und leicht ovaler Nebelfleck, erkennen konnte. Trotz der größeren Helligkeit blieb NGC 812 für mich verborgen. Aber wahrscheinlich machte sich auch schon langsam die Müdigkeit breit. Nach einem Abstecher zu NGC 7331 im Pegasus - auf Stephan's Quintett verzichtete ich dankenswerter Weise - war auch diese erlebnisreiche Beobachtungsnacht erfolgreich abgeschlossen.
Ich traf mich zuerst mit Uwe in
Finsterwalde. Anschließend fuhren wir gemeinsam zur Bungalowsiedlung nach Rückersdorf - nicht weit vom
Standort des Südbrandenburger Sternfreundetreffens entfernt. Dort angekommen lief auch schon eine kleine
Grillparty, weil Marios Frau Geburtstag hatte. Allerdings bauten wir erstmal unsere Geräte auf und ich
half Mario dabei, seinen Newton zu kollimieren. Nach dem Abendessen stiegen wir sogleich in die Beobachtung
des zunehmenden Mondes ein, der sich tief über dem südlichen Horizont befand. Mein Palm-Programm
"Astromist" war dabei eine groß Hilfe, die einzelnen Mondformationen zu identifizieren. Auf jeden Fall war
Marios Familie stark beeindruckt vom Anblick der interessanten Strukturen unseres Erdtrabanten.
Ein Grund warum ich nicht
all zu gerne mit dem 10 Zöller beobachte ist, dass ich nach wie vor Schwierigkeiten mit der Go-To-Steurung
der LXD55-Montierung habe. Auch ist die Schlepperei auf Dauer für mich ziemlich anstrengend, da ich die
Ausrüstung 3 Stockwerke runter ins Auto tragen muss. Mit den ganzen Koffern und sonstiger
Ausrüstungsgegenständen ist es auch ein ziemlich langwieriges Verfahren, bis alles zur vollsten
Zufriedenheit im Kofferraum verstaut ist. So benutze ich doch lieber meinen leichten 8 Zoll Dobson, der
innerhalb nur einer Minute aufgebaut ist.
Hier gilt wieder einmal die Devise, dass das beste Teleskop dasjenige ist, mit dem man am Häufigsten
beobachtet. Und so kam es wie es kommen musste: Nach fast einem Jahr Abstinenz mit dem Schmidt-Newton hatte
ich massive Probleme, die Objekte mittels Go-To anzufahren - und nicht nur, weil ich am Anfang das falsche
Datum in den Autostar abgespeichert hatte. Auch hatte ich es versäumt, ein Motortraining durchzuführen. Aber
der Ort, mit den ganzen umliegenden Bäumen, ließ diese Prozedur einfach nicht zu. Mario hatte mit dem
Go-To seiner EQ-6 hingegen keinerlei Probleme. Ich brauchte, bei der 2-Sterne Ausrichtung, gleich mehrere
Anläufe, bis das Objekt zumindest im 6x30 Sucher zu sehen war. Nach über einem Jahr musste ich mich auch
wieder an ein parallaktisch montiertes Newtonteleskop gewöhnen. Beim ersten Schwenk des Tubus, verrutschte
dieser plötzlich in seinen Rohrschellen, weil ich es versäumt hatte, die Schrauben fester anzuziehen.
Auch fiel mein Okular ins Gras, weil der Auszug in Richtung Boden wies und ich vergessen hatte, es zu
arretieren. Erstaunlicherweise stimmte aber noch die Kollimation des Newton, so dass ich hier nicht viel
korrigieren musste.
Weil der Mond in der
Zwischenzeit hinter Bäumen verschwunden war, wurden noch in der Dämmerung M 13 und M 92 im Herkules sowie
M 57 in der Leier beobachtet. Den Anblick der beiden Kugelsternhaufen hatte ich allerdings viel besser in
Erinnerung, was vielleicht auch daran lag, weil die Nautische Dämmerung noch nicht all zu weit
fortgeschritten war. Beim Beginn der astronomischen Dämmerung zeigte sich der berühmte Ringnebel aber
schon weitaus detaillierter. Bei M 27, dem Hantelnebel im Füchschen, hatte ich mal wieder mit meinem Go-To
zu kämpfen. Mario tippte das Objekt einfach in die Bedienung seiner Steuerung ein und nach wenigen
Sekunden, zeigte sich das Objekt nahezu in der Gesichtsfeldmitte. Ich war schon glücklich, den
Planetarischen Nebel im zweiten Anlauf zumindest schon im 10x50 Sucher zu sehen. Obwohl der Anblick von M
27 in jedem Instrument beeindruckend war, war ich doch sichtlich überrascht, wie detailliert sich die
Nebelstrukturen in meinem 10 Zöller und ohne Filter präsentierten. Hier war mein 9 mm TS SWM
Weitwinkelokular die bessere Wahl. Dank der Nachführung, konnte ich den Hantelnebel in aller Ruhe
beobachten. Da ich schon mal in dieser Milchstraßengegend weilte, war es nun an der Zeit, M 71 anzufahren.
Welch Überraschung, als sich der Kugelsternhaufen schon am Rande des Gesichtsfeldes meines 25 mm Okulars
zeigte.
M 56 stand dann als
nächstes Objekt auf meiner Liste: Der Kugelsternhaufen in der Leier war zwar im 10 Zöller schon bis ins
Zentrum aufgelöst, aber weitaus weniger beeindruckend als seine berühmteres Pendant im Herkules.
Nun hatte ich vor, den Kometen C/2006 W3 Christensen zu beobachten, der sich in einer optimalen
Beobachtungsposition und in der Nähe von Zeta Cygni aufhielt. Ich zeigte die Position des Schweifsterns
Uwe in meinem Palm Planetarium und nach wenigen Sekunden, hatte er ihn auch schon in seinem Instrument
eingestellt.
Hier zeigte sich der Komet mit einer überraschend hellen, leicht grünlich und ovalen Koma, mit einem
annähernd sternförmigen und hellen Zentrum. Der innere Bereich der Koma war ebenfalls etwas heller und
wir meinten sogar, einen kurzen Schweifansatz wahrzunehmen. Insgesamt schätzte ich die Koma auf 5
Bogenminuten Größe und zwischen 8 bis 8 ½ mag Helligkeit. Nach einigen Rumrühren in der Zeta Cygni
Region, fand auch ich den Kometen mit dem Schmidt-Newton. Und das ganz ohne dieses blöden Go-To's.
Auf eine Zeichnung des
Schweifsterns verzichtete ich aber, weil ich vor hatte, mit meiner Canon EOS 1000D einige
Sternfeldaufnahmen anzufertigen. So ließ ich den Kometen Komet sein und kramte erstmal meine DSLR hervor.
Inzwischen war
es auch richtig dunkel geworden, so dass ich so einige schöne Stimmungsfotos schießen konnte. Uwe und
sein Teleskop waren dabei das bevorzugte Objekt. In Richtung Himmelspol versuchte ich sogar, 2 Minuten lang
zu belichten um zu dokumentieren, dass die Strichspuren länger wurden, je weiter man sich vom nördlichen
Himmelspol entfernte. Auf einem Foto konnte ich, mit 25 Sekunden Belichtungszeit, sogar den Andromedanebel
abbilden. Danach versuchte ich einige Reihenaufnahmen des Cygnus Rift anzufertigen, um diese später mit
Deep Sky Stacker zu addieren. Natürlich vergaß ich nicht, auch Dunkelbilder aufzunehmen. Insgesamt
entstanden dabei 6 Aufnahmen mit je 20 Sekunden Belichtungszeit. Besser wäre es gewesen, die Kamera dabei
nachzuführen. Leider hatte nur Mario den passenden Kamerahalter an seiner Rohrschelle parat. Die Montage
der DSLR gestaltete sich aber etwas umständlicher, als ich gedacht hatte. Leider war die Schraube auch auf
der hinteren Rohrschelle montiert, so dass selbst mit 55mm Brennweite der Tubus im Kamerasucher erkennbar
war. So verzichtete ich erstmal auf die Bilder...
Nach diesem kleinen fotografischen Ausflug und nach rund einer Stunde Abstinenz am Teleskop, stand der
Komet immer noch inmitten des Gesichtsfeld meines 9 mm Okulars. Die Nachführung funktionierte also
tadellos.
Als nächstes kam NGC 891 in der Andromeda an die Reihe, die Mario in seinem Gerät nicht auffinden konnte.
Selbst ich hatte mit dem größten Teleskop am Platz so meine Probleme. Deshalb war ich auch etwas
skeptisch als Mario plötzlich meinte, Stephans Quintett im Pegasus aufgefunden zu haben. Ich
identifizierte das Objekt hingegen als NGC 7331.
Zwischendurch wurde auch immer wieder der Jupiter beobachtet, was sich gar nicht als so einfach
herausstellte, da sich der Riesenplanet überwiegend hinter Bäumen versteckte. Allerdings konnten wir bei
einer Gelegenheit, als er sich zwischen den Ästen eines Baumes kurzfristig zeigte, sogar einen
Schattenwurf von Io auf seinen Wolkenbändern verfolgen.
Mittlerweile hatten wir alle mit Tau zu
kämpfen. Uwe kramte erstmal seine selbst gebaute Rohrschelle aus einer Isomatte vom letzten HTT hervor und
hatte die übrige Nacht keinerlei Probleme mehr.
Bei Marios Newton war aber schon der Fangspiegel zugetaut. Kein
Wunder, dass er Probleme hatte, einige schwache Objekte zu finden. Leider war das Kabel meines 12V Föns zu
kurz, um ihn auszuhelfen. Auch meine Schmidtplatte, beide Sucher und die Okulare waren inzwischen von Tau
befallen. Nach all den Jahren der Benutzung hatte mein Fön, aus fernöstlicher Produktion, einen
Wackelkontakt, so dass ich sehr schön verfolgen konnte, wie in regelmäßigen Abständen die Sicherung am
Kabel blau aufleuchtete und der Fön aussetzte. Irgendwann wird wohl ein Neuer fällig werden. Es dauerte
jedenfalls einige Minuten, bis ich das Teleskop und die Okulare vom lästigen Tau befreit hatte.
In der Zwischenzeit hatte ich es auch aufgegeben, die Go-To Steuerung zu benutzen. So ließ ich erstmal die
Montierung in die Nähe von Mirach schwenken und stellte NGC 404 dann Mit Hilfe des 10x50 Suchers ein. Mit
NGC 7814 im Pegasus verfuhr ich ähnlich.
Danach suchte ich den Cirrusnebel auf, dessen Strukturen im 10 Zöller und O-III Filter schlicht
überwältigend waren - trotz des relativ kleinen Gesichtsfeld des 25 mm Okulars. Auch Pickerings
Triangular Wisp, genau zwischen NGC 6992 und NGC 6960 gelegen, war ebenfalls schon sehr leicht zu sehen und
zeigte eindeutig eine filamentartige Struktur. Der eindrucksvolle Andromedanebel M 31 und der
Doppelsternhaufen h und Chi im Perseus, bildeten dann den krönenden Abschluss meiner Tour durch den
Sternhimmel.
In der Zwischenzeit hat Uwe schon angefangen, seine Ausrüstung einzupacken und auch ich fing lagsam an, meinen Kram zu verstauen. Auch machte sich langsam schon die beginnende Morgendämmerung bemerkbar. Aus diesem Grund wurde noch schnell der Jupiter beobachtet. Im Laufe der Nacht hatte sich das Seeing merklich verbessert, so dass wir sogar den Großen Roten Fleck in Marios Instrument identifizieren konnten. Uwe verabschiedete sich danach und fuhr dann gegen 3 Uhr heim. Ich hatte es allerdings nicht so eilig und unterhielt mich noch mit Mario, währen ich die Ausrüstung im Auto verstaute. Da bemerkte ich, dass Venus langsam hinter den Bäumen am Waldrand empor kroch. Ein wirklich schönes und stimmungsvolles Motiv zeigte sich hier am dunkelblauen Morgenhimmel - mit dem rötlichen Mars, den aufsteigenden Plejaden und den Tannen im Vordergrund. So holte ich noch einmal meine Kamera hervor und schoss eine Belichtungsreihe von dieser hübschen Konstellation. Schließlich war es auch für mich an der Zeit, um 4 Uhr morgens heimzufahren.
