Objekte des Monats: Die Galaxie NGC 7331

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Die­se schö­ne und hel­le Spi­ral­ga­la­xie, im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Pega­sus, wur­de am 5. Sep­tem­ber 1784 vom deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Wil­helm Her­schel ent­deckt. Her­schel beschrieb das Objekt als sehr hell, ziem­lich groß, stark elon­giert und deut­lich hel­ler im Zen­trum. In Sir Patrick Moo­res Cald­well-Kata­log trägt sie die Bezeich­nung Cald­well 30. NGC 7331 gehört zu den hells­ten nicht Mes­sier­ob­jek­ten des nörd­li­chen Ster­nen­him­mels, die Ama­teur­as­tro­no­men schon mit klei­ner Aus­rüs­tung beob­ach­ten können.

Ein Paradeobjekt des Herbsthimmels

NGC 7331 ist die hells­te Gala­xie im Stern­bild Pega­sus und am bes­ten in den Herbst­mo­na­ten beob­acht­bar. Sie besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 9,5 mag, einen schein­ba­ren Durch­mes­ser von 10,5 x 3,7 Bogen­mi­nu­ten und befin­det sich 46 Mil­lio­nen Licht­jah­re von der Erde ent­fernt. Die Schei­be der Gala­xie ist 77 Grad zu unse­rer Sicht­li­nie geneigt und auf lang belich­te­ten Fotos sind im unmit­tel­ba­ren Umfeld von NGC 7331 wei­te­re Gala­xien erkenn­bar, dar­un­ter auch die hüb­sche Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie NGC 7337, die aber mit einer Ent­fer­nung von 330 bis 365 Mil­lio­nen Licht­jah­ren weit im Hin­ter­grund ste­hen. Die­se Grup­pe von Gala­xien ist im eng­li­schen Sprach­raum, zusam­men mit NGC 7331, auch als „Deer Lick Group“ bekannt. In der Nähe die­ser Hin­ter­grund­ga­la­xien fin­det man noch deut­lich licht­schwä­che­re ellip­ti­sche Zwerg­ga­la­xien, mit denen NGC 7331 in Wech­sel­wir­kung steht. Ein Hin­weis auf die­se Wech­sel­wir­kung ist ein 1,5 Bogen­mi­nu­ten lan­ger Gezei­ten­schweif, der aber erst bei tief belich­te­ten Auf­nah­men in Erschei­nung tritt. 

NGC 7331 mit Begleit­ga­la­xien – Auf­nah­me von Micha­el brei­te, Ste­fan Heutz & Wolf­gang Ries, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Mit einem wah­ren Durch­mes­ser von 140.000 Licht­jah­ren und 300 Mil­li­ar­den Son­nen­mas­sen, ist die Gala­xie von der Form und Grö­ße nach ähn­lich unse­rer eige­nen Milch­stra­ße, mit dem Unter­schied, dass unse­re Gala­xis eine Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie ist und NGC 7331 rela­tiv dicke und eng gewun­de­ne Spi­ral­ar­me sowie einen klei­nen Kern besitzt. In der astro­no­mi­schen Lite­ra­tur wird sie aus die­sem Grund als Sbc-Spi­ra­le geführt. Im sicht­ba­ren Licht und auch im Infra­rot­be­reich scheint das Zen­trum von NGC 7331 außer­mit­tig bezo­gen auf die Gala­xien­schei­be zu ste­hen. Auf Infra­rot­auf­nah­men zeigt sich in der Gala­xie ein ca. 40.000 Licht­jah­re gro­ßer Ring, der sehr viel Staub und zahl­rei­che HII-Regio­nen ent­hält. Dort sind 20% bis 30% des gesam­ten Schei­ben­ga­ses ent­hal­ten und es fin­det seit ca. 2 Mil­li­ar­den Jah­ren eine inten­si­ve Stern­ent­ste­hung statt. Unter­su­chun­gen bele­gen, dass die zen­tra­le Bul­ge der Gala­xie ent­ge­gen­ge­setzt zur Schei­be rotiert. Der Grund für die­se Anoma­lie ist nicht bekannt. Im Zen­trum von NGC 7331 befin­det sich, ähn­lich wie in unse­rer Milch­stra­ße, ein meh­re­re Mil­lio­nen Son­nen­mas­sen schwe­res Schwar­zes Loch.

