Einige Teilnehmer reisten schon am Mittwoch an, wie mir Dietrich vom Astro Team Elbe-Elster am Einlass
mitteilte, obwohl der offizielle Beginn des Treffens der Donnerstag war. Wir fuhren aber erst am Freitag
los und verabredeten uns gegen 14.00 Uhr an der Tankstelle in Schlieben. Bis zum Austragungsort war es dann
nicht mehr weit.
Als wir eintrafen war der Platz schon gut gefüllt. Wir schlugen unser Lager am Ende der großen
Grünfläche auf - von den Teilnehmern auch südliche Wiese genannt. Der Austragungsort selber war
zweigeteilt: eine große Wiese für die visuellen Beobachter und eine kleinere, vor dem Hauptgebäude des
Sportlerheims, für die Astrofotografen. Richtung Süden standen zwei größere Pappeln. Wir hofften aber,
dass dieses Problem beim nächsten Sturm erledigt ist. Stören tun sie eigentlich nicht wirklich, denn sie bieten sicherlich
auch ein nettes Motiv für Fotografen - mitsamt dem Sternenhimmel im Hintergrund. Einfamilienhäuser mit
ihren Gärten begrenzten den östlichen Teil. Auch das machte nichts, weil die Jalousien in der Nacht stets
geschlossen blieben und somit kein Licht aus den Gebäuden den Platz erreichte. Auch die
Straßenbeleuchtung war in der Nacht abgeschaltet, so dass die Dunkeladaption der Beobachter garantiert
war. Der Westhimmel war nahezu frei, mit guter Sicht bis zum Horizont, so dass man die Sonne bis kurz vor
deren Untergang beobachten konnte.
An unserem Standort
trafen wir Ingo aus Chemnitz, den wir schon von unserem letzten Treffen in Uebigau kannten. Auch ich sah
einen alten Bekannten wieder: Thomas und seine Frau aus der Nähe von Bitterfeld, der auch seinen roten 10
Zoll Galaxy Dobson dabei hatte. Später traf dann auch "der andere Uwe" (wie er immer genannt wurde
) aus Chemnitz ein, der sich
neben Ingo postierte. Auch sonst waren wieder viele Stammgäste aus den letzten Jahren vertreten.
Uwe baute in der Zwischenzeit seinen 6 Zoll Konus-Refraktor auf, den er für die Sonnenbeobachtung mit
einem Herschelkeil ausstattete. Sogleich wurde er auch von mehreren Sternfreunden umlagert. Ich tat mich
etwas schwer beim Aufbau meines Zeltes und erst gegen 16.00 Uhr stand mein Teleskop ebenfalls für die
Beobachtung in der kommenden Nacht bereit. Leider fiel der Justierworkshop mit Uwe Pilz am Freitag aus,
weil der Referent immer noch nicht anwesend war. Deshalb war Fachsimpeln mit anderen Sternfreunden und ein
erster Rundgang über den Platz angesagt. Gegen 17.30 Uhr machten wir unseren mitgebrachten Einweggrill
fertig und warteten auf den interessanten Fachvortrag von Prof. Dieter B. Herrmann "Sind wir allein im
All", der um 19.15 Uhr beginnen sollte.
Das Sportlerheim war während des Vortrages gut gefüllt und alle lauschten gespannt den Ausführungen des
Referenten. Am Ende konnten die Anwesenden Bücher von Dieter B. Herrmann und einen künstlerisch selbst
gestalteten Kalender käuflich erwerben und sogar signieren lassen. Die Interessenten mussten aber schnell
sein, denn die Bücher waren schnell vergriffen. Ich konnte mir Herrmanns astronomischen Reisebericht
"Sterne der Traumzeit" für 15 EUR sichern.
Als wir das Gebäude verließen, war die Nacht schon hereingebrochen und leider machte sich auch der
lästige Tau bemerkbar. Der Tubus meines 10 Zöllers war klitschnass, so dass ich die Tubusabdeckung
erstmal drauf ließ und die Montierung einnordete. Plötzlich rempelte Ingo aus Versehen gegen die
Montierung. Die Einnordung hatte es glücklicherweise nicht beeinträchtigt und nach dem Initialisieren,
positionierte die Steuerung die Objekte fast in Gesichtsfeldmitte. Das Rempeln hatte also was gebracht,
denn so eine Genauigkeit beim Anfahren der Objekte hatte ich mit meinem LXD55 auch noch nicht erlebt.
In der Zwischenzeit hörte man
schon einige Föhne rauschen und auch mein kleinerer Sucher war zugetaut. Die Schmidtplatte hielt sich,
Dank der Taukappe, noch wacker. Bei meinem, für das Starhopping ausgelegten, 8x50 Winkelsucher, war das
Okular ebenfalls mit Tau beschlagen.
Ich begann also mit dem Beobachtungsprogramm und konnte den Interessierten, die mich besuchten und einen
Blick durch mein Teleskop werfen wollten, einige interessante Beobachtungsobjekte zeigen. Zwischenzeitlich
half ich Thomas beim Aufsuchen einiger Objekte. Besonders das Galaxienpaar M 81 und M 82 war nicht leicht
aufzufinden, weil sein Sucher und der Telrad schon zugetaut waren. Zwischenzeitlich waren auch Bekannte von
Uwe mit ihren beiden Kindern eingetroffen und ich wiederholte mein Programm. Die Kinder waren erstaunlich
interessiert an den Deep Sky Objekten und ließen sich nicht vom Okular losreißen. Bei einigen Objekten
gab es aber Schwierigkeiten: Das Okular stand teilweise in einer ungünstigen Position und ich hatte keine
Lust ständig den Tubus zu drehen. Hier merkt man wieder einmal den Vorteil eines azimutal montierten
Dobsons. Deshalb musste Uwe mit
seinem 6 Zoll Refraktor aushelfen, weil sein Okular viel günstiger in Augenhöhe der Kinder lag. Wir
beobachteten u.a. den Ringnebel M 57 und den Kugelsternhaufen M56 in der Leier, M 13 inklusive
Begleitgalaxie im Herkules, den Cirrusnebel im Schwan, M 27 im Füchschen, den schönen offenen Sternhaufen
M 11 im Schild sowie h und Chi Persei. Gegen 22.00 Uhr sollte dann der HTT-Skyguide stattfinden. Dieser
fiel leider ebenfalls ins Wasser, weil sich Uwe Pilz und Daniel Restemeier nicht zusammenfinden konnten -
wie mir Ralf Hofner am nächsten Morgen mitteilte.