Kurz vor 17.00 Uhr kamen wir am Hauptbahnhof in Potsdam an. Dort fuhren alle 15 Minuten Shuttle-Busse nach
Golm und auf den Telegrafenberg. Als erstes stand aber der Uni-Campus in Golm auf unserer Liste.
Wissenschaftler und Studierende der Universität Potsdam begrüßten die zahlreichen Besucher und man
konnte sich zu verschiedenen Wissenschaftlichen Themen informieren.
Im Haus der Physik und Astronomie gab es zum Beispiel Wettbewerbe und Spiele für die ganz kleinen
Besucher. Neben Vorträgen, Experimenten und Führungen, waren die Korridore in den Gebäuden mit
zahlreichen Infotafeln gepflastert, wo sich die Besucher zu speziellen Forschungsthemen der
mathematischen-naturwissenschaftlichen Fakultät informieren konnten.
Als erstes besichtigten wir die neu entstandene
Übungssternwarte auf dem Dach des Gebäudes. Dort gab es einen 14 Zoll Schmidt-Cassegrain von Celestron
auf einer GM 4000 Montierung zu bestaunen. Nebenan stand auch ein 8 Zoll SC von Celestron bereit, das mit
einem Baader Filter zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung ausgestattet war. Auf der Sonne gab es leider keinen
einzigen Sonnenfleck zu sehen. Trotzdem waren das kleinere und insbesondere das größere Teleskop von
einer großen Anzahl Besuchern umringt.
Wir erfuhren nebenbei, dass es beim Aufstellen des großen Geräts Schwierigkeiten gab. Die Firma, die das
Gerät installierte, war seltsamerweise der Meinung, dass das Gebäude genau in N-S-Richtung orientiert
war. So kam es, dass die Polachse um mehr als 15 Grad zum Himmelspol abwich. Ein ganz normaler Kompass
wäre sicherlich hilfreich gewesen. Auch nach der Korrektur, haben die Studenten immer noch mit einem ziemlich großen Restfehler von 20
Bogensekunden zu kämpfen, so dass die Objekte im Höchstfall nur 90 Sekunden belichtet werden können.
Außerdem mussten wir überrascht feststellen, dass das Wissen der Studenten, im technischen Handling und
in der praktischen Beobachtung mit Teleskopen, noch sehr große Lücken aufwies. Wir erfuhren, dass genau
aus diesem Grund auch die Sternwarte installiert wurde, um die Wissenslücken der zukünftigen
Wissenschaftler zu kompensieren.
Die astronomischen Bilder von Sternhaufen Galaxien und Nebekn, die mit diesem Instrument und einer
CCD-Kamera gewonnen wurden, konnten übrigens in den Korridoren des Gebäudes besichtigt werden.
Im Foyer gab es einen kurzen Filmvortrag, der den
Pfingstrosennebel-Stern im Zentrum unserer Milchstraße zum Thema hatte. Dieses recht außergewöhnliche
Objekt, wurde von den Wissenschaftlern der Potsdamer Universität erst vor einem Jahr entdeckt. Dieser
Stern ist nach Eta Carina der zweithellste unserer Galaxis und besitzt 150 bis 200 Sonnenmassen und eine
Oberflächentemperatur von 25.000 Grad.
Den Vortrag "Warum leuchtet unsere Sonne" von Prof. Dr. Wolf-Rainer Hamann, verpassten wir leider, weil wir
uns mit einer netten Postdoktorandin unterhielten, die auf dem Gebiet des interstellaren und
intergalaktischen Mediums promoviert hatte. Sie erläuterte uns mit große Begeisterung ein meterlanges
Spektrum ihres Lieblingsquasars HE3247-4342 am Südhimmel, mit einer Rotverschiebung von z = 2,89. Das
entspricht einer Entfernung von 10 bis 11 Mrd. Lj! Bei dieser Analyse-Methode werden Spektren von
Hintergrundquellen untersucht (z.B. von Sternen und Quasaren), die Absorptionslinien von Gaswolken
enthalten, die sich zwischen der Quelle und der Erde befinden. Dies wird dazu benutzt, um die räumliche
Verteilung und die physikalischen Eigenschaften des Gases zu untersuchen. Nebenbei lösten wir aber auch
einen kleinen Astronomie-Test, den wir mit Bravur bestanden.
Danach besuchten wir den sehr interessanten Vortrag von Prof. Dr. Philipp Richter zum Thema "Die
Milchstraße "Unsere Heimatgalaxie", der auf Grund des großen Besucheransturms vom Seminarraum in einen
Hörsaal verlegt werden musste. Der Vortrag bestach durch die witzige und lockere Art des Rezensenten, des
in unseren Augen noch recht jungen Professors. Anschließend folgte der Vortrag "Das verschleierte
Universum" Materie zwischen den Welteninseln", der genau so gut besucht wurde.
Nach diesem Abstecher zur Universität Potsdam fuhren wir kurz vor 22.00 Uhr zurück zum Hauptbahnhof, wo wir auch eine Kleinigkeit aßen. Wir wollten dann den nächsten Shuttlebus in Richtung "Wissenschaftspark Albert Einstein". Leider hatte der Bus, den wir kurz vorher verpasst haben, einen Unfall auf dem regelrecht mit parkenden Autos zugestellten Telegrafenberg, so dass keine Busse mehr fuhren und wir mit dem eigenen PKW hinfahren mussten. Bedauerlicherweise war es zu dieser späten Stunde auch zu dunkel für Außenaufnahmen der architektonisch sehr interessanten AIP-Gebäude und des Großen Refraktors. Ich fand es im Nachhinein schade, nicht am Tag hier gewesen zu sein. Aber dann hätten wir auf die interessanten Vorträge in Golm verzichten müssen.
Kurz nach 23 Uhr war noch eine Vielzahl an Besuchern auf dem Berg
anwesend. Im Kuppelgebäude des Großen Refraktors hatte sich auch eine lange Schlange gebildet. Viele
Besucher wollten mal einen Blick durch das imposante Fernrohr werfen, welches erst im Jahre 2003
grundsaniert wurde. Mit einem Durchmesser von 80 cm und einer Brennweite von 12,2 Metern, ist es das
viertgrößte Linsenteleskop der Welt. Es besitzt ein speziell für fotografische Spektraluntersuchungen
korrigiertes Objektiv. Als Leitrohr, und demnach für visuelle Beobachtungen vorgesehen, dient ein Teleskop
von 50 cm Durchmesser und 12,5 Meter Brennweite. Der Große Refraktor ist deshalb ein Doppel-Refraktor und
besteht aus zwei parallel zueinander ausgerichteten und fest verbundenen Teleskopen.
Auf Grund der langen Wartezeit von über 1 ½ Stunden verzichteten wir aber dankend. Wir erfuhren nämlich,
dass sich auf der Wiese vor dem Einsteinturm eine Gruppe von Studenten versammelt hatte, die mit einem 10
Zoll SC von Meade hantierten. Leider hatten diese ihren Sucher vergessen. So konnten sie das Teleskop nur auf den rötlichen Hauptstern
des
Bärenhüters
(Arktur) ausrichten. Als es etwas ruhiger wurde machten wir den Vorschlag, es noch einmal mit Go-To zu
versuchen und diesmal den imposanteren Kugelsternhaufen M 13 im Herkules einzustellen. Das Einstellen von
zwei hellen Sternen ohne Sucher, um die Steuerung zu initialisieren, gestaltete sich als schwierig.
Schließlich erschien der Kugelsternhaufen dann doch noch im Okular. Und plötzlich wurde auch die Schlange
am Teleskop länger. Die Prozedur hat sich somit auf jeden Fall gelohnt und wir hörten zahlreiche
Begeisterungsrufe der anwesenden Besucher.
Kurz vor Schluss besuchten wir noch den Einsteinturm, wo ein Mitarbeiter des AIP das Instrumentarium des
Gebäudes erklärte. Ich war besonders vom halbrunden Arbeitszimmer angetan und konnte mir gut vorstellen,
wie damals die Auswertung der Beobachtungen in diesem Zimmer verlief.
Gegen 1.00 Uhr morgens machten wir uns schließlich auf den Heimweg mit der Gewissheit, dass ein Samstag auf gar keinen Fall ausreicht, um an allen Veranstaltungen teilzunehmen. Deshalb haben wir uns fest vorgenommen, auch im nächsten Jahr die "Lange Nacht der Wissenschaften" am 5. Juni 2010 zu besuchen.
Das Gelände des 12. Südbrandenburger Sternfreundetreffens in Rückersdorf
Als ich am frühen Abend ankam, lief gerade der Vortrag des Vorsitzenden des Vereins der Südbrandenburger Sternfreunde André Winzer, der seine neu gebaute Sternwarte in Burg vorstellte. Diesen Vortrag verpasste ich leider. Auf dem Weg dorthin traf ich aber auf Uwe und Ingo, die gerade vom Kaffeetrinken kamen. Auch ich konnte mich dann noch an frisch gebackenen Kuchen und Kaffee im Vortragssaal stärken.
Ursprünglich wollte ich mich neben Uwe und Ingo
stellen. Da die Wiese leider nicht gemäht wurde, zwei weitere Sternfreunde den Platz wegschnappten und
auch sonst viele Unebenheiten ein Aufstellen meines Dobsons verhinderte, musste ich mich auf dem Plattenweg
neben der Wiese postieren. Wie ich finde eine gute Wahl, weil hier die Pollenproduktion nicht ganz so
extrem ausfiel. Auch einige Vereinsmitglieder des AstroTeams Elbe-Elster waren schon auf dem Platz anwesend
bzw. trafen erst hinterher ein. So auch Ralf Hofner und Dr. Erhard Hänßgen, diesmal aber ohne seinen 42
Zöller.
Ich entdeckte auch Uwe
Pilz aus Leipzig, der sein neues Buch vorstellte und seinen schwarzen 12 ½ Zoll Dobson dabei hatte. Auch
einige bekannte Stammgäste des Herzberger Teleskoptreffens konnte ich wieder sehen. Ich traf auch auf
Mario von den Sternfreunden Eichsfelde, der im letzten August, während der Partiellen Sonnenfinsternis,
die Sternwarte in Doberlug-Kirchhain besuchte. Der Platz war auch reich mit Fernrohren aller Klassen,
Größen und Herstellern bestückt. Mein Kumpel Uwe war besonders von einem 60 mm Lundt H-Alpha
Sonnenteleskop angetan: Die Sonne im H-Alpha zeigte sich hier besonders kontrastreich und mit zahlreichen
Strukturen und Protuberanzen. Er erklärte mir, dass das zweitbeste H-Alpha Bild der Sonne war, welches er
je gesehen hatte.
Zwischendurch kontrollierte ich die Kollimation meines Newtons und hatte auch einige Fragen an Uwe Pilz zwecks der korrekten Einstellung der Optik. Gegen 18.30 Uhr gabs schließlich Abendbrot für die anwesenden Sternfreunde mit reichlich Bratwürsten und Steaks vom Grill. Dazu wurde Kartoffelsalat, frisch gebackenes Brot und Brötchen gereicht. Danach gab es einen sehr interessanten Bildvortrag von Harald Paleske, der seine selbstgebauten Teleskope zur Sonnen- und Mondbeobachtung vorstellte. Dieser konnte die Anwesenden mit hoch aufgelösten Bildern von Sonne und Mond begeistern. Ein direkter Vergleich mit der Aufnahme einer Mondsonde, konnte alle Teilnehmer von der sagenhaften Qualität des verwendeten Instruments überzeugen. Auch Uwe Pilz hielt einen kurzen Vortrag zum Thema Grenzgrößenbestimmung. Dabei erwähnte er eine interessante Methode, wie man die Helligkeit des Himmelshintergrunds mit Hilfe einer DSLR-Kamera bestimmen könnte. Ein Artikel über diese Methode wird demnächst in der Zeitschrift "Interstellarum" erscheinen. Den dritten Vortrag über die Sonne verpasste ich leider.