NGC 7331 (HST)
HST-Auf­nah­me von NGC 7331 – Cre­dit: ESA/Hubble, CC BY 4.0, via Wiki­me­dia Commons

Im Lau­fe der letz­ten 60 Jah­re wur­den in der Gala­xie eini­ge Super­no­vae gefun­den. Die ers­te ent­deck­te Super­no­va, SN 1959D, war eine Typ II Super­no­va eines in sei­ner Ent­wick­lung weit fort­ge­schrit­te­ne Rie­sen­sterns. Sie wur­de vom ame­ri­ka­ni­schen Astro­no­men Mil­ton Huma­son ent­deckt und tauch­te 32 Bogen­se­kun­den west­lich und 13 Bogen­se­kun­den nörd­lich des Gala­xien­kerns auf. Sie erreich­te die 13. Grö­ßen­klas­se. Wei­te­re Super­no­vae waren SN 2013bu und SN2014C, wobei die letz­te­re eine unge­wöhn­li­che Ent­wick­lung von einer was­ser­stoff­ar­men zu einer was­ser­stoff­rei­chen Super­no­vae durch­lau­fen hat.

Stephan’s Quintett

NGC 7331 & Stephan's Quintett
NGC 7331 mit Stephan’s Quin­tett im Stern­bild Pega­sus – Auf­nah­me von Mario Richter

Unge­fähr ein hal­bes Grad wei­ter süd­lich von NGC 7331 befin­det sich die berühm­te Gala­xien­grup­pe „Stephan’s Quin­tett“ (Arp 319) die mit mehr als 300 Mil­lio­nen Licht­jah­ren Ent­fer­nung weit im Hin­ter­grund steht. Die Grup­pe wur­de nach dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Édouard Jean-Marie Ste­phan benannt, der die Gala­xien 1877 ent­deckt hat. Die fünf hells­ten Gala­xien besit­zen Hel­lig­kei­ten zwi­schen 12 und 14 mag und sind unter exzel­len­ten Bedin­gun­gen schon in einem 6 Zöl­ler zu beob­ach­ten. Aber auch mit 8 bis 12 Zoll Öff­nung las­sen sich in der Regel nur schwa­che Nebel­schim­mer aus­ma­chen. Zu der Grup­pe, die auch gegen­sei­tig gra­vi­ta­tiv in Wech­sel­wir­kung ste­hen, gehö­ren NGC 7317, NGC 7318A/B, NGC 7319 sowie NGC 7320C. Die hells­te Gala­xie die­ser Grup­pe, NGC 7320, gehört aller­dings nicht mehr dazu und ist eine Vor­der­grund­ga­la­xie in 45 Mil­lio­nen Licht­jah­ren Ent­fer­nung. Sie steht mit NGC 7331 schein­bar in Wech­sel­wir­kung und besitzt auch eine ver­gleich­ba­re Flucht­ge­schwin­dig­keit wie diese.

Stephan's Quintett
Stephan’s Quin­tett in einer Hub­ble-Auf­nah­me – Cre­dit: NASA, ESA, and the Hub­ble SM4 ERO Team, Public domain, via Wiki­me­dia Commons