Der Tau nahm langsam überhand und es wollte
auch mit der Positionierung nicht mehr so richtig klappen. Deshalb unterbrach ich meine Beobachtung und
veranstaltete einen kleinen Rundgang über den Platz. Ich blieb beim 30 Zoll Dobson der Backnanger
Sternfreunde hängen, wo gerade eine Edge-On Galaxie in den Jagdhunden gezeigt wurde. Die Beobachtung mit
diesem Instrument war einfach überwältigend und ich konnte eindeutig das Staubband in der Galaxie
erkennen. Als nächstes wurde auf Wunsch M 57 eingestellt. Der Ringnebel präsentierte sich strukturreich,
ähnlich wie auf Fotos und sogar der Zentralstern blitzte ab und zu mal durch. Uwe war von diesem Anblick
schlicht begeistert und der Wunsch nach einer größeren Öffnung kam auf.
Weil an Erhards Riesendobson die Schlange in der Zwischenzeit etwas kleiner wurde, konnte ich noch schnell
den Crescentnebel NGC 6888 im Schwan in luftiger Höhe genießen. Der Nebel zeigte sich ähnlich wie auf
Fotos: Die Blase des WR-Sterns und zahlreiche helle Filamente konnten über das gesamte Okulargesichtsfeld
verfolgt werden. Einfach fantastisch...
Uwe machte plötzlich den Vorschlag mit "dem anderen Uwe" und Ingo noch eine Kleinigkeit trinken zu gehen.
Der rot beleuchtete H-Alpha-Biergarten war noch geöffnet. Selbst um Mitternacht konnte man hier noch etwas
zu essen bekommen! Wir machten uns im Sportlerheim gemütlich, wo wir die Gelegenheit nutzten, uns etwas
aufzuwärmen. Gegen 00.30 Uhr wollten wir weiter beobachten. Leider hatten sich die Bedingungen schlagartig
verschlechtert und Hochnebel kam auf. An Erhards Dobson beobachteten wir, wie der Himmel binnen 5 Minuten
zuzog. Plötzlich waren keine Sterne mehr zu sehen und die Beobachtungsnacht war zu ende. Auch über dem
Gelände hatte sich eine dichte Nebelschicht ausgebreitet. So mussten die Teilnehmer ungewohnt zeitig
schlafen gehen.
Der Morgen war kühl und nebelverhangen. Meine Montierung, die die ganze Zeit über durch eine Plastiktüte
geschützt draußen gestanden hatte, war klitschnass. Ich hatte nicht viel geschlafen, weil in der Nacht,
um mich herum, lautes Schnarchen zu hören war. Die Teilnehmer konnten sich am Morgen an dem reichhaltigen
und preiswerten Frühstück stärken. Für mich persönlich war aber der Kaffee etwas dünn, was ich mit 6
vollen Tassen versuchte zu kompensieren.
Wir unterhielten uns mit zwei anderen Sternfreunden. Besonders Uwe hatte hier Gleichgesinnte gefunden: Fast
den ganzen Vormittag unterhielten sie sich über das Thema Amateurfunk. Erst gegen 13.00 Uhr verschwand der
Nebel vollständig und ich lüftete erst mal das Auto, um die Restfeuchte der letzten Nacht entweichen zu
lassen. Zwischendurch kontrollierte ich noch mal die Kollimation meines Schmidt-Newtons und machte einen
Rundgang über den Platz. Weil Uwe in der letzten Nacht ebenfalls mit Tau zu kämpfen hatte, opferte "der
andere Uwe" seine Isomatte bereitwillig, um daraus eine schicke Taukappe zu basteln. Auch einige andere
Sternfreunde taten das Gleiche, um für die kommende Nacht gewappnet zu sein.
Im Laufe des Nachmittags kamen immer wieder mal zahlreiche Besucher
vorbei, die durch Uwes Refraktor einen Blick auf die Sonne werfen wollten - obwohl auf der Sonne kein
einziger Sonnenfleck zu sehen war.
Trotz alledem konnte man die Granulation deutlich und vor allem sehr kontrastreich erkennen. Der
Rest der geopferten Isomatte diente dabei als Blendschutz und Schattenspender. Deshalb war sein Standort
auch gut besucht. Auch ich hatte ab und zu Gäste an meinem Teleskop. Seltsamerweise fragten diese fast
immer das gleiche: Ob ich denn zufrieden mit dem Schmidt-Newton wäre, komisch. Um 13.00 Uhr sollte die
angekündigte Astromesse stattfinden. Leider tauchte nur Wolfgang Lille mit den neuen Lunt H-Alpha
Sonnenteleskopen auf. Ich war allerdings etwas enttäuscht über das so angeblich hoch gelobte Sonnenbild,
da ich keinen großen Unterschied zu den Coronados feststellen konnte. Wahrscheinlich war aber auch das
allgemein sehr schlechte Seeing schuld daran. Bei einem anderen Sternfreund entdeckte ich aber einen
selbstgebauten Protuberanzenansatz, dessen Teleskop auf einer schicken und schweren Eigenbaumontierung
befestigt war. Die Sonne wurde durch eine Blende abgedeckt und dadurch eine künstliche Sonnenfinsternis
erschaffen. Die Protuberanzen am Sonnenrand präsentierten sich sehr kontrastreich und strukturiert - viel
besser als in jedem Coronado PST. Neben diesem tollen Gerät entdeckte ich auch Dr. Heino Wolter mit seinem
8 Zoll Multischiefspiegler - der eigentlich jedes Jahr zum Treffen erscheint. Er ist einer der nettesten
Sternfreunde die ich kenne. Ich versprach ihm, in der Nacht mal vorbeizuschauen und einen Blick durch sein
Teleskop zu werfen.
