Hallo zusammen,
Anfang März 2013 weckte klingonio mein grundsätzlich schon vorhandenes Interesse für Astroknipserei. Im Herbst 2013 fing ich dann an, mir eigenes Equipment zuzulegen. Da hierzulande richtig gute Knipsgelegenheiten wetterbedingt selten sind, habe ich mir auferlegt, dass der ganze Kram “fluggepäcktauglich und rucksackbar” bleiben muss. Folglich habe ich keine dicke Montierung sondern eine AstroTrac auf einem Fotostativ und benutze ein (gutes) Teleobjektiv. Inzwischen denke ich, dass ich meine Hardware mit viel Gebastel unter der genannten Einschränkung halbwegs ausgereizt habe. Kürzlich bat mich klingonio, hier über meine AstroTrac-Optimierungen zu berichten…
Im Originalzustand hatte meine AstroTrac TT320X AG einen nicht kollimierten Polsucher dessen Beleuchtung viel zu hell war und der leicht aus dem Halter fiel. Dieser Polsucher lässt sich mit drei M3-Madenschrauben justieren und so kam ich dann mit 200mm Brennweite an meiner EOS 60D(a) auf eine Nachführabweichung von ca. 1pix. pro Minute in Richtung Äquator (etwa 4”/min.). Bei f/2.8 und ISO1600 sind 2min. Belichtungszeit an jedem mir bekannten Himmel ausreichend, um ins Streulicht zu kommen und die dabei zu erwartenden 2pix. Drift fand ich gerade noch tolerierbar.
Mein erstes Optimierungsopfer war der Polsucher. Gleich beim ersten Einsatz hatte ich Probleme mit Kondenswasser. Aus einem elastischen Stück Rohrisolation, paar Widerständen als Heizung und etwas Schrumpfschlauch entstand eine Taukappe, die man mit leichtem Druck auf den Polsucher stecken kann. Diese Taukappe sorgt nebenbei auch gleich dafür, dass der Polsucher nicht aus dem Halter fällt. Das Okular des Polsuchers hat grundsätzlich das gleiche Problem, aber dort kann man nicht einfach eine Taukappe aufstecken, weil der Beleuchtungsknubbel stört. Die Lösung war eine Taukappe mit einer regelbaren LED. Dazu habe ich dünne Pappe mit Leim direkt auf den Polsucher aufgewickelt, um eine feste Hülse mit passendem Durchmesser zu bekommen. An der Stelle der Beleuchtung ist der Polsucher abgeflacht. Ich habe ein kleines Stück Holz in meine Hülse eingeklebt, das die Kappe gegen Verdrehung sichert und die LED aufnimmt. Dann wieder paar normale Widerstände als Heizung, Kleinkram zur Helligkeitseinstellung und am Ende Schrumpfschlauch.
Damit war ich längere Zeit zufrieden. Irgendwann fiel mir aber auf, dass die Nachführabweichung nicht konstant war. Oft waren die Bilder besser als erwartet, manchmal hatte ich aber auch mehr Drift. Deshalb und auch weil ich gerne mit einem zusätzlichen 2x-Extender (also 400mm mit f/5.6) knipsen wollte, habe ich mir die AstroTrac genauer angesehen.
Das zentrale Kugellager der AstroTrac ist in den beweglichen Schenkel eingepresst. Das kann nicht beliebig gerade sein. Der Polsucherhalter liegt an diesem Schenkel an und ist auch nicht exakt gerade. Beide Teile sind im Original leider nicht justierbar, obwohl das eigentlich relativ einfach machbar ist, wenn man sich zutraut, das gute Stück mit Bohrer und Gewindeschneider zu behandeln. Am Polsucherhalter habe ich nun statt der drei Original-Magneten je zwei dickere Magneten und dazwischen je eine M3-Madenschraube. Der Stahlring des Polsuchers liegt somit auf den Spitzen der drei Madenschrauben und die Magneten halten ihn trotz etwas Abstand immernoch fester als im Original. Der bewegliche Schenkel meiner AstroTrac hat nun auch drei Madenschrauben, auf denen der Polsucherhalter gleitet. Um diese einzubauen, muss man die AstroTrac allerdings am zentralen Gelenk komplett demontieren, um den Schenkel bearbeiten zu können. Die Madenschrauben im Schenkel haben vorsichtshalber ein flaches Ende (keine Spitze), weil ich Angst hatte, dass sie sich mit der Zeit in den Polsucherhalter einkratzen könnten. Solche Schrauben habe ich inzwischen auch im Polsucher.
Zum Kollimieren des Polsucherhalters habe ich Polaris benutzt, vielleicht geht aber auch ein sehr weit entferntes Objekt am Tag. Der bewegliche Schenkel lässt sich am Tag justieren, wenn man den festen Schenkel von der Antriebsgondel trennt. Dazu muss man die vier Schrauben, die die Gondel zusammenhalten, lösen und die dicke Schraube am Ende des Schenkels rausdrehen. Danach kann man die untere Platte der Gondel etwas abziehen und den Schenkel aushängen. Die Gondel fällt dabei nicht auseinander, weil zwei Stifte alles noch in Position halten. Dann kann man den beweglichen Schenkel samt Gondel frei bewegen und dabei den Polsucherhalter mit dem Polsucher an einer festen Position halten. Das Prinzip ist jeweils das gleiche wie beim Justieren des Polsuchers.