Beobachtung

NGC 7331 ist eine Her­aus­for­de­rung für ein 7x50 oder 10x50 Fern­glas unter mode­ra­ten Sicht­be­din­gun­gen. Unter einem dunk­len Land­him­mel kann die Gala­xie bereits in einem 8x40 Fern­glas auf­ge­fun­den wer­den. Mit einem 16x70 Groß­feld­ste­cher erscheint die Gala­xie als läng­li­cher Nebel­fleck. Zur Beob­ach­tung ver­wen­det man aber bes­ser ein klei­nes Fern­rohr mit min­des­tens 3 bis 4 Zoll Öff­nung und 50-facher Ver­grö­ße­rung. Hier erscheint die Gala­xie viel deut­li­cher, mit einem etwas läng­li­chen Zen­trum und einem stern­för­mi­gen Kern. Ab 6 bis 8 Zoll Tele­s­ko­pöff­nung und rund 80-facher Ver­grö­ße­rung sticht die Gala­xie förm­lich ins Auge. Der Kern erscheint hell und flä­chig und im Zen­trum gut kon­den­siert, mit hel­le­ren Aus­läu­fern ent­lang der Nord-Süd-Ach­se des Gala­xien­kör­pers. Das Zen­tral­ge­biet scheint in Rich­tung Nor­den ver­setzt zu sein. Unter guten Sicht­be­din­gun­gen erscheint die Schei­be bereits gra­nu­liert, mit einem äuße­ren und deut­lich schwä­che­ren Halo. Beob­ach­tet man NGC 7331 mit einem Tele­skop von 10 Zoll Öff­nung und hoher Ver­grö­ße­rung, ähnelt die Gala­xie wie eine klei­ne­re Aus­ga­be der berühm­ten Andro­me­da­ga­la­xie. Hier erkennt man einen gut aus­ge­präg­ten ova­lem Zen­tral­be­reich mit stel­la­rem Kern und eini­gen Staub­fah­nen, die die Spi­ral­ar­me nach­zeich­nen sowie wei­te­ren Struk­tu­ren in der Gala­xien­schei­be. Zwei 13,5 mag hel­le Ster­ne befin­den sich am west­li­chen und nörd­li­chen Ende der Schei­be. Ab 10 bis 12 Zoll Öff­nung kön­nen unter guten Beob­ach­tungs­be­din­gun­gen auch die schwa­chen Hin­ter­grund­ga­la­xien der 13. bis 15. Grö­ßen­klas­sen um NGC 7331 erkannt werden.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für NGC 7331 – erstellt mit SkytechX

Am Him­mel ist NGC 7331 nicht ganz leicht auf­zu­fin­den, da es in die­sem Gebiet an hel­le­ren Ster­nen man­gelt. Am Bes­ten geht man von Eta Pega­si aus und schwenkt ein Grad in Rich­tung NNW. Hier steht dann ein Stern der 7. Grö­ßen­klas­se, der die unge­fäh­re Rich­tung angibt. Nach wei­te­ren 5 Grad in die­ser Rich­tung erkennt man im Sucher zwei oran­ge far­ben­de 6 mag Ster­ne. Nur ein Grad süd­lich davon steht ein wei­te­res Paar aus 8 mag hel­len Ster­nen, die 0,5 Grad wei­ter süd­lich genau auf NGC 7331 zeigen.

Auf­such­kar­te Gala­xie NGC 7331 (143,2 KiB, 357 hits)

Steckbrief für NGC 7331

Objekt­na­meNGC 7331
Kata­log­be­zeich­nungUGC 12113, PGC 69327,
MCG 6–49-45, Cald­well 30
Eigen­na­meDeer Lick Group
TypGala­xie, Sbc
Stern­bildPega­sus (Pega­sus)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)22h 37m 05,1s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+34° 25′ 13″
V Hel­lig­keit9,5 mag
Flä­chen­hel­lig­keit13,3 mag
Win­kel­aus­deh­nung10,2′ x 4,2′
Posi­ti­ons­win­kel171°
Abso­lu­te Helligkeit-21,504 mag
Durch­mes­ser58.000 Licht­jah­re
Ent­fer­nung46 Mil­lio­nen Lichtjahre
Beschrei­bungB,pL,pmE163,smbM, H I 53;UGC 12113;Brightest in group of F obj;sev dark lanes
Ent­de­ckerFried­rich Wil­helm Her­schel, 1784
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 7
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 28 & D13
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1141–1142 (Vol III) 
Pocket Sky Atlas: Chart 72
Sky Atlas 2000: Chart 9
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 46

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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