Schon in der Dämmerung zeigte der zunehmende Mond eine
schöne Pollenkorona, was für die Teleskope und vor allem für die Optik eher nicht von Vorteil war. Schon
nach kurzer Zeit war mein frisch gewaschenes Auto und der Tubus meines Teleskops mit gelben Kiefernpollen
bedeckt. Selbst die hellsten Sterne waren von einem kleinen Hof umgeben. Trotzdem zeigte sich der Himmel
sehr transparent und es war nahezu windstill. In der Dämmerung machten sich auch die Mücken unangenehm
bemerkbar. Ein Ehepaar aus Sachsen half mir glücklicherweise mit Autan aus.
An diesem Abend wurde überwiegend der Mond, mit seinen interessanten Strukturen entlang der
Terminatorregion, sowie der Ringplanet Saturn beobachtet. Stellenweise war das Seeing so gut, dass man auf
dem Planeten einige Bänder recht deutlich erkennen konnte. Auch kleinste Details unseres Erdtrabanten
präsentierten sich bei ruhiger Luft deutlich und plastisch im Okular.
Ich hatte mir vorgenommen einige Mondaufnahmen durch ein 40 mm Okular und meiner Canon Powershot A80 zu
machen. Nebenbei erhielt mein GSO Dobson auch gleich das First Light in Sachen Mondbeobachtung. Eingepackt
hatte ich auch den "Kleinen Mondatlas", damit ich die Mondregionen im Teleskop identifizieren konnte. Am
interessantesten fand ich das Mare Imbrium mit der Apenninen Region und den Kratern Archimedes, Autolycus
und Arristillus. Platos dunkler Boden lag noch im Schatten. Nur der Kraterrand war in Sonnenlicht getaucht.
Unter ruhigen Bedingungen und mit hoher Vergrößerung konnte ich entlang des Alpentals Kleinstkrater
ausmachen. Selbst die schmale Hadley Rille war erkennbar. Mons Hadley zeigte einen spitzen Schatten und
erschien wie eine hell erleuchtete Pyramide. Auch die auffälligen Berge im Mare Imbrium (Montes
Spitzbergen, Mons Piton) zeigten scharfe und nahezu pechschwarze Schatten.
Uwe und Ingo unternahmen
unterdessen den Versuch, den Mond mit einer Webcam aufzunehmen. Noch am Platz wurde das Video mit Giotto
bearbeitet und die Einzelbilder gestackt. Für einen ersten Versuch mit Uwes 08:15 Webcam, konnte sich das
Bild schon sehen lassen.
Weil ich etwas abseits vom Schuss war, bekam ich leider recht wenig von der Stimmung auf dem Platz mit. Uwe
teilte mir dann noch mit, dass ein Arbeitskollege von ihm mit seiner Familie anwesend war. Mit seinem 6
Zoll Konus Refraktor wurden Saturn und der Mond beobachtet, was regelrecht Begeisterungsstürme bei seinem
Arbeitskollegen und dessen Kinder auslöste. Auch hellere Deep Sky Objekte wurden beobachtet. So standen
der Kugelsternhaufen M 13 im Herkules, der Ringnebel M 57 in der Leier und der Doppelsternhaufen h und chi
Per auf der Beobachtungsliste. Ingo versuchte sogar noch einige schwächere Galaxien aufzusuchen. Ich
persönlich hatte ausnahmsweise mal kein einziges Deep Sky Objekt beobachtet. Ich konnte mich vom Mond und
seinen Strukturen einfach nicht losreißen.
Einige Teilnehmer saßen dann noch im Vortragsraum des Besucherzentrums und fachsimpelten in geselliger
Runde. Eine gute Gelegenheit, sich aufzuwärmen und noch ein Bierchen zu trinken. Nach und nach wurde es
auch auf dem Platz ruhiger. Einige Teilnehmer fuhren nach Hause bzw. begaben sich auf ihr Zimmer im
Besucherzentrum. Nachdem ich meine Bilder auf Uwes Laptop geladen hatte, fuhr auch er gegen 2:15 Uhr heim.
Beim Verlassen des Besucherzentrums bemerkte ich den Mond
umrahmt von einigen Tannen. Ein schönes Motiv, besonders mit dieser Pollenkorona. So wollte ich noch mal
schnell ein paar Fotos machen. Auf dem Rückweg zum Gebäude passierte es dann: Ich stolperte auf dem
holprigen Plattenweg und verdrehte mir den Fuß. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine
Canon EOS 1000D in der Tasche verstaut, sonst wäre das Ganze nicht so glimpflich ausgegangen. Nach einem
kurzen Fluch meinerseits wegen dieser schmerzvollen Erfahrung, konnte ich dann wenigstens noch einige
schöne Aufnahmen des untergehenden Mondes machen. Des Weiteren konnte ich mich noch mit einem Anfänger
nett unterhalten, der ein kleines GoTo Teleskop dabei hatte. Danach packte auch ich in aller Ruhe meinen
Kram ins Auto.
Inzwischen war auch der Mond untergegangen. Der Platz war ebenfalls zur Ruhe gekommen. Man hörte nur das
Froschgequake und einige recht unheimlich klingende Geräusche von Tieren, die ich nicht so recht
identifizieren konnte. So setzte ich mich in meinen Stuhl und beobachtete noch den dunklen Sternhimmel.
Wirklich schade, dass ich zu diesem Zeitpunkt mein Fernglas nicht dabei hatte. Die Milchstraße zeigte sich
reich strukturiert mit zahlreichen Dunkelwolken bis zum Südhorizont. Auch konnte ich die Grenzgröße auf
6.8 Magnituden im Zenit bestimmen. Leider zeigte sich jetzt in Richtung Elsterwerda auch ein Skybeamer, der
wohl durch das Mondlicht überstrahlt wurde. Weil inzwischen auch die Morgendämmerung einsetzte, fuhr ich
um 3:45 Uhr nach Hause, nicht ohne noch eine Begegnung mit der Polizei in Doberlug-Kirchhain zu haben.
Der Dämmerungshimmel am Morgen des 26. April in Jeßnigk
Bei so einem kleinen Teleskoptreffen herrscht natürlich eine besonders familiäre Atmosphäre vor. Ich und Uwe bauten unsere Teleskope direkt neben Steffi aus Wittenberg auf, die einen bläulich Celestron 4,75 Zoll Refraktor auf einer EQ-6 Montierung dabei hatte. Wir erfuhren auch, dass sie im September 2008 ebenfalls auf den HTT war und sich an Uwes orangen Konus Refraktor erinnern konnte. Sie erinnerte sich auch an Ingo, mit seinen mit Goldfolie überzogenen Teleskopen. Ich überprüfte noch schnell die Kollimation meines 8" Dobson. Hierbei musste ich glücklicherweise nur den Hauptspiegel leicht verstellen. Ein Sternfreund lieh sich auch mein Chesire aus, um seinen 12 Zoll Meade Lightbright Dobson zu kollimieren. Später half ich einem weiteren Sternfreund bei der Kollimation seines Teleskops.
Noch in der Dämmerung konnten wir Saturn beobachten, der aber keinen reizvollen Anblick bot, weil das
Seeing noch ziemlich bescheiden war. Später sollte sich die Luftunruhe aber entscheidend verbessern.
Allerdings konnten vier seiner Monde beobachtet werden. Wir verglichen den Anblick des Planeten in Uwes,
Steffis und in meinem Teleskop. Nebenbei konnte sogar Merkur, knapp über dem Nordwest-Horizont gelegen,
gesichtet werden. Gegen 22.00 Uhr rief Ralf zum Abendessen bei Roger. Nach einem kurzen Fußmarsch konnten
sich die Sternfreunde endlich stärken. Für ein geringes Entgelt gab es Bratwürste und Knacker vom Grill.
Gereicht wurde auch frisch gezapftes Bier und sogar Kaffee als Aufputschmittel für die lange
Beobachtungsnacht. Dies war auch
die Gelegenheit in gemütliche rund geselliger Runde mit den übrigen Sternfreunden fachzusimpeln. Kurz vor
23.00 Uhr war es schließlich dunkel genug, um mit den Beobachtungen zu beginnen.
Als erstes stellte ich den Kometen
C/2009 F6 Yi-SWAN ein, der sich etwas südlich des Offenen Sternhaufen Trümpler 2 und rund 4°
südöstlich des berühmten Doppelsternhaufens im Perseus zeigte. Im Teleskop erschien dieser nur als ein
diffuser und runder Lichtfleck. Mit höherer Vergrößerung zeigte sich die innere Koma etwas heller. Ich,
Uwe und Steffi versuchten, alle Objekte parallel aufzusuchen und den Anblick in den drei Teleskopen zu
vergleichen. Natürlich standen die reichen Galaxienfelder im Löwen, Jungfrau und im Haar der Berenike mit
als erstes auf unserer Beobachtungsliste. Ich beobachtete neben dem Leo Triplett M 65, M 66 und NGC 3628
auch NGC 2903 im Kopf des Löwen. Auch die Sombrerogalaxie M 104 in der Jungfrau wurde beobachtet. Hier
zeigte sich das Staubband schon direkt, aber nicht mehr so deutlich wie eine Woche zuvor. Weiter ging es
zur Blackeye Galaxie M 64 im Haar der Berenike. Hier konnte man schon das dunkle Staubband in der Nähe des
Kerns erkennen. Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen und Fluchen aus Dietrichs Richtung: Uwe war mit
Dietrichs Beobachtungsstuhl zusammengekracht und hatte diesen auch sogleich entschärft.
Leider zeigte sich der Himmel kurz vor und nach Mitternacht nicht ganz so
transparent, wie bei unserer letzten Beobachtung in Radensdorf vor fast genau einer Woche. Der Nordhorizont
war etwas aufgehellt, so dass die Milchstraße zwar erkennbar, aber keinesfalls eindrucksvoll war. In
Richtung SW zeigte sich auch die Stadt Herzberg als auffällige Lichtglocke. Ich habe mir von Ralf sagen
lassen, dass am Tag zuvor die Bedingungen deutlich besser waren und man sogar SQM-Werte von 21,71 messen
konnte. Die Bedingungen und das Seeing verbesserten sich aber im Laufe der Nacht und die Milchstraße, in
halber Höhe über dem Nordost-Horizont, hob sich nun viel deutlicher ab - wie man es eigentlich vom HTT
gewohnt ist. Schließlich konnten SQM-Werte von 21,64 gemessen werden. Die Lichtglocke über Herzberg war
in der zweiten Nachthälfte nicht mehr ganz so ausgeprägt. Auch hatte sich der Wind gedreht, der den Dunst
und die Restpollen regelrecht weg bliesen. Dies nahm ich zum Anlass, die Grenzgröße anhand einer
Vergleichskarte im Kleinen Bären zu bestimmen. Zuerst überprüfte ich meinen obligatorischen
"Doppelstern" mit den zwei Sternen SAO 44582 und SAO 44573 in den Jagdhunden. Die Sterne mit 6,3 und 6,5
mag waren leicht zu sehen. Dann nahm ich mir das schwache Dreieck aus Sternen oberhalb von Zeta und Epsilon
Ursa Minoris vor: Der 6,6 mag Stern SAO 2556 war sehr einfach zu erkennen. Sogar die beiden 6,9 mag Sterne
waren ebenfalls schon direkt sichtbar. Also muss die Grenzgröße bei 7,0 mag gelegen haben.