Schließlich zeigte sich, dass es einen nicht weiter korrigierbaren Fehler gibt, der durch das Kugellager selbst entsteht. Dieser ist bei mir aber deutlich kleiner als die nun korrigierten Fehler.
Zur exakten Nachführung gehört auch eine exakte Nachführgeschwindigkeit. Bei meiner AstroTrac ist diese im Original etwas knapp. Aber es gibt ja die RJ-45-Buchse, an der man einen Autoguider anstecken kann, um die Nachführung etwas schneller bzw. langsamer laufen zu lassen. Dort findet man auch die 12V (bzw. etwas weniger durch eine Schutzdiode) wieder. Ich habe mir aus einem Arduino nano, einem kleinen Taster, einem RJ-45-Kabelrest mit Stecker, etwas Plexiglas aus der Bastelkiste, Isolierband und Schrumpfschlauch ein “Knubbel” zur Geschwindigkeitskorrektur und zur Unterstützung beim Scheinern gebaut. Die etwas zu kleine Geschwindigkeit wird korrigiert, indem die AstroTrac aller 30s für jeweils 120ms auf “schnell” geschaltet wird. In der Spitze der Antriebsgondel habe ich ein Stück Blei befestigt, damit der Schwerpunkt der Gondel auch mit angestecktem Arduino ganz sicher auf der spitzen Seite liegt. Andernfalls würde die Gondel beim Zurückfahren nach oben schwenken und sich evtl. verklemmen.
Richtige Erfahrungen mit 400mm habe ich dank Wetter leider noch nicht, aber nach meinen Tests sollte die Nachführabweichung nun bei etwa 0,5”/min. liegen, wenn ich mir beim Einnorden mittels Polsucher Mühe gebe. Theoretisch könnte ich mit Scheinern genauer einnorden als mit dem Polsucher, aber das kostet bei dieser Genauigkeit viel Zeit, mehr als ich dafür an einer guten Location opfern will. Grundsätzlich denke ich, dass ich nun die bisher tolerierten 2pix. Drift habe, wenn ich mit 400mm 8min. belichte. Vermutlich werde ich aber kürzer belichten und dafür mehr Subs erzeugen...
Fragen? Fragen!
Viele Grüße
;-)BAndi
Anfang März 2013 weckte klingonio mein grundsätzlich schon vorhandenes Interesse für Astroknipserei. Im Herbst 2013 fing ich dann an, mir eigenes Equipment zuzulegen. Da hierzulande richtig gute Knipsgelegenheiten wetterbedingt selten sind, habe ich mir auferlegt, dass der ganze Kram “fluggepäcktauglich und rucksackbar” bleiben muss. Folglich habe ich keine dicke Montierung sondern eine AstroTrac auf einem Fotostativ und benutze ein (gutes) Teleobjektiv. Inzwischen denke ich, dass ich meine Hardware mit viel Gebastel unter der genannten Einschränkung halbwegs ausgereizt habe. Kürzlich bat mich klingonio, hier über meine AstroTrac-Optimierungen zu berichten…
Im Originalzustand hatte meine AstroTrac TT320X AG einen nicht kollimierten Polsucher dessen Beleuchtung viel zu hell war und der leicht aus dem Halter fiel. Dieser Polsucher lässt sich mit drei M3-Madenschrauben justieren und so kam ich dann mit 200mm Brennweite an meiner EOS 60D(a) auf eine Nachführabweichung von ca. 1pix. pro Minute in Richtung Äquator (etwa 4”/min.). Bei f/2.8 und ISO1600 sind 2min. Belichtungszeit an jedem mir bekannten Himmel ausreichend, um ins Streulicht zu kommen und die dabei zu erwartenden 2pix. Drift fand ich gerade noch tolerierbar.
Mein erstes Optimierungsopfer war der Polsucher. Gleich beim ersten Einsatz hatte ich Probleme mit Kondenswasser. Aus einem elastischen Stück Rohrisolation, paar Widerständen als Heizung und etwas Schrumpfschlauch entstand eine Taukappe, die man mit leichtem Druck auf den Polsucher stecken kann. Diese Taukappe sorgt nebenbei auch gleich dafür, dass der Polsucher nicht aus dem Halter fällt. Das Okular des Polsuchers hat grundsätzlich das gleiche Problem, aber dort kann man nicht einfach eine Taukappe aufstecken, weil der Beleuchtungsknubbel stört. Die Lösung war eine Taukappe mit einer regelbaren LED. Dazu habe ich dünne Pappe mit Leim direkt auf den Polsucher aufgewickelt, um eine feste Hülse mit passendem Durchmesser zu bekommen. An der Stelle der Beleuchtung ist der Polsucher abgeflacht. Ich habe ein kleines Stück Holz in meine Hülse eingeklebt, das die Kappe gegen Verdrehung sichert und die LED aufnimmt. Dann wieder paar normale Widerstände als Heizung, Kleinkram zur Helligkeitseinstellung und am Ende Schrumpfschlauch.
Damit war ich längere Zeit zufrieden. Irgendwann fiel mir aber auf, dass die Nachführabweichung nicht konstant war. Oft waren die Bilder besser als erwartet, manchmal hatte ich aber auch mehr Drift. Deshalb und auch weil ich gerne mit einem zusätzlichen 2x-Extender (also 400mm mit f/5.6) knipsen wollte, habe ich mir die AstroTrac genauer angesehen.
Das zentrale Kugellager der AstroTrac ist in den beweglichen Schenkel eingepresst. Das kann nicht beliebig gerade sein. Der Polsucherhalter liegt an diesem Schenkel an und ist auch nicht exakt gerade. Beide Teile sind im Original leider nicht justierbar, obwohl das eigentlich relativ einfach machbar ist, wenn man sich zutraut, das gute Stück mit Bohrer und Gewindeschneider zu behandeln. Am Polsucherhalter habe ich nun statt der drei Original-Magneten je zwei dickere Magneten und dazwischen je eine M3-Madenschraube. Der Stahlring des Polsuchers liegt somit auf den Spitzen der drei Madenschrauben und die Magneten halten ihn trotz etwas Abstand immernoch fester als im Original. Der bewegliche Schenkel meiner AstroTrac hat nun auch drei Madenschrauben, auf denen der Polsucherhalter gleitet. Um diese einzubauen, muss man die AstroTrac allerdings am zentralen Gelenk komplett demontieren, um den Schenkel bearbeiten zu können. Die Madenschrauben im Schenkel haben vorsichtshalber ein flaches Ende (keine Spitze), weil ich Angst hatte, dass sie sich mit der Zeit in den Polsucherhalter einkratzen könnten. Solche Schrauben habe ich inzwischen auch im Polsucher.
Zum Kollimieren des Polsucherhalters habe ich Polaris benutzt, vielleicht geht aber auch ein sehr weit entferntes Objekt am Tag. Der bewegliche Schenkel lässt sich am Tag justieren, wenn man den festen Schenkel von der Antriebsgondel trennt. Dazu muss man die vier Schrauben, die die Gondel zusammenhalten, lösen und die dicke Schraube am Ende des Schenkels rausdrehen. Danach kann man die untere Platte der Gondel etwas abziehen und den Schenkel aushängen. Die Gondel fällt dabei nicht auseinander, weil zwei Stifte alles noch in Position halten. Dann kann man den beweglichen Schenkel samt Gondel frei bewegen und dabei den Polsucherhalter mit dem Polsucher an einer festen Position halten. Das Prinzip ist jeweils das gleiche wie beim Justieren des Polsuchers.
Schließlich zeigte sich, dass es einen nicht weiter korrigierbaren Fehler gibt, der durch das Kugellager selbst entsteht. Dieser ist bei mir aber deutlich kleiner als die nun korrigierten Fehler.
Zur exakten Nachführung gehört auch eine exakte Nachführgeschwindigkeit. Bei meiner AstroTrac ist diese im Original etwas knapp. Aber es gibt ja die RJ-45-Buchse, an der man einen Autoguider anstecken kann, um die Nachführung etwas schneller bzw. langsamer laufen zu lassen. Dort findet man auch die 12V (bzw. etwas weniger durch eine Schutzdiode) wieder. Ich habe mir aus einem Arduino nano, einem kleinen Taster, einem RJ-45-Kabelrest mit Stecker, etwas Plexiglas aus der Bastelkiste, Isolierband und Schrumpfschlauch ein “Knubbel” zur Geschwindigkeitskorrektur und zur Unterstützung beim Scheinern gebaut. Die etwas zu kleine Geschwindigkeit wird korrigiert, indem die AstroTrac aller 30s für jeweils 120ms auf “schnell” geschaltet wird. In der Spitze der Antriebsgondel habe ich ein Stück Blei befestigt, damit der Schwerpunkt der Gondel auch mit angestecktem Arduino ganz sicher auf der spitzen Seite liegt. Andernfalls würde die Gondel beim Zurückfahren nach oben schwenken und sich evtl. verklemmen.
Richtige Erfahrungen mit 400mm habe ich dank Wetter leider noch nicht, aber nach meinen Tests sollte die Nachführabweichung nun bei etwa 0,5”/min. liegen, wenn ich mir beim Einnorden mittels Polsucher Mühe gebe. Theoretisch könnte ich mit Scheinern genauer einnorden als mit dem Polsucher, aber das kostet bei dieser Genauigkeit viel Zeit, mehr als ich dafür an einer guten Location opfern will. Grundsätzlich denke ich, dass ich nun die bisher tolerierten 2pix. Drift habe, wenn ich mit 400mm 8min. belichte. Vermutlich werde ich aber kürzer belichten und dafür mehr Subs erzeugen...
Fragen? Fragen!
Viele Grüße
;-)BAndi