Objekte des Monats: Der offene Sternhaufen Messier 67

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Der offe­ne Stern­hau­fen Mes­sier 67 (NGC 2682), im süd­li­chen Bereich des Stern­bilds Krebs, wur­de vor dem Jahr 1779 von dem deut­schen Astro­no­men Johann Gott­fried Köh­ler (1745 – 1801) in Dres­den ent­deckt. Er konn­te den Hau­fen mit sei­nem beschei­de­nen Instru­ment aber noch nicht in Ein­zel­ster­ne auf­lö­sen und beschrieb ihn als läng­li­chen Nebel­fleck. Die Auf­lö­sung des Stern­hau­fens gelang erst dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Charles Mes­sier, der den Stern­hau­fen unab­hän­gig von Köh­ler ent­deck­te und ihn am 6. April 1780 in sei­nen berühm­ten Nebel­ka­ta­log auf­nahm. Er beschrieb ihn als „Hau­fen von schwa­chen Ster­nen mit Nebel, süd­lich der Sche­re des Kreb­ses“. Der deutsch-bri­ti­sche Astro­nom Wil­helm Her­schel beob­ach­te­te den Stern­hau­fen 1784 mit sei­nem 20-Fuß-Tele­skop von Eng­land aus und beschrieb ihn als bemer­kens­wer­ten rei­chen und hel­len Stern­hau­fen mit über 200 Ster­nen. Im angel­säch­si­schen Sprach­raum ist der Stern­hau­fen auch als „King Cobra Clus­ter“ bekannt. Gleich­zei­tig ist er auch der ältes­te Stern­hau­fen in Mes­siers berühm­ten Nebelkatalog.

Einer der ältesten offenen Sternhaufen unserer Milchstraße

Mes­sier 67 wird oft über­gan­gen und steht im Schat­ten des Bie­nen­stock­hau­fens Mes­sier 44, der sich nur 8 Grad nörd­lich von M 67 befin­det. Er zählt mit einem Alter von 4 Mil­li­ar­den Jah­ren zu den ältes­ten und wis­sen­schaft­lich am bes­ten unter­such­ten offe­nen Stern­hau­fen der Milch­stra­ße. Älter sind nur noch fünf wei­te­re Stern­hau­fen: NGC 188 (5 Mrd. Jah­ren) im Stern­bild Kepheus, NGC 6791 (7 Mrd. Jah­ren) im Stern­bild Lei­er sowie Ber­ke­ley 17 (10 Mrd. Jah­re) im Stern­bild Fuhr­mann. Auf einer Flä­che von 30 Bogen­mi­nu­ten, was der unge­fäh­ren Grö­ße des Voll­mon­des ent­spricht, ver­tei­len sich rund 500 Ster­ne in 2.700 Licht­jah­ren Ent­fer­nung und 20 Licht­jah­ren Aus­deh­nung. Mit einer Hel­lig­keit von 6,9 mag ist M 67 bereits sehr ein­fach in einem Feld­ste­cher wahr­nehm­bar. Sei­ne Mit­glieds­ster­ne besit­zen eine ähn­li­che Metal­li­zi­tät wie unse­re Son­ne. Der Grund war­um M 67 sich noch nicht wie ande­re Stern­hau­fen auf­ge­löst hat, ist sein Stern­reich­tum sowie sein gro­ßer Abstand zur galak­ti­schen Schei­be und vom galak­ti­schen Zen­trum. In rund 5 Mil­li­ar­den Jah­ren wird sich Mes­sier 67 aber trotz­dem auflösen.

Messier 67
Mes­sier 67 im Stern­bild Krebs – Auf­nah­me von Han­nes Bach­leit­ner, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Der Hau­fen ent­hält über­wie­gend Haupt­rei­hen­ster­ne vom Spek­tral­typ F sowie sehr vie­le hel­le Rote Rie­sen und Über­rie­sen, die die Haupt­rei­he bereits ver­las­sen und die Was­ser­stoff­fu­si­on im Kern ein­ge­stellt haben. Neben die­sen Ster­nen fin­det man noch 11 hel­le K‑Riesen, mit abso­lu­ten Hel­lig­kei­ten zwi­schen +0.5 und +1.5 Magni­tu­den, über 200 Wei­ße Zwer­ge und über 100 son­nen­ähn­li­che Ster­ne. Die Gesamt­mas­se des Stern­hau­fens wird auf 1.080 bis 1.400 Son­nen­mas­sen geschätzt. Des Wei­te­ren wur­den auch 30 Ver­tre­ter der so genann­ten Blau­en Nach­züg­ler (Blue Stragg­lers) gefun­den, die wahr­schein­lich durch die Kol­li­si­on mit ande­ren Hau­fen­mit­glie­dern ent­stan­den sind. Die­se Ster­ne fin­det man vor allem in den Kugel­stern­hau­fen im Halo unse­rer Gala­xis. Der hells­te von ihnen besit­zen die Spek­tral­klas­se B8 bis B9, mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 10 mag und rund 50-facher Sonnenleuchtkraft.