In dieser Nacht waren auch sehr viele Meteore zusehen, davon auch einige Exemplare des Meteorstroms der
Lyriden. Auch erschien ein heller Bolide mit -3 mag Helligkeit und kurzer, aber ziemlich breiter
Nachleuchtspur. Des Weiteren konnte ein Satellit beobachtete werden, der ab und zu in längeren Abständen
kurz sehr hell aufblitzte und anscheinend chaotisch rotierte. Dieser zog von Coma kommend in den Bootes.
Sein Verhalten war im Höchstmaß kurios zu nennen, als ob jemand von der Umlaufbahn aus ein Foto mit einem
Blitzgerät von den Teilnehmern des Treffens schoss.
Weil ich Schwierigkeiten hatte die
Whirlpool Galaxie im Zenit einzustellen, widmete ich mich erst mal den Sommerobjekten. Als erstes wurde der
Kugelsternhaufen M 13 im Herkules eingestellt. Der Haufen war bis ins Zentrum aufgelöst, auch zeigte sich
die Begleitgalaxie NGC 6207 sehr deutlich. Steffi hatte diese Galaxie noch nie zuvor beobachtet und im 25
mm Kellner stand sie mit M 13 deutlich im selben Gesichtsfeld. Das war auch die Gelegenheit, den
Kugelsternhaufen im 18 Zöller inklusive Binokularansatz zu betrachten. Der Anblick war einfach herrlich,
ähnlich wie auf Fotos. Es stellte sich ein regelrechter 3-D-Efekt ein und der Kugelsternhaufen stand
plastisch im Raum. Es schien so, als ob man im Weltall schweben würde. Die schwache Begleitgalaxie, mit
einer IC-Nummer, sah ich allerdings nicht. Im Lightbright Dobson nebenan konnte ich währenddessen den
Kugelsternhaufen M 52 in Coma Berenices betrachten.
Zurück an unserem Standort versuchten Steffi und Uwe den Planetarischen Nebel NGC 6210 im Herkules
aufzusuchen. Ich hatte ebenfalls so einige Schwierigkeiten, den Planetary in ihrem Instrument und mit dem
nagelneuen Telrad einzustellen. So zog ich meinen Palm zu rate und konnte die Position des Objekts
schließlich identifizieren. In ihrem TS-Winkelsucher war das Objekt schon leicht flächig mit
grünlich-bläulicher Farbe. Mit meinem Dobson konnte ich das Objekt viel schneller auffinden. Auch mit dem
9 mm Weitwinkelokular zeigte er sich nur als heller unscharfer Stern.
Weiter ging es dann zum Ringnebel M 57 in der Leier, der sich in allen drei Instrumenten mit ähnlichen
Details zeigte. Danach stellte ich den Kugelsternhaufen M 56 - ebenfalls in der Leier - ein. Im 17 mm
Hyperion-Okular zeigte er sich schön aufgelöst und in einem reichen Sternfeld gelegen. In Augenschein
wurde auch der schöne Doppelstern Albireo genommen, der mit seinen beiden hellen, orange und blau
gefärbten Komponenten einen interessanten Anblick bot. Und weil der Skorpion gerade aufging und Antares
schon 10° über dem Horizont lugte, stellte ich noch schnell den Kugelsternhaufen M 4 ein. Allerdings war
der Anblick eher enttäuschend. Trotzdem zeigte er sich aufgelöst aber doch noch ziemlich schwach im
Okular.
Jetzt waren M 81 und M 82 an der Reihe. Die Starburst-Galaxie M 82 zeigte sich im 9 mm mit vielen
Strukturen. Erkennbar waren knotenartige und von Dunkelgebieten unterbrochene Gebilde in der
Galaxienscheibe. M 81 zeigte sich sehr ausgedehnt. Die Spiralarme konnte ich aber diesmal nicht ausmachen.
Der Begleiter des Duos NGC 3077, südlich von M 81 gelegen, erschien als ziemlich helles und nahezu rundes
Objekt.
Danach wollten ich und Steffi den Hantelnebel einstellen. Ich verfehlte mein Ziel etwas und erwischte den
reizvollen Offenen Sternhaufen NGC 6830 im Füchschen. Danach schwenkte ich auf den kleinen, aber schon mit
vielen Sternen übersäten, Kugelsternhaufen M 71 im Sternbild Pfeil um. Südlich von M 71 gelegen zeigte
sich im Übersichtokular auch der Offene Sternhaufen Harvard 20. Schließlich fand ich den Hantelnebel M 27
doch noch ziemlich schnell. Im 9 mm Okular und O-III Filter war die Hantel sehr hell und es zeigten sich
darin schon einzelne Strukturen. Eine Hantel war sogar etwas heller als die andere. Die Ohren des
Planetarischen Nebels waren ebenfalls schön ausgeprägt.
Danach ging ich wieder zum 18 Zöller zurück, wo inzwischen M 81
eingestellt wurde: Hier zeigte sich die Scheibe der Galaxie extrem hell. Im nördlichen und südlichen
Randbereich der Scheibe stachen die Spiralarme überaus deutlich hervor. In den Spiralarmen waren sogar
einzelne Knoten wahrnehmbar. Danach ging es zu M 82, die sich - ähnlich wie auf Fotos - reich strukturiert
präsentierte. Hier sah auch das Zentrum der Galaxie sternförmig aus. Einzelne Filamente waren nördlich
und südlich der Galaxienscheibe auszumachen. Danach ging es zum Eulennebel M 97 im großen Bären. Die
Augen der Eule waren gute erkennbar und selbst der Zentralstern blitzte als winziges Pünktchen ab und zu
mal hervor. Das Highlight schlechthin war aber die Whirlpool Galaxie, deren Spiralarme extrem hell wie auf
Fotos erschienen. Nun wussten wir auch, warum die Galaxie den Namen "Whirlpool" trägt. Andeutungsweise war
sogar die Lichtbrücke zur Nachbargalaxie erkennbar. Ein phantastischer Anblick und einfach der Höhepunkt
dieser Nacht!
Ich ging wieder zurück zu meinem Dobson und
stellte selbst die Whirlpool Galaxie ein. Auch hier zeigten sich schon die Spiralarme. Der Anblick war
allerdings nicht zu vergleichen wie im 18 Zöller. Danach suchte ich NGC 5198 auf, die sich südlich Nähe
der Whirlpool Galaxie befand. Die Galaxie war überraschend hell, rund und ziemlich klein. Nördlich der
Galaxie war ein schwächerer Stern 13. Größe erkennbar.
Steffi fror inzwischen und hatte sich mit einer großen Decke in ihrem Kofferraum gemütlich gemacht.
Auch ich hatte inzwischen meine
Winterdaunenjacke angezogen. Ich stellte dann selbst noch M 108 und den Eulennebel ein, wobei ich der
Meinung war, mit hoher Vergrößerung und O-III Filter auch die Augen des Planetary zu erkennen. Als
letztes Objekt war dann der Zirrusnebel mit dem 32 mm Übersichtokular und 2 Zoll O-III Filter an der
Reihe. Der Sturmvogel war sehr hell. Die Hexenhand reich strukturiert. Zwischen den beiden Objekten zeigte
sich auch das lichtschwächere Nebelfilament mit dem Namen Pickering`s Triangular Wisp.
Die Dämmerung nahte und Uwe und Steffi hatten inzwischen begonnen abzurüsten. Auch ich fing an, mein Zeug zu verstauen. Die beiden fuhren dann gegen 3.30 Uhr heim. Ich unterhielt mich noch Michael, der Astrophotos mit einer CCD Kamera anfertigte und inzwischen dabei war, Flats mit einer tollen Leuchtfolie aufzunehmen. Weil auch der Jupiter im Osten über dem Horizont erschien, kramte ich nun doch meine Canon EOS 1000D hervor. Mittlerweile zeigten sich auch die Venus über dem Horizont und ein schöner Dämmerungshimmel komplettierte die Morgenstimmung. Nach einem etwas längeren Gespräch mit Ralf, war auch ich soweit, um 5.00 Uhr heim zu fahren. Alles in allem war es wirklich ein sehr schönes Treffen in typischer geselliger HTT Atmosphäre.
Object Type RA Dec Mag Size Constellation ----------------------------------------------------------------------------------------- M13 Globular Cluster 16h 42m 03.3s +36° 26' 17" 5.8 20.0' Hercules M51 Galaxy 13h 30m 18.9s +47° 08' 42" 8.1 11.2'x6.9' Canes Venatici M57 Planetary Nebula 18h 53m 56.8s +33° 02' 10" 8.8 3.0'x2.4' Lyra M64 Galaxy 12h 57m 13.4s +21° 37' 47" 8.5 10.0'x5.4' Coma Berenices M65 Galaxy 11h 19m 26.6s +13° 02' 15" 9.2 9.8'x2.9' Leo M66 Galaxy 11h 20m 46.1s +12° 56' 12" 8.9 9.1'x4.1' Leo M68 Globular Cluster 12h 39m 59.6s -26° 47' 51" 7.3 11.0' Hydra M81 Galaxy 09h 56m 22.6s +69° 01' 34" 7.0 24.9'x11.5' Ursa Major M82 Galaxy 09h 56m 43.7s +69° 38' 31" 8.6 11.2'x4.3' Ursa Major M92 Globular Cluster 17h 17m 26.2s +43° 07' 17" 6.5 14.0' Hercules M101 Galaxy 14h 03m 35.3s +54° 18' 07" 7.5 28.8'x26.9' Ursa Major M104 Galaxy 12h 40m 30.3s -11° 40' 39" 8.3 8.6'x4.2' Virgo NGC2392 Planetary Nebula 07h 29m 43.7s +20° 53' 34" 8.6 Gemini NGC2903 Galaxy 09h 32m 42.7s +21° 27' 27" 8.8 12.6'x6.0' Leo NGC3077 Galaxy 10h 04m 08.2s +68° 41' 34" 10.0 5.2'x4.7' Ursa Major NGC3593 Galaxy 11h 15m 08.0s +12° 45' 55" 11.0 5.2'x1.9' Leo NGC3628 Galaxy 11h 20m 47.7s +13° 32' 12" 9.6 13.1'x3.1' Leo NGC3666 Galaxy 11h 24m 57.1s +11° 17' 19" 11.7 4.4'x1.0' Leo NGC4559 Galaxy 12h 36m 27.7s +27° 54' 22" 9.6 10.7'x4.4' Coma Berenices NGC4565 Galaxy 12h 36m 50.4s +25° 56' 03" 9.5 15.8'x2.1' Coma Berenices NGC5023 Galaxy 13h 12m 39.3s +43° 59' 08" 12.1 5.8'x0.8' Canes Venatici NGC6207 Galaxy 16h 43m 25.4s +36° 48' 34" 11.4 3.0'x1.2' Hercules NGC6217 Galaxy 16h 32m 17.1s +78° 10' 28" 11.0 3.0'x2.5' Ursa Minor NGC6992 Bright Nebula 20h 56m 47.2s +31° 44' 54" 7.0 60.0'x8.0' Cygnus
Die Luft war den ganzen Tag trocken und es zeigte sich ein tiefblauer Himmel. Allerdings sollte es im Laufe der Nacht empfindlich kalt werden. Nach einem Beinahzusammenstoß mit einem Wildkaninchen, kamen wir schließlich gegen 20.45 Uhr. Wir bauten die Geräte auf und durch die sehr transparente Luft zeigte sich schon recht deutlich der Polarstern. Leider bemerkte ich, dass meine Kollimation meines Newton Fangspiegels nicht ganz stimmte, obwohl daheim noch alles OK schien.
Schließlich waren alle Geräte um 21.00 Uhr aufgebaut und wir nahmen zuerst den Saturn aufs Korn:
In Uwes 6" Konus-Refraktor und in meinem 8" GSO Dobson zeigten sich der Ringplanet gleich gut, obwohl in
Uwes Teleskop noch ein Restfarbfehler feststellbar war. Ich hatte noch mit etwas Tubusseein zu kämpfen.
Wir beobachten mit dem 9 mm Weitwinkelokular. Schon mit 113facher Vergrößerung konnten sehr leicht 4
seiner Monde (Titan, Rhea, Dione und Hyperion) erkannt werden, die sich dicht beim Planeten versammelten.
Auf der Planetenscheibe selber konnte bei ruhiger Luft einzelne Bänder erkannt werden. Außerdem zeichnete
sich der Ringschatten als pechschwarzer Strich auf dem Planeten ab. Jetzt bemerkte ich auch einen hellen
"Stern" im NW. Ich schaute in meinem Palm Planetarium nach und tatsächlich handelte es sich um Merkur, der
nur 6° über dem Horizont stand. Das Planetenbild in beiden Teleskopen war aber enttäuschend, weil nur
ein längliches Gebilde in den Farben Rot bis Violett wahrnehmbar war - eigentlich auch kein Wunder bei
dieser Höhe. Wenigstens konnten wir mal den flinken und in der Regel sehr schwer zu beobachtenden Planeten
aus der Nähe betrachten.
Ich bemerkte von der neu entstandenen Schneise neben mir zwei Scheinwerfer näher kommen. Da wird doch nicht ein Autofahrer diesen unwegsamen Sandweg entlang fahren und unsere Teleskope durch den aufgewirbelten Dreck gefährden? Uwe schnappte sich meine Bahnlampe aus meinem Beobachtungskoffer und ging den zwei Scheinwerfern entgegen, hielt den Wagen an und bat darum langsam zu fahren. Nach einer halben Stunde kam der Pickup wieder, hielt an und einer von zwei Männern fragte uns, was wir hier machen würden. Uwe entgegnete, dass wir hier mit unseren Teleskopen da wären, um den Sternhimmel zu beobachten. Erst mal wollte er von uns die Ausweise sehen, weil er hier der Jagdpächter sei, was wir dankend ablehnten. Wir erklärten ihm, dass wir hier niemanden stören würden und dass das hier ein öffentlich zugänglicher Weg und keine Fläche in Privatbesitz ist. Wir dürften hier also stehen. Er meinte, dass er uns gefährden würde, was ich wiederum zum Anlass nahm ihm zu erklären, dass wir Hobbyastronomen nur bei Neumond beobachten würden und Jäger sicherlich das Mondlicht bevorzugen, um in der Dunkelheit überhaupt etwas zu erkennen. Und sicherlich wäre es untersagt, in Richtung eines öffentlich zugänglichen Weges zu schießen. Um das Eis zu brechen baten wir ihn doch einfach mal einen Blick durch unsere Teleskope zu werfen, was er aber leider ablehnte. Die beiden fuhren dann weg und wir waren ein wenig sauer wegen dieser Angelegenheit. Wenn die Situation eskaliert wäre, hätten wir sicherlich die Polizei gerufen. Im Jahr 2006 hat der Revierförster mit uns sogar eine halbe Stunde lang beobachtet, so dass wir ihm die Highlights des Sommerhimmels zeigen konnten und er schlicht davon begeistert war!
Als erstes
stellten wir Messier 51 - die Whirlpool Galaxie in den Jagdhunden - ein, die auf Grund der Dämmerung zwar
recht deutlich im Okular erschien, allerdings noch nicht ganz so beeindruckend war. Eigentlich waren hier
nur die zwei hellen Zentren der beiden Galaxien und die diffuse Scheibe von NGC 5194 zu erkennen. Auch
sonst versuchten wir alle Objekte zusammen zeitgleich aufzusuchen, um sie in beiden Instrumenten zu
vergleichen.
NGC 2903
"Mit dem 9mm Okular erscheint das Zentrum hell und sternartig. Nördlich und südlich des Zentrums sind sogar hellere Gebiete in der ovalen und hellen Galaxienscheibe wahrzunehmen - ein Hinweis auf die Spiralstruktur des Objekts."
M 104 sollten wir im Laufe der Nacht noch oft besuchen, weil wir schlichtweg begeistert von diesem Objekt waren und sich die Galaxie auch in ihren Strukturen deutlicher zeigte, als bei meiner Beobachtung 5 Nächste davor.
Messier 104
"Eine edge-on Galaxie in Kantenlage, die etwas gestreckt erscheint. Die Bulge ist sehr hell mit einem sehr hellen, sternartigen Zentrum. Man schaut hier etwas von oben auf die Scheibe, so dass die Bulge im unteren Teil etwas heller erscheint. Im südlichen Teil der Scheibe ist selbst mit dem Konus-Refraktor sehr leicht das Dunkelband zu erkennen, welches durch eine sehr dünnen und diffusen Lichtstrich der Galaxienscheibe begrenzt wird."
Nach diesem kleinen Ausflug zur Sombrerogalaxie, machte ich Uwe auf das Zodiakallicht aufmerksam, welches von den Plejaden in Horizontnähe kommend, die Ekliptik entlang bis schräg zu den Zwillingen reichte. Uwe hatte das Zodiakallicht übrigens hier zum ersten Mal gesehen.
NGC 4565
"In der berühmten und sehr großen Galaxie im Haar der Berenike, die von der Kante gesehen werden kann, ist das markante Dunkelband sehr leicht erkennbar. In der großen und leicht ovalen Bulge sticht es am Deutlichsten heraus. Das Staubband verläuft nicht exakt durch die Mitte der Galaxie, sondern ist etwas nach Süden hin versetzt. Das Staubband ist mit höherer Vergrößerung bis zu den spitz zulaufenden Enden der Scheibe zu verfolgen. Das Zentrum erscheint hell und sternartig und östlich der Bulge ist ein 13 mag Stern erkennbar."
Weil Uwe die Galaxie in seinem Refraktor schon betrachten konnte, wollte ich sie ebenfalls auffinden, erwischte aber eine andere Galaxie etwas nördlich der Position von NGC 4565 gelegen.
NGC 4559
"Die Galaxie erscheint im 17 und 9 mm Okular sehr groß, ausgedehnt und leicht asymmetrisch, ähnlich einer irregulären Galaxie. Im Galaxienkörper selber meine ich auch einige Flecken auszumachen. Die Galaxie wird südlich von 2 Sternen flankiert, die bis in den äußeren Halo hineinreichen."
Weil es nun richtig dunkel geworden war, war auch die Milchstraße 25° über dem Nord- und Nordosthorizont deutlich zu erkennen. Schon in dieser geringen Höhe waren die Dunkelwolken, in den Bereichen Kepheus und Schwan, schon auffällig. Ein Beweis, für eine sehr transparente Luft und eine tiefe Grenzgröße an diesem Abend.
Messier 64
"Die berühmte Blackeye Galaxie in Coma Berenices erscheint in Uwes Refraktor und mit mittlerer Vergrößerung sehr hell, oval und mit einem helleren Zentralbereich. Der Kern ist sternförmig und ebenfalls sehr hell. Nordöstlich des Zentrums erscheint das typische Dunkelband schon recht auffällig."
NGC 5023
"Diese schwache, nadelfeine Galaxie in den Jagdhunden ist jetzt viel deutlicher wahrnehmbar als bei meiner letzten Beobachtung. Das 17 mm Hyperion ist ideal, um den 1:8 elongierten und sehr schwachen Lichtstreifen zu beobachten. Für Uwe ist diese Galaxie eher enttäuschend."
Leo Triplett, Messier 65, Messier 66, NGC 3628
"Die drei Galaxien sind sehr einfach im 25 mm Kellner Okular und im selben Gesichtsfeld zu erkennen. Bei
der sehr lang gestreckten (1:5 elongiert) und schwächsten Galaxie des Tripletts NGC 3628, meint man schon
im 8 Zöller das Staubband auszumachen.
M 65 zeigt sich ebenfalls als länglich und nahezu 1:3 elongiert. Die Galaxienscheibe ist recht schmal mit
einem sehr hellen und sternartigen Zentrum.
M 66 ist die hellste Galaxie der Dreiergruppe. Sie erscheint ebenfalls länglich mit einem sehr hellen
Zentrum. Die Koma nimmt zur Mitte hin ebenfalls zu. Ferner erscheint die Galaxienscheibe leicht gemottelt
und indirekt meine ich auch diesen Gezeitenschweif zu M 65 wahrzunehmen."
NGC 3593
"Im 9 mm Okular erscheint die recht helle Galaxie in der Nähe des Leo Tripletts nur als länglicher Fleck, 1:3 elongiert und mit einem etwas helleren Zentrum."
NGC 3666
"Ist ebenfalls eine Galaxie im Löwen, recht nahe dem Leo Tripletts und in der Nähe eines rötlichen 6 mag Sterns gelegen. Der Stern überstrahlt ein wenig die recht schwache Galaxie, die leicht oval und ziemlich diffus erscheint. Ein helleres Zentrum ist nicht wahrzunehmen. Mit dem 9 mm Okular scheint die Galaxie sogar von der Kante gesehen ca. 4:1 elongiert. Ferner ist der innere Halo etwas heller als die Umgebung."
Danach ging es wieder zur Whirlpool-Galaxie, die jetzt im Zenit stand. So hatten wir den Anblick der Galaxie auch noch nicht erlebt. Direkt war schon die Spiralstruktur mit den beiden hellen Spiralarmen zu erkennen!
Messier 51
"Im 9 und 17 mm Okular zeigt sich ein sehr helles Zentrum von NGC 5194. Das der Nachbargalaxie ist etwas schwächer, aber fast in derselben Größe. In der Scheibe erkennt man sehr leicht die Spiralstruktur mit dem hellsten Spiralarm, der sich im Dobson entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum windet. Auch der zweite Spiralarm ist zwar schwächer, aber eindeutig erkennbar. Unterbrochen ist die Scheibe durch dunklere Strukturen, die die Spiralarme abzugrenzen scheinen. Die Sichtung wird von Uwe in seinem 6 Zöller bestätigt."
Als "neues" Messier-Objekt stellte ich den Kugelsternhaufen M 68 in der Wasserschlange ein, der sich zu diesem Zeitpunkt nur 20° über dem SSO-Horizont befand.
Messier 68
"Der Kugelsternhaufen erscheint im 17er relativ schwach aber sehr groß. Die Helligkeit ist gleichmäßig ohne das typisch helle Zentrum. Im 9 mm Okular erscheint der Kugelsternhaufen schon gesprenkelt und somit annähernd aufgelöst, aber trotzdem noch recht schwach und diffus."
Eskimonebel NGC 2392
"Der kleine runde Eskimonebel in den Zwillingen befindet sich sehr nahe eines 7 mag Sterns und erscheint im 17er Hyperion mit hellen stellaren Zentrum. Im 9 mm Okular sind schon helle und dunklere Gebiete in der Scheibe des Planetarischen Nebels auszumachen. Ein O-III Filter verbessert die Sichtbarkeit der Strukturen nicht, weil jetzt die Scheibe heller erscheint und die Strukturen überstrahlt."
Ein Abstecher zum
Sommerhimmel mit dem Ringnebel Messier 57 in der Leier, Messier 13 und Messier 92 im Herkules brachte auch
ein wenig Abwechslung. Der Sturmvogel NGC 6992 im Schwan, in nur 15° Höhe über dem Nordost-Horizont
gelegen, war in Uwes Refraktor mit UHC-Filter aber eher enttäuschend. Zwischendurch nahm Uwe mit seinem
Refraktor auch den Virgo-Galaxienhaufen aufs Korn, wo wir allerdings massiv Schwierigkeiten hatten,
einzelne Galaxien zu identifizieren! Überall zeigten sich schwache Lichtflecken. Deshalb tauchen sie auch
nicht in unserem Beobachtungsbericht auf. Außerdem scheiterte der Versuch, den Kometen C/2009 F6 Yi SWAN
aufzufinden, weil Uwe die Aufsuchkarte bei mir zu Hause vergessen hatte. Allerdings konnten wir in der
Kassiopeia zwei recht interessante und helle Sternhaufen auffinden, wobei ich vermutete, dass es sich hier
um NGC 663 und NGC 654 gehandelt haben könnte. Weil wir nicht weiter nachgeforscht haben, bleibt die
Identifizierung der beiden Sternhaufen aber unsicher.
Messier 57
"Der Ringnebel in der Leier befindet sich gerade mal in 35° Höhe über dem Horizont. Im 9 mm Weitwinkel mit O-III erkennt man einen ovalen und ziemlich hellen Rauchring. Die Mitte des Rings ist nicht ganz dunkel, sondern weist eine leicht gräuliche Farbe auf. Ohne Filter kommt der Nebel besser zur Geltung, weil mehr Umgebungssterne sichtbar sind. Auch der 13 mag Stern, der sich nur einige Bogensekunden östlich des Rings befindet, ist einfach zu erkennen."
Messier 13 und NGC 6207
"Im 9 mm Okular ist das Paradeobjekt des Sternbild Herkules herrlich bis ins Zentrum aufgelöst und extrem
hell. Ferner erkennt man zahlreiche Sternenketten in einem Pechschwarzen Hintergrund gelegen.
Auch die Begleitgalaxie NGC 6207 erscheint nur einige Bogenminuten nordöstlich des Haufens ungewohnt hell.
Im 17 mm Hyperion kann sie sogar im selben Gesichtsfeld ausgemacht werden. Sie bildet mit drei anderen
Sternen eine spitze Raute. Das Zentrum erscheint etwas heller als der Halo."
Messier 92
"Der nächste Kugelsternhaufen im Herkules erscheint im 9er etwas kleiner als M 13. Auch ist das Zentrum kompakter und nicht ganz aufgelöst. Trotzdem zeigen die Randgebiete eine Menge Sterne"
NGC 6217
"Diese kleine Galaxie im Sternbild kleiner Bär erscheint im 17er etwas länglich mit einem hellerem stellaren Zentrum. Zum Zentrum hin nimmt die Helligkeit des Halos etwas zu. Westlich der Galaxie ist auch eine schöne Kette aus hellen Sternen zu erkennen."
Messier 101
"In dieser Helligkeit und Größe habe ich die Galaxie noch nie gesehen. Aber Dank des sehr dunklen Himmels und der zenitnahen Stellung erscheinen sogar die Spiralarme und einige Knoten in der Galaxie angedeutet. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um helle HII-Regionen. Das ziemlich ausgedehnte und im Zentralbereich leicht sternartige Zentrum, ist etwas heller als die Umgebung der restlichen Galaxie."
Messier 81, Messier 82, NGC 3077
"Die beiden Galaxien erscheinen in beiden Instrumenten sehr eindrucksvoll und extrem hell und stark
gemottelt. Eine mittlere Vergrößerung ist erforderlich um beide Galaxien im selben Gesichtsfeld zu
betrachten. In M 82 zähle ich mit dem 9 mm Okular insgesamt 4 Lichtknoten. Ferner ist die Galaxienscheibe
6:1 elongiert, unterbrochen von länglichen und relativ schmalen Dunkelgebieten, die Staub in der
Galaxienscheibe darstellen. Östlich des Zentralgebiets erkennt man sogar einen helleren Fleck. Die
Helligkeitverteilung des äußeren westlichen Teils ist hingegen fast konstant. Eine sehr schöne und
interessante Galaxie.
M 81 ist größer, leicht oval, sehr hell mit sehr hellem ausgedehntem Zentrum. Es zeigt sich ein
sternartiges Zentralgebiet. Am nördlichen und südlichen Rand der Galaxienscheibe sind entgegengesetzt
verlaufende hellere Bögen im Halo zu erkennen. Sollte das tatsächlich die beiden typischen Spiralarme von
M 81 sein?
Eine weitere schwächere und leicht rundliche Galaxie, mit etwas hellerem und leicht flächigem
Zentralgebiet, ist ein halbes Grad südöstlich von M 81 auszumachen. Dabei handelt es sich um NGC 3077,
die sich in einem reizvollen Sternfeld befindet. Recht nahe der Galaxie ist ein auffälliger 8 mag Stern
erkennbar."
Ich wollte dann noch schnell die Antennen-Galaxien NGC 4038 und NGC 4039 im Raben auffinden. Da ich die NGC-Nummern der beiden Galaxien aber nicht wusste, musste ich dieses Vorhaben leider begraben.
Die
ganze Nacht hatten wir keinerlei Probleme mit Tau. Allerdings blies uns aus Richtung Osten zeitweise ein
kalter Wind um die Nase. Auf den Autodächern hatte sich auch leichter Raureif breit gemacht.
Glücklicherweise hatten wir an unsere Winterklamotten gedacht, so dass wir nur an den Händen froren. Die
Nacht war überaus klar und ich konnte im Kleinen Bären die Grenzgröße zu >6,9 mag bestimmen, weil
die kleine Sterngruppe aus zwei 6,9 und einem 6,5 mag Stern, die mit Epsilon und Zeta UMi ein
gleichschenkliges Dreieck bildeten, eindeutig zu sehen waren. Der "Doppelstern" in den Jagdhunden, gebildet
von einem 6,3 und 6,5 mag Stern, war ebenfalls einfach zu trennen. Auch sonst zeigte die Zenitregion
ungewohnt viele Sterne. Das Sternbild Großer Bär war von schwachen Sternen - besonders im Wagenkasten -
regelrecht überfüllt. Auch zeigte sich die Sommermilchstraße reich strukturiert. Gegen 1:30 Uhr, Kurz
nach dem Ende der Beobachtung, konnten wir sogar in Richtung Westen und in geringer Höhe über dem
Horizont, einen -4 mag hellen und grünlich leuchtenden Boliden ausmachen, der in zahlreiche glühende
Bruchstücke verging. Auch sonst war die Nacht reich an Sternenschnuppen, davon einige mittelhelle Lyriden.
Weil ich mein Canon EOS 1000D dabei hatte, nutzte ich auch die Gelegenheit, einige Probeaufnahmen mit feststehender Kamera vom Sternhimmel zu machen. Uwe fuhr dann gegen 2:00 Uhr heim und eine halbe Stunde später hatte auch ich genug. Alles in allem war es einer der besten Beobachtungsnächte, die wir je erlebt haben.
Objekt Typ RA Dec Mag Größe Sternbild ------------------------------------------------------------------------------- M51 Galaxy 13h 30m 18.9s +47° 08' 41" 8.1 11.2'x6.9' Canes Venatici M63 Galaxy 13h 16m 16.6s +41° 58' 52" 8.5 12.6'x7.2' Canes Venatici M94 Galaxy 12h 51m 21.9s +41° 04' 06" 8.1 14.4'x12.1' Canes Venatici M104 Galaxy 12h 40m 30.3s -11° 40' 39" 8.3 8.6'x4.2' Virgo NGC2903 Galaxy 09h 32m 42.8s +21° 27' 27" 8.8 12.6'x6.0' Leo NGC4485 Galaxy 12h 31m 01.1s +41° 38' 51" 11.7 2.4'x1.8' Canes Venatici NGC4490 Galaxy 12h 31m 05.9s +41° 35' 22" 9.5 6.4'x3.2' Canes Venatici NGC4565 Galaxy 12h 36m 50.4s +25° 56' 02" 9.5 15.8'x2.1' Coma Berenices NGC4618 Galaxy 12h 42m 02.3s +41° 05' 53" 10.6 4.2'x3.4' Canes Venatici NGC4625 Galaxy 12h 42m 21.8s +41° 13' 14" 12.3 1.6'x1.4' Canes Venatici NGC4868 Galaxy 12h 59m 37.7s +37° 15' 24" 12.2 1.5'x1.4' Canes Venatici NGC4914 Galaxy 13h 01m 11.5s +37° 15' 43" 11.5 3.5'x2.1' Canes Venatici NGC5005 Galaxy 13h 11m 24.3s +37° 00' 23" 9.8 5.8'x2.9' Canes Venatici NGC5023 Galaxy 13h 12m 39.3s +43° 59' 07" 12.1 5.8'x0.8' Canes Venatici NGC5033 Galaxy 13h 13m 56.2s +36° 32' 28" 10.0 10.7'x5.0' Canes Venatici NGC5112 Galaxy 13h 22m 24.3s +38° 41' 01" 11.6 4.0'x2.9' Canes Venatici
Den ganzen Tag schien die Sonne. Allerdings zeigten sich gegen Abend einzelne Zirren im NW, die
glücklicherweise wieder verschwanden. So packte ich gegen 20.00 Uhr meine Sachen ins Auto und fuhr um
21.30 Uhr raus zu unserem Beobachtungsort nach Radensdorf.
Dort angekommen zeigte sich der Himmel klar. Leider war die Atmosphäre in dieser Nacht nicht ganz so
transparent wie im Januar bei meiner ersten teleskopischen Beobachtung. Trotzdem schätzte ich die
Grenzgröße in Zenitnähe auf respektable 6,7 Magnituden. Die Horizontgegend war allerdings noch ziemlich
dunstig, so dass erst ab einer Höhe von 20° über dem Horizont beobachtet werden konnte. Im Westen
störte noch die Lichter der Müllverbrennungsanlage, die erst gegen Mitternacht abgeschaltet wurde. Die
reichen Galaxienfelder des Frühlingshimmels standen aber in optimaler Beobachtungsposition und hoch am
Himmel. Am Westhorizont ging auch der Orion mit dem Großen Hund gerade unter. Im Nordosten zeigten sich
schon die ersten Sternbilder des Sommerhimmels.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich meinen Karkoschka zu Hause vergessen hatte, was allerdings nicht all zu
schlimm war, weil ich an meinen Palm gedacht hatte. Blieb nur zu hoffen, dass auch der Akku die ganze Nacht
durchhalten würde. Einige Galaxien hatte ich am 19. März, also rund einen Monat früher, schon einmal
beobachtet. Und weil die Beobachtung mit meinem Bresser Skylux 70 mir noch in guter Erinnerung lag, konnte
ich den Anblick im Dobson gut vergleichen.
Messier 51
Im Lidl: Selbst mit diesem kleinen Teleskop ist M 51 eindrucksvoll und schon schwach strukturiert. Am besten macht sich das 25 mm Okular, weil die beiden Galaxien sich deutlicher vom Hintergrund abheben. Mit dem 15 mm Plössl, scheint der Halo von NGC 5194 annähernd bis hinüber zu Nachbargalaxie zu reichen. Beide Galaxien besitzen ein sternartiges und helles Zentrum, welches sich deutlich vom Galaxienkörper abhebt. Das Zentralbereich der größeren Galaxie ist heller. Der äußere Halo, im Vergleich zu NGC 5195, ist ziemlich ausgedehnt.
Im Dobson: Im Dobson zeigen sich die beiden Galaxien relativ hell und mit dem 32 mm Übersichtsokular in einem schönen Sternenfeld gelegen. Schon hier sind erste Strukturen in der Galaxienscheibe von NGC 5194 zu erahnen. Im 9 mm Okular können schon beide Spiralarme sicher erkannt werden, die von Dunkelbändern in der Galaxienscheibe eingegrenzt scheinen. Neben dem hellen, leicht flächigen Zentrum - und inmitten des Halos von NGC 5194 - befindet sich außerdem ein auffälliger 11 mag Stern. Der Halo der Nachbargalaxie NGC 5195 erscheint indirekt leicht verzerrt zu sein. Ihr Zentrum erscheint auch viel schwächer aber kompakter als das der Hauptgalaxie.
Messier 63
Im Lidl: Mit dem 25 mm Okular erscheint die 2:1 elongierte Galaxie von der Flächenhelligkeit her sehr viel deutlicher im Gesichtsfeld als M 51. Direkt neben der Galaxie und in Richtung Westen ist ein 9 mag Stern sichtbar, der indirekt fast bis zum Rand des äußeren Halos reicht. Der innere Zentralbereich ist hell, leicht länglich und geht in den äußeren schwachen Halo über.
Im Dobson: im 17 mm Hyperion sticht die flächenhelle Galaxie regelrecht ins Auge. Auch hier ist sie nahezu 2:1 elongiert. Im 9 mm Okular zeigt sich das helle Zentrum stellar. Der Halo der Galaxie geht langsam in den Hintergrund über. Im Galaxienkörper selber sind indirekt schon Strukturen zu erkennen. Abseits des Zentrum meine ich auch ein helleren Knoten wahrzunehmen.
NGC 5023
Diese sehr flächenschwache und superdünne Galaxie sehe ich hier zum ersten Mal. Im 17 mm Hyperion erscheint sie so schwach, dass schon indirektes Sehen erforderlich ist, um sie besser zu erkennen. Trotzdem ist es ein faszinierendes Objekt, weil sie nahezu 8:1 elongiert ist und somit nur als äußerst schwacher und geisterhafter schmaler Lichtstrich erscheint. Ein helleres Zentrum ist nicht wahrnehmbar.
NGC 4490 und NGC 4485
Westlich von Beta CVn gelegen zeigt sich hier eine schöne, große, relativ helle und leicht ovale Galaxie mit einem deutlich helleren Zentralbereich. Die Scheibe erscheint leicht gemottelt mit zwei Helligkeitsbereichen. Im 9 mm Okular hebt sich der schwächer erscheinende Begleiter NGC 4485 deutlicher ab. Diese Galaxie erscheint ebenfalls leicht elongiert und NNW im rechten Winkel zu NGC 4490 gelegen. Zum Zentrum hin nimmt ihre Helligkeit leicht zu. Im westlichen Teil des Halos von NGC 4490 meine ich indirekt einen kurzen Bogen (Spiralarm?) zur Begleitgalaxie auszumachen.
NGC 4618 und NGC 4625
Die relativ flächenhelle Galaxie liegt rund 5 Bogenminuten neben einem 11 mag Stern. Sie hat mit 2:1 Elongation eine leicht ovale Form. Zur Mitte hin wird der Halo etwas heller. Nördlich der Galaxie und einige Bogenminuten entfernt, befindet sich eine weitere und viel schwächere Galaxie. Es handelt sich dabei um NGC 4625, die nur als verschwommener und runder Lichtfleck erscheint.
Messier 94
Eine extrem helle und kreisrunde Galaxie, die auf den ersten Blick wie ein kleiner Kugelsternhaufen erscheint und selbst im Sucher leicht sichtbar ist. Sie besitzt einen runden und zur Mitte hin heller werdenden Halo mit einem sternartigen und sehr hellen Zentrum. Im 9 mm Okular meine ich sogar einige filamentartige Strukturen (Spiralstruktur) im äußeren Halo wahrzunehmen.
NGC 4914
Genau zwischen einem Dreieck von Sternen und in einer sternreichen Umgebung gelegen, erscheint die Galaxie im 17 mm Okular nahezu kreisrund. Die Helligkeit des Halos nimmt zur Mitte hin leicht zu und es ist ein sternartiges Zentrum erkennbar.
NGC 4868
Die Galaxie erscheint im 17er Okular ebenfalls nahezu kreisrund, sehr diffus und in der Nähe eines 12 mag Sterns. Die Helligkeit des Halo ist gleichmäßig und ohne erkennbare helle Zentralregion.
NGC 5005
Im 17 mm Hyperion und in einem reizvollen Sternenfeld gelegen erscheint die sehr helle Galaxie als längliche und sehr helle Lichtnadel mit nahezu 1:3 Elongation. Zur Mitte hin nimmt die Helligkeit des inneren und leicht gestreckten Halos stark zu, bis das Zentrum sehr hell und nahezu punktförmig erscheint. Der äußere Halo läuft zu den Enden hin spitz zu.
NGC 5033
Relativ flächenhell und 1:2 elongiert erscheint sie im 17 mm Hyperion mit NGC 5005 im selben Gesichtsfeld. Bei höherer Vergrößerung meint man sogar eine schwächere und kleinere Ausgabe von NGC 5005 vor sich zu haben. Der Halo ist eher diffus und wird zum Zentrum hin heller.
NGC 5112
Die Galaxie ist relativ schwierig aufzufinden aber immer noch direkt zu sehen. Im 17er Okular erscheint sie leicht oval bis rund und von der Fläche her ziemlich groß. Der Halo ist strukturlos, diffus und ohne erkennbares Zentrum.
Weil sich die Sichtbedingungen Richtung Norden verbesserten, beschloss ich ganz spontan den vor kurzem entdeckten und zirkumpolaren Kometen C/2009 F6 Yi-SWAN zu beobachten. Ich hatte zu Hause nur auf eine Sternkarte geschaut und mir die Region im Sternbild Kassiopeia eingeprägt. Leider hatte ich es versäumt, eine Aufsuchkarte auszudrucken bzw. die Kometen-Datenbank in meinem Palm Planetarium zu aktualisieren. Allerdings hatte ich Glück, weil ich nach kurzer Suche mit dem 32 mm Übersichsokular einen nahezu runden, diffusen und ca. 3 Bogenminuten großer Fleck wahrnahm - deutlich heller als 9 Magnituden. Auch mit hoher Vergrößerung ließ sich der Fleck nicht auflösen. Allerdings erschien jetzt das Zentrum leicht sternförmig. So war ich mir fast sicher, hier tatsächlich den Kometen vor mir zu haben. Auch war farblich ein leichter Stich ins Grüne wahrzunehmen. Ich skizzierte noch schnell die Position mit den hellsten Umgebungssternen, um die Position und die Natur des Objekts später am Computer zu überprüfen. Und tatsächlich bestätigte sich meine Sichtung des Kometen!
Nach dem kurzen Ausflug in die Jagdhunde und zum Kometen Yi-SWAN, beobachtete ich noch NGC 4565 im Haar der Berenike, NGC 2903 im Löwen und Messier 104 in der Jungfrau. Gegen 1.45 Uhr sollte als letztes Objekt noch der Saturn den krönenden Abschluss dieser Beobachtungsnacht bilden.
NGC 4565
Diese Galaxie, östlich des Coma-Sternhaufens gelegen, ist wirklich das Vorzeigeobjekt im Sternbild Coma Berenices. Man sieht die Galaxie von der Kante und auch das markante Staubband ist erkennbar. Im 17 mm Hyperion erscheint sie wie eine helle und schmale Lichtnadel mit 1:8 Elongation. Sie besitzt außerdem eine sehr helle und nahezu ovale Bulge mit einem sternartigen Zentrum. In der Bulge ist auch durch den Kontrast das Staubband am deutlichsten auszumachen. Außerdem verläuft die Scheibe spitz und diffus in den Hintergrund über.
NGC 2903
Im Lidl: Die Galaxie ist indirekt schon im Sucher zu sehen. Im 25 mm Okular erscheint sie ziemlich hell und groß. Der Halo ist oval, diffus und strukturlos. Ein helleres Zentrum ist mit dieser Objektivöffnung nicht zu erkennen. Die Galaxie selber befindet sich in einem reizvollen Sternenfeld.
Im Dobson: Mit dem 17 mm Hyperion erkennt man einen hellen Halo, der nach außen hin diffus in den Hintergrund übergeht. Die Scheibe selber erscheint dreigeteilt und mit höherer Vergrößerung sind nördlich und südlich des Kerns knotenartige Strukturen auszumachen. Ferner besitzt sie ein helles und ausgedehntes Zentrum mit stellarem Kern.
Messier 104
Die bekannte Sombrerogalaxie in der Jungfrau kommt in unseren Breiten leider nur 25 bis 30 Grad über dem Horizont, so dass der Dunst die Beobachtung etwas stört. Die 1:3 elongierte und sehr flächenhelle Galaxie befindet sich in einer kleinen Gruppe aus 5 relativ hellen Sternen. Schon mit dem 17 mm Hyperion ist indirekt das Staubband zu erahnen, welches nicht genau zur Scheibenmitte verläuft. Der Halo ist nördlich des Bandes gut ausgeprägt und geht langsam in den Hintergrund über. Die Bulge ist sehr hell und es zeigt einen sehr hellen, relativ große und stellaren Kern. Südlich der Bulge erscheint die vom Staubband unterbrochene Scheibe indirekt als schwacher schmaler Schimmer.
Als letztes Objekt nahm ich den Saturn im Sternbild Löwe aufs Korn. Inzwischen war es auch empfindlich kalt geworden. Im Südosten zeigte auch eine kleine Aufhellung des Himmels den beginnenden Aufgang des Mondes. Mittlerweile hatte sich aber die Durchsicht und das Seeing etwas verbessert. So beeilte ich mich, den Ringplaneten ins Gesichtsfeld des 9 mm Weitwinkelokulars zu bekommen, bevor ich um 2.00 Uhr morgens meine Beobachtung beendete.
Mit 133facher Vergrößerung sind westlich die beiden Monde Rhea und Titan erkennbar. Der Ring ist nur wenig geöffnet. Allerdings ist der Ringschatten auf der Saturnkugel deutlich sichtbar. Bei gutem Seeing sind auch einige Bänder in der Saturnatmosphäre wahrzunehmen.
Ansicht auf die Volkssternwarte Doberlug-Kirchhain auf dem Gelände des Gymnasiums (Blickrichtung Ost)
Ich traf erst recht spät und kurz vor 19.00 Uhr bei den Kirchhhainer Sternfreunden ein. Deshalb verpasste
ich leider auch den Vortrag mit dem Thema "400 Jahre Teleskop". Auf dem Gelände selber waren aber schon
einige Fernrohre der Mitglieder aufgebaut und ich bemerkte auch Uwes orangen Konus-Refraktor. Auf dem
kleinen Platz neben der Sternwarte standen Teleskope mit Durchmessern zwischen 3 ½ und 12 Zoll. Die
Mitglieder, allen voran Christoph und Hans-Dieter, beobachten den Mond am Taghimmel. Ich machte erstmal
einen Rundgang und begrüßte auch die anderen Sternfreunde.
Auch für das leibliche Wohl der Gäste wurde gesorgt: Vor dem Haupteingang zur Sternwarte hatten sich
weitere Vereinsmitglieder postiert und verkauften Getränke und Speisen für kleines Geld.
Auf der
großen Terrasse waren ebenfalls schon eine ganze Palette an Refraktoren aufgebaut. Hier konnte man
zeitgleich den Mond und später auch den Ringplanten Saturn beobachten. Vorhanden war z.B. auch ein
original Zeiss Kometencatcher, der durch sein reiches Gesichtsfeld überzeugen konnte. Neu für mich war
auch der 3 ½ Zoll Apo der Sternwarte, den ich hier ebenfalls zum ersten Mal bewundern konnte und der in
Zukunft mit einem H-Alpha Filter für die Sonnenbeobachtung ausgestattet werden wird.
Nebenan im Kuppelgebäude bemerkte ich den geöffneten Kuppelspalt. Man sagte mir, dass man hier mit einer
Canon EOS 40D und dem Hauptgerät der Sternwarte, einem 14 Zoll Meade LX200 Schmidt-Cassegrain, versuchen
werde, Livebilder vom Mond aufzunehmen, um diese dann im Vorführraum zu präsentieren. Vor der
Wendeltreppe zur Kuppel stand dann schließlich auch der Laptop mit der vorbereiteten Kamerasoftware. So
konnten die Besucher ganz bequem den Mond am Bildschirm verfolgen und interessante Ausschnitte sogar
heranzoomen.
Leider hatte sich das Wetter im Laufe des Tages etwas
verschlechtert. Der Himmel war leicht diesig, so dass es eine Ewigkeit dauerte, die ersten Sterne und den
Ringplaneten Saturn zu identifizieren. Der Mond zeigte sogar eine leicht rötliche Farbe, so dass sein
Licht genügend gedämpft war, um ohne Blendung unseren Erdtrabanten mit seinen interessanten und besonders
am Terminator sehr plastisch erscheinenden Oberflächendetails zu beobachten. Schließlich war ich es, der
Saturn als erster mit bloßem Auge sichten konnte. Im Fernohr zeigte sich der Ring als schmaler Strich und
zu 3,5° geöffnet. Bei höherer Vergrößerung konnte ich sogar einige Details in der Saturnatmosphäre
ausmachen. Der hellste Mond Titan schwebte recht nah am Planeten auf ca. 4 Uhr Position und war auch der
einzige Saturntrabant, den ich überhaupt sichten konnte. Im Laufe des Abends konnte aber sehr gut verfolgt
werden, wie er sich immer weiter dem Planeten annäherte.
Nach dem Ende der astronomischen Dämmerung schätzte ich die Grenzgröße auf nur 3,5 mag. Durch den
Horizontdunst enttäuschte sogar Sirius, der nur als schwach schimmerndes Sternchen erschien. Beim Orion
erkannte ich nur den hellsten Gürtelstern und Beteigeuze. Ein sehr eigentümlich und ungewohnter Anblick,
weil wirklich nur das Wintersechseck erkennbar war. Selbst in der Zenitgegend zeigte sich der Große Wagen
nur äußerst schwach. Insgesamt waren vielleicht gerade mal 2 Dutzend Sterne am gesamten Himmel
erkennbar!
In der Zwischenzeit kamen noch einige weitere Besucher. Die Mitglieder der Kirchhainer Sternfreunde
erklärten den Besuchern das Gesehene am Teleskop. Und auf Grund der zahlreich am Ort vorhandenen
Fernrohre, gab es auch keine Wartezeiten, weil fast jeder Besucher durch ein Teleskop schauen konnte. Als
Giveaway gab es dann zum Schluss noch kleine Geschenke mit auf den Weg wie Zeitschriften, Prospekte und
Lesezeichen. Peter Taubert sagte mir, dass im Laufe des Abends rund 20 Besucher die Sternwarte
besuchten.
Einige Vereinsmitglieder versuchten zwischendurch mittels Okularprojektion den Mond mit der Canon EOS 40D
abzulichten, was auch gelang. Ein Besucher und ich konnten daraufhin die soeben aufgenommenen Bilder am
Computerbildschirm betrachten.
Schließlich verabschiedete ich mich kurz nach 22.30 Uhr und war sichtlich zufrieden, weil diesmal zu
Abwechslung sogar Beobachtungen an den Teleskopen möglich waren.
Als auffälliger Abendstern stand Venus in 10° Höhe über
dem SW-Horizont. Die Wintermilchstraße konnte ich bis dahin noch nie so deutlich sehen! In Zenitnähe war
die Helligkeit des Milchstraßenbandes vergleichbar wie in hellen Sommernächten. Und selbst Dunkelwolken
hoben sich deutlich vom Hintergrund ab. Der Bogen der Galaxis reichte vom Sternbild Großer Hund, knapp
über dem SO-Horizont, bis hinüber in den Schwan im Nordwesten. Deneb stand zu diesem Zeitpunkt noch in
20° Höhe über dem Horizont und die Milchstraße konnte bis Gamma Cgyni verfolgt werden. Selbst der
mittlere Nordhorizont, bis in den Zenit übergehend, war von schwachen Sternen überfüllt. Ich hatte sogar
Mühe, das unscheinbare Sternbild Giraffe zu identifizieren. Viele schwache Sterne zeigten sich ebenso in
den Sternbildern Kleiner Bär, Drache, Kepheus, Kassiopeia und Orion. Ein direkter Vergleich des Himmels
mit dem Karkoschka brachte die Gewissheit: Die Sterne in den Übersichtkarten reichten bei weitem nicht
aus! Sterne der Größenklasse 6 waren ohne Probleme zu sehen.
Der Andromedanebel reichte visuell bis in die äußeren Ausläufer der Milchstraße hinein. Helle
Messiersternhaufen wie M 44 und M 35, waren eindeutig als kleine Wölkchen erkennbar. Der 6 mag Stern
nördlich der Spitze des Dreiecks war ohne Probleme zu sehen. Indirekt meinte ich sogar M 33 mit bloßem
Auge zu erahnen, trotz halber Höhe über dem Westhorizont. Außer im Nordwesten und Westen, wo sich die
Lichterglocken von Berlin und Lübben störend bemerkbar machte, war der Nachthimmel dunkel genug, um
selbst Sterne niedrig über dem Horizont zu erspähen. Der Sternhaufen M 41 im Großen Hund, der in weniger
als 15° Höhe über dem SO-Horizont stand, konnte ebenfalls ohne Probleme mit bloßem Auge identifiziert
werden. Ebenso das Sternbild Haar der Berenike, dessen ausgedehnter Sternhaufen Melotte 111 in deutlich
weniger als 10° Höhe über dem NO-Horizont erkennbar war. Die Grenzgröße im Zenit schätzte ich daher
auf 6,8 mag!
Jedes Teleskop hat seinen Himmel!
Der Aufbau des Bresser Skylux 70 war schnell erledigt, so dass ich als erstes den Orionnebel M 42 / M 43
einstellte:
Ein herrlicher Anblick, selbst mit 70mm Öffnung, präsentiert sich hier. Mit dem 25 mm Okular sieht man
bereits die Trapezsterne zum größten Teil aufgelöst. Der Nebel hat die Form einer Möwe mit
ausgebreiteten Schwingen. Eine markante Dunkelwolke reicht bis ins Zentrum hinein - das so genannte
Fischmaul. Im Nebel selber sind zahlreiche Helligkeitsabstufungen zu erkennen. Nördlich des Orionnebels
erscheint der Reflexionsnebel im Sternhaufen NGC 1977, um die Sterne 42 und 45 Ori herum, angedeutet.
Weiter nördlich steht der lockere Sternhaufen NGC 1981.
Das nächste Objekt ist der helle Sternhaufen M 35 in den Zwillingen. Schon mit bloßem Auge ist dieser als
kleines Wölkchen inmitten der Wintermilchstraße sichtbar. Im bescheidenen Sucher des Lidlscopes erscheint
das Objekt granuliert. Im 25 mm Okular ist der Haufen dann komplett aufgelöst und überaus eindrucksvoll.
Die schwächeren Sterne erscheinen in Ketten angeordnet zu sein. Die Mitte ist fast sternenleer. Allgemein
umgibt den Haufen ein Glow von sehr schwachen, unaufgelösten Sternen. Südwestlich des Haufens erscheint
der weit entfernte Offene Sternhaufen NGC 2158, als direkt sichtbares aber eher mattes, strukturloses und
rundes Wölkchen.
M 79, im recht auffälligen Sternbild Hase südlich des Orions, befindet zu diesem Zeitpunkt nur 15° über
dem SO-Horizont. Es ist der einzigste Kugelsternhaufen des Winterhimmels und mit 40.000 Lj schon recht weit
entfernt. Im 25 mm Okular ist der Anblick vergleichbar mit M 13 im Sucher bzw. Fernglas. Nördlich und
südlich des Objekts stehen zwei gleich helle Sterne. Das Objekt bleibt aber unaufgelöst als rundes
Wölkchen mit hellerem Zentrum.
M 41 im Großen Hund ist wunderbar aufgelöst und dessen Sterne sind alle nahezu gleich hell. Besser kommt
der Sternhaufen im 40mm Okular. Die hellsten Sterne sind scheinbar in Form eines Vielecks angeordnet.
M 50 Im Einhorn ist ein schöner, kompakter und aufgelöster Sternhaufen im 40 mm Okular. Die Sterne sind
nahezu symmetrisch angeordnet. Mit viel Phantasie erkennt man die Form einer Krabbe.
Der Weihnachtbaumsternhaufen, ebenfalls im Einhorn, ist schon im kleinen Sucher des Lidlscopes deutlich
erkennbar, zum Teil aufgelöst und leicht länglich. Im 40 bzw. 25 mm Okular präsentiert sich der Haufen
tatsächlich als umgedrehter Weihnachtbaum. Schwache Sterne bilden die Form und Lichter des Weihnachtsbaums
mit einem helleren Stern als Stamm.
Zurück zu den Zwillingen und M 35. Wenn man den Sternhaufen genau in Bildfeldmitte einstellt, die RA-Achse
klemmt und einige Grad nach Süden schwenkt, erscheint der Sternhaufen NGC 2175 im Gesichtsfeld. Im 25 mm
Okular präsentiert sich das Objekt recht sternenarm aber schön aufgelöst. Ein hellerer Stern sticht
neben dem Zentrum besonders hervor. Im Hintergrund eingebettet ist ein nebelartiger Schimmer wahrnehmbar.
Es handelt sich hierbei um den Gasnebel NGC 2174, der selbst mit so geringer Öffnung und ohne Filter zu
erahnen ist!
M 67 im Krebs ist ein alter Sternhaufen, der im 25 mm Okular recht kompakt und leicht eckig erscheint. Die
Sterne sind nahezu gleich hell und leicht rötlich.
M 44 die Preasepe im Krebs, ist schon als auffälliges und ausgedehntes Wölkchen am Himmel erkennbar. Im
Sucher des Lidlscopes ist der Sternhaufen komplett aufgelöst. Der Sternhaufen enthält viele helle Sterne,
die gerade noch alle ins Gesichtsfeld des 40 mm Okulars passen.
NGC 1647 im Stier, nach den Hyaden und Plejaden der drittgrößte Sternhaufen im Stier, befindet sich
östlich der Hyaden und ist ebenfalls schon vollständig in viele helle Sterne aufgelöst.
Das letzte Objekt dieses Abends war das Galaxienpaar M 81 und M 82 im Großen Bären. Hier hatte ich aber
etwas Schwierigkeiten die beiden Galaxien überhaupt aufzufinden. Nach 5 Minuten war auch das geschafft und
selbst im Minisucher war mindestens M 81 zu erahnen. Im 40 mm Okular stehen beide Galaxien in einem
schönen Sternfeld direkt in Gesichtsfeldmitte. Seltsamerweise erkennt man das hellere Zentrum von M 81
kaum. M 82 erscheint hingegen als längliches Gebilde, fast so hell wie M 81. Im 25 mm Okular stechen die
Galaxien jetzt deutlicher heraus. M 81 bleibt aber strukturlos als ovaler Fleck ohne helles Zentrum.
Dagegen lassen sich schon erste Strukturen in M 82 erahnen!
Um 22.15 Uhr war die Beobachtungstour beendet. Raureif hatte sich am Teleskop schon breit gemacht, obwohl ich mit Tau am Objektiv und an den Okularen nicht zu kämpfen hatte. Langsam kroch auch die Kälte an den Beinen hoch, obwohl ich am Oberkörper nicht fror. Ich schoss noch ein Foto vom Standort und wollte eine länger belichtete Aufnahme von den Sternbildern Orion und Großer Hund machen, als der Kameraakku absoff. So musste leider auch auf ein Foto von den blinkenden Lichtern der WKAs entfallen, das ich Uwe versprochen hatte. Alles in allem war es aber eine gelungene Beobachtungsnacht und ein schöner Auftakt zu meinem "Jahr der Astronomie".