Den übrigen Nachmittag verbrachte ich mit der Besichtigung der ausgestellten Teleskope, sowie mit Fachsimpeleien mit anderen Amateuren. Auf dem Rückweg zu unserem Platz traf ich auf Peter und Christoph von den Kirchhainer Sternfreunden. Eigentlich wollten die zwei noch einmal bei uns vorbeischauen, leider sah ich sie den übrigen Nachmittag nicht mehr. Gegen 15.00 Uhr wurde auf die Schnelle ein Vortrag über die Totale Sonnenfinsternis vom 1. August 2008 eingeschoben, den wir aber nicht besuchten. Auch den Bildervortrag des Astro-Teams Elbe-Elster ließen wir sausen, weil es einfach viel zu viel auf dem Platz zu entdecken gab. Langsam aber sicher wurde der Platz voller. Ich bemerkte am späten Nachmittag ein Geräusch aus Richtung Westen kommen: Die Radebeuler Sternfreunde ließen eine Art Drohne mit 4 horizontal angeordneten Propellerflügeln steigen, an der, wie ich später herausfand, eine Kamera befestigt war. Kurz vor Sonnenuntergang merkte man, dass die Luft wieder etwas feuchter wurde. Mein Tubus war wieder mit Tau benetzt und am Westhimmel störten einige Zirren. In Richtung Norden, auf niedriger Höhe, sah man eine dichte Wolkenbank über Berlin, die glücklicherweise am selben Ort verharrte. Durch die Zirrusbewölkung kam es aber zu einer schönen Haloerscheinung: Eine auffällige Lichtsäule, verursacht durch die Brechung und Streuung des Sonnenlichts an den Eiskristallen, prangte recht deutlich am Westhimmel.
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Während der Dämmerung war das erste Beobachtungsobjekt natürlich der Jupiter. Ich beobachtete ihn in Uwes, sowie in Ingos Teleskopen. Trotz der niedrigen Höhe über dem Südhorizont, waren seine Atmosphärenbänder deutlich erkennbar. Kurz vor 19.45 Uhr erschien dann noch ein -2 mag heller Iridiumflare im Sommerdreieck und pünktlich um 20.16 Uhr tauchte die ISS am Westhimmel auf. Sie zog als -2.4 mag heller Punkt zügig durch den Zenit. Überall hörte man begeisterte Ausrufe von jenen, die die ISS mit dem Teleskop verfolgten. Thomas nahm die Raumstation mit seiner digitalen Kamera.
Nachdem die Nacht hereingebrochen war, verwendete ich beim Initialisieren des Autostars zufälligerweise mein 9 mm Weitwinkel Okular, und ich staunte nicht schlecht: Beim automatischen Anfahren, erschienen die Objekte genau in der Gesichtsfeldmitte! Im Prinzip beobachte ich die gleichen Objekte wie am Vorabend, mit dem Unterschied, dass ich mir etwas mehr Zeit nahm. In der Zwischenzeit hatte nun endlich der HTT-Skyguide angefangen. Leider war das Mikrofonkabel zu kurz, so dass man akustisch leider nichts mitbekam. Uwe stellte in seinem Refraktor noch schnell den Uranus ein, der mit bloßem Auge im Wassermann sehr leicht zu sehen war. Man erkannte im Teleskop aber nur ein bläuliches Scheibchen. Ich stellte derweil den Crescentnebel ein, den ich schon am Vorabend durch Erhards Teleskop beobachten konnte. Dieser war aber nur durch den Astronomik O-III Filter zu sehen. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sah man ihn ohne Filter leider nicht. Obwohl ich ihn in früher, bei guter Transparenz und trockener Luft, auch ohne identifizieren konnte. Auch Stephans Quintett war im 10 Zöller, in der Nähe von NGC 7331 im Pegasus, nicht zu sehen, obwohl ich der Meinung war, an der Stelle etwas zu erkennen. Allerdings war meine Schmidtplatte wieder zugetaut und ich brauchte ganze 15 Minuten mit dem Föhn, um sie halbwegs wieder frei zu bekommen. Auch die Okulare waren ständig beschlagen.
Weil ich am Abend fast nichts gegessen hatte, und der Tau
langsam überhand nahm, packte ich den Tubus ins Auto. Ich beschloss im H-Alpha Biergarten noch einen
kleinen Imbiss zu holen. Nach diesem kleinen Mitternachtssnack ging es gestärkt zum Standort des
Wolterschen Schiefspieglers. Dr. Heino Wolter war in der Zwischenzeit beschäftigt, seinen Telrad und die
Okulare von Tau zu befreien. Ich fragte ihn, was er denn beobachte. Er meinte, dass er gerade M 13 im
Gesichtsfeld des Okulars hätte. Leider funktionierte die Nachführung seiner EQ6 nicht mehr, weil er
versäumt hatte, den Akku aufzuladen.
Die übrige Nacht blieb ich aber bei ihm und konnte mich von der sehr guten Abbildung seines
Multischiefspieglers überzeugen. So konnten wir unbeschwert noch einige Deep Sky-Highlights beobachten,
weil sein Teleskope, im Unterschied zu den anderen auf dem Platz, nicht mit der hohen Luftfeuchtigkeit zu
kämpfen hatte. Wir beobachteten unter anderem NGC 6207, den "Galaxienbegleiter" von M 13, den Ringnebel M
57, M 81 und M 82 mit NGC 3077 im Feld sowie NGC 404.
In der Zwischenzeit traf auch Uwe ein, der vor kurzem den Cirrusnebel durch Erhards 42 Zoll Dobson
beobachtet hatte und immer noch davon schwärmte. Auch zwei weitere Sternfreunde gesellten sich zu uns, die
sogar einen O-III Filter dabei hatten. Uwe stellte den Cirrusnebel im Schiefspiegler ein: Heino war sehr
beeindruckt von dem Anblick des Sturmvogels und der Hexenhand im Okular. Als nächstes Objekt stand der
helle und strukturreiche planetarische Nebel M 27 im Füchschen sowie die Galaxie NGC 6503 im Drachen auf
der Liste. Diese Nacht war von der Himmelsqualität her, viel besser als der erste: Die Milchstraße zeigte
sich im Zenit reich strukturiert und aufmerksame Beobachter konnten die schwächeren Ausläufer bis zum
Andromedanebel (und darüber hinaus) verfolgen. Auch M 33 war zeitweise indirekt sichtbar. Ein Beweis, dass
die Grenzgröße im Zenit bei 6.7 Magnituden lag. Im Südwesten funkelte Fomalhaut im Südlichen Fisch
auffällig vor sich hin. Die Wintermilchstraße war zwar lichtschwach, weil noch recht niedrig am Osthimmel
präsent, aber eindeutig in den Wintersternbildern zu erkennen. Als nächstes Objekt beobachteten wir den
berühmten Supernovarest M1 im Stier. Im Okular erschien er recht hell und deutlich rechteckig. Der Anblick
des Orionnebels M 42 war selbst knapp über dem Horizont überwältigend.
Weil die Kälte langsam die Oberhand gewann, verabschiedeten wir uns von Heino und wollten noch schnell einen Blick durch Ehrhards Riesendobson werfen. Hier erfuhren wir, dass irgendjemand die optische Achse des Teleskops verstellt hatte. So etwas hatte Erhard auch noch nicht erlebt. Weil auch sein Fangspiegel vor lauter Tau langsam blind wurde, entschlossen wir in unsere Schlafsäcke zu schlüpfen.
Der nächste Morgen war mal wieder nebelverhangen. Stativ, Montierung, Zelt und alle Utensilien, die ich nachts über draußen gelassen hatte, waren nass. Auf dem Ablagetisch des Stativs hatte sich ein kleiner See aus Wasser gebildet. Nachdem Frühstück hatte sich der Nebel etwas aufgelöst. Wir begannen langsam unseren Kram zu verstauen - unterbrochen von einigen netten Fachsimpeleien mit anderen Sternfreunden. Kurz vor Mittag war auch der Restnebel verschwunden und der Platz lichtete sich langsam. Wir verabschiedeten uns von Uwe und Ingo aus Chemnitz und hofften, sie im nächsten Jahr wieder zu treffen. Nachdem auch Uwe den Platz verlassen hatte, machte ich gegen 13.00 Uhr noch einen kleinen Rundgang, bis auch ich mich von Thomas und seiner Frau verabschiedete. Ich versprach auf jeden Fall nächstes Jahr - zum 10. Herzberger Teleskoptreffen - wiederzukommen...
Als wir an unserem Beobachtungsort ankamen zeigten sich in Horizontnähe einige Zirren, trotzdem bauten wir unsere Geräte auf. Ich konnte dabei Uwes neue Verlängerungssäule für seine Montierung bewundern, die mit seinem Konus-Rafraktor eine gute Figur machte. Mein Dobson war innerhalb von 5 Minuten aufgebaut und ich montierte meine neuen Rigel-Quickfinder, der hier seine erste Bewährungsprobe bestehen musste. Auf meinem Tubus hatte ich noch meinen 8x50 Sucher montiert denn ganz ohne optischen Sucher wollte ich denn doch nicht beobachten. Der Rigel war dann auch im nu eingestellt, und zeigten sich auch erste Schwierigkeit mit dem Gerät: Das Auge musste gut hinter der Projektionsplatte positioniert sein, um die Zielkreise überhaupt sehen zu können.Ich glaube so schnell habe ich M 13 noch nie finden können, obwohl ich mit meinem optischen Sucher auch nie lange hantieren brauchte um das Objekt zu finden. Trotzdem schaffte ich es in Rekordzeit (5 Sekunden) und der Sternhaufen war selbst im 9mm Widefield-Okular in Bildmitte eingestellt. Da es noch etwas dämmerte, war dann deren "Begleitgalaxie" noch nicht zu sehen. Nach dem Ende der Dämmerung zeigte sich die Galaxie dann deutlich sichtbar im Okular.
Das nächste
Objekt war Jupiter im Schützen. Gegen 21.00 Uhr MESZ befand er sich fast genau im Süden. Der Anblick war
aber enttäuschend und man konnte nur seine Monde und seine zwei Äquatorialbänder erkennen.Auf zum
Andromedanebel, der gegen Ende der Dämmerung und mit dem 32mm TS WA Okular schon gut zu sehen war. Auch
seine beiden Begleiter waren schon sichtbar. Ich besuchte diese Galaxie zwei Stunden später und der
Anblick war dann schließlich atemberaubend und sie passte selbst mit dem 32er nicht ins Gesichtsfeld. Das
deutliche Staubband in der Galaxienscheibe war dann ebenfalls gut erkennbar. Wir riefen Horst an, ob er
heute noch kommen würde und seine Mutter sagte uns, dass er schon auf dem Weg zu uns sei. Später
erwartete noch eine kleine Überraschung auf ihn. Ich suchte M 92 auf, doch hier musste ich meinem PDA zu
Rate ziehen, um die Position zwischen den Sternen des Herkules genau zu lokalisieren. Mit dem Quickfinder
war die Position auch schnell eingestellt und durch den optischen Sucher zeigte sich in nahezu Bildmitte
ein unscharfes Sternchen. Im Okular war dieser Sternhaufen ebenfalls beeindruckend. Etwas kleiner und
kompakter als sein Pendant. Das nächste Objekt: Der Ringnebel in der Leier. Hier kam ich komischerweise
mit dem optischen Sucher am besten klar. Kein Wunder, weil ich an diesem Objekt mit Suchern schon
jahrelange Übung hatte. Im 9mm Okular war selbst der 13 mag schwache Nachbarstern direkt erkennbar. Die
Nebelhülle selbst war hell und das Zentrum des Rings strahlte in einem hellen gräulichen Ton, war also
nicht ganz dunkel.Als ich M 27 im Füchschen aufsuchte waren in Richtung SW schon dichtere Zirren vorhanden
ich hoffte, dass sie im Laufe der Nacht noch verschwinden würden. Früher hatte ich immer Schwierigkeiten
das Objekt zwischen den Sternen der Milchstraße zu lokalisieren, aber heute war dieser Planetarische Nebel
fix eingestellt. Der Planetary ist meiner Meinung nach ohne Filter am besten zu sehen und an unserem
dunklen Beobachtungsort sowieso. Die Hantelform ist in jedem Okular gut erkennbar und der Nebel selbst in
einem schönen Sternenfeld positioniert.Da die Zirren langsam lästig wurden, wollte ich noch schnell
meinen neuen 2 Zoll O-III Filter am Cirrus-Nebel ausprobieren. Mit Hilfe der Zielkreis des Quickfinders war
52 Cygni in Rekordzeit eingestellt und mit dem 32mm TS WA Okular zeigte sich der östliche Nebelteil
deutlich im Okular. Auch die gebogene Hexenhand war sehr schön sichtbar und es zeigten schöne Strukturen.
Ich verglich den Nebel mit Uwes 2 Zoll UHC-Filter, der den SNR etwas schwächer und kontrastärmer zeigte.
Bei mir waren halt weniger Sterne sichtbar. Trotzdem machte sich der Nebel in beiden Filtern sehr gut,
wobei ich den O-III und Uwe natürlich seinen UHC bevorzugte.
Jetzt gegen 21.30 Uhr traf auch Horst ein und
bewunderte erstmal Uwes 6 Zöller. In der Zwischenzeit war der Himmel fast vollständig mit Zirrus bedeckt
und die Milchstraße war verschwunden. Ich stellt für Horst noch schnell den Doppelsternhaufen im Perseus
ein, der im TS WA 32mm vollständig und gut aufgelöst im Gesichtsfeld erschien. Weil der Himmel nahezu
zugezogen war, war es an der Zeit die Überraschung auszupacken. Seit Monaten machten so genannten
chinesischen Himmelslaternen Deutschland unsicher. Hin und wieder werden diese Dinger in Gruppen
aufgelassen, um dann als UFO Flotte von Leihen wie auch von manchen Hobbyastronomen mißgedeutet zu werden.
Nach dem Prinzip des Heißluftballons, steigen diese Gefährte nach oben und ziehen mit dem Wind, bis der
kleiner Brenner in seinem inneren verbraucht ist um dann langsam zu verlöschen und wieder nach unten zu
sinken. Wir hatten auch eine von diesen Dingern mitgebracht. Allerdings machte der aufkommende Wind einige
Probleme beim entzünden des Ballons. Deshalb dauerte es auch relativ lange bis die Luft warm genug
geworden ist, um das Ding aufsteigen zu lassen. Wir befürchteten sogar, dass der Ballon im nahen Feld
zerschellen würde, aber eine Windböe erfasste das Ding und ließ es flott aufsteigen. Ich finde, dass man
so einen Skyballon schon mal im Flug gesehen haben muss um zu verstehen, warum sie am Himmel für
Verwirrung sorgen. Unser Ballon jedenfalls bewegte sich recht zügig weg und nach einer Minute war nur noch
ein rötlich, flackernder Punkt zu sehen. Im Fernglas betrachtet zeigte sich noch die typische Form der
Himmelslaterne. Nach weiteren 3 Minuten erlosch das Licht langsam und der Spuk war vorbei.Der Ballon hatte
uns Glück gebracht, denn nach unserer Aktion riss der Himmel auf und es wurde richtig klar. Die
Dreiecksgalaxie konnte sogar indirekt gesichtet werden. Also herrschte eine Grenzgröße von mindestens 6,7
mag vor. Im Zenit sogar noch etwas besser. Jupiter schälte sich langsam aus dem Dunst heraus, so dass auch
die Teekanne des Schützen bis zum Horizont klar erkennbar war, obwohl dieser schon längst den Meridian
überschritten hatte. So konnten wir Horst die Objekte zeigen, die wir an diesem Abend schon beobachtet
hatten.
Das nächste
Objekt auf meiner Liste war der relative helle und in einem schönen Sternfeld gelegene Kugelsternhaufen M
56 in der Leier, den ich leicht mit Hilfe des Quickfinders auffinden konnte. Als nächstes stellte ich die
Whirlpool-Galaxie M 51 in den Jagdhunden ein, die aber kein schöner Anblick war. Durch den niedrigen
Stand, war der Himmel schon unangenehm aufgehellt. In der Zwischenzeit hatte Uwe das Galaxienpaar M 81 und
M82 eingestellt, die noch etwas höher standen. Bevor Horst wieder nach Hause fuhr, stellte ich für ihn
noch den sehr kompakten Kugelsternhaufen M 15 im Pegasus und die Dreiecksgalaxie M 33 ein.Danach folgte die
Spiralgalaxie NGC 7331. Nördlich der Galaxie war sogar Stephans Quintett in meinem 8 Zöller erkennbar.
Mit dem 9mm Okular konnte ich eindeutig die drei hellsten Galaxien identifizieren. Bei der schwächsten war
ich allerdings etwas unsicher.
Nun hatte ich vor, endlich den Blinking Planetary NGC 6826 im Schwan zu finden, den ich vor einigen Jahren beobachten konnte. Allerdings gestaltete sich das Aufsuchen, selbst mit dem Quickfinder, als schwierig, weil man in der reich mit Sternen übersäten Himmelsgegend den Planetary leicht übersehen konnte. Und so viel mir der Planetarische Nebel erst mit dem 9mm Okular als grün-bläuliches Scheibchen auf. Komischerweise zeigte er hier nicht das typische Blinken. Erst mit dem 17mm Hyperion war das Verhalten auffällig. Wenn man direkt auf das Objekt blickt, erkennt man den Zentralstern des Nebels, wenn man dann etwas am Nebel vorbei schaut, verschwindet der Stern und die Nebelhülle kommt zum Vorschein. Die Galaxie NGC 6946 und der benachbarte Sternhaufen NGC 6939 an der Grenze zu Cepheus und Cygnus habe ich früher schon einmal beobachtet. Für Uwe ist es aber die erste Beobachtung dieses interessanten Gespanns. Die beiden Objekte erscheinen im 32er im gleichen Gesichtsfeld. Dabei war die Galaxie überraschend hell, sogar der Hauptspiralarm war mit dem Hyperion angedeutet. Der Sternhaufen erschien deutlich abgegrenzt und dessen Sterne hatten nahezu die gleiche Helligkeit.Bei NGC 891 biss ich mir fast die Zähne aus, obwohl ich die Galaxie schon öfters aufgefunden habe. Schließlich erschien die Galaxie als schwacher, schmaler Strich im Übersichtsokular. Ich vergrößerte bis 133fach und so konnte ich den typischen Galaxienkörper mit der Bulge direkt und das Staubband indirekt erkennen. Das letzte Objekt war der kleine Hantelnebel M 76 im Sternbild Perseus. Nach kurzem Suchen präsentierte sich der Planetarische Nebel als kleines Pendant echten Hantelnebel im Füchschen, allerdings mit deutlich abgegrenzter Struktur.
Auf weitere Objekte, und besonders auf Komet Boattini, mussten wir verzichten, weil sich die Bedingungen langsam wieder verschlechterten. Wir packten unseren Kram ein und warteten noch auf den angekündigten Flare von Iridium 29 gegen 1:27 Uhr, der komischerweise nicht eintrat. Alles in allem war es doch eine erfolgreiche Beobachtungsnacht, natürlich abgesehen von einigen Wolken, in der wir diesmal sogar von Tau verschont blieben.
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Datum: Freitag, 01.August 2008 - Standort: Doberlug-Kirchhain Zeit: 11:38:14 MESZ Typ: Partielle Sonnenfinsternis (27.6% / 16.9% Fläche / Dauer 1h46m) Sonnenaufgang: 5h30m Untergang: 20h54m ET-UT = 77.6 sec h m s Pw Nord Pw Zenit Azimut Hoehe 1. Kontakt: 01.08.2008 10:45:45 341° 14° 126° 46° 4. Kontakt: 01.08.2008 12:31:36 70° 81° 163° 55°
Freitag, 01. August 2008: Der Tag der Partiellen Sonnenfinsternis
Um 8.00 Uhr klingelte der Wecker und nach einem kurzen Blick auf das aktuelle Satellitenbild und aus dem
Fenster (mit strahlend blauem Himmel) und die Erkenntnis, dass der Osten Deutschlands wettertechnisch
bevorzugt werden würde, ging es auf nach Doberlug-Kirchhain. Gegen 9.15 Uhr kam ich bei Uwe an und wir
frühstückten erst einmal in Ruhe und besprachen den weiteren Ablauf der Finsternis. Um 10.00 Uhr rief
auch Christoph an und teilte uns mit, dass die Sternwarte von nun an für interessierte Besucher geöffnet
ist. Als wir ankamen, waren sogar schon einige Besucher anwesend und bestaunten die aufgebauten Geräte.
Auf einem Computerbildschirm lief eine Live-Animation aus dem Internet mit aktuellen Bildern und Peter
erzählte uns, dass um 9.30 Uhr schon einige Besucher da waren um einen Blick auf die Sonnenfinsternis zu
werfen. Leider hält sich eine Sonnenfinsternis bekanntlich nicht an individuelle Termine der Besucher und
so mussten die Gäste erfahren, dass der 1. Kontakt wirklich erst in einer Stunde zu erwarten wäre.
Ich baute mein Fernglas mit Sonnenprojektionsschirm unten bei Christoph auf. Er begrüßte übrigens die
ankommenden Besucher und er konnte ihnen schon vor dem Eingang zur Sternwarte, das Sonnenbild durch seinen
Vixen-Newton mit Glassonnenfilter zeigen. Nebenan stand auch ein Solarscope, welches die Sonnenscheibe
durch einen kleinen Hohlspiegel auf die Rückwand projizieren konnte.
1. Kontakt 10.46 Uhr: Den ersten Kontakt verpassten wir fasst, weil wir den Besuchern noch erklären
mussten, wie man gefahrlos die Sonne beobachtet. Zu diesem Zweck wurden auch Sonnenfinsternisbrillen
verteilt. Außerdem waren auf der Terrasse der Sternwarte eine Reihe Refraktoren, die die Sonne im
Weißlicht zeigten, sowie zwei Coronado PST aufgebaut - für den H-Alpha-Bereich. Am nordwestlichen
Sonnenrand zeigten sich durch das PST eine sehr große und am südöstlichen eine kleinere Protuberanz, auf
der sonst fleckenlosen und eher langweiligen Sonne. Langsam füllte sich auch die Sternwarte mit Besuchern.
Die Teleskope mit der Sonne im Weißlicht wurden regelrecht umlagert und so konnte ich mit einigen
anwesenden Sternfreunden etwas fachsimpeln. Nebenbei schoss ich mit meiner Digitalkamera einige
Sonnenbilder. Dabei hielt ich die Kamera einfach ans Okular. Auch einige Kinder und Jugendliche waren
anwesend, denen wir die Entstehung einer Sonnenfinsternis und das Gesehene in den Teleskopen erklären
konnten. Besonders einige jüngere Kinder waren sehr interessiert - ob sich hier wohl potentielle
Amateurastronomen herausbilden werden? Ich unterhielt mich auch mit einem netten Sternfreund aus Thüringen, der zur Zeit in der Gegend
Urlaub machte und von unserem dunklen Himmel in Südbrandenburg begeistert war.
Zur Mitte der Finsternis gegen 11.38 Uhr machte sich langsam die schwüle der Mittagshitze auf der Terrasse
der Sternwarte bemerkbar. Das Mondrandprofil kam jetzt besonders gut zur Geltung, weil auch das Seeing
etwas besser wurde. Hans-Dieter maß die Sonnenscheibe auf dem Projektionsschirm aus und zusammen mit Peter
berechneten wir den scheinbaren Bedeckungsgrad. Unser Wert stimmte auch recht gut mit dem theoretischen
Wert (16.9%) überein.
Das Ende der Finsternis, mit dem Austritt des Mondes gegen 12.32 Uhr, beobachtete ich auf dem
Projektionsschirm des Telementors. Unglaublich, wie schnell der Mond sich vor der Sonnenscheibe bewegt. Die
ganze Zeit präsentierte sich der Himmel wolkenlos und in einem tiefen blau, so dass wir das Schauspiel in
der vollen Länge genießen konnten. Nach einem kurzen Gruppenfoto verabschiedeten wir uns von den
Kirchhainer Sternfreunden und bedankten uns für die nette und familiäre Atmosphäre...
Mitglieder der Kirchhainer Sternfreunde mit einigen Gästen kurz nach der Sonnenfinsternis
(man beachte das hervorragende Wetter in Doberlug-Kirchhain zu diesem Zeitpunkt)
Florian, Verena und Uwe (von links) in guter Stimmung am frühen Samstag Morgen auf dem HTT
Am Freitag gegen 18.30 Uhr fand Uwe Pilz Workshop "Newtonkollimation" statt, an welchem wir aber nicht
teilnahmen. Wir konnten uns einfach nicht von den vielen aufgestellten Teleskopen losreißen. Wie in den
übrigen Jahren waren wieder viele interessante Selbstbauten vertreten! Beim Abendessen im obligatorischen
Rotlichtbiergarten, unterhielt ich mich mit einigen Sternfreunden über die vergangenen HTT's. Und als das
Wetter wider erwarten nicht besser wurde, baute ich mein Teleskop ab und ging gegen 22.00 Uhr ins Zelt. In
der Zwischenzeit traf auch ein Reporterteam des RBB ein, der meinen Zeltnachbarn interviewte.
Währenddessen hat es auch angefangen stark zu regnen (fast ein Novum auf dem HTT! ). Gegen 3.30 Uhr riss uns aber die Stimme
von Ralf Hofner aus dem Schlaf: Es hatte aufgeklart und der Himmel zeigte sich in einer wahnsinnigen
Transparenz. Orion war schlicht von Sternen überfüllt und andeutungsweise war sogar das Zodiakallicht mit
der Venus am östlichen Horizont erkennbar. So konnten also doch noch einige Objekte beobachtet werden.
Hier traf ich auch wieder auf Verena, die einige Fotos machte und die Stimmung am Ort einfing. Nach einem
guten und ausgiebigen Frühstück konnte ich die Gelegenheit nutzen, Venus und Jupiter am Taghimmel zu
beobachten. Die Sonne war eher langweilig im Weißlicht. Nur Erhard Hänßgens H-Alpha Teleskop versprach
ein wenig Abwechslung auf der sonst trostlosen Sonnenscheibe. Den ganzen Tag herrschte ein starker Wind mit
Sturmböen vor, der sich glücklicherweise nach Sonnenuntergang legte.
Um 19.00 Uhr fand ein interessanter und gut besuchter Bildervortrag über Deep-Sky-Objekte, die in Namibia und Teneriffa aufgenommen wurden, statt. Den dritten Vortrag hörten wir nicht, da plötzlich die restlichen Wolken verschwanden. Die meisten Sternfreunde liefen zu ihren Teleskopen. Auf dem Platz herrschte nach Einbruch der Dunkelheit ein reges treiben vor. Ich konnte einigen Sternfreunden viele Standardobjekte durch meinem 10 Zoll Schmidt-Newton zeigen. Die Schlange am 42 Zoll Riesendobson wurde auch immer länger und hier und da bildeten sich Menschentrauben. Gegen 23.00 Uhr verstärkte sich leider die Feuchtigkeit etwas, so dass ich gezwungen war, meine Beobachtungen abzubrechen. Auch einige hohe Wolkenfelder zeigten sich am Himmel. Ich machte einen Rundgang über den Platz und traf bei einer Gruppe von Leuten ein, die mit einem 21 Zoll Lowrider Dobson beobachteten. Der Eigentümer des Dobsons war aber lange Zeit nicht aufzutreiben - aber egal, wir beobachteten trotzdem. Später stellte sich heraus, dass der ältere Herr ein kleines Nickerchen in seinem Auto machte. Er war aber ganz nett und wir beobachteten danach noch einige interessante Objekte.
Auf jeden Fall war es wieder ein tolles Teleskoptreffen inklusive Vollverpflegung und interessanten Vorträgen. Mein Dank und Lob gilt deshalb dem Astro-Team Elbe-Elster, die ein tolles Event auf die Beine gestellt haben.
Meine beiden Astro-Kumpels Uwe und Ron (von links) beim 7. Herzberger Teleskoptreffen (HTT)
Vom 22. bis 24. September 2006 fand das 7. Herzberger Teleskoptreffen nun zum zweiten Mal am neuen Standort
in Uebigau statt. Am Freitag um 16.00 Uhr war der offizielle Start des Teleskoptreffens, allerdings reisten
einige Teilnehmer schon am Donnerstag an, denn als wir gegen 17.00 Uhr ankamen, war der Platz mit
Teleskopen, Zelten und Autos schon gut gefüllt.
Wir fanden am hinteren Ende des Platzes einen guten Standort für unsere Teleskope und Autos. Beim Rundgang
um den Platz traf man hier und dort auch einige bekannte Gesichter. Man kam schnell ins Gespräch und
schwärmte von den letzten Treffen. Der Wettergott hatte diesmal ein einsehen mit uns, da letztes Jahr ein
wenig Hochnebel den Blick auf die Sterne trübte. Doch der Wetterbericht hatte für die 3 Tage und 2
Nächte optimale Bedingungen vorhergesagt. Ein knackig blauer Himmel sagte uns, dass es eine fantastische
Nacht werden würde. Neben unserem Standort trafen auch Thomas und Verena ein, nette Sternfreunde aus
Berlin, bekannt vom vorletzten Treffen am alten Standort an der Bahnsdorfer Jagdhütte. In diesem Jahr
hatten sie vor, mit einer Canon EOS 350D und einer Russentonne, Deep-Sky und Panoramaaufnahmen zu machen.
Um 18.00 Uhr gab es schon ein erstes Highlight, den Justier- und Praxisworkshop Newton-Teleskope von Uwe
Pilz. Um seinen 12,5 Zoll Newton bildete sich eine schöne Menschentraube, als er an praktischen Beispielen
die Justage an seinem Teleskop erklärte. Das anschließende Diskussionsforum gegen Lichtverschmutzung
verpassten wir leider, denn am Platz gab es noch andere Highlights in Form von "langen Röhren" zu sehen.
Jetzt traf auch Dr. Erhard Hänßgen mit seinem 42 Zoll Riesendob am Platz ein. Eine Stunde brauchte er, um
sein Teleskop startklar zu machen. Auch einige weitere Teleskope zogen interessierte Blicke auf sich z.B.
ein motorisierter 10 Zoll Dobson mit Go-To-Steuerung, Michael Kochs Apo-Refraktor mit 9 Zoll Öffnung und
selbstgebauter Montierung, verschiedene Gitterrohrdobsons aller Größen und einige Schmidt-Cassegrains.
Ein SC eines tschechischen Sternfreundes beherbergte auch einen ungewollten Untermieter. Eine Spinne hatte
sich im Tubus häuslich gemütlich gemacht. Vom Lidl-Scope bis zum Riesendob waren eigentlich alle
Teleskopgrößen und Klassen vorhanden. Für das leibliche Wohl der Sternfreunde wurde auch gesorgt. Um
18.00 Uhr öffnete der H-alpha-Biergarten. Rot ausgeleuchtet, um nicht die Dunkeladaption zu verlieren,
konnte jeder seinen Hunger und Durst für wenig Geld bis weit nach Mitternacht stillen.
Schon während der Dämmerung war die Milchstraße sichtbar, ein Beweis für die gute Durchsicht an diesem Abend. Allerdings war das Seeing nicht besonders. Es besserte sich erst nach Mitternacht als der Wind nachließ. Ich hatte meinen 8 Zoll GSO Dobson mitgebracht. Mein Kumpel Uwe seinen 4 Zoll TS Kometencatcher. Viele bekannte Deep-Sky Objekte, wie M 13, Ringnebel, Hantelnebel, Cirrusnebel, Nordamerikanebel, Andromedagalaxie, Dreiecksgalaxie etc. mit zahlreichen Strukturen, waren lohnende Ziele, die ich jeden interessierten Besucher zeigen konnte. Auch Stephans Quintett war zwar schwierig im 8 Zöller aber eindeutig sichtbar. Nach Mitternacht präsentierte sich die Milchstraße reich strukturiert bis nahe zum Horizont. Zahlreiche helle und dunkle Gebiete sowie Dunkelwolken hoben sich plastisch vor dem hellen Band unserer Heimatgalaxie ab. Südbrandenburg ist wirklich berühmt für seinen dunklen Sternhimmel. Die Sichtung der Dreiecksgalaxie M 33 mit bloßem Auge gelang, sie war direkt sichtbar. Ein Beweis, dass die Grenzgröße besser als 6,8 mag war, was viele Sternfreunde bestätigen konnten. Am Platz herrschte auch weit nach Mitternacht ein reges Treiben. Eine Menschenschlange bildete sich vor dem Riesendobson. Eine Gelegenheit auch mal die kleineren Teleskope am Platz in Aktion zu sehen. Die Stimmung der Sternfreunde war ausgezeichnet.
Gegen 4.00 Uhr, als der Orion immer weiter Richtung Süden strebte, verließen wir den Platz. Aber gegen Mittag, am selben Tag, waren wir wieder vor Ort. Diesmal mit meinem 10 Zoll Meade LXD55 und Uwes 6 Zoll Konus Refraktor. Im Gespräch mit Thomas erfuhren wir, dass das Zodiakalichts kurz vor Dämmerungsbeginn ein weiteres Highlight war. Diesmal hatten wir auch Gelegenheit die Sonne im Weißlicht sowie im H-Alpha Licht zu beobachten. Um 19.00 Uhr war der Vortrag "Highlights am Himmel" gut besucht. Sternfreunde aus der Region präsentierten ihre Ergebnisse. Es gab viele Bilder von Planeten, Finsternissen und Deep-Sky Objekten zu sehen. Nach und Nach trafen immer mehr Sternfreunde am Beobachtungsstandort ein. Der Chef der Herzberger Sternfreunde und Veranstalter des Teleskoptreffens Ralf Hofner sagte, dass bestimmt 400 Teilnehmer vor Ort waren. Im Alter von 4 bis 85 Jahren waren alle Altersgruppen anwesend. Die Beobachtungsbedingungen waren genauso gut wie am Vorabend. Als wir uns gegen 3.00 Uhr von den Sternfreunden verabschiedeten, versprachen wir im nächsten Jahr zum 8. Herzberger Teleskoptreffen (vom 14. bis 16. September 2007) wiederzukommen.