Messier 67 am Sternenhimmel
Posi­ti­on von M 67 im Stern­bild Krebs in einer Auf­nah­me vom 21. April 2015

Unter­su­chun­gen bele­gen, dass Mes­sier 67 in der Ver­gan­gen­heit eine Mas­sen­tren­nung erfah­ren hat, wobei die schwe­re­ren Ster­ne in Rich­tung des Hau­fen­zen­trums und die weni­ger mas­se­rei­chen in die äuße­ren Regio­nen gewan­det sind. Im Jahr 2014 wur­de mit dem HARPS Instru­ment am 3,6 Meter Tele­skop der ESO am La Sil­la Obser­va­to­ri­um in Chi­le drei Exo­pla­ne­ten gefun­den, die ihre Mut­ter­ster­ne in gerin­gem Abstand umkrei­sen. Zwei die­ser Exo­pla­ne­ten sind über­haupt die ers­ten Pla­ne­ten in einem offe­nen Hau­fen, die son­nen­ähn­li­che Ster­ne umkrei­sen. YBP1194b und YBP1514b besit­zen 34% bzw. 40% der Jupi­ter­mas­se und umrun­den ihre Son­nen in nur 6,9 bzw. 5,1 Tagen. Der Stern YBP1194 ist übri­gens ein nahe­zu per­fek­ter Zwil­ling unse­rer eige­nen Son­ne. Sei­ne Eigen­schaf­ten und Para­me­ter sind nahe­zu iden­tisch. Die gro­ße Anzahl an son­nen­ähn­li­chen Ster­nen, die unge­fähr das glei­che Alter unse­res Hei­mat­sterns auf­wei­sen, hat eini­ge Wis­sen­schaft­ler dazu ver­an­lasst, M 67 als Ent­ste­hungs­ort unse­rer Son­ne zu betrach­ten. Simu­la­tio­nen haben aber gezeigt, dass die­ses Sze­na­rio sehr unwahr­schein­lich ist. Auf­grund die­ser vie­len Eigen­schaf­ten ist es also nicht ver­wun­der­lich, dass Mes­sier 67 als per­fek­tes Stu­di­en­feld der Astro­no­men für die Stern­ent­wick­lung gilt.

Beobachtung

Ohne Fra­ge gehört die­ser hüb­sche Stern­hau­fen zu den reiz­volls­ten Objek­ten für klei­ne­re Instru­men­te, der durch sei­ne Hel­lig­keit sogar aus der Stadt her­aus oder bei schwa­chem Mond­schein noch sehr gut sicht­bar ist. In einem klei­nen 8x42 Fern­glas erkennt man schon ein unschar­fes, läng­li­ches, in Ost-West-Rich­tung elon­gier­tes Wölk­chen. Ver­wen­den wir einen 10x50 Feld­ste­cher, erscheint Mes­sier 67 als hel­ler kör­ni­ger Licht­fleck an der Auf­lö­sungs­gren­ze, mit einem 8 mag hel­len oran­gen Stern am nör­d­öst­li­chen Rand. Mein Fuji­non 16x70 Fern­glas löst bereits die ers­ten Ster­ne in M 67 auf. Ab 3 bis 4 Zoll Öff­nung tau­chen bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­run­gen dann rund 30 Hau­fen­mit­glie­der der 9. bis 10. Grö­ßen­klas­se auf, die sich auf ein Gebiet von rund 15 Bogen­mi­nu­ten Grö­ße ver­tei­len und von einem mil­chi­gen Glow nicht auf­ge­lös­ter Ster­ne umge­ben sind. Mit 6 bis 8 Zoll Öff­nung und 100-facher Ver­grö­ße­rung sind schon über 50 bis 70 Ster­ne erkenn­bar, die sich zwi­schen den hel­le­ren Mit­glie­dern in Ket­ten und klei­ne­ren Grup­pen anord­nen. Beson­ders auf­fäl­lig ist mit grö­ße­ren Instru­men­ten sein Ster­nen­reich­tum sowie die gleich­mä­ßi­ge Ver­tei­lung der Hau­fen­mit­glie­der, wobei sich eini­ge Ster­ne zur Mit­te hin kon­zen­trie­ren. In Tele­sko­pen von 10 bis 12 Zoll Öff­nung sind schließ­lich mehr als 100 Ster­ne erkennbar.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 67 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 67 ist am bes­ten im Spät­win­ter bis in das Früh­jahr hin­ein beob­acht­bar, wenn das Stern­bild Krebs mit­tel­hoch am Him­mel kul­mi­niert. Um den Stern­hau­fen auf­zu­fin­den, wird der 4,2 mag hel­le Mehr­fach­stern Acu­bens (Alpha Can­cri) im Sucher ein­ge­stellt. Alpha Cnc stellt den öst­li­chen Stern des umge­dreh­ten Y des Stern­bilds Krebs dar. Rund 0,6° west­lich von die­sem Stern befin­det sich der 5,4 mag hel­le Stern 60 Cnc. Schwenkt man von die­sem Stern aus­ge­hend wei­te­re 1,2° nach Nord­wes­ten, soll­te der Stern­hau­fen als klei­nes Nebel­wölk­chen im Sucher auftauchen.

Auf­such­kar­te Mes­sier 67 (87,5 KiB, 299 hits)

Steckbrief für Messier 67

Objekt­na­meMes­sier 67
Kata­log­be­zeich­nungNGC 2682, Col­lin­der 204, Melot­te 94, OCL 549
Typoffe­ner Stern­hau­fen, II 2 m
Stern­bildKrebs (Can­cer)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)08h 51m 24,0s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+11° 49′ 00″
V Hel­lig­keit6,9 mag
Flä­chen­hel­lig­keit13,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung25,0′
Anzahl der Sterne200
Hells­ter Stern9,7 mag
Durch­mes­ser20 Licht­jah­re
Ent­fer­nung2.900 Licht­jah­re
Beschrei­bung! Cl,vB,vL,eRi,lC,*10…15; 500 memb to 16 mag;Mallas-dark spot near center
Ent­de­ckerJohann Gott­fried Köh­ler, 1779
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 10
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 47
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 735–736 (Vol II) 
Pocket Sky Atlas: Chart 24
Sky Atlas 2000: Chart 12
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 94